Will als Erwachsener Klavier lernen, klappt aber nicht

Üben ist ja letztlich Fehler suchen, dann dort stehenbleiben und wiederholen.

Bei mir nicht. Ich glaube auch nicht, dass das eine vernünftige Strategie ist. Das Stehenbleiben bei einem Fehler verfestigt genau das, was man unbedingt vermeiden muss. Ein falscher Ton zur richtigen Zeit ist viel weniger schlimm als ein richtiger Ton zur falschen Zeit.

LG, Mick
 
Stehen bleiben würde ich auch nicht unbedingt. Fehler merken und hernach genauer anschauen und die Stelle üben.
 
Bei mir nicht. Ich glaube auch nicht, dass das eine vernünftige Strategie ist. Das Stehenbleiben bei einem Fehler verfestigt genau das, was man unbedingt vermeiden muss. Ein falscher Ton zur richtigen Zeit ist viel weniger schlimm als ein richtiger Ton zur falschen Zeit.

LG, Mick
Ich glaube, hier wird auch missverstanden, was Fehler im Sinne von Verspieler oder von "grundauf nicht gekonnt" ist.

Wenn ein Stück durchspielbar ist, bedeutet es, man hat jede Stelle - besonders die kniffligen zuvor mit entsprechenden Strategien sich erarbeitet. Damit kann beim Durchspielen nur noch ein Verspieler auftreten. Dafür genügt es, die nächsten Male beim Durchspielen, dieser Stelle besondere Aufmerksamkeit zu widmen, um konzentriert richtig zu spielen.

Es gibt natürlich noch den Fall, dass ein Stück so leicht fällt, dass man es direkt vom Blatt spielt und beim Durchspielen erst knifflige Stellen bemerkt.

Aber grundsätzlich gilt, Üben ist nicht Fehler suchen ( das machen Statiker und Informatiker, nachdem sie die Berechnungen, das Programm fertig haben - ) Üben bedeutet bewusstes Erarbeiten und dann Trainieren von technischen Aspekten. Danach oder auch gleichzeitig kommt das Verfeinern (mit Metronom ist natürlich keine Agogik möglich z.B.) (Dynamik umzusetzen ist auch ein technisches Problem!)
 
Die schwierigen Sachen, an denen man übt, um weiterzukommen, bekommt man selten fehlerfrei in einem Rutsch hin. Mehrere Schwierigkeitsgrade darunter klappt das schon eher.
Und genau da liegt für uns Anfänger wahrscheinlich der Hase im Pfeffer. Mehrere Schwierigkeitsgrade unter unseren Fähigkeiten ... da ist einfach nix.

"anfängertypische Generalpause" ist sehr treffend formuliert. An miserabel improvisierten Unsinn taste ich mich gerade heran.
 
Ich habe auch eine Weile für die Erkenntnis gebraucht: Klavierspielen ist ein extrem zeitintensives Hobby. Welcher Berufstätige investiert täglich eine Stunde oder mehr in sein Hobby und das über Jahre hinweg? Meiner Erfahrung nach die wenigsten. Das Erlernen eines Instrumentes braucht eine gewisse Kontinuität, das ist etwas anderes als an ein paar Wochenenden im Jahr mal das Motorrad aus der Garage zu holen oder sich einmal im Monat mit dem Kegelverein zu treffen. Je nach privater und beruflicher Verpflichtungslage ist das einfach nicht für jeden machbar. Schließlich wird wohl niemand seine sozialen Kontakte fürs Klavier aufgeben wollen und für diejenigen, die beruflich am Schreibtisch sitzen, ist Sport auch eher eine Pflicht als ein Hobby, das man ein bisschen zurückfahren kann.

Lange Rede, gar kein Sinn: Jeder muss selbst entscheiden, ob er die entsprechenden Möglichkeiten hat.
 
Ich habe auch eine Weile für die Erkenntnis gebraucht: Klavierspielen ist ein extrem zeitintensives Hobby. Welcher Berufstätige investiert täglich eine Stunde oder mehr in sein Hobby und das über Jahre hinweg? Meiner Erfahrung nach die wenigsten. Das Erlernen eines Instrumentes braucht eine gewisse Kontinuität, das ist etwas anderes als an ein paar Wochenenden im Jahr mal das Motorrad aus der Garage zu holen oder sich einmal im Monat mit dem Kegelverein zu treffen. Je nach privater und beruflicher Verpflichtungslage ist das einfach nicht für jeden machbar. Schließlich wird wohl niemand seine sozialen Kontakte fürs Klavier aufgeben wollen und für diejenigen, die beruflich am Schreibtisch sitzen, ist Sport auch eher eine Pflicht als ein Hobby, das man ein bisschen zurückfahren kann.

Lange Rede, gar kein Sinn: Jeder muss selbst entscheiden, ob er die entsprechenden Möglichkeiten hat.

...und wie er seine Prioritäten setzt.

Für Menschen mit hoher beruflicher Auslastung bietet es sich nicht an sich in seinen Hobbys zu verzetteln. Die positive Ressource, die der Entspannung und Erholung vom beruflichen Alltag und der Energiegewinnung dienen soll, würde dann
Ins Gegenteil gekehrt und zu mehr Zeit und Leistungsdruck führen.

ich investiere Zeit mit meinem Klavier zu spielen, weil ich in diesem Tun versinken kann wie ein Kind und und belastende Bereiche meines Privat- und Arbeitslebens ausblenden kann. Das betrachte ich nicht als Pflichtprogramm, sondern als Kür ohne Jury. Das Klavier zieht mich magisch an, bevor ich zur Arbeit fahren spiel ich 5 Minuten ein Stückchen aus meinem Repertoire und abends muss ich mindestens noch ein paar Akkorde spielen bevor ich ins Bett gehe. Ach ja und kurz spiele ich die tagsüber intensiv geübten stellen noch mal an, damit mein Kopf beim schlafen noch bisken was zu tun hat.

Trotzdem kann ich noch soziale Kontakte pflegen, ab und zu ,eine Guzzi aus der Garage holen oder Urlaub mit unserem Campingbus ( Yamaha NP11 an Bord )
Machen. Auf muffige Kellerräume mit Kegelbahnen und Gut Holz Geschrei kann ich verzichten.
Hunde, Natur, Spazierengehen ersetzen sportliche Betätigung, da hab ich mich fürs Klavier entschieden .

Ich arbeite natürlich auch zielgerichtet daraufhin, klangschöne Töne zu erzeugen und die Stücke, die ich spiele in eine fliessende Melodie zu bringen. Ich wäre sehr glücklich, wenn ich irgendwann einige Kinderszenen Stücke spielen könnte und die leichteren Mozart Sonaten, aber ohne beim Spielen ergebnisfixiert und nur das Ziel im Auge zu haben. Muss ich ja auch nicht. Hab ja einen Brotberuf ( herrliches Wort , hab ich hier im Forum kennengelernt).

Es ist ein gutes Gefühl für etwas zu "brennen" (Steilvorlage, ist klar), nix müssen zu können, nicht Profi zu sein, keinem was beweisen müssen. Aber wie gesagt, das ist mein Lebensplan, was das Klavierspiel angeht.

Ich bin halt keine Musikerin, sondern Tastenmusikantin.

Nachtrag: Herje, so viel geschwätzt und das wichtigste vergessen. An Arbeitstagen schaffe ich meist auch nur eine halbe Stunde zu spielen, am Wochenende mehr. Klavierspielen kann auch damit ein erfüllendes Hobby sein, das ist allerdings abhängig von der Erwartungshaltung und der Zielsetzung des Spielers.
 
Zuletzt bearbeitet:
Aber ist es denn falsch, ehrgeizig und zielstrebig auch in einem Hobby zu sein? Ich sehe etwa gerne meinen Fortschritt in der Musik und stecke da auch Energie und Leidenschaft rein - auch wenn ich schon ein Opa war als ich angefangen habe ;-)

Ich mache mir da gerne auch ein bisschen Druck: und zwar weil ich lernen will: Ich will mehr über Spieltechniken zur Klangerzeugung wissen, wissen, wie ein Klavier aufgebaut ist, wie sich die Stimmung und die Mechanik verändert hat. Ich will mehr über Harmonielehre erfahren, über Instrumentation und Instrumentenlehre, ich will mein Gehör und meine Stimme schulen und die Komponisten und deren Formen und Stile der Jahrhunderte kennen lernen.
In jeden dieser Punkte erlangt man nur ein hohes Niveau, wenn man viel Energie und Zeit investiert, aber dies auch gerne tut.

Mag sein, dass mich Musik irgendwann nicht mehr interessiert (ich bezweifle es), dann wird es halt was anderes sein, in dem ich meine Leidenschaft austobe. Vielleicht ist es dann wieder Sport oder etwas langweiliges.

VG
Ludwig
__
Ich sehs grad: 666. Beitrag :teufel::teufel::teufel:
 

...und wie er seine Prioritäten setzt.

Für Menschen mit hoher beruflicher Auslastung bietet es sich nicht an sich in seinen Hobbys zu verzetteln. Die positive Ressource, die der Entspannung und Erholung vom beruflichen Alltag und der Energiegewinnung dienen soll, würde dann
Ins Gegenteil gekehrt und zu mehr Zeit und Leistungsdruck führen.

ich investiere Zeit mit meinem Klavier zu spielen, weil ich in diesem Tun versinken kann wie ein Kind und und belastende Bereiche meines Privat- und Arbeitslebens ausblenden kann. Das betrachte ich nicht als Pflichtprogramm, sondern als Kür ohne Jury. Das Klavier zieht mich magisch an, bevor ich zur Arbeit fahren spiel ich 5 Minuten ein Stückchen aus meinem Repertoire und abends muss ich mindestens noch ein paar Akkorde spielen bevor ich ins Bett gehe. Ach ja und kurz spiele ich die tagsüber intensiv geübten stellen noch mal an, damit mein Kopf beim schlafen noch bisken was zu tun hat.

Trotzdem kann ich noch soziale Kontakte pflegen, ab und zu ,eine Guzzi aus der Garage holen oder Urlaub mit unserem Campingbus ( Yamaha NP11 an Bord )
Machen. Auf muffige Kellerräume mit Kegelbahnen und Gut Holz Geschrei kann ich verzichten.
Hunde, Natur, Spazierengehen ersetzen sportliche Betätigung, da hab ich mich fürs Klavier entschieden .

Ich arbeite natürlich auch zielgerichtet daraufhin, klangschöne Töne zu erzeugen und die Stücke, die ich spiele in eine fliessende Melodie zu bringen. Ich wäre sehr glücklich, wenn ich irgendwann einige Kinderszenen Stücke spielen könnte und die leichteren Mozart Sonaten, aber ohne beim Spielen ergebnisfixiert und nur das Ziel im Auge zu haben. Muss ich ja auch nicht. Hab ja einen Brotberuf ( herrliches Wort , hab ich hier im Forum kennengelernt).

Es ist ein gutes Gefühl für etwas zu "brennen" (Steilvorlage, ist klar), nix müssen zu können, nicht Profi zu sein, keinem was beweisen müssen. Aber wie gesagt, das ist mein Lebensplan, was das Klavierspiel angeht.

Ich bin halt keine Musikerin, sondern Tastenmusikantin.

Nachtrag: Herje, so viel geschwätzt und das wichtigste vergessen. An Arbeitstagen schaffe ich meist auch nur eine halbe Stunde zu spielen, am Wochenende mehr. Klavierspielen kann auch damit ein erfüllendes Hobby sein, das ist allerdings abhängig von der Erwartungshaltung und der Zielsetzung des Spielers.

Ok.., völlig offtopic und vermutlich einen ewig andauernden eigenen Thread wert. Dennoch denke ich oft über die Frage nach, warum man sich eigentlich so viel Zeugs auf den Zettel schafft, dass man auf der anderen Seite "Gegengewichte" schaffen muss, um nicht durchzudrehen.

Ich persönlich habe mein Leben jüngst so gedreht, dass ich nichts tun muss, was mich von etwas anderem ausgleicht. Sämtliches "Tun" bleibt in einem eigenen Gleichgewicht.

Ich weiß, großes Thema, was ich hier nicht aufreissen wollte.
 
Ok.., völlig offtopic und vermutlich einen ewig andauernden eigenen Thread wert. Dennoch denke ich oft über die Frage nach, warum man sich eigentlich so viel Zeugs auf den Zettel schafft, dass man auf der anderen Seite "Gegengewichte" schaffen muss, um nicht durchzudrehen.

Ich persönlich habe mein Leben jüngst so gedreht, dass ich nichts tun muss, was mich von etwas anderem ausgleicht. Sämtliches "Tun" bleibt in einem eigenen Gleichgewicht.

Ich weiß, großes Thema, was ich hier nicht aufreissen wollte.

Wenn Du dein Leben jüngst erst so gedreht hast - wie war es vorher? Vielleicht kannst du dir dann deine Frage selbst beantworten... ;-)
 
Wenn Du dein Leben jüngst erst so gedreht hast - wie war es vorher? Vielleicht kannst du dir dann deine Frage selbst beantworten... ;-)

Schwer fällt die Antwort nicht. Wir leben in einer Gesellschaft, in sozialen Strukturen, die eine Illusion über Glück schafft. Dieser Illusion jagen wir täglich nach. Illusion deswegen, weil wir fast nichts, was wir da in unserem "Streben nach Glück", anhäufen, wirklich benötigen. Mein Lieblings-Zitat an dieser Stelle: "Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst, an eine völlig kranke Gesellschaft zu leben."

Unterm Strich bewegt man sich in einem Sog, in einem Kreislauf, dem man, dem ich, wie ein Lemming folgt/folgte. Sehr viele von uns Leben so, ich behaupte, eigentlich fast alle.

Ich persönlich stellte mir immer öfter die Frage "für was?". Da kommen dann sehr viele Antworten. Unfassbar viele Antworten. Es wird eine endlose Aufzählung. Wenn jedoch die Dinge, die man wirklich braucht, nicht dabei sind, beginnt man, begann ich, Dinge zu ändern.

Ich gebe zu, es ist eine Reise in ein schwarzes Loch. Das spielt für mich jedoch keine Rolle. Denn wo ich war, wars nicht gut. Und der Umstand, dass mich 99% aller Mitmenschen darum beneiden, wo ich war, ist der finale Beleg dafür, dass unsere Gesellschaft völlig schizophren ist. Peng, aus!
 
Schwer fällt die Antwort nicht. Wir leben in einer Gesellschaft, in sozialen Strukturen, die eine Illusion über Glück schafft. Dieser Illusion jagen wir täglich nach. Illusion deswegen, weil wir fast nichts, was wir da in unserem "Streben nach Glück", anhäufen, wirklich benötigen. Mein Lieblings-Zitat an dieser Stelle: "Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst, an eine völlig kranke Gesellschaft zu leben."

....

Amen dazu!
 

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