Wie studiert Ihr einen Rhythmus ein?

  • Ersteller des Themas Hans Borjes
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Welche Methode nutzt Ihr für rhythmisches Üben?


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Hans Borjes

Hans Borjes

Clavio-Förderer
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18. Mai 2008
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Hallo,

mich würde mal interessieren, welche Methoden von Euch bevorzugt genutzt werden, um Euch ein Stück Rhythmisch zu erschließen, während Ihr es einstudiert.

Warum bevorzugt Ihr Eure Methode?

Hans
 
Bei komplizierten Rhythmen: (z. B. übe ich gerade Schumanns Klavierquartett) versuche ich den Rhythmus so zu zerlegen (bzw. zu vereinfachen), dass ich ihn "verstehe". :)

Die besagte Stelle ist ein "verdecktes" 2 gegen 3 (Achtel gegen Triolenachtel, mit Pausen und Synkopen).
Bei 2 gegen 3 benutze ich auch "Merkwörter" wie "Gurkensalat" (oder so ähnlich :D)

Weiterhin spiele ich jede Hand einzeln und vesuche erstmal, den Rhythmus einhändig sauber darzustellen.

(Im Moment habe ich meine Noten nicht hier, werde aber mal heute abend das Beispiel hier reinstellen, damit das Gesagte anschaulicher wird.) :cool:
 
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Hallo,
ich versuche, mir den Rhythmus durch Analysieren der Zählzeiten anzueignen. Auch singe ich einzelne Takte und klopfe dazu mit. Meist klappt das ganz gut.

Wenn all dies nicht hilft, spicke ich mal in Youtube und suche eine gut gespielte Aufnahme von dem Stück - aber wirklich nur im äußersten Notfall :D

Grüße, Madita
 
Den richtigen Rythmus zu finden ist bei mir ein großes Problem, weil ich aus den Noten das nicht herauslesen kann. Da ich mit Zählen, Klatschen und Kopfnicken immer durcheinander komme, nehme ich ein Keyboard und stelle ein zum Musikstück passendes Schlagzeug ein. Allerdings analysiere ich dabei nichts, sondern spiele nur.

Gruß,
Tastensucher
 
Das ist sicherlich eine Frage, die auch Klavierlehrer ihren erfolgreicheren Schülern immer wieder stellen sollten, damit sie es den nicht so erfolgreichen erklären können.

Grundsätzlich würde ich sagen, man fängt an, die Töne zu spielen, die noch halbwegs im Metrum sind, dann fügt man nach und nach die "Ausreißer" hinzu. Aber dann bleibt immer noch die Aufgabe, das ganze fließend rhythmisch zu spielen. Dafür muß man den rhythmischen Verlauf verstehen und ob man den Vorgang tatsächlich so beschreiben kann, daß jemand anderes ihn lernen kann, bezweifle ich ein bischen. Von mir kann ich lediglich sagen, daß ich es beim x-ten mal hinsehen erkenne, wobei x mindestens 1 ist... Vermutlich ist das eher eine Erfahrungssache, je mehr Musik man kennt, desto mehr Schemata kann man auch wiedererkennen - und das ist vermutlich die Methode rhythmische Verläufe zu verstehen.

PS: Triolen gegen Quartolen und ähnliches kann man so umschreiben, daß beide die gleiche Zählbasis haben. Danach sollte man aber wieder auf das Gefühl umschalten, denn die Musik selbst hat eine andere Zählbasis.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Das Problem beim Rhythmus ist, dass er nicht so klar definierbar ist, wie die Tonhöhe. Bei allen Kenntnissen der Rhythmustheorie muss man trotzdem den richtigen "Groove" finden. Der gefühlte Rhythmus einer Passage ändert sich oft entscheidend, wenn man nur mit den Lautstärken einzelner Töne spielt oder die Betonung verschiebt. Man muss einen Rhythmus also vor allem fühlen, und das schafft man eigentlich nur durch Hören und sich Verinnerlichen, also das, was man normalerweise beim Tanzen automatisch macht.
Ich kann daher nur empfehlen, sich die Passage immer wieder vorspielen zu lassen bzw. auf Tonträgern zu hören und sich gleichzeitig große spielerische Sicherheit zuzulegen, auch wenn die Rhythmik noch nicht stimmt. Irgendwann hat man das Gehörte auch rhythmisch so im Gefühl, dass man es leicht nachspielen kann, vorausgesetzt man beherrscht die Passage grundsätzlich perfekt.
Wenn man beim Hören immer wieder einen Abgleich mit den Noten vornimmt fällt es einem mit der Zeit leichter auch Grundrhythmen aus Noten herauszulesen. Ich sage bewusst Grundrhythmus, denn der eigene "Groove" ist am Ende entscheidend für die persönliche Interpretation des Stückes.
 
Ich schwinge gerne mit dem Oberkörper ganz leicht (nicht zu den Seiten, sondern hoch und runter), entweder bei 3/4-Takten im Rhythmus eines ganzen Taktes oder bei 4/4-Takten im Rhythmus einer halben Note, je nach Tempo des Stückes.

Habe dabei das Bild eines inneren Pendels, was nicht nach links und rechts schwingt, sondern ehen von oben nach unten. Das Pendel kann mal langsamer oder schneller schwingen, aber ich mag es nicht, wenn es irgendwie außer Tritt gerät - dieses Gefühl habe ich bei manchen rubatogeschwängerten Aufnahmen, dass es sich nicht um ein harmonisches Pendeln handelt, sondern um einen Rhythmus, der unstet ist. Diese Art mag ich nicht.
 
Ich mach es immer Unterschiedlich je nach Stück.Aber grundsätzlich vertret ich die Meinung von just listen!sowie er/sie sie auch beschrieben hat.
Bin aber auch der Meinung, dass das mit dem Rhythmus Erfahrungssache ist, je mehr Musik man schon gespielt hat desto mehr verschiedene Schemata lernt man kennen und versteht sie. Dadurch kann man sich gleich wieder erkennen und weiß wie.
Wenn gar nichts hilft gibt es auch noch Internetportale oder CD´s auf denen man sich das betreffende Stück anhören kann...
 
Also ich zähle, bzw. halt, wenn's zu kompliziert ist mache ich zunächst senkrechte Viertelnotenstriche aus Bleistift in den Notentext und dann wird gezählt:
und eins UND zwei und drei UND vier UND
will sagen: ist aus Desafinado, südamerikanisch: erster Ton der Übepassage ist auf der 4und des vorangegangenen Taktes. Denn auf der eins ist links und rechts erstmal nix :confused: (typisch Südamerika), aber auf der 1und dann wieder usw.
Bevor ich das spielen kann muß ich den sturen Rhythmus in's Hirn kriegen. Und das mache ich mit simplen Zählen wo jedes Viertel & ViertelUnd gezählt wird mit Lautstärkeakzent da, wo eine Note steht.
Groove kommt dann erst viel später, wenn die Seele ihre Basis weiß.

Ein heißer Tip von mir sind die 2 Hefte "Rhythm Styles for Piano" von Bernd Frank, gibt's hier im Shop. Trotz des englischen Titels auf deutsch.

Es hat mir schon länger auf den Nägeln gebrannt bei den diversen Threads "Begleitung, wie?" hier, kürzlich. Alle Antworten gingen nur um Akkorde u.ä., aber English Waltz ist anders als Tango ist anders als Rhythm&Blues ist anders als Techno.

Rhythmisch anders, und das wird in den beiden Heften (obiges Spektrum) super erklärt: Historische Entstehung, typische Merkmale, ausnotierte 4Takter zum Üben und typische Akkordfolgen für's vertiefte Üben. Habe selten so klare, fundierte, leicht verständliche Erklärungen für komplexe Sachverhalte gefunden. Und eine CD mit 96 (oder so) Beispielen ist auch dabei für den Groove, der so nicht in Noten ausgedrückt werden kann.

Ist eher was zum Einfühlen, Einspielen in einen gerade anstehenden Rhythmus als was zum VonVorneBisHintenLernen (außer für Alleinunterhalter für alles). Quasi ein Nachschlagewerk für Finger und Hirn.

Liegrü
Hanfred
 

Ich habe "Metronom" gewählt, meistend genügt mir das auch und ich markiere die Stellen an denen es 'zusammenläuft', d.h. linke und rechte Hand zusammen anschlagen. Das hat beim Frühlingsrauschen sehr geholfen, wo es doch an vielen Stellen arg 'krumm' zugeht (5 gegen 7 und so Zeugs) und auch im lyrischen Teil der Toccata von Katchaturian.

Sehr schön ist auch die Funktion unseres alten billigen Keyboards, das nette Rhythmen eingebaut hat (da hört man dann auch die 1), das nutze ich dann als erweitertes Metronom.

Erst wenn es stur im Takt richtig funktioniert kann der 'Groove' kommen und es wird Musik daraus :D.
 
Klasse!
darüber habe ich für mich noch nie nachgedacht, da allerlei rhythmische Komplikationen ja zu den jeweiligen Musikstücken dazugehören, also prinzipiell in das so genannte "Klangvorstellungsvermögen" hineingehören.

kann es sein, dass hier eher der Umgang mit als "schwierig/widerborstig im ausführen" erkannten polyrhythmischen und/oder synkopischen Stellen gemeint ist?

dazu:
polyrhythmische Stellen sind dann schwierig, wenn beide Hände z.B. Doppelgriffe oder Akkorde in Kontrastrhythmen ausführen sollen (Akkorde mit 3 zu 4 in Chopins Nocturne op.48,2), dagegen sind sie eigentlich "unproblematisch", wenn man 3:4, 3:5 etc. schnell und jeweils einstimmig zu spielen hat (z.B. manche Skrjabin Etüde)
---- Lösung: erst sicherstellen, dass mans einzeln wirklich kann, dann gleich im Tempo ohne nachdenken mit beiden Händen, dabei auf der Zählzeit immer eine "Station" oder einen Akzent machen

komplizierte synkopische Stellen:
z.B. die Synkopen in der "Boogie"-Variation aus op.111
---- sind die wirklich kompliziert, oder sieht das Notenbild nur so aus??? Heute sind wir alle doch dank der so genannten "U-Musik" bestens auf allerhand Synkopen programmiert!

Doch, zwei Sachen gibt es, da hatte ich wirklich Mühe beim einüben:
Skrjabin Vers la Flamme
Skrjabin Sonate Nr.5
...und ich gebe es gerne zu: da habe ich gerechnet (kleinstes gemeinsames Vielfaches etc.), da habe ich es mir grafisch auf Millimeterpapier klar gemacht, wann und wo die Töne kommen sollen - und das hatte ich dann elend lange mit Metronom auf dem kleinsten gemeinsamen Vielfachen tickend geklimpert, bis zum schnellsten "Tick-Wert", und dabei die offizielle "1" im Takt wüst betont. ------ was war der Ärger? Den Kopf, das Bewußtsein an den Detailablauf zu gewöhnen.
ok, danach gings dann flinker und ohne Befürchtungen

trotzdem: danke für diese Fragestellung, denn sie hat mich zum nachdenken gebracht.

ein anderes Thema hier wäre, wie man jemandem beibringt, dergleichen zu üben...
 
Rythmuslesen ist bei mir leider ein großes Problem. Ich kann Notenlesen, aber je nachdem hapert es beim Rythmus sehr. Ich spiele sehr viel nach Gehör was beim mir sehr gut ausgebildet ist. Vielleit Segen und Fluch in einem. Wenn ich ein Stück im Ohr habe, ist es überhaupt kein Problem.

Bei unbekannten Stücken bin ich dazu übergegangen, dass ich sie oft in einer Notationssoftware erfasse und mir vorspielen lasse, damit ich das Stück ins Ohr bekomme.

Beim Klavier sehe ich da wirklich eine große Herausforderung auf mich zu kommen. Da müssen die beiden Hände ja oft, ganz verschiedenen Dinge machen. Das kenne ich noch gar nicht, da ich bis jetzt ja immer ein Melodieinstrument gespielt haben.

Nun gut, wir werden sehen. Vielleicht bekomme ich das Rythmuslesen doch noch rein.
 

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