Zufriedenheit: Kreativitätssteigernd oder -hemmend?

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13. Feb. 2015
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Auf meine Frage, ob es nicht sinnvoll wäre Strategien zu entwickeln, um zu mehr Lebenszufriedenheit zu finden, bekomme ich häufiger die Antwort, dass Zufriedenheit den Fortschritt blockiere. Im Clavio-Forum habe ich auch schon diese Argumentation gelesen. Bei einer Profimusikerin habe ich erlebt, wie sehr sie falsch gegriffener Akkord aus der Bahn geworfen hat. Dabei war das Konzert ein voller Erfolg.

Ich fühle mich kreativer und leistungsstärker, (beruflich und im Privatleben) wenn ich zufrieden bin und das bin fast immer. Daher glaube ich, dass Zufriedenheit den Fortschritt eher unterstützt. Natürlich machen mich Fehler unzufrieden, aber dann begebe ich mich daran zu korrigieren und das geht, bei mir, besser, wenn ich ein weiches Polster des inneren Frieden habe.
Hört sich kompliziert an. Ist es auch.

Mich interessiert eure Erfahrung dazu und welche Antworten ihr auf die Eingangsfrage habt.

Viele Grüße
Marion
 
Gar keine leichte Frage!
Es kommt drauf an, wie Du Zufriedenheit definierst.
Womit bist Du zufrieden? Mit dem Jetztzustand? Mit Deinem Tun? Mit den Fortschritten (am Klavier)? Mit Dir selbst?
Je nachdem, wie Du es auffasst, kann Zufriedenheit sehr wohl hemmend wie auch motivierend sein.
 
Gar keine leichte Frage!
Es kommt drauf an, wie Du Zufriedenheit definierst.
Womit bist Du zufrieden? Mit dem Jetztzustand? Mit Deinem Tun? Mit den Fortschritten (am Klavier)? Mit Dir selbst?
Je nachdem, wie Du es auffasst, kann Zufriedenheit sehr wohl hemmend wie auch motivierend sein.

Stimmt, keine leichte Frage, auch die der Definition.

Ich versuch‘s mal so zu erklären, was für mich Zufriedenheit bedeutet.
Des öfteren erlebe ich, dass Menschen unter dem plötzlichen Tod eines geliebten Angehörigen oder Freundes leiden, weil sie keinen Abschied nehmen konnten und vielleicht einiges für unausgesprochen bleibt.
Das hat mich dazu veranlasst den Menschen, die mich lieben, zu sagen, dass ich ein
gutes Leben hatte und dass ich mir ihrer Liebe bewusst bin, auch wenn es mal Konflikte gab.

Ich meine also eine Lebenszufriedenheit, was Beziehungen, Beruf, Hobbies u.s.w angeht, mit meinem Tun, mit dem Jetztzustand und mit meinem Klavierspiel auf niedrigen Niveau.

In Bezug auf letzteres hat mich Unzufriedenheit öfter dazu bewogen, das Klavierspielen zu lassen. Da war dann eine Lücke, die mich unglücklich machte.

Im Laufe der letzten Jahre gelingt es mir zunehmend, zu akzeptieren, dass ich meinen Traum, richtig gut spielen zu können begraben muss.
Wenn ich mal wieder unzufrieden bin, weil ich schwerer Stücke schwer in Hand und Kopf bekomme, hör ich damit auf und spiele mein Repertoire an leichten Stücken und finde dadurch meinen Frieden wieder. Dadurch mache ich Fortschritte auf eben einem niedrigen Niveau, bleibe aber bei dem, was ich sehr liebe im Leben.
Aktuell spiele ich Kinderlieder frei auf dem Klavier und das wirkt auch auf mich befreiend. Ein paar Schwergewichte ( z.B. Lieder ohne Worte) sind ja auch dabei.

Damit erziele ich meinen Fortschritt durch Zufriedenheit. Nicht nur am Klavier.
Das soll auch so bleiben.

Mich interessiert die Sichtweise derer, die Zufriedenheit als fortschrittshemmend sehen. In Bezug auf‘s Klavierspiel, aber auch auf das Leben an sich.

Dass es ein sowohl, als auch gibt, sehe ich genauso.
 
Aus meiner Sicht ist es sehr wichtig, dass man mit dem Erreichten zufrieden ist, sofern es den eigenen Ansprüchen genügt.

Allerdings sollte man sich nicht auf dem Erreichten ausruhen, sonst führt das zu Bequemlichkeit, die Fortschritte hemmt.

Ebenso wichtig wie Zufriedenheit ist der Blick auf weitere Ziele.

Wenn beides ausbalanciert ist, ist der optimale Zustand erreicht.
 
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II
Auf meine Frage, ob es nicht sinnvoll wäre Strategien zu entwickeln, um zu mehr Lebenszufriedenheit zu finden, bekomme ich häufiger die Antwort, dass Zufriedenheit den Fortschritt blockiere. Im Clavio-Forum habe ich auch schon diese Argumentation gelesen. Bei einer Profimusikerin habe ich erlebt, wie sehr sie falsch gegriffener Akkord aus der Bahn geworfen hat. Dabei war das Konzert ein voller Erfolg.

Ich fühle mich kreativer und leistungsstärker, (beruflich und im Privatleben) wenn ich zufrieden bin und das bin fast immer. Daher glaube ich, dass Zufriedenheit den Fortschritt eher unterstützt. Natürlich machen mich Fehler unzufrieden, aber dann begebe ich mich daran zu korrigieren und das geht, bei mir, besser, wenn ich ein weiches Polster des inneren Frieden habe.
Hört sich kompliziert an. Ist es auch.

Mich interessiert eure Erfahrung dazu und welche Antworten ihr auf die Eingangsfrage habt.

Viele Grüße
Marion
Liebe Marion, du sprichst von der positivsten Art der Zufriedenheit, denn die Voraussetzung dafür sind: Bescheidenheit, Verantwortungsbewusstsein, Demut und Dankbarkeit.

Selbstzufriedenheit ist davon weit entfernt.
 
Vielleicht ist die Zufriedenheit als Positivum nur eine Momentaufnahme.
Man kann auch einen Stillstand in der Weiterentwicklung mit Zufriedenheit entschuldigen.
 
Bescheidenheit hat überhaupt nichts zu tun mit Zufriedenheit, kann sogar dem entgegenstehen, wenn ich die zu meiner Zufriedenheit benötigten Bedürfnisse nicht ausleben kann (womöglich, um bescheiden zu "gelten").
 

Ich glaube nicht, dass das Ausschlusskriterien sind.
Ok, vielleicht sollte ich ergänzen: Man wird in seinen Ansprüchen bescheiden, wenn man merkt, dass die eigenen Ziele nicht erreicht werden. Das steht dann ja auch echter Zufriedenheit entgegen.

Ich vermute allerdings, dass @klaros mit Bescheidenheit das Gegenteil von Selbstherrlichkeit meint. In diesem Sinne fände ich Bescheidenheit gut und wichtig. Edit: Oh, zu spät gesehen, das hattest du ja auch schon sinngemäß geschrieben.
 
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Ständig einem imaginären Ziel hinterher zu sein, kann nicht zufriedenstellend sein. Also ist der Zustand eher der, das Beste aus den gegebenen Umständen zu machen.
Oder: Schenkt das Leben dir Zitronen.....
 
Zufriedenheit ist mein persönliches allerhöchstes Lebensziel. Ich meine damit eine Lebenseinstellung.
Aber: Wenn man zu 100% zufrieden ist, könnten zwei Dinge passieren. Positiv ausgedrückt: Ich habe die Erleuchtung gefunden. Negativ ausgedrückt: Es kommt zum absoluten Stillstand. Beides ist im Moment nicht mein Ziel (obwohl ich gegen die Erleuchtung nichts hätte...). Sondern ich meine eine grundsätzliche innere Freude und Ruhe, Dankbarkeit und wertschätzende Wahrnehmung für das, was da ist. Dazu darf und soll ein Streben nach weiteren schönen Dingen kommen. Denn Zufriedenheit stellt sich bei mir auch durch ein ständiges Fließen ein, dadurch, dass Neues passiert, dass ich tätig und kreativ bin.

Also, weniger philosphische Antwort: Das ist bestimmt eine individuelle Sache. Ich vermute, man kann sowohl als zufriedener, wie auch als unzufriedener Mensch kreativ sein. Allerdings habe ich keine Lust, dauerhaft richtig unzufrieden zu sein, das ist mir viel zu anstrengend.
 

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