
Orchid
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- 10. Okt. 2017
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Hallo.
Ich wende mich mit einer Frage Euch, die mich bestimmt schon an die zwei Jahre umtreibt. Nämlich: Wieviel kann ich vom Klavierunterricht erwarten bzw. bin ich vielleicht viel zu anspruchsvoll?
Ich bin seit vier Jahren Lernende des „Typs“: "Mit akustischem Klavier und MIT Klavierlehrer (Dipl.Klavierpädagoge)". Jedenfalls NOCH. Ich habe das Wichtigste über mich im Vorstellungsfaden bereits geschrieben. Manches wiederhole ich hier, denn nicht jeder liest ja den Vorstellungsthread.
Also mein Klavierunterricht bestand von Anfang an ausschließlich aus dem Erlernen neuer Stücke, die ich oft selbst vorgeschlagen habe, weil sie mir gut gefielen. Sie waren sicher von Anfang an zu schwer, aber weil sie mir so gut gefielen habe ich so intensiv geübt, bis sie liefen, da kann ich ehrgeizig sein (schön klangen sie deshalb noch lange nicht). Mein KL hat lange Zeit geglaubt, ich würde schon länger spielen, auch wenn ich ihm oft versichert habe, dass ich ahnungslose Anfängerin bin.
Für ein Stück brauche ich zwei bis vier Wochen. Danach oder währenddessen gibt mir der KL Tipps, wie ich besser üben kann (z.B. kleine Gruppen mit verändertem Rhythmus üben), oder wie man etwas spielen soll (z.B. hier decrescendo, da so, als ob man´s singen würde, hier Atempause etc.). Wenn er alles Wichtige zu einem Stück gesagt hat, soll ich es für mich alleine weiter festigen, dann kommt das nächste Stück.
Sämtliche Theorie habe ich mir selbst angelesen. Manchmal (selten) fragt er mich nach einem Akkord, den ich nach kurzem Überlegen meist benennen kann. Alle paar Monate versucht mein KL, mir das Improvisieren nahezubringen, woran ich sehr interessiert bin, was aber bislang absolut erfolglos blieb. Denn erstens bin ich vor JEDEM Zuhörer unglaublich gehemmt. Alleine zu Hause klappt es etwas besser. Gerade Improvisieren hat für mich etwas im übertragenen Sinn „exhibitionistisches“, denn da muss ich ganz viel Gefühl preisgeben
. Zweitens fällt mir Improvisieren ohne theoretische Grundlagen enorm schwer, weil nach dem Prinzip „trial and error“ einfach eine Menge Müll herauskommt, was mich noch mehr hemmt. Und drittens besitze ich in etwa so viel Kreativität wie ein Stück Holz
. Fleiß und Sorgfalt liegen mir da näher.
Ich glaubte, es würde helfen, tiefer in die Theorie einzusteigen, und siehe da, seit ich mich darüber informiert habe, dass es Kadenzen und Funktionstheorie gibt, bekomme ich zumindest eine Ahnung, wo sie Sache hinlaufen kann. Ich glaube, es würde helfen, Stücke harmonisch zu analysieren, um nachvollziehen zu können, wie Musik funktioniert. Oder bekannte Lieder nachzuspielen. Aber alleine kann ich das nicht. Ich habe meinem KL erklärt, dass mein Ziel ist, mich „auf dem Klavier zu Hause zu fühlen“ und ihn gefragt, was ich dafür tun kann, z.B. Akkordumkehrungen und -erweiterungen, Kadenzen oder Tonarten lernen, Technikübungen oder was auch immer. Ich würde tun, was sinnvoll ist. Er meinte, Akkorde seinen zwar schon sinnvoll (Warum hat er sie mir dann aber nie erklärt?), aber der Rest würde mich nicht weiterbringen. Mittlerweile habe ich mir sehr viel selbst angelesen, Harmonielehre und auch Übestrategien. Nur kann ich mir daraus irgendwie kein regelmäßiges Übekonzept basteln
. Denn ich übe ja immer fleißig am neuen Stück und vernachlässige dann regelmäßig die fünf-Minuten-Blattspielübung täglich, die Analyse leichter Stücke, die Akkord-und Tonartenübungen etc. die ich mir vorgenommen hatte. Eben weil das alles nichts mit meinem Klavierunterricht zu tun hat, bleibe ich nicht konsequent dabei.
Ich glaube, dass ich auf diese Weise nicht Klavierspielen lernen werde. Denn ich kann zwar inzwischen für meine Verhältnisse auch schwierige Stücke erlernen, aber SPIELEN kann ich nach nun vier Jahren wirklich beinahe NICHTS: Die alten Stücke vergesse ich schneller, als ich das Wort „Klavierspielen“ aussprechen kann. Die neuen Stücke kann ich noch nicht. Auswendig ging noch nie irgendetwas und improvisiert schon gar nicht
. Dazu kommt eine enorme Vorspielangst, auch vor dem KL und sogar vor meiner Familie.
Ich habe meinem KL das alles erklärt. Er meint, ich hätte zu hohe Ansprüche an mich. Ich könne schon gut Klavierspielen, sei talentiert und enorm fleißig. Er sagte mal, ich hätte Musik studieren können, wenn ich früher angefangen hätte (da hat er aber übertrieben, auch wenn es mir sicher Spaß gemacht hätte
).
Jedenfalls frage ich mich nach den allermeisten Unterrichtsstunden, was ich dort überhaupt gelernt habe. Haltungsfragen oder Anschlagtechniken waren nie Thema, Pedalspiel lernen kaum, und ich bin ganz sicher kein Naturtalent. Ich weiß, wie kritisch hier die meisten die Herren Schuchardt, Haefliger oder Kauker auf Youtube sehen, aber diese Leute haben mir so manches Aha-Erlebnis beschert über Dinge, die ich im Unterricht nie gelernt habe.
Ich habe schon vor längerer Zeit darüber nachgedacht, ob es vielleicht nicht der richtige KL ist, aber wenn ich mir den (anderen) KL meiner Kinder oder die KL von zwei weiteren Bekannten anschaue, dann ist der Unterricht dort auch nicht besser.
Jetzt also zu meiner Frage:
Sollte ich auf Klavierunterricht verzichten? Denn wenn ich mir, abgesehen von spielerischen Feinheiten, sowieso alles selbst aneignen muss, kann ich ja gleich als Autodidakt weitermachen. Und spätestens wenn mich der KL wieder fragt, was wir denn heute machen wollen, er sei gar nicht vorbereitet, dann ärgere ich mich wieder über die entbehrliche Unterrichtsstunde.
ODER (große Hoffnung!) habe ich nur viel zu hohe Ansprüche an Klavierunterricht und sollte nur Geduld üben, weil das Musikverständnis mit der Zeit von alleine kommt? Wobei "Zeit" hier kritisch zu sehen wäre, denn ich möchte schon zumindest einfache Stücke spielen können, bevor ich erste Anzeichen von Alters-Demenz zeige
.
ODER (Alternativhoffnung!) glaubt Ihr, es gibt auf diesem Planeten einen KL, der mir das beibringen kann, was ich lernen möchte? Oder der mir zumindest zeigt, wie ich es selbst am besten lernen kann. Dann würde ich nach diesem Menschen suchen.
Mit ratsuchenden Grüßen....
P.S. Zukünftige Beiträge meinerseits beabsichtige ich viel kürzer zu formulieren. Danke für Eure Geduld.
Ich wende mich mit einer Frage Euch, die mich bestimmt schon an die zwei Jahre umtreibt. Nämlich: Wieviel kann ich vom Klavierunterricht erwarten bzw. bin ich vielleicht viel zu anspruchsvoll?
Ich bin seit vier Jahren Lernende des „Typs“: "Mit akustischem Klavier und MIT Klavierlehrer (Dipl.Klavierpädagoge)". Jedenfalls NOCH. Ich habe das Wichtigste über mich im Vorstellungsfaden bereits geschrieben. Manches wiederhole ich hier, denn nicht jeder liest ja den Vorstellungsthread.
Also mein Klavierunterricht bestand von Anfang an ausschließlich aus dem Erlernen neuer Stücke, die ich oft selbst vorgeschlagen habe, weil sie mir gut gefielen. Sie waren sicher von Anfang an zu schwer, aber weil sie mir so gut gefielen habe ich so intensiv geübt, bis sie liefen, da kann ich ehrgeizig sein (schön klangen sie deshalb noch lange nicht). Mein KL hat lange Zeit geglaubt, ich würde schon länger spielen, auch wenn ich ihm oft versichert habe, dass ich ahnungslose Anfängerin bin.
Für ein Stück brauche ich zwei bis vier Wochen. Danach oder währenddessen gibt mir der KL Tipps, wie ich besser üben kann (z.B. kleine Gruppen mit verändertem Rhythmus üben), oder wie man etwas spielen soll (z.B. hier decrescendo, da so, als ob man´s singen würde, hier Atempause etc.). Wenn er alles Wichtige zu einem Stück gesagt hat, soll ich es für mich alleine weiter festigen, dann kommt das nächste Stück.
Sämtliche Theorie habe ich mir selbst angelesen. Manchmal (selten) fragt er mich nach einem Akkord, den ich nach kurzem Überlegen meist benennen kann. Alle paar Monate versucht mein KL, mir das Improvisieren nahezubringen, woran ich sehr interessiert bin, was aber bislang absolut erfolglos blieb. Denn erstens bin ich vor JEDEM Zuhörer unglaublich gehemmt. Alleine zu Hause klappt es etwas besser. Gerade Improvisieren hat für mich etwas im übertragenen Sinn „exhibitionistisches“, denn da muss ich ganz viel Gefühl preisgeben


Ich glaubte, es würde helfen, tiefer in die Theorie einzusteigen, und siehe da, seit ich mich darüber informiert habe, dass es Kadenzen und Funktionstheorie gibt, bekomme ich zumindest eine Ahnung, wo sie Sache hinlaufen kann. Ich glaube, es würde helfen, Stücke harmonisch zu analysieren, um nachvollziehen zu können, wie Musik funktioniert. Oder bekannte Lieder nachzuspielen. Aber alleine kann ich das nicht. Ich habe meinem KL erklärt, dass mein Ziel ist, mich „auf dem Klavier zu Hause zu fühlen“ und ihn gefragt, was ich dafür tun kann, z.B. Akkordumkehrungen und -erweiterungen, Kadenzen oder Tonarten lernen, Technikübungen oder was auch immer. Ich würde tun, was sinnvoll ist. Er meinte, Akkorde seinen zwar schon sinnvoll (Warum hat er sie mir dann aber nie erklärt?), aber der Rest würde mich nicht weiterbringen. Mittlerweile habe ich mir sehr viel selbst angelesen, Harmonielehre und auch Übestrategien. Nur kann ich mir daraus irgendwie kein regelmäßiges Übekonzept basteln

Ich glaube, dass ich auf diese Weise nicht Klavierspielen lernen werde. Denn ich kann zwar inzwischen für meine Verhältnisse auch schwierige Stücke erlernen, aber SPIELEN kann ich nach nun vier Jahren wirklich beinahe NICHTS: Die alten Stücke vergesse ich schneller, als ich das Wort „Klavierspielen“ aussprechen kann. Die neuen Stücke kann ich noch nicht. Auswendig ging noch nie irgendetwas und improvisiert schon gar nicht

Ich habe meinem KL das alles erklärt. Er meint, ich hätte zu hohe Ansprüche an mich. Ich könne schon gut Klavierspielen, sei talentiert und enorm fleißig. Er sagte mal, ich hätte Musik studieren können, wenn ich früher angefangen hätte (da hat er aber übertrieben, auch wenn es mir sicher Spaß gemacht hätte

Jedenfalls frage ich mich nach den allermeisten Unterrichtsstunden, was ich dort überhaupt gelernt habe. Haltungsfragen oder Anschlagtechniken waren nie Thema, Pedalspiel lernen kaum, und ich bin ganz sicher kein Naturtalent. Ich weiß, wie kritisch hier die meisten die Herren Schuchardt, Haefliger oder Kauker auf Youtube sehen, aber diese Leute haben mir so manches Aha-Erlebnis beschert über Dinge, die ich im Unterricht nie gelernt habe.
Ich habe schon vor längerer Zeit darüber nachgedacht, ob es vielleicht nicht der richtige KL ist, aber wenn ich mir den (anderen) KL meiner Kinder oder die KL von zwei weiteren Bekannten anschaue, dann ist der Unterricht dort auch nicht besser.
Jetzt also zu meiner Frage:
Sollte ich auf Klavierunterricht verzichten? Denn wenn ich mir, abgesehen von spielerischen Feinheiten, sowieso alles selbst aneignen muss, kann ich ja gleich als Autodidakt weitermachen. Und spätestens wenn mich der KL wieder fragt, was wir denn heute machen wollen, er sei gar nicht vorbereitet, dann ärgere ich mich wieder über die entbehrliche Unterrichtsstunde.
ODER (große Hoffnung!) habe ich nur viel zu hohe Ansprüche an Klavierunterricht und sollte nur Geduld üben, weil das Musikverständnis mit der Zeit von alleine kommt? Wobei "Zeit" hier kritisch zu sehen wäre, denn ich möchte schon zumindest einfache Stücke spielen können, bevor ich erste Anzeichen von Alters-Demenz zeige

ODER (Alternativhoffnung!) glaubt Ihr, es gibt auf diesem Planeten einen KL, der mir das beibringen kann, was ich lernen möchte? Oder der mir zumindest zeigt, wie ich es selbst am besten lernen kann. Dann würde ich nach diesem Menschen suchen.
Mit ratsuchenden Grüßen....
P.S. Zukünftige Beiträge meinerseits beabsichtige ich viel kürzer zu formulieren. Danke für Eure Geduld.