gehn wir nochmals nach Europa zurück
Der Dolmabahce-Palast ist auf der europäischen Seite des Bosporus. ;)
...in die ehemalige DDR, die ich zusammen mit meinem Bruder und Vater für einige Wochen mehrmals besucht hatte.
Wir waren dazumal kleine Knirpse, ausser meinem Vater :)
Was uns auffiel in bald jedem Haus und Bauernhof die wir besucht hatten stand ein Klavier
Invest? Klavier als Geldanlage? Übergebleiben aus Alten Zeiten, in denen die Deutschen noch musizierten? Bis der Geldgeiz, der dialektische Materialismus und der Materialismus überhaupt es ihnen austrieb, weil zu mühsam?
Diese Instrumente standen nicht zur Dekoration da, nein die wurden benutzt.
Wie ist siehts heute aus :shock:
Vermutlich übel.
Denn, wer spielt heute noch ein Instrument…..
Aber sicher ist das gar nicht....
Ich erinnere mich an das Hafenfest in Hamburg, 2006? Eine Zug-Rundfahrt um die Hamburger Innenstadt, Start in Altona nach Norden, dann im Uhrzeigersinn rechtsherum den Dreiviertelkreis.
Mt dem "Boogie Woogie Express". Voran die schnellste Dampflok der Erde, die 18 201 aus Halle und Nossen, DDR, Lok im Eigentum von dem Münchener Verleger Alex Gottschalg und dem Hamburger Boogie-Pianisten Axel Zwingenberger, daran fünf Waggons,
1. ein Wagen ausgeräumt als Konzertsaal mit Flügel,
2. ein Restaurantwagen, mit Speis und Trank, ich schnatzte darin zu Menü auf der Hinreise mit der Madame und notre p’tit fils einen Wein der Boogie Ära, den ich mir mitgebracht hatte: einen 1934 Chateau Montrose, und lecker war der, zurück gabs dann im Wechsel ein Boogie-Concerto,
3. einen Verkaufs- und Orga-Wagen, CDs der PianHeroes konnte man da kaufen,
4- Wieder ein Resto-Wagen,
5- Wieder ein Konzertsaal auf Schienenrädern.
Als wir nach der Wende der Lok südlich Hamburg im Containerhafen von Waltershof etwas länger auf den Axel Z warten mussten, setzte sich an den klenien Flügel schon mal der damals ca. 12-13j. Sohn eines Mannes aus der ex DDR; und hieb einen scharfen Boogie nach dem Anderen in die Tasten. Dann kam auch der ca. 50j. Papa um die Ecke, und hieb i.w. mit seinen Daumen.Lick kräftig den Boogie mit.
Sagte dann auf Befragen, jaa, das sei in seiner Familie seit jahrzenhnten betrieben, das Klavierspiel, und sie alle fänden den Boogie eben so toll, Opa habe gespielt, er auch, ohne aber Unterricht zu haben, alles autodidakt, und den Sohn habe man gar nichterst überzeugen müssen, der wollte selber scharf ran.
Alles im bereitesten Brandenburger Nord-DDR-Dialekt.
Herrlich.
Dann kam Axel Zwingenberger rein, guckte sich freundlich lächelnd das Gemache am Flügel an, winkte dem Kurzen beruhigend zu, er solle bitte!! weiterspielen, stellte sich hinter ihn - und hieb dann, gebückt, zum Spiel des Brandenburger Knaben rechts im Diskant die Akkorde und Licks mit.
Klasse.
Hat unglaublich Laune gemacht. Es gab riesigen Applaus für Sohn Vattern, und den Axel Z. Bevor der dann mit Martin Pyrker an der Schießbude selber konzertant tätig wurde.
Ein super Tag. Feines Fest, der Hafen, die Fahrt hin im Restaurantwagen, lecker essen, feinsten Wein, dann auf der Rückfahrt erst ein ungeplantes und dann das geplante Boogie-Konzert.
Selbst am Abend in der Jugendherberge noch die schwarzen Reste des uralten Montrose zu schnüffeln war noch wieder richtig schmackhaft.
Und ich denke mal, unbelegt, in Neufünflanden ex DDR wird einiges mehr Klavier gespielt privatim, als wir Wessi-Nasen hier ahnen.