Wo wagt man sich ran, wo lässt man die Finger von?

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Hallo,

angeregt durch aktuelle eigene Erfahrung sowie die gewisse Diskussionen im Forum "Einspielungen" möchte ich einen Diskurs darüber eröffnen, an welchen Schwierigkeitsgrad man sich heranwagen "darf".

Es gibt offenbar den Standpunkt, der Pianist habe der Musik zu dienen und soll sie nicht zur Selbstdarstellung missbrauchen. Dieser Anspruch ist vermutlich in dieser allgemeinen Form schon fast konsensfähig.

Heißt das aber, dass ich die Finger lassen soll von Werken, die ich nicht mit absoluter Leichtigkeit spielen kann ("loslassen" war das Stichwort)? Die ich nicht "verstehe", sei es in ihrer Struktur oder ihrer Aussage? Weil ich dann eben der Musik schade?

Und wer entscheidet, ob ich ein Werk verstanden habe und damit qualifiziert bin, es zu spielen? Ich selbst? der Klavierlehrer? Oder die "Öffentlichkeit", sofern ich mich mit meinem Spiel in selbige hinauswage?

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Dazu möchte ich eine eigene Erfahrung schildern (vorsicht, lang). Ich habe vor ca. 2 Jahren wieder angefangen, Klavier zu spielen. Nach fast 30 Jahren Pause. Damals war ich - nach Einschätzung meines Lehrers - ganz gut, talentiert, vielleicht ein bisschen zu faul. Bevor ich aufgehört habe, hatte mein Lehrer die Papillons von Schumann als nächstes Stück in Aussicht gestellt.

Beim Wiedereinstieg stellte ich fest, dass überraschend viel aus meiner aktiven Zeit noch abrufbar war. Das führte mich zu der etwas vermessenen Annahme, ich könne einfach da weitermachen, wo ich damals aufgehört hatte. Also - eine schöne Henle-Ausgabe der Papillons gekauft und angefangen. Ab Mai mit KL, wobei ihre Aufgabe zunächst darin bestand, mich beim Erarbeiten der Papillons zu "begleiten". Nach ca. 10 Monaten hatte ich das Gefühl, jedes einzelne Stück der Papillons zu können, technisch wie interpretatorisch. Ich fand mich gut, echt.

Letztes Jahr im Dezember hab ich beim Abschlusskonzert der Klavierklasse meiner KL die Papillons gespielt. Und leider auch mitgeschnitten. Stellenweise finde ich die Aufnahme ganz schön, aber ich bin ziemlich oft rausgekommen, hab nicht getroffen, ich finde, es ist kein Genuss, sich das anzuhören. Na gut, war vielleicht noch nicht reif. Ich hab die Papillons erstmal ruhen lassen, aber immer wieder mal die eine oder andere Stelle rausgekramt.

Vor 3 Wochen hab ich sie erneut bei einem Hauskonzert gespielt. Ich hatte mich ca. 8 Wochen drauf vorbereitet, vor allem versucht, textsicherer zu werden. Zudem hab ich nach Noten gespielt. Auch von diesem Auftritt gibt es leider eine Aufnahme. Es war besser, aber nicht gut.

Was mach ich nun? Weiterüben? Wird es vielleicht mal besser? Oder die Finger davon lassen, weil das Stück für einen Amateur mit Familie und viel beruflicher Reisetätigkeit einfach zu groß ist (nicht nur technisch, auch schlicht vom Umfang)? Oder es nur für mich spielen? Ist es angemessen, eine der Aufnahmen hier zur Diskussion zu stellen, oder ist das narzisstisch und gehört ausgebuht?

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Meine Geschichte soll als Beispiel dienen, die Diskussion darf gerne allgemein geführt werden. Freue mich auf Eure Meinungen!

- Karsten
 
Was mach ich nun? Weiterüben? Wird es vielleicht mal besser? Oder die Finger davon lassen, weil das Stück für einen Amateur mit Familie und viel beruflicher Reisetätigkeit einfach zu groß ist (nicht nur technisch, auch schlicht vom Umfang)? Oder es nur für mich spielen? Ist es angemessen, eine der Aufnahmen hier zur Diskussion zu stellen, oder ist das narzisstisch und gehört ausgebuht?
- Karsten

Vielleicht findest nur Du die Aufnahmen schlecht und das grosse Allgemein, das nicht dem professionellen Kreis der Musiklehrenden zugehört, findet die Aufnahmen einfach nur gut. Könnte etwas mit übersteigerten Perfektionismus zu tun haben.
Leide selbst darunter und verbanne jede gemachte Aufnahme in die tiefsten Schubladen des Computers. Familie und Bekannte sind da wieder anderer Meinung.
Meine KL findet es auch ganz passabel, findet aber als Kenner immer was zum noch Besser machen.

Such Dir doch Stücke mit etwas einfacheren Schwierigkeitsgrad raus. Wenn Dir nach entsprechender Übezeit Deine eigene Musik immer noch nicht zusagt ist dies ein ziemlich sicheres Symptom eines nicht natürlichen Strebens nach dem "Perfektsein".

Stell auch die Relation an welche Zeit Dir zum Üben zur Verfügung steht und z. Bsp. einer V. Lisitsa.

40er
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Was übst du denn alles zur Zeit? Vll. allgemeiner üben? Ich weiß ja nicht wieviel Zeit du tatsächlich hast, aber vll. nicht nur auf ein, zwei Stücke konzentrieren?

Sprich das Ziel allgemein gut und nicht einzelne Werke gut spielen. Ich denke dazu braucht man vielfalt bei dem was man übt (Stücke und Themen)?

Aber was sag ich schon als Laie :D...
 
Zum Stück: Erst mal weglegen, später wieder rausholen.

Ich finde, es macht sehr viel Sinn, Anderen etwas vorzuspielen, auch dann, wenn man es nicht so gut kann wie Profipianisten.

Es ist etwas ganz anderes, sich mit dem Spielenden in einem Raum zu befinden und direkt mitzuerleben, wie die Musik in diesem Moment entsteht. Ich spiele deswegen meinen Schülern auch gelegentlich was vor, obwohl ich eine Aufnahme nehmen könnte, die "besser" ist.

Das dann aber aufzunehmen hat meiner Meinung nach eher einen dokumentatorischen Zweck. Man kann selbst nochmal hören, wo man noch arbeiten muss, man kann sich evtl. an einen schönen Abend erinnern. Man kann es auch in einem Forum veröffentlichen, um Tipps zu bekommen. Man kann aber nicht erwarten, Anderen damit einen Musikgenuss zu bescheren, da die Live-Atmosphäre dann weg ist.

Also: Ich bin sehr für Amateur-Konzerte, nicht so sehr für Amateur-Aufnahmen. Ich spiele hier im stillen Kämmerlein ganz andere Sachen, als die wenigen, die ich hier mal eingestellt habe.

Puh, bin müde, ich weiß nicht, ob mein Posting einen Sinn macht ?!?
 
Was übst du denn alles zur Zeit? Vll. allgemeiner üben? Ich weiß ja nicht wieviel Zeit du tatsächlich hast, aber vll. nicht nur auf ein, zwei Stücke konzentrieren?
Hi Curby, ich hab im letzten Jahr (vom Wiedereinstieg bis zum ersten Mal vorspielen) und jetzt in den 8 Wochen vor dem zweiten Vorspiel eigentlich nur die Papillons geübt. D.h. ich hab schon drauf geachtet, dass ich mich nicht verzettel, aber die P. sind ja alleine umfangreich genug. In dieser Zeit habe ich also nicht am "allgemein besser werden" gearbeitet.

Sprich das Ziel allgemein gut und nicht einzelne Werke gut spielen. Ich denke dazu braucht man vielfalt bei dem was man übt (Stücke und Themen)?
Ja, aber die Vielfalt kommt ja auch über die Zeit, man kann (soll?) vielleicht eher nacheinander verschiedene Themen beackern. Und da hatte ich dieses Jahre Bach und Debussy und aktuell Rachmaninoff. Naja, aktuell eher Weihnachtslieder, Chorbegleitung, ...
 
Ein schönes Thema!

Zum Punkt 1:
Du alleine entscheidest, ob Du die Musik verstehst*, ob Du sie übst, spielst, vorspielst. Der Standpunkt, dass der Pianist der Musik dienen soll, ist bei einem Hobbyisten überhaupt nicht anwendbar. Selbst den Flohwalzer werden Du und ich niemals so spielen können wie ein Profi. Also muss der Hobbyist sich der Musik bedienen, sie für sich nutzen....es geht gar nicht anders. ---> Die Musik dient dem Hobbypianisten. Und unter diese Sicht darf und soll ein Hobbyist sich an Allem vergreifen und auch vorspielen, was ihm gefällt. Und ein Hobbyist verdient in der Regel selbst bei eigener Unzufriedenheit, Fehlern, Unzulänglichkeiten... Anerkennung für Vorspiele/Aufnahmen! Denn meist steckt selbst in einfachsten Vorträgen Mühe, Ehrgeiz und Ernsthaftigkeit drin.

*Musikverständnis ist für mich dynamisch, ändert sich permanent, je nach Kenntnis oder auch Gefühlslage

Punkt 2:
Hmm, Alleine Deine Entscheidung. Du wirst die Papillons immer besser spielen können, wenn Du weiter dran bleibst. Zitat mein KL zur Arabesque "Da lernt man ein Leben lang dran". Jeder hat eine andere Frust- und Zufriedenheitsgrenze. Ich z.B. habe nach ca. 2 Monaten keinen Bock mehr auf Stücke, die sich nur gaaaaanz langsam, oft unbemerkt, verbessern. Im Zweifel lege ich es lieber weg, als es irgend wann zu hassen.

man kann (soll?) vielleicht eher nacheinander verschiedene Themen beackern
Mein alter und mein neuer KL sagten Beide: Es ist sehr wichtig, immer 3 oder mehr völlig verschiedene Sachen gleichzeitig zu machen. Beide haben mir immer zwei völlig verschiedene Sachen aufgegeben (Bach-Debussy, Mozart-Chopin, Satie-Piazolla...) und als drittes noch Improvisation/ freies Spiel /"Fun".
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ich finde, es macht sehr viel Sinn, Anderen etwas vorzuspielen, auch dann, wenn man es nicht so gut kann wie Profipianisten.
Tja, das ist der Punkt. Den Vorspielenden bringt es auf jeden Fall weiter. Aber irgendwer muss sich das ja auch anhören.

Der KL muss in der Tat, es ist sein Job. Und dann kann er Feedback geben.

Bei allen anderen ist es halt die Frage.
  • Im Abschlusskonzert einer Klavierklasse sitzen alle im selben Boot und hören sich gegenseitig zu. Das halte ich für fair, d.h. da kann man auch was riskieren. Gleichzeitig besteht aber auch die Gefahr, dass es zum Zirkus verkommt ("Mein Kind spielt aber schon die Mondscheinsonate!").
  • Wenn meine Mama zu Besuch ist, freut die sich, dass ich überhaupt spiele.
  • Bei Hausmusik mit geladenen Gästen wird es grenzwertig. Da sollte ein gewisses Nivau geboten werden, wozu vermutlich wenigstens weitgehend fehlerfreies Durchkommen zählt.

Es ist etwas ganz anderes, sich mit dem Spielenden in einem Raum zu befinden und direkt mitzuerleben, wie die Musik in diesem Moment entsteht. Ich spiele deswegen meinen Schülern auch gelegentlich was vor, obwohl ich eine Aufnahme nehmen könnte, die "besser" ist.
Gute Idee. Die Magie des Moments kompensiert Mängel in der Darbietung. Ja, da hast Du Recht.

Das dann aber aufzunehmen hat meiner Meinung nach eher einen dokumentatorischen Zweck.
Ja, klar, oder einen didaktischen (wie von Dir geschrieben), indem man Feedback von Leuten kriegen kann, die nicht dabei waren. Wobei die sich dann eben in die Lehrer-Situation begeben, d.h. Analyse statt Genuss.

Danke, Singsang, hat mir geholfen.
 
Vielleicht findest nur Du die Aufnahmen schlecht und das grosse Allgemein, das nicht dem professionellen Kreis der Musiklehrenden zugehört, findet die Aufnahmen einfach nur gut. Könnte etwas mit übersteigerten Perfektionismus zu tun haben.
Jein. Ja, ich bin Perfektionist und leide manchmal drunter. Nein, ich bin oft genug rausgekommen, dass der Fluss verlorengeht und das Zuhören gestört ist.

Such Dir doch Stücke mit etwas einfacheren Schwierigkeitsgrad raus.
Darauf wollte ich hinaus. Es gibt ja auch einfache, schöne Stücke. In meinem Fall würde vielleicht sogar "kürzer" ausreichen, denn ich habe ein keiner Stelle der Papillons das Gefühl, sie nicht bewältigen zu können. Nur im Zusammenhang läuft es halt nicht.

Stell auch die Relation an welche Zeit Dir zum Üben zur Verfügung steht
Das ist eben meiner Meinung nach keine Entschuldigung. Wenn man jemandem vorspielt, sollte man eine Mindestqualität bieten. Und die Stück muss man entsprechend auswählen. Man stelle sich vor, Andras Schiff verpatzt total und erklärt dann: Hm, ich war leider krank, und dann musste ich meine Steuererklärung machen, und darüber hatte ich auch noch Streit mit meiner Frau ...
 
Hallo,

Es gibt offenbar den Standpunkt, der Pianist habe der Musik zu dienen und soll sie nicht zur Selbstdarstellung missbrauchen. Dieser Anspruch ist vermutlich in dieser allgemeinen Form schon fast konsensfähig

Hallo Karsten,
Da bin ich nicht unbedingt der gleichen Meinung. Was heisst hier schon der Musik dienen, sind alle Interpreten Sklaven? Jeder Interpret ist im weiteren Sinne ein Selbstdarsteller, sonst würde man alle die Werke gleich herunterdudeln.

Nur hier ein Beispiel: Kürzlich habe ich für mein Enkelkind das Büchlein Anna Magdalena Bach und dazu noch paar andere einzelne Noten gekauft. Ich habe in dem AMG Büchlein geblättert und einige Stücke (just for fun) nachgespielt u.A. die Aria BWV 988/1 aus Goldbergvariationen. OK, dachte ich und holte mir die Goldbergvariationen aus dem Kellerarchiv (es war die Edition von Dr. Hans Bischoff). Da ich etwas aus der Übung bin, habe ich sehr langsame Tempi angeschlagen.

Dann habe ich mir Glenn Gould im YT angeschaut (ich kenne seine Interpretationen nur aus LPs), und bin total erschrocken.
Er sitzt da auf einem klapprigen Stuhl (wäre ein abschreckendes Beispiel für jeden KL) in gebogener Haltung. Er fuchtelt da mit den Händen in die Höhe und murmelt (oder singt) da was undefiniertes vor sich. Und das Tempo … hm … auch eine Geschmackangelegenheit …. Glenn Gould ist bestimmt Pianist der top Klasse aber auch ein Selbstdarsteller par exellence. M.E gehören zu Selbstdarstellern auch Lang Lang und viele andere dazu.

Darum finde ich, der Musik dienen als übertrieben eher umgekehrt. Auch damals war die Musik nicht mehr als sie heute ist, nämlich eine Unterhaltung für Könige, Fürsten und sonstiges Adel. Zum Teil hat man während des Spielens getanzt, getafelt, „gesoffen“ sich mit Weibern vergnügt u.ä.

Also lassen wir die Kirche im Dorf und erfreuen uns an der schönen Musik, die es auf dieser Welt gibt. Es spielt keine Rolle ob es Klassik, Pop, Jazz, Folk etc. ist, wichtig ist, es gefällt!

Gruss Toni
 
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In der Auswahl der Stücke vertraue ich auf meine KL. Ich mache ein paar Vorschläge, und sie weiß am Besten, was zum aktuellen Zeitpunkt machbar ist - oder schlägt vielleicht noch ein ganz anderes Stück vor, das auf etwas "schlichterem" Niveau bestimmte Herausforderungen im Zielstück vorbereitet. Sie kann meine Stärken und Schwächen ja viel objektiver beurteilen als ich.

"Vorspiel" ist m. E. nach a class of its own. Das muss man m. E. beinahe noch mal anders sehen als "nur spielen", gerade wenn man etwas älter ist und einem die Unbekümmertheit der Jugend abhanden gekommen ist.

Andererseits - hallo? Man gibt sein Bestes. Das allein hat eine innere Würde. Mehr als sein Bestes geben kann man nicht. Solange man Zuhörern dafür kein Geld abknöpft... Wär ja schlimm, wenn Profis nicht besser wären als Unsereins. Dann hätten sie nämlich ihren Job verpeilt.

"Perfektion" anstreben ist wichtig und richtig - "Perfektion" für sich in Anspruch nehmen, ist Hybris. Dass ein Profi der Perfektion näherkommt als ein ambitionierter Hobbyist, finde ich persönlich nicht soooo schlimm. :lol:
 
Darauf wollte ich hinaus. Es gibt ja auch einfache, schöne Stücke. In meinem Fall würde vielleicht sogar "kürzer" ausreichen, denn ich habe ein keiner Stelle der Papillons das Gefühl, sie nicht bewältigen zu können. Nur im Zusammenhang läuft es halt nicht...
aber eine Folge von 5-6 kürzeren Charakterstücken ist eigentlich auch nicht weniger als die Papillons, was die Gesamtdauer betrifft... dennoch könnte das für dich bequemer sein, weil du dann zwischen den Stücken sozusagen duchatmen kannst.
deshalb mein Tipp: probier es mal mit einer Zusammenstellung von ungefähr gleich"schwierigen" kürzeren Stücken - wenn dort dasselbe passiert, dann müsste mal das vorspielen mit leichteren Sachen verswucht werden.
wahrscheinlich aber ist das Haupthemmnis eher in Befangenheit als in zu wenig Können zu sehen.
 
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Das ist eben meiner Meinung nach keine Entschuldigung. Wenn man jemandem vorspielt, sollte man eine Mindestqualität bieten. Und die Stück muss man entsprechend auswählen. Man stelle sich vor, Andras Schiff verpatzt total und erklärt dann: Hm, ich war leider krank, und dann musste ich meine Steuererklärung machen, und darüber hatte ich auch noch Streit mit meiner Frau ...

Der wiederum lebt davon und verlangt Geld dafür. Ich respektiere immer Amateure, die etwas aufführen/vorführen und nehme da auch Mängel hin - es sei denn, es ist reine Geltungssucht. Ich weiß ja aus eigener Erfahrung wie schwer, das ist ... ;-)
 
Glenn Gould ist bestimmt Pianist der top Klasse aber auch ein Selbstdarsteller par exellence. M.E gehören zu Selbstdarstellern auch Lang Lang und viele andere dazu.

Hallo Toni,

bei den von Dir genannten Pianisten bestehen aber schon in Bezug auf Bedeutung der Interpretationen und pianistischem Können gewaltige Unterschiede. Im Fall von Gould glaube ich auch nicht, dass er ein Selbstdarsteller war sondern sein Verhalten am Flügel quasi aus ihm heraus ohne Gedanken an die Wirkung auf Zuhörer war. Als Selbstdarsteller hätte er mit Sicherheit nicht seine Konzertkarriere so früh beendet. Es gibt einfach so "schrullige" Typen, schau Dir mal Keith Jarrett an wenn er spielt. Grauenhaft anzuschauen aber was für eine Musik und Reichtum an Ideen!

LG
Christian
 
Hallo Freunde,

also das statement, der Pianist habe der Musik zu dienen und nicht zur Selbstdarstellung gebrauchen, macht mich ja fast rasend !!!! Und das in der heutigen Zeit, wo in der Kunst (alle Bereiche) fast alles erlaubt ist ! Natürlich ist eine Interpretation eines Werkes durch einen Pianisten immer auch eine Selbstdarstellung des Pianisten.

Und was das musikalische Werk angeht: so ist das wie ein Kind, das der Komponist in die Welt gesetzt hat: es „verselbstständigt“ sich mit der Interpretation des Pianisten.

Ich habe (als Amateurpianist) oft Werke (oder Ausschnitte daraus) gespielt, die mir eigentlich zu schwierig sind: aber ich bin daran „gewachsen“. Ich wusste immer, dass ich diese Werke so nie vorspielen könnte. Aber es hat riesigen Spaß gemacht, im b-moll Konzert von Tschaikowsky einfach mal ein bisschen herum zu spielen, um zu merken, wie sich dieses tolle Werk „anfühlt“ mit den eigenen Händen.

Was Profi-Pianisten anbelangt: Ich behaupte mal glatt, dass ein Amateurpianist ein einfaches Klavierstück (z.B. Kinderszenen von Schumann) genauso gut hinbekommen kann wie ein Profi. Ich glaube, dass sich der Unterschied zwischen Profi und Amateur in erster Linie bei den technisch schwierigen Stücken zeigt. – Ist diese These jetzt zu gewagt??? :-D

Gruß Romantikfreak

P.S.: Sorry, ich glaube, jetzt ist mir mal ein wenig der Kragen geplatzt ;-)
 
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Was Profi-Pianisten anbelangt: Ich behaupte mal glatt, dass ein Amateurpianist ein einfaches Klavierstück (z.B. Kinderszenen von Schumann) genauso gut hinbekommen kann wie ein Profi. Ich glaube, dass sich der Unterschied zwischen Profi und Amateur in erster Linie bei den technisch schwierigen Stücken zeigt. – Ist diese These jetzt zu gewagt??? :-D

Gruß Romantikfreak

P.S.: Sorry, ich glaube, jetzt ist mir mal ein wenig der Kragen geplatzt ;-)
die Schneiderin wird deinen Kragen bestimmt reparieren :)

wenn der Amateur wirklich gut spielen kann, wird man ihm gerne zuhören - dennoch wird ein Unterschied hörbar sein, besonders bei den Kinderszenen :)
 
Ich respektiere immer Amateure, die etwas aufführen/vorführen und nehme da auch Mängel hin - es sei denn, es ist reine Geltungssucht.
Mit dem Respekt ist das so eine Sache. Es ist dann ein bisschen wie Zirkus: "Boah, das hätte ich nicht so hingekriegt." In einer idealen Welt sollte der Zuhörer aber sagen: "Boah, war das schön!".
 
Ich habe (als Amateurpianist) oft Werke (oder Ausschnitte daraus) gespielt, die mir eigentlich zu schwierig sind: aber ich bin daran „gewachsen“. Ich wusste immer, dass ich diese Werke so nie vorspielen könnte. Aber es hat riesigen Spaß gemacht, im b-moll Konzert von Tschaikowsky einfach mal ein bisschen herum zu spielen, um zu merken, wie sich dieses tolle Werk „anfühlt“ mit den eigenen Händen.
Zu Hause im stillen Kämmerlein ist alles erlaubt, da hilft das Nachklimpern ja sogar, das Stück auch anders zu hören. Ich meine nur, dass man sich vielleicht nicht in die Öffentlichkeit (wie groß auch immer) wagen muss, wenn man das Stück nicht beherrscht.

Aber anscheinend gibts ja hier einige, die es akzeptabel finden, wenn mal was schief geht. Insofern fühle ich mich mit meinen beiden suboptimalen Auftritten schon mal etwas besser.
 
Wo wagt man sich ran, wo lässt man die Finger von?
Kurze Frage, kurze Antwort:

Ich wage mich an alles, weil ich das Herantasten an ein - auch sehr schweres - Stück nicht als Wagnis oder Risiko begreife, sondern vielmehr als ein Kennenlernen von etwas sehr Interessantem.

Und ich lasse sofort die Finger davon, wenn ich dann merke, dass ich Gott weiß wie lange üben müsste, um es auch nur einigermaßen hinzubekommen. Durch einen ewig langen Übezeitraum hängt mir das Stück dann schon zum Halse heraus, bevor es nach etwas klingt. Das ist für mich der geeignete Zeitpunkt, um mich ohne Bedauern von einem zu schwierigen Stück zu verabschieden. Von da ab spiele ich es nicht, ich lasse spielen, bei Itunes oder Youtube zum Beispiel.

CW
 
Es kommt doch immer auf den Kontext an. Wenn man z.B. eine Aufnahmeprüfung macht oder einen öffentlichen Auftritt, dann wird man tunlichst Stücke wählen, denen man auch gewachsen ist.

Aber man kann auch an einem Stück wachsen, dem man nicht gewachsen ist (schlecht ist es nur, wenn man sich damit die Gesundheit ruiniert), nur sollte man es dann nicht aufführen.
 

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