wo ist Styx?

richtig. Und die ständige "Wertsteigerung" des Kapitals - wie durch Zauberhand - funktioniert nur über die zunehmende Entwertung der Arbeit. In den Sechzigern, als die Gastarbeiter kamen, konnte jeder Straßenfeger von seinem Lohn die ganze Familie versorgen. Seit der Finanzmarkt entfesselt wurde, macht man Geld nicht mehr mit einem Gegenwert - sei es Arbeit oder Güter - sondern mit juristischen Tricks. Reine Umverteilung.

Immer schön alles durcheinanderwerfen, dann wirken die Nebelkerzen umso besser!

Eine "Wertsteigerung" von Kapital gibt es nicht. Realkapital verliert in der Regel durch Abnutzung an Wert, Geldkapital durch Inflation und Humankapital durch biologische Prozesse. Kapital ist deshalb ein knappes Gut und wird nur gegen Zins eingesetzt, weil die Notwendigkeit besteht, das Kapital mindestens zu erhalten. Anderenfalls würde eine Volkswirtschaft verarmen. Soll der Wohlstand einer Volkswirtschaft steigen, muss das Kapital zwangsläufig vermehrt werden.

Über die Entwertung der Arbeit kann man natürlich sinnieren – Tatsache ist allerdings, dass die Reallöhne in der Bundesrepublik im Laufe der letzten 70 Jahre immer gestiegen sind. Allerdings wird es zunehmend schwieriger, eine solche Steigerung dauerhaft zu ermöglichen. Das liegt nun nicht daran, dass die Arbeitgeber in der Masse so furchtbar gierig sind, sondern daran, dass wir durch die demographische Entwicklung in unserem Land nicht mehr genügend Nachfrage erzeugen können. Wir sind also gezwungen, unsere Produkte zu exportieren. Export ist aber auf Dauer nur in offenen Märkten möglich. Und hier beginnt das Dilemma: in offenen Märkten gibt es nicht nur mehr Abnehmer, sondern auch mehr Konkurrenten, die auf unseren angestammten Märkten ebenfalls ihre Produkte anbieten. Wenn wir nun zu teuer produzieren, verlieren wir unsere Konkurrenzfähigkeit. Wenn wir uns abschotten, verlieren wir alles, denn innerhalb unseres Landes gibt es durch den Bevölkerungsschwund kein nennenswertes Wachstumspotenzial mehr.

Die Finanzmärkte haben damit erstmal nichts zu tun. Das Problem der deregulierten Märkte ist erst dann eines, wenn eine Krise auf die Realwirtschaft durchschlägt. Genau das ist 2007/2008 passiert, die Deregulierung der Märkte begann aber schon in den 80er Jahren. Damals glaubte man noch an die Markteffizienzhypothese, die mittlerweile selbst von libertären Strömungen bezweifelt wird. Die Eurokrise ist in erster Linie eine Staatsschuldenkrise, die mit den entfesselten Finanzmärkten nur am Rande zu tun hat. Die Finanzkrise taugt allerdings kaum als Argument gegen den Kapitalismus, denn eine striktere Regulierung hätte diese auch innerhalb des Kapitalismus verhindern können. Dasselbe gilt für die Eurokrise, die mit dem Kapitalismus noch weniger zu tun hat.

Soweit ein kleiner volkswirtschaftlicher Exkurs. Nun zu den anderen Punkten, in denen Du die 60er Jahre so schön verklärst (damals lebte der größte Teil Deutschlands übrigens auch schon im Kapitalismus – aber da war noch alles gut?):
  1. Als die Gastarbeiter angeworben wurden, betrug die wöchentliche Arbeitszeit noch 48 Stunden.
  2. In den Sechzigern hatten wir durch die stark wachsende Bevölkerung ein sehr hohes Wirtschaftswachstum (Vollbeschäftigung) und durch die günstige Alterspyramide sehr geringe Sozialabgaben und eine weitaus geringere Steuerquote als heute. Für den demografischen Wandel kann man den Kapitalismus allerdings kaum verantwortlich machen.
  3. Ebenso wenig kann man den Kapitalismus für die Wiedervereinigung verantwortlich machen, die der Volkswirtschaft enorme Kosten aufgebürgt hat und ein wesentlicher Faktor für die weitgehende Stagnation der Reallöhne seit den 90er-Jahren ist.
  4. Ein Ungelernter ("Straßenfeger") konnte in den 60ern vielleicht seine Familie ernähren, aber bei einem weit geringeren Lebensstandard, als ihn heute selbst Hartz IV-Empfänger haben. Wenn eine Familie heute zu sechst auf 40 Quadratmetern wohnt, auf ein eigenes Bad, Auto, Telefon, Urlaube, kostenpflichtige Freizeitbeschäftigungen etc. verzichtet, geht das immer noch. Es findet nur niemand mehr zumutbar.
Grüße, Jörg
 
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"Sich entschuldigen" ist sprachgebräuchlich und sollte auch von jedem so verstanden werden, wie es gemeint ist. Wer es dennoch nicht versteht, für denjenigen eine kleine Korrektur:
"Er hat um Entschuldigung gebeten"
Diesen "Sprachgebrauch" halte ich für falsch und problematisch weil die Aussage von vielen wörtlich verstanden wird. Das zeigt sich durch den manchmal der "Selbstenschuldigung" folgenden Satz, durch den deutlich wird, dass von einer schuldbefreienden Wirkung ausgegangen wird.
Ich habe mich dafür entschuldigt, ...
... was soll das jetzt noch?
... was soll ich denn noch tun?
- am besten mit einer vorwurfsvollen Betonung.

Das gemeinte zu sagen oder zu schreiben ist in dem Fall doch nicht so viel mehr Aufwand, oder?
 
Dann entschuldige ich mich hiermit deutlich für die falsche Formulierung.
 
Jetzt weiß ich es - Du hast mein Anliegen verstanden.:-D
 
richtig. In den Sechzigern, als die Gastarbeiter kamen, konnte jeder Straßenfeger von seinem Lohn die ganze Familie versorgen.

Das habe ich in den 60er/70er Jahren aber ganz anders erlebt. In meiner Gegend haben in den Gastarbeiterfamilien immer beide Elternteile gearbeitet. Entweder haben beide ausser Haus gearbeitet und die Kinder ab dem Schulalter sich selbst überlassen, oder die Frau hat zu Hause mit Heimarbeit (meistens Nähen) etwas dazu verdient. Oftmals hatten sie zu ihrem Tagesjob auch noch einen Zweitjob und gingen am Abend und Wochenende putzen. Zudem haben sie oftmals in erbärmlichen Bruchbuden gehaust, die von keinem anderen mehr bewohnt worden wären. Bei uns waren das die Armen schlechthin.
 
Oh manu, manu ... manche Verfehlungen sind halt nicht Entschuldbar, manche halt schon. Oder @Thomas muss man alles immer bestrafen? Der Mod hat die Styx Entschuldigung nicht angenommen, und somit ihn mit der hier höchsten Strafen belegt.
 
@Steinbock44 Um's bestrafen oder nicht, ging es mir gar nicht. Das war und ist mir völlig gleichgültig.

Mein Anliegen war die falsche Formulierung und die bei vielen daraus resultierende falsche Annahme, man könne sich (selbst) entschuldigen. Das wäre so, als verfüge man über die Entscheidung desjenigen der verletzt, beleidigt oder geschädigt wurde, die Schuld zu erlassen. Man setzt sich damit noch weiter in's Unrecht.
 
Ja Thomas, es ist einfach eine Wortspielerei. Wenn sich jemand entschuldigt, dank anerkennt er seine Schuld btw. Verfehlung (so meine Auffassung). Z.B.Türkei hat sich für den Völkermord an Armenien für die Gräueltaten nie entschuldigt. Auch Deutschland hat sich bei Entschuldigungen nach dem zweiten Krieg recht vie Zeit gelassen. Für mich ist eine Entschuldigung eine Anerkennung der Verfehlung. Somit haben einige Leute und vor allem Politiker mit dem Wörtchen "Sorry" Probleme.
 

Hi,
mein Gott dieser Faden ist ja schlimmer wie die Posts von Styx. ;-)

Gruß
wieso schlimmer wie die Posts von Styx, diese kann man anschauen und geht darüber hinweg.
Schöne Beispiele womit man auf Clavio mit Sicherheit gesperrt würde, bringt regelmässig die heute-show im ZDF am Freitagabend. Gestern Abend wiederum eine Aussage , da blieb mir aber die Spucke weg und das heisst was, und diese Sendung erfreut das Publikum weiterhin mit grosser Beliebtheit:super::-D:lol::lol::lol:
 
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