Hallo zusammen!
Ich verfolge gespannt eure Diskussion und würde gerne meinen Beitrag von österreichischer Seite leisten:
Nach Klavierunterricht seit klein auf, fünf Jahre Konservatorium Johannesgasse Wien und Matura (Abitur) am Musikgymnasium Wien,
Abbruch des Studiums, 6 Jahre nichtmusische Berufsausübung nur um reumütig zurückgekrochen zu kommen und nun als brotloser
Musiker sich (irgendwie) über Wasser haltend ziehe ich bislang folgendes Resümée zum Thema:
Nüchtern betrachtet liegt wohl in keiner anderen Branche die "Kosten-Nutzen-Rechnung" so sehr im Argen wie in der Musik.
Das beginnt bei der Qualifikation, geht über Studium bis letzendlich zum Berufsleben. Ich sehe am laufenden Band gescheiterte
Kollegen, frustrierte Umsteiger (vom Konzertpianisten zum Zwangs-Musikschullehrer) oder blauäugige Noch-Musiker, die den
heranrasenden Zug nicht wahrhaben oder wahrhaben wollen.
Wer diesen Weg gehen möchte, muss nach einem der schwerste und unmenschlichsten Studien mit Anstellen am Arbeitsamt und
dem - oft undankbaren - Privatunterricht Vorlieb nehmen.
Die finanziellen Vorstellungen sollten so tief wie möglich angesetzt, der Kinderwunsch kaum bis garnicht vorhanden sein.
Problematisch ist auch die Tatsache, dass es für diesen Beruf streng genommen garkeine berufsbereitende Ausbildung gibt.
Das Konzertfachstudium ist seit gut 70 Jahren stecken geblieben, ein reines Orchideenstudium und somit für die derzeitigen Bedingungen
der Arbeitswelt gänzlich ungeeignet.
Du kriegst keinen Cent dafür, wenn du deine Chopin-Etüde fehlerfrei herunterklimperst, aber ebendas wird an den Akademien gelehrt.
Ich selbst bin (wieder) Musiker weil ich die Alternative kennen- und hassen gelernt habe und ich bis zum bitteren Ende Musik machen werde, weil
ich nicht anders kann.
Die einzigen realistischen Posten, die noch gefragt sind, liegen im Studio-, Korrepetitions- und Unterhaltungsbereich. Bloß hier sind eben
jede Menge Zusatzqualifikationen, viel Flexibilität und Networking-Talente gefragt, die eben - wie oben beschrieben - in den klassischen Studien
nicht vorkommen. Echte Beispiele aus meinem Umfeld: Ein Gitarrist, der sich nach und nach sein eigenes Tonstudio aufgebaut hat und mit Werbejingels gutes Geld verdient
oder auch eine Pianistin, die in einem musikalischen Kabarettprogramm einen erstaunlich lukrativen Platz ergattert hat - ich selbst bin längst
kein klassischer Pianist mehr: ich bin Progressive-Metal-Keyboarder, Pädagoge, Korrepetitor, Komponist und Tontechniker....

Reüssiert habe ich noch nicht nennenswert aber man arbeitet dran und schöne wenn auch kleine Erfolge gibt es reichlich...
Ich hoffe, weitergeholfen zu haben.! lg