Wo wagt man sich ran, wo lässt man die Finger von?

Kannst Du das bitte näher begründen? Ich sehe sowohl Lang Lang als auch Gould beide als Pianisten, die zu den außergewöhnlichsten Pianisten überhaupt zählen.

Hallo Chris,

klar kann ich das begründen. Beispielsweise in der Form, dass der Name Gould untrennbar mit dem Klavierwerk von J. S. Bach verbunden ist (obwohl er weitaus mehr Werke der unterschiedlichsten Komponisten und Epochen fantastisch gespielt hat, seine Klaviertechnik war makellos, Beethoven und Mozart gehören meiner Meinung nach jedoch nicht dazu) weil er eine völlig neue Sicht und einen radikal neuen Interpretationsansatz auf diesen Großmeister ermöglicht und gefunden hat. Bis jetzt -und ich behaupte auch mal kühn auch nicht in Zukunft- wird der Name Lang Lang nie direkt eine Assoziation zu einem Komponisten auslösen. Man hört Rubinstein und denkt: Ah, Chopin! ABM.: Debussy , Gulda: Beethoven und Mozart, De Larrocha: Albeniz und Granados etc.. Wofür steht Lang Lang, wo hat er besonders Aufregendes oder Neues (im positiven Sinn) geschaffen?

LG
Christian
 
Hi all,

@ Threadfrage:

Hmm, schwer zu sagen. Oder - nee - doch leicht:

Ich beschäftige mich mit den Stücken, die mir gefallen. Bei denen ist mir allerdings egal, wie schwierig oder leicht sie sind.

Andere Stücke, bei denen ich im Vorfeld gesehen habe, dass sie mir nicht gefallen, probiere ich nur höchstens ganz kurz aus, finde dann meinen Eindruck "gefällt nicht" bestätigt, und packe sie dann weg. Vielleicht gefallen sie mir ja später besser.

Dass sich überhaupt welche aus der Sparte "gefällt nicht" hier bei mir befinden, resultiert zum Teil aus einem großen Bestand an Noten, den ich mal geerbt habe, zum zweiten Teil aus Geschenken, und zum dritten aus Internet-Dateien ( pdf ), falls man z.B. hier, auf Clavio, über solche Werke diskutiert. Selber gekauft habe ich nur ganz wenige, die mir nicht gefallen, es sind SELBST DANN aber welche, denen ich immerhin eine gewisse CHANCE eingeräumt hatte, damals, beim Kauf.

LG, Olli !
 
Hallo dilettant,

habe gerade die Papillons durchgesehen .. wie gut Du sie kannst kann ich nicht beurteilen, aber wenn sie eine Nummer zu groß wären, hätte das Dein KL vernünftigerweise sagen müssen. Ich lese aus Deinem Post eher ein Problem heraus, das vor Publikum umzusetzen und habe folgenden Tipp: Versuche möglichst oft vorzuspielen, und zwar nicht den ganzen Zyklus sondern nur einzelne Stücke (z. B vor Besuchern - so viel Klaviermusik kann jeder ertragen). Nachdem du jedes Stück einzeln vielleicht sogar mehrmals vorgespielt und auf Bühnentauglichkeit getestet hast, kannst Du Dich wieder an eine Aufführung des Gesamtzyklus wagen.

Ich selber habe relativ wenig Erfahrung im auswendigen Vorspiel und ein bißchen Angst davor. Dieses Jahr hatte ich Gelegenheit, bei einem Konzert ein Stück (6 Seiten mit einigen Wiederholungen - nicht einfach aber für mich zu bewältigen) zu spielen. Hat i. W. gut geklappt und mir Sicherheit für die Zukunft gegeben. Nächstes Jahr plane ich 2-3 Stücke bei einem Konzert zu spielen. Vom eigenen Klavierabend träume ich, aber das kann man nicht übers Knie brechen, sondern muß es systematisch aufbauen. Wenn lernt wie man man eigene Überforderung vermeidet, kann man viel ereichnen.
 
@Dilettant

Um noch einmal auf deine Ursprungsfrage zurückzukommen: Du darfst spielen was du möchtest, und das wie du es möchtest. Wenn du als nächstes Projekt nach den Papillons gerne Rach3 in Angriff nehmen möchtest, dann ist das dein gutes Recht. Ob das Vorgehen sinnvoll ist, steht natürlich auf einem anderen Blatt, aber es ist und bleibt dein gutes Recht.

Dürfte man nur Stücke spielen, die man mit Leichtigkeit meistern kann, dann dürfte ich kein Klavier spielen. Ich habe das letzte Jahr über recht viel mit Schumanns Album für die Jugend und den Kinderszenen beschäftigt, aber wenn ich mir vornehme eines der leichteren Stücke von vorne bis hinten ohne größere Patzer zu spielen, dann muss ich voll konzentriert sein. Von Leichtigkeit kann da keine Rede sein. Ob diese Leichtigkeit jemals eintreten wird, weiß ich nicht.

Wenn du eine eigene Aufnahme der Papillons, die vor Publikum aufgenommen wurde, als "stellenweise ganz schön" bezeichnest, dann empfinde ich das als beachtliche Leistung. Der Vergleich eines Hobby-Pianisten mag zwar stets die perfekte Vorführung sein, es sollte jedoch nicht der eigene Anspruch sein. Wenn ich mein stümperhaftes Spiel der Kinderszenen (ohne Publikum) aufnehme, dann habe ich als Klangideal eine Aufnahme von Martha Argerich in den Ohren. Im Vergleich dazu fallen mir dann zu meinen eigenen Aufnahmen ganz andere Begriffe als "stellenweise ganz schön" ein. Für diese Begriffe gibt es in diesem Forum aber bestimmt einen Filter gibt. :-)

Führe ich mir meine äußerst beschränkten Fähigkeiten vor Augen, denke ich ganz anders darüber und erfreue mich der kleinen Erfolge, etwa wenn vier Takte hintereinander in meinen Ohren wirklich ordentlich klingen.

Als Amateur genießt du die vollkommene Freiheit: Die einzige Erwartungshaltung, die an dich gestellt werden darf, ist deine eigene. Altruismus in der Musik? Bei einem Hobby geht es primär darum, dass du dir selbst etwas Gutes tust, nicht um potentielle Erwartungen anderer Menschen. Der Perfektionismus, den man vielleicht in anderen Lebensbereichen an den Tag legt, steht einem da aus eigener Erfahrung jedoch häufig im Wege.
 
Ich bekomme (hoffentlich) heute den "Klaviervirtuosen - Hanon" geliefert. Auf Anraten meiner Klavierlehrerin. Ich befinde mich nun im 9. Monat und freue mich sehr drauf!
 
Hallo Christian,


danke für Deine Antwort. Ich stimme Dir zu: Gould hat Bach ganz besonders gut bzw. schön dargestellt, und eine glänzende, praktisch kompromisslose Technik mit einen sehr hohen musikalischen Gespür verbunden. Das ist etwas, das herausragende Pianisten eben auch auszeichnet.

Wofür steht Lang Lang, wo hat er besonders Aufregendes oder Neues (im positiven Sinn) geschaffen?

Ich würde ihn nicht mit einem bestimmten Komponisten verbunden sehen. Aber für einen Künstler bzw. Pianisten genügt es, eine gewisse Anzahl ganz herausragender Leistungen zu erbringen - und die sind m.E. bereits heute schon vorhanden. Aber für diesbezgl. Diskussionen sollten wir besser zum Lang Lang-Faden wechseln.

Schönen Gruß
Chris
 
Ich bekomme (hoffentlich) heute den "Klaviervirtuosen - Hanon" geliefert. Auf Anraten meiner Klavierlehrerin. Ich befinde mich nun im 9. Monat und freue mich sehr drauf!

Hi Nils, ;);)

Nicht, dass das ne MISSGEBURT wird. :D

Hintergrundinfo: Hanon POLARISIERT:

Manche bedeutenden Lehrer und Schulen finden ihn schlecht,

wieder andere hingegen unnötig UND schlecht....:D

( und manche finden Etüden allgemein nicht gut, denn sie sind der Meinung, man soll, wenn man ein STÜCK spielen will, das STÜCK spielen / üben. )

Aber das nur nebenbei.

LG und viel Spaß und Freude trotzdem,

wünscht: Olli !!
 
Hi Nils, ;);)

Nicht, dass das ne MISSGEBURT wird. :D

Hintergrundinfo: Hanon POLARISIERT:

Manche bedeutenden Lehrer und Schulen finden ihn schlecht,

wieder andere hingegen unnötig UND schlecht....:D

( und manche finden Etüden allgemein nicht gut, denn sie sind der Meinung, man soll, wenn man ein STÜCK spielen will, das STÜCK spielen / üben. )

Aber das nur nebenbei.

LG und viel Spaß und Freude trotzdem,

wünscht: Olli !!

Hi Olli,

noch kann ich nicht viel dazu sagen. Im Internet habe ich jedoch ähnliches gelesen. Das Buch ist gestern gekommen und ich habe mit der ersten Übung begonnen. Eigentlich hat es mir ganz gut gefallen. Ich kann mir schon gut vorstellen, dass die Motorik und die Sicherheit dadurch geschult werden.

Ich weiß, dass es heißt, man solle nur am aktuellen Stück üben. Ich persönlich, und nur für mich, sehe es jedoch folgendermaßen: Wenn ich ein aktuelles Stück übe, versuche ich, völlig automatisiert, auch eine gewisse Phrasierung mit zu üben. Weiterhin hängt mir ein Stück dann oft zum Hals raus, wenn ich zu lange drauf rumhämmere. Diese Übungen hingegen, sind neutral und mir melodisch völlig egal. Sie geben Training und man versaut sich durch ewiges Rumreiten auf einem Stück, nicht die Freude daran.

Weiterhin finde ich, ist dieses Buch ja eine Datenbank an "sinnvollen" Übungen. Da muss man erst einmal so viele Stücke finden, damit jede Übung abgedeckt ist.

Aber wie gesagt, das gilt nur für mich. Ich kann hier kein kompetenter Ratgeber sein.
 

An aktuellen Stücken übt man vorwiegend musikalische Feinheiten, Rhythmus, Dynamik etc. und vor allem bringen sie höhere Motivation. Dagegen Hanold-Übungen und manche Klassiker-Etüden sind vorwiegend für die Fingerfertigkeit zuständig und für Jugendliche meistens demotivierend und langweilig.

Gruss Toni
 
Hier meine Meinung als (leider) KL-lose Anfängerin:
Ich mißbrauche HANON #1 auch bedingt als Fingertraining und wenn ich eine Übung kann zum Warmspielen. Dies nur etwa 5-10 Min. und gedenke nicht, dies sehr auszuweiten. Als Anfängerin kann ich darüber hinaus mittels der stupiden Tonleitern entspannt meinen "Tastsinn" fördern, mich in piano und forte üben. Außerdem langweilen sich einige Oktaven meiner Klaviatur furchtbar und die Mechanik rostet vielleicht vor sich hin ;-), da ich mich als Anfängerin mit meinem Repertoire doch immer noch in recht begrenzten Bereichen bewege. Da hilft HANON u.A. ein bisserl, das volle Klangprogramm meines kleinen Flügels fühlen und kennen zu lernen.

Ansonsten habe ich um weiterzukommen eher auf den Mikrokosmos von Bartók (mit CD) und Czernys Schule der Geläufigkeit gesetzt, die aber für Autodidakten keinerlei dienliche Anleitungen beinhalten und für mich ohne Hilfe eines Lehrers ab einem gewissen Schwierigkeitsgrad nicht mehr korrekt ausführbar sind. So spielte ich von Anfang an lediglich die allereinfachsten Stücke des Barock und in Sachen Blues/Jazz von Martha Meir, immer nur solche, die mir gefallen und von denen ich mir Aufnahmen anhören kann. Desweiteren spiele ich aus dem Heft Play Piano Klassik mit CD und minimalen Anleitungen dazu(Margret Feils) ebenfalls Stücke mit aufsteigendem Schwierigkeitsgrad.

Da ich keinerlei Druck habe, ein Stück irgendwann perfekt spielen zu müssen, vergreife ich mich gerne auch an echten Herausforderungen wie Bachs Inventionen oder A. Scarlattis Folia zum Zwecke der angewandten Musiktheorie. Da stecke ich noch in den kleinsten Anfängen und habe ich eine Aufgabe für Jahre.

LG Seniora
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hier meine Meinung als (leider) KL-lose Anfängerin:
Ich mißbrauche HANON #1 auch bedingt als Fingertraining und wenn ich eine Übung kann zum Warmspielen.
wenn dir solche Übungen Spaß machen, könntest du vergleichsweise auch mal die systematischen Übungen von Afred Cortot ausprobieren.

immerhin ist bei Cortot auch viel erklärender Text dabei.
 
Ich mißbrauche HANON #1 auch bedingt als Fingertraining und wenn ich eine Übung kann zum Warmspielen.
Das hier:

[video]https://www.youtube.com/watch?v=L4OUm8BTwR0[/video]

kann ich persönlich nur in kreativ umgesetzter oder parodistischer Gestalt ertragen:

[video]https://www.youtube.com/watch?v=6CKqobY7l84[/video]

Gemeint ist der Bereich ab ca. 1'44"...!

LG von Rheinkultur
 
wenn dir solche Übungen Spaß machen, könntest du vergleichsweise auch mal die systematischen Übungen von Afred Cortot ausprobieren.
immerhin ist bei Cortot auch viel erklärender Text dabei.
Da wurde ich etwas missverstanden, richtig "Spaß" machen mir diese stupiden Tonleitern (wie erwähnt) nicht. Deshalb versuche ich eher spaßig, entspannt damit umzugehen und verändere sie in verschiedenste Ausdrucksformen, im Tempo, der Dynamik, ich probiere mein Klavierspiel damit aus, meine Möglichkeiten, und trainiere meine Finger vielleicht etwas damit, mehr sehe ich nicht darin.

Der Cortot ist ein wundervoller Tipp - ist dieses Werk gemeint:
Grundbegriffe der Klaviertechnik ? Vielen Dank Rolf!

Rheinkultur: Das hier:
https://www.youtube.com/watch?v=L4OUm8BTwR0
kann ich persönlich nur in kreativ umgesetzter oder parodistischer Gestalt ertragen:
https://www.youtube.com/watch?v=6CKqobY7l84
Gemeint ist der Bereich ab ca. 1'44"...!

Video #1 ist natürlich der Hanon-Albtraum schlechthin.
Video #2 - dieses 2. Konzert mag ich sehr, ich empfinde es gegenüber anderen Werken von ihm als regelrecht heiter, leicht. Für die eingeflochtene "Hanon-Übung" ab 1:44 und weitere Virtuosität - wie zu Gehör gebracht und gezeigt - brauche ich noch ein zweites Leben ... Vielen Dank für den Link!
 

Nun aber bitte, Curby, nicht in Regionen herumfuhrwerken, wo Du noch nicht bist.

Antwort auf Deine Frage:

Sagt zum Beispiel der hier:

Walter Gieseking

Zitat:

Technik wird nur in Verbindung mit dem Studium von Originalwerken entwickelt, also keine eigenen Fingerübungen bzw. Etüden. Einzelheiten im Technischen: Unterarmrollung statt Daumenuntersatz bei Tonleitern und gebrochenen Akkorden, Verzicht auf Fingerwechsel bei repetierten Noten.

Auch Libermann vertritt, wie Du weißt, solche Standpunkte ebenfalls. Vor ALLEM den, dass Daumenuntersatz Murks ist. Auch in Richtung "Etüden" ist er sehr reserviert und seine Aussagen gehen ebenfalls in Richtung der o.g. Zitate.

Also red kein Blech von wegen "Unsinn".

LG, Olli !
 

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