Zu hohe Erwartungen an den Klavierunterricht?

Derartige Lehrer (von denen es SEHR viele gibt) wollen einfach ohne viel Stress ihre Unterrichtsstunden nach Schema F durchziehen und fühlen sich bei besonders interessierten / talentierten Schülern mit besonderem Förderungsbedarf in ihrer Ruhe gestört bzw. überfordert.

Ein guter KL freut sich über so einen Schüler, macht mit ihm lauter Sonder-Sachen, gibt ihm extra anspruchvolle Hausaufgaben mit etc.

@ Hasenbein ja und manchmal kommen solche Lehrer ins Forum geplatzt wettern ein bisschen über die sich hier Rat suchenden Schüler rum , man würde ja über den schlechten Unterricht "ablässtern/aufhetzen" (so wie der/die ä Thread Ersteller in dem Fall) und erzählen wie toll sie doch sind und wie gut der Unterricht ist und alle stimmen dem KL zu ohne das der KL mal seine tollen Unterrichts Strategien hier Preis gegeben hat. Hätte diese/diese tolle KL das getan wäre er/sie als Kack KL enttarnt worden.

Man sollte schon wirklich!!! vorsichtig sein wen man als "Kack Schüler " oder " Kack Lehrer" bezeichnet.
Oder einfach nicht so hohe Ansprüche an den Klavier unterricht haben , aber besser keinen damit der KL in ruhe nach Schema F weiter unterrichten kann.
 
Ich möchte Euch ja keineswegs mit meinem weiteren Werdegang langweilen, aber für diejenigen, die es interessiert, wie es weiterging:
Ich habe mir Eure Ratschläge zu Herzen genommen, insbesondere
Also habe ich meine Komfort-Zone verlassen und nach einem neuen KL gesucht.
hat mich irgendwie angesprochen, denn genau aus dieser Komfort-Zone hatte ich mich zuvor nicht hinausgewagt. Danke an @DonMias . Und an alle anderen.
Jedenfalls habe ich den Kontakt zu einer gut ausgebildeten Klavierlehrerin gesucht und hatte am Dienstag die erste Stunde. Sie hat ungefähr mein Alter und war mir auf Anhieb sympatisch. Zum Einstieg gab es ein leichtes Stück auf: Schumanns Kinderszenen "die Erste", dafür davon den ersten Teil bis zum nächsten mal auswendig. Na das geht doch dann schon in die richtige Richtung...
Bei ihr nehme ich jetzt etwa alle zwei Wochen Unterricht zum Ausprobieren.
Ich will erstmal ein paar Wochen zweigleisig fahren und später entscheiden, bei welchem Lehrer ich bleiben möchte. Allerdings tue ich das mit schlechtem Gewissen, weil ich meinem bisherigen KL mein "Fremdgehen" nicht erzählt habe. Das traue ich mich dann doch nicht.
Falls es interessiert, berichte ich, wie es weitergeht.
Liebe Grüße...
 
Ich wollte mal eben einen ernüchterten Zwischenbericht geben. Immerhin sind inzwischen rund viereinhalb Monate vergangen.

Die neue Klavierlehrerin habe ich nur drei Mal besucht. Sie war sehr nett, aber sie hat mir immer wieder gesagt, ich müsse geduldiger sein, und mein alter KL hätte nach meinen Beschreibungen schon alles richtig gemacht. Nachdem das erste Stückchen "fertig" geübt und auch am Ausdruck gearbeitet worden war, kam das nächste auf's Notenpult. Genau das wollte ich ja nicht. Ich will ja eben nicht nur ausdrucksvoll nachspielen können, sondern auch selbst Musik machen können. Wenn auch zunächst mal recht schlicht.

Ich hab's dann nochmal bei meinem KL eingefordert und es folgte eine wirklich tolle Stunde:
Ein bekanntes Stück (naja, Poplied in dem Fall) selbst spielen, Akkorde dazu finden und Begleitrhythmus dazu. Super. Er meinte, das könne man aber nicht wirklich unterrichten, das müsse man tun (da hat er wohl auch Recht!).
Zu Hause weiterprobiert, mit mäßig akzeptablem Erfolg. Daher hab ich in der nächsten Stunde erst mal das Bach-Stück vorgespielt, bei dem ich mich sicherer fühlte. Damit ging dann die Stunde vorüber. Zur nächsten Woche sollte ich das Bach-Stück hier und da noch festigen. Und ein neues Bach-Stück. Also derselbe Stand wie vorher.

Ich schaffe es einfach nicht, jedes Mal auf's Neue Dinge einfordern zu müssen. Da spiele ich dann im Unterricht letztendlich doch das vor, was ich kann und gut is...

Könnte ein KL nicht doch an der "angekratzten" Stelle anknüpfen? Sowas wie: "Spiel doch das von letzter Woche nochmal vor. Und jetzt üb mal auf dieselbe Weise jenes Lied." oder " Finde mal zu nächster Woche die Akkorde zu diesem." oder: "Verinnerliche mal alle Stufen-Akkorde dieser Tonart in allen Umkehrungen." Und dann, ganz wichtig: diese Hausaufgaben in der nächsten Woche auch mal abfragen.

Ach, ich wäre ich vielleicht der ideale Lehrer :idee: ;-).
Ich hätte ein Konzept, mal Blattspiel, mal auswendig, mal Harmonielehre, mal Analyse, mal improvisieren, mal arrangieren, mal vierhändig, mal klassisch, mal modern. Leider gäb's nur ein Problem: Ich kann nicht Klavierspielen :lol:.

Ich meine, der Schüler kann doch nicht jedes Mal selbst einfordern müssen, was er lernen will.
Oder doch??? Kinder können das doch auch nicht. Ich erwarte wohl doch zu viel...:denken:.

Habe in meiner Verzweiflung inzwischen einen Online-Kurs beim Schuchardt gekauft :schweigen::bomb:.
Komme damit aber auch nicht wirklich zurecht. Die Motivation fehlt mir, weil ich nicht weiß, ob es was bringt. Und die gezeigten Lektionen spiele ich dann doch letztendlich automatisch eher nach, als dass sie "aus mir selbst" kommen .

Meine neueste Idee ist, parallel zu meinem klassischen Klavierunterricht Jazzpiano-Unterricht zu nehmen. Das wäre allerdings recht teuer, zweimal Unterrichtsgebühren (plus den für beide Kinder). Und zwei Nachmittage in der Woche für Unterricht freihalten (plus den für beide Kinder).

Was meint Ihr, könnte das dennoch eine Lösung sein? Oder kann man das MusikMACHEN doch nicht lehren?

Wer von Euch Hobbypianisten hat denn wirklich einen Lehrer, der vielseitig unterrichtet, oder wer von Euch Profis kann ehrlich von sich behaupten, vielseitig zu unterrichten?

Liebe Grüße.
 
Wer von Euch Hobbypianisten hat denn wirklich einen Lehrer, der vielseitig unterrichtet,
Mein Lehrer unterrichtet recht vielseitig. So vielseitig, dass das mit dem "Stücke lernen" schon fast ein wenig zu sehr in den Hintergrund geraten ist. Improvisieren, Singen, mögliche Begleitungen ausdenken, Analysieren, Übemethoden. Das nimmt oft mehr Unterrichtszeit in Anspruch als das eigentliche Stück. Aber ich habe es ja so gewollt, als ich ihm am Anfang gesagt habe: Ich will nicht Stücke lernen, ich will Klavier spielen lernen. Ich hege immer noch die Hoffnung, dass der Unterricht zwar auf diese Weise evtl. vordergründig weniger spektakuläre Fortschritte bringt, aber die erzielten Fortschritte tiefer und nachhaltiger sind.

Ein wenig muss ich aber auch bei meinem Lehrer lenkend eingreifen, da er sich manchmal in seiner eigenen Begeisterung verliert und "von Höcksken auf Stöcksken" kommt und nach den Sommerferien werde ich auch mal wieder eine "Review" auf das letzte halbe Jahr mit ihm anstoßen.
 
@DonMias, das klingt gut. Ist es ein privater oder von der Musikschule? Wie lange nimmst Du schon bei ihm Unterricht? Und wie hast Du ihn gefunden?
 
Habe vor 6? Jahren mit Klavier mal angefangen und auch recht exzessiv geübt und auch reichlich Unterricht genommen bis es mir dann nach 3,5 Jahren zu viel wurde und ich recht ausgebrannt das Tastengestell so schnell nicht mehr angesehen hatte. Sprich es hat 2 Jahre gedauert bis ich mich wieder freiwillig ohne Brett im Kopf rangesetzt habe und Lust hatte Musik zu machen(!) Im Nachhinein war der Unterricht wichtig um einiges an grundlagen mitzunehmen um jetzt autodidaktisch und völlig wertebefreit zu üben (Ist voll angenehm). Das lustige ist. Bin auch so schredderhaft vorgegangen und habe viele Stücke wieder halb vergessen... überhaupt, ich war nie zufrieden... und es klang letztlich immer schrottig und dann immer Statements "für die Dauer schon echt gut" sind Gift... sie täuschen über das hinweg was es ausmacht zu musizieren.....erstens klingt das Stück aufgrund der eierschalen nicht besser und 2. Verleitet es immer diesen "Vorsprung"(??) Beizubehalten... keine Ahnung... Kann das nicht besser wiedergeben. Fakt ist: Wenn du dich iwann an dein klavier setzt und du einfach ein Stück deiner Wahl übst und den inneren Drang verspürst es in jedem Winkel mit einer Seele zu füllen ohne an Zeitdruck zu denken... an nem Kl..... oder sonstwen, sondern du dich innerlich freust von Arbeit zu kommen und weiterzufeilen... einfach nur so... ohne zu denken was du alles falsch machen könntest, dann hast du schon viel gewonnen. Üben wirst du trotzdem müssen und je nach Stück gibt es technische Hürden und die muss man dann üben... shit happends. Was ich empfehlen kann ist sich selbst aufzunehmen. Handy reicht meist. Du hörst rythmischen müll und Ungereimtheiten recht gut raus.

Zur Kl Frage..... ich werde keinen mehr nehmen, jedenfalls nicht regelmäßig als Unterricht, es würde meine Motivation hemmen. Aber ich werde iwann wenn ich der Meinung bin ich komme nicht weiter oder es ist soweit das ich den Rat eines Meisters brauche, um ein Stück weiterere 2-3% woauchimmerhin zu hieven, nachdem ich alles mögliche getan habe das er mich nicht auf trivialitäten hinweist (die aufgrund eigener Faulheit) Unterricht nehmen!

Vielleicht hilft es dir, wenn nicht auch wurscht.
 
Liebe Orchid,

aus deinem Beitrag geht sehr deutlich hervor, wie frustriert du bist! Das kannst du ändern, aber auch nur du!

Eine Frage: wenn dein KL diesen Beitrag lesen würde, wäre er überrascht? Oder würde er zustimmend nicken, weil ihm das alles klar ist? Ist ihm dieses Ziel von dir

Ich will ja eben nicht nur ausdrucksvoll nachspielen können, sondern auch selbst Musik machen können. Wenn auch zunächst mal recht schlicht.

vollkommen klar?

Ich frage dies, weil es oft vorkommt, dass die individuellen Ziele eben doch nicht klar sind. Die sind bei erwachsenen Schülern oft sehr unterschiedlich und Lehrer und Schüler müssen sich immer mal wieder darüber austauschen, wollen sie als Team für beide Seiten befriedigend zusammenarbeiten.

Wenn dein Lehrer das Gespräch nicht sucht, was er aus meiner Sicht sollte, musst du das übernehmen. Das ist manchmal nicht angenehm und kostet je nach Persönlichkeit Überwindung, ist aber dringend nötig. Du solltest für dich sorgen, du hast das Recht, deine Wünsche und Bedürfnisse deutlich kund zu tun. Dein Lehrer wird es nicht tun.

Wenn du also bei ihm bleiben willst, musst du wesentlich deutlicher werden, als du es bisher warst. Ich verstehe gut, dass es sehr anstrengend für dich ist, immer wieder das einzufordern, was du willst. Aber wenn du deinen Frust in Motivation umwandeln willst, wie du es nach der einen tollen Stunde erlebt hast, wirst du ein Grundsatzgespräch führen müssen, bei dem Absprachen, eventuell schriftlich, getroffen werden:

1. Inhalte der Unterrichtsstunden (Liedbegleitung, nach Leadsheets spielen, Improvisation, Harmonielehre, Gehörbildung ..., s. auch die Inhalte von Don Mias' Unterricht, die dich offensichtlich begeistern - es ist falsch, dass man nach Leadsheets spielen u.ä. nicht unterrichten kann!) - evtl. zu Beginn jeder Stunde kurzes Brainstorming, was gemacht wird

2. Überprüfung in der nächsten Stunde des zu Hause Geübten, damit verbunden eine klare Strukturierung des Lernstoffs (aufbauend)

3. Dein Wunsch nach mehr Führung durch den KL sollte deutlich werden. Du wünscht dir, nicht allein gelassen zu werden, weil du dich auf dem unvertrauten Terrain noch unsicher fühlst. Du wünscht dir, dass er nachfragt, dass eine Struktur erkennbar ist und eine Stunde auf der anderen aufbaut.

4. nach 3 Monaten solchen Unterrichts erneutes gemeinsames Gespräch (Resumee).

Wenn sich dann nicht einschneidend etwas verbessert hat und immer noch Frust statt Spielfreude dein Klavierspiel beherrschst, solltest du den Lehrer wechseln.

Natürlich steht es dir frei, mal eine Probestunde bei einem Jazz-Klavierlehrer zu nehmen. manchmal muss man seinen Weg erst finden. :) Vielleicht ist dir dann klar, "das ist es!" :D

Viel Erfolg und viele Grüße!

chiarina
 
Zuletzt bearbeitet:
@Orchid

Weißt Du eigentlich selbst genau, was Du willst? :-)


Deine hier artikulierten Wünsche/Vorstellungen sind teilsweise sehr allgemein formuliert. Dazu kommt (das ist zumindest nach wie vor mein Eindruck) dass Du und Dein(e) Lehrer offenbar keine "gemeinsame Sprache" findet.

Beispiel Gehörbildung, Harmonielehre etc.

Das exerziert man am besten (wie ich finde) an den jeweils aktuellen Stücken durch und nicht im luftleeren Raum der reinen Theorie. Ebenso den ganzen Bereich der verschiedenen Anschlagsarten. Man kann z.B. zu Übungszwecken das Stück in Nonlegato/Staccato spielen. Jedes Stück kann (und sollte) hinsichtlich seiner Struktur und seiner Harmonien durchanalysiert werden.

Du spielst nach 4einhalb Jahren mit Sicherheit Stücke, an denen man geradezu beliebig lange herumfeilen kann. Vielleicht fürchtet Dein Lehrer, Dich damit zu langweilen. ;-) Was spielst Du denn derzeit?
 
Jedes Stück kann (und sollte) hinsichtlich seiner Struktur und seiner Harmonien durchanalysiert werden.

Mag sein.... bei bach finde ich es auch so schön "clean aber bei debussy und janacek bin ich diesbezüglich echt faul geworden. Grundsätzlich hört man Spannungen/dissonanzen und Häfen(Auflösungen, tonika?) Ganz gut raus und ich glaube wenn man da seinen "instinkten" traut kommt man als Erwachsener Amateur recht gut aus...

@Orchid
son Hase hat hier einen sehr guten Ansatz zum Thema gehörbildung/kreativität/Improvisationsanfänge für Anfänger gebracht (nicht das ich das beurteilen könnte), weiß aber nicht mehr in welchen Fred... interessant war der Ansatz: Kl spielt Phrasen oder ne Melodie und du spielst sie exakt nach Gehör nach und später wenn das sitzt spielt kl phrase A und du antwortest mit ner B.... quasi Frage Antwort.... suche diese fredchen (sind goldstaub diese Infos hier im Forum). Viel Erfolg
 
Er meinte, das könne man aber nicht wirklich unterrichten, das müsse man tun (da hat er wohl auch Recht!).
Der erste Teil ist totaler Unfug. Natürlich kann man das unterrichten. Nach so einem Satz würde ich nicht weiter in Gespräche mit dem investieren. Kannste getrost nen neuen KL suchen.

Bis dahin ist es gar nicht so verkehrt, von Leuten wie Schuchardt (die alte Grinsebacke wird mir zunehmend sympatisch :-D ) oder noch besser Jonny May zu lernen, begleitend dazu Bücher wie z.B. von Jürgen Moser. Die ersetzen natürlich keinen KL aber helfen gut beim Selbstklimpern.
 

Ich wollte mal eben einen ernüchterten Zwischenbericht geben.
Das ist immer eine gute Idee, besonders dann, wenn nüchtern und sachlich zusammengefasst wird. Auch und gerade dann, wenn die Ergebnisse unerfreulich sind!

...bedauerlicherweise ist dein sicher gut gemeinter ausführlicher Beitrag weit entfernt von nüchterner Zusammenfassung und sachlicher Betrachtung! Stattdessen nöliges unzufriedenes Gejammer über einen Themenkomplex, bei dem es dir an etlichen Kenntnissen und wohl auch Fähigkeiten (instrumentalen) deutlich mangelt. Das wäre nicht weiter erwähnenswert, wenn du nicht den beliebtesten Kardinalfehler dabei machen würdest, nämlich deine unausgegorenen und teilweise nutzlos falschen Ansichten zur Grundlage der Betrachtung zu machen und alles daran zu messen... mit Verlaub: kein einziger ordentlicher Instrumentallehrer wird sich an deinen Ansichten orientieren!

Irgendwie scheint irgendwas in dir das auch zu wissen:
Leider gäb's nur ein Problem: Ich kann nicht Klavierspielen :lol:.
das sind deine Worte, deine eigenen, und sie scheinen dich obendrein zu erheitern (Smiley) -- ändere den Konjunktiv!
Und wenn du das gemacht hast, zieh eine nüchterne Bilanz ;-)

Es ist nicht sonderlich hirnstressend zu erkennen, dass man jedes Instrument, welches man betätigen möchte, einigermaßen beherrschen sollte. Das gilt auch für eine Bohrmaschine, egal ob man ein Bausatz-Möbelstück oder eine eigene Dekokreation verletzungsfrei so zusammenbasteln will, dass es nett ausschaut und nicht zusammenkracht (!!! macht sich da vorsichtig eine Ahnung wenn nicht gar Erkenntnis bemerkbar?)

Klavier spielen so, dass es sich annehmbar anhört, völlig egal ob Bach-Chopin-Rachmaninov Stücke, freies begleiten, Improvisation, gar anhörbare Eigenkompositionen - das ist weitaus komplizierter und arbeitsaufwändiger als Torten backen. Backmischungen und Zutaten kann man kaufen - die nötigen Zutaten des Musizierens muss man sich erarbeiten. Und das ist - leider - nicht wenig. Auch dann nicht, wenn man im maximal mittleren Bereich (also weit unterhalb von Chopinetüden etc) musizieren will.

@Orchid ...ja, meine lange Suada klingt demotivierend, unerfreulich usw usw - da kann ich zaglos noch einen draufsetzen, denn ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich's doppelt ungeniert:
Ich will ja eben nicht nur ausdrucksvoll nachspielen können, sondern auch selbst Musik machen können. Wenn auch zunächst mal recht schlicht.
Zweierlei daran (also an deiner Ansicht über "Musik machen") ist unrichtig:
1. wenn du tatsächlich ausdrucksvoll ein paar Klavierstücke spielen könntest (nicht dumpfsinnig "nachspielen" oder gar abklimpern), dann könntest du unschwer mit den darin vorkommenden mus. Mitteln begleiten, herumexperimentieren, improvisieren - das scheint bei dir aber nicht der Fall zu sein, offenbar verharrst du störrisch im "nachspielen"...
2. Verabschiede dich von der dumm-falschen Ansicht, es gäbe den Gegensatz von "ausdrucksvoll nachspielen" contra "selber Musik machen"! Oder glaubst du, ein Sinfonieorchester könne nicht Musik machen? (muss ich das weiter ausführen?...)

Nach dem Gewitter (hoffentlich kommt bald eine Abkühlung und Wässerung des vertrocknenden Gartens) folgt stets besseres Wetter:
Statt jammern und an Instrumentallehrern rumnörgeln, setz dich voller Interesse, Neugier und Spielfreude ans Klavier und mach bis zum Herbst folgendes:
1. Spiel alle erweiterten Kadenzen in allen Lagen und allen Tonarten
Danach spiel Begleitmuster auf beide Hände verteilt (Walzer, Samba usw) in allen Kadenzen/Lagen
-- jetzt kannst du jedes Damenkränzchen, das la Cucaracha oder sonst was zu singen anhebt, frei begleiten
2. Spiel alle dir bekannten Begleitmuster der linken Hand in allen Tonarten und natürlich kadenzierend
-- kann sein, dass der Sommer dafür nicht ausreicht, Pech, aber damit kannst du grundsätzlich jede Melodie frei spielen und begleiten
3. Büffel ein wenig grundlegende "Theorie" (Kadenzen, Trugschlüsse, Vorhalte, Akkordtypen (D7, D79, S6, 7akkorde aller Stufen) Durchgangsnoten, Verzierungen, Perioden)
--- 4. Und im Herbst zeigst du deinem KL, was du nebenbei selber alles damit veranstaltet hast und bittest darum, dass in jeder 3. Stunde daran weiter gemacht wird (Dein KL wird dich mit anderen Augen ansehen, wenn du das hinkriegst)

(ob du fähig bist, selber Melodien zu erfinden, wissen die Götter -- du kannst zu irgendeinem Stormgedicht eine Melodie probieren (rhythm. Text hilft!!) aber das kann kläglich enden... da hilft nur ausprobieren)

Und zuguterletzt ;-):-D:drink: noch was herbes zum toben und Füße stampfen: was ich dir aufgezählt habe, nennt man Eigeninitiative! Eigentlich sollte man diese bei Erwachsenen voraussetzen, wenn diese vorgeben, sich für irgendeine Freizeittätigkeit zu interessieren...;-);-);-)
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich gebe zu, dass ich nicht alles exakt durchgelesen habe.
Aber die Wünsche und Anforderungen, die hier an einen "einfachen" KL gestellt werden (sorry), sind schon nicht schlecht.
Rausgelesen habe ich

a) Erlernen manuelles Klavierspielen, Pedaltechnik, Legato/Staccato, etc. etc.
b) Vom-Blatt Spielen
c) Improvisieren
d) Musiktheorie
e) Harmonielehre
f) Gehörbildung

Das klingt eher alles nach einem Musikstudium - nicht nach "ein bisschen Klavierunterricht".
Auf der Hochschule dürfte es für fast jedes dieser Fächer einen eigenen Professor geben.
Wie soll das im Klavierunterricht alles abgehandelt werden? Dass der KL anscheinend außer Punkt a) alles schleifen lässt ist ein anderes Thema.
Aber die Tiefe der ganzen Themenbereiche ist eigentlich schon erdrückend.
Sorry - aber das ist zumindest meine Meinung.
 
Suche Verkäufer/in vollzeit 1,5k brutto: gutes gepflegtes Äußeres. Bitte 3 oder mehr Fremdsprachen; englisch russisch chinesisch or arabisch. Fachkenntnisse in aktuell/historischen modetrends, Muster- Stoff und kleidungsarten, seien sie ein kreativbollwerk und im Einklang mit der firmenphilosophie immer freundlich, ausgeflippt und doch total seriös! Ach übrigens: "Möchten Sie einen Tee?" Die begrüßungsformel für jedes ankommende opf**. Personalisierte Werbung geht auch analog! Bewerben Sie sich.

Der Kunde ist nunmal König.... jedenfalls am gedeckten Tisch. Die Küche magst nicht sehen...
 
Und zuguterletzt ;-):-D:drink: noch was herbes zum toben und Füße stampfen: was ich dir aufgezählt habe, nennt man Eigeninitiative! Eigentlich sollte man diese bei Erwachsenen voraussetzen, wenn diese vorgeben, sich für irgendeine Freizeittätigkeit zu interessieren...
Alles richtig, auch die Punkte davor, aber diese aufklärenden Worte hätte er zu Recht auch vom KL erwarten können anstatt eines "das kann man nicht unterrichten".
 
Ich versuche mal, alles zu beantworten:

@Musikhasser , danke. Ich hatte ja schon mal erwogen, es genauso zu machen wie Du, ohne Lehrer. Das wäre die Alternative, falls ich mit Unterricht wirklich nicht glücklich werde. Lieber wäre mir aber mit Lehrer.
Danke für den Hinweis auf Hasenbein. Ich habe den Faden aber noch nicht gefunden. Hase hat ja so viel geschrieben.
______________

Vielen Dank, @chiarina , für Deinen freundlichen Rat.
wenn dein KL diesen Beitrag lesen würde, wäre er überrascht? Oder würde er zustimmend nicken, weil ihm das alles klar ist?
Er müsste eigentlich zustimmend nicken, da ich ihm mehrfach erklärt habe, was ich möchte. In der letzten Stunde vor den Ferien habe ich noch mal angemerkt, dass ich mir wünschen würde, nicht nur ein Stück nach dem anderen durchzunehmen, sondern auch mal Analyse eines Stücks oder Harmonisierung einer Melodie zu machen. Er stimmte mir sogar zu, dass zur Zeit tatsächlich der „rote Faden“ fehle.

Den Unterricht inhaltlich so formal regeln möchte ich nicht, ich glaube, das belastet eher unsere Schüler-Lehrerbeziehung.
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Weißt Du eigentlich selbst genau, was Du willst?
@Baratt, ja, ich denke ich weiß schon, was ich will. Es ist natürlich zu viel und wieder viel zu allgemein: Musik (nach)spielen, Musik (selber)machen, Musik verstehen, jeweils auf einem meinem Lernfortschritt angemessenen Niveau.
Da ich weiß, dass das viel und vielleicht unerreichbar ist, breche ich es mal auf das Wesentliche herunter:
Ich möchte mich irgendwann mal an ein fremdes Klavier setzen können ohne Notenheft unterm Arm und etwas spielen können. Das ist derzeit nicht der Fall. Und ich sehe mich auch nicht auf dem Weg dahin.
Das ist jetzt zwar wieder sehr allgemein formuliert, aber besser kann ich es nicht beschreiben: Ich möchte mich auf dem Klavier zu Hause fühlen, es ein Stück weit beherrschen können. Virtuos muss es gar nicht sein. Ich weiß nicht, ob das verständlich ist.
Das aktuelle Stück ist die Bach-Fuge C-Dur, BWV 952. Davor Bach BWV 936 und „Cracker“ „ All of You“ und „Questions“ von Michael Schütz. Zwischendurch ein paar Stücke aus „Lyric Preludes“ von William L. Gillock. Das war in etwa das letzte halbe Jahr.
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@Peter , danke. Du meinst bestimmt Thomas Forschbach. Ich meinte Thorsten Schuchardt, ich glaube, der geht etwas mehr in die Tiefe.
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@rolf : Vielen Dank für Deine Antwort.
Deinen mehr oder minder direkt enthaltenen Vorwurf von Dummheit und mangelnder Eigeninitiative versuche ich mal hinzunehmen. Du kennst mich ja nicht. Du weißt auch nicht, dass mir viele der von Dir angesprochenen Dinge kein Geheimnis sind, weil ich sie mir selbst beigebracht habe. Kadenzen, Trugschluss, Akkorderweiterungen, Stufentheorie, Durchgangs- und Wechseltöne, all das habe ich mir selbst beigebracht. Nein, stimmt nicht ganz: was ein Vorhalt ist, das habe ich im Klavierunterricht gelernt. Mein Klavierliteratur-Regal steht voller Theoriebücher. Ich wusste vorher nicht, was ein Akkord ist, auch nicht, was eine Terz ist. Gesagt hat mir das niemand, ich wusste nicht mal, dass es das gibt. Diese Themen sind im Klavierunterricht kein Thema gewesen. Sie sind es inzwischen ab und zu, wenn ich gezielt nachfrage. Mittlerweile kann ich vermutlich die meisten Akkorde (auch sus-Akkorde, Sept-Nonenakkorde, beim Neapolitaner müsste ich nachlesen) bilden.
Aber das alles dauert immer einen Moment, daher habe ich in der praktischen Anwendung leider klare Defizite.
Ich finde, für eine mit wöchentlich rund 30 Stunden berufstätige Familienmutter und Klavieranfängerin, die sich das alles selbst angeeignet hat, ist das (in 4,5 Jahren, in denen ich vielleicht auch klavierpraktisch ein paar Dinge gelernt habe) zumindest nicht "Zeichen mangelnder Eigeninitiative".

Ob ich dumm bin? Keine Ahnung, der Mensch ist im Allgemeinen mit seiner Intelligenz zufrieden. Je weniger er davon besitzt, umso zufriedener ist er.

Ich habe mich allerdings unglücklich ausgedrückt: Ich hätte nicht
"ausdrucksvoll nachspielen" contra "selber Musik machen"
schreiben sollen. Gemeint habe ich tatsächlich „Klavierspielen nach Noten“ und „Klavierspielen ohne Noten“.

Deine Übevorschläge finde ich absolut super. Genau so etwas halte ich für sinnvoll.
Lehrst Du diese Dinge auch?
Oder setzt du tatsächlich voraus, dass sich Deine Schüler all diese Dinge komplett in Eigeninitiative aneignen?
Ich wünsche mir schon, dass der Lehrer den Impuls gibt. Ich wünsche mir, dass es z.B. Hausaufgabe zur nächsten Stunde ist, Begleitmuster und Akkorde zu üben. Dafür bezahle ich den Unterricht.

Ich erwarte nicht ernsthaft, dass mir der Klavierlehrer all die erwähnte Theorie beibringt. Dafür müsste man vielleicht tatsächlich ein Musikstudium betreiben und das kann in einer Unterrichtsstunde pro Woche nicht gehen. Ich bin viel realistischer.
Ich wünsche mir aber einen Unterricht, der mich dazu befähigt, ein „Happy Birthday“ ohne Noten zu spielen. Der mich dazu befähigt, ein Lied aus dem Radio nachzuspielen. Der nicht ausschließlich aus dem Erlernen notierter Stücke besteht.

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Danke, @meierzwo .
a) Erlernen manuelles Klavierspielen, Pedaltechnik, Legato/Staccato, etc. etc.
b) Vom-Blatt Spielen
c) Improvisieren
d) Musiktheorie
e) Harmonielehre
f) Gehörbildung

Das klingt eher alles nach einem Musikstudium - nicht nach "ein bisschen Klavierunterricht"
Tatsächlich? @hasenbein hat mal irgendwo geschrieben
Das ist im übrigen auch die Aufgabe eines KL. Er ist nicht dazu da, dass man ihm ein Stück vorspielt, und er sagt dann, was richtig und falsch war und was noch ein bisschen besser sein könnte. Sondern er ist dazu da, eine immer größere allgemeine Befähigung zum Musizieren herzustellen, und auch dazu, den Schüler im besten Sinne musikalisch zu bilden - seine Urteilskraft in verschiedenerlei Hinsicht zu stärken.
Da war ich ganz bei ihm.

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Sorry. Vielleicht hätte ich mir den Post besser verkniffen. Ich wollte keinesfalls
nöliges unzufriedenes Gejammer über einen Themenkomplex, bei dem es dir an etlichen Kenntnissen und wohl auch Fähigkeiten (instrumentalen) deutlich mangelt
verbreiten. Mangelnde Kenntnisse und Fähigkeiten räume ich durchaus ein. Dafür schäme ich mich als Anfängerin auch nicht.
Ich hoffte ernsthaft auf einen Rat, der mir bei meiner Entscheidung hilft, ob ich noch weiter nach einem passenden Klavierlehrer suchen, wie bisher weitermachen oder den Unterricht sogar ganz bleiben lassen sollte. Ein paar tolle Ratschläge habe ich ja auch bekommen, danke dafür.

Aber möglicherweise liest dies sowieso kaum jemand bis zum Schluss.
Beste Grüße.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe auch die Erfahrung gemacht dass man gerade sowas wie Liedbegleitung, Improvisation, spielen nach Gehör am besten alleine macht.
Es gab eine Initialzündung vom KL, danach geht’s wochenlang alleine weiter, dann wieder Input vom KL.
Du willst happy birthday nach Gehör spielen? Tu es!! Und noch tausend andere ganz einfache Lieder.
Sind deine Kinder noch klein genug um Kinder- und Volkslieder zu singen? Das ist das perfekte Material um nach Gehör spielen und begleiten zu üben.

Nicht alles dem KL überlassen, selber machen! Es sind ja schon viele rips gekommen wie man anfangen kann. Löse dich davon dass der KL dir alles und jedes sagen, anweisen und erklären muss.
Erarbeite es dir selbst!

Viel Erfolg!
 
Er müsste eigentlich zustimmend nicken, da ich ihm mehrfach erklärt habe, was ich möchte. In der letzten Stunde vor den Ferien habe ich noch mal angemerkt, dass ich mir wünschen würde, nicht nur ein Stück nach dem anderen durchzunehmen, sondern auch mal Analyse eines Stücks oder Harmonisierung einer Melodie zu machen. Er stimmte mir sogar zu, dass zur Zeit tatsächlich der „rote Faden“ fehle.

Den Unterricht inhaltlich so formal regeln möchte ich nicht, ich glaube, das belastet eher unsere Schüler-Lehrerbeziehung.

Liebe Orchid,

dann hast du ja, so scheint es mir, alles dafür getan, damit dein KL über deine Wünsche und deinen Frust Bescheid weiß. Wenn ich das richtig mitbekommen habe, hast du das sogar schon mehrmals versucht, ohne damit eine dauerhafte Veränderung des Unterrichts und des Verhaltens deines KL erzielen zu können.

Es ist immer schwierig, aus der Ferne zu raten und zu urteilen. Aber hier scheint es mir so zu sein, dass dein KL sich nicht ändern wird. Dir bleiben also zwei Möglichkeiten:

1. in jeder Stunde das einfordern, was du willst

2. Lehrer wechseln .

Ich an deiner Stelle würde mich unbedingt nach anderen Lehrern umschauen, Probestunden nehmen und dort gleich sagen, was du lernen möchtest. Mit Unterricht ganz aufzuhören, halte ich für keine gute Option. Manchmal muss man halt länger suchen.

Und fang einfach mal an, einfache Lieder wie Happy Birthday nach Gehör zu spielen. Erster Ton könnte z.B. c oder g sein, später transponieren und einfache Akkorde dazu finden. Mit Tonika, Subdominante und Dominante kommt man schon ganz gut zurecht fürs erste.

Liebe Grüße

chiarina

P.S.. @meierzwo: das sind ganz normale Inhalte eines Klavierunterrichts. Sie werden in der Regel nicht so weitreichend behandelt wie in einem Musikstudium, aber da es im Klavierunterricht u.a. um Musik und die Vermittlung eines Musikverständnisses geht :D, gehört das dazu. Ob nun jemand improvisiert oder vom Blatt spielt und wie viel er das macht, hängt auch von den persönlichen Wünschen ab.
 

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