Wie sieht bei euch die berufliche Perspektive mit einem Klavierstudium aus?

Ich meine, dass du dir keine Sorgen darum machen musst, jemand anderem einen Studienplatz weggenommen zu haben. Wenn du einen Studienplatz bekommen hast, hast du dich ja bei einer Aufnahmeprüfung gegenüber "schlechteren" durchgesetzt. Wenn du an keiner Aufnahmeprüfung teilgenommen hättest, hätten doch diese "Schlechteren" deinen Platz bekommen, oder? Und gerade das wollen wir doch nicht.

Das ist zu kurz gedacht, denn vielleicht war der/die andere eigentlich gleich gut und hatte nur ohne eigenes Verschulden einen schlechten Tag, wäre aber im Studium begabt und motiviert gewesen und würde danach auch einen entsprechenden Beruf ausüben.

Bei Stilblüte würde ich aber sagen, dass das Doppelstudium einen Sinn hat, denn sie wird ja dadurch besser und will ja auch beruflich was damit anfangen.

Zitat von courante:
Warum denn nicht? Wenn jemand so fleißig und strebsam ist, sollte derjenige doch ruhig immer höher streben, oder?

Weil Fleiß kein ausreichendes Kriterium für Wissenschaft ist. Mein Eindruck aus dem Forum ist, dass das bei Musik genauso ist.

Und weil sich durch diese Aussagen zeigt, dass derjenige eine falsche Vorstellung vom Beruf hat. Das ist kein Beruf, den man macht wie jeden anderen, sondern erfordert Opferbereitschaft. Jemand mit den von mir genannten Aussagen hätte sowieso keine Chance und wäre in der Wirtschaft besser aufgehoben.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
...denn vielleicht war der/die andere eigentlich gleich gut und hatte nur ohne eigenes Verschulden einen schlechten Tag, wäre aber im Studium begabt und motiviert gewesen und würde danach auch einen entsprechenden Beruf ausüben.

Das könnte man ja auf beide Bewerber anwenden und damit wären wir am Anfang. :o Man kann also nicht einfach über jemandem sagen: Der würde jemandem einen Platz wegnehmen!
 
Weil Fleiß kein ausreichendes Kriterium für Wissenschaft ist. Mein Eindruck aus dem Forum ist, dass das bei Musik genauso ist. (...) Das ist kein Beruf, den man macht wie jeden anderen, sondern erfordert Opferbereitschaft.

Nica, hier gebe ich dir Recht. Musik erfordert Opferbereitschaft - wie ich es selbst immer wieder feststellen muss - und Leidenschaft! :klavier:
 
Das wird alles immer komplizierter!

Eigentlich ist es doch einfach: Studieren kann jeder, der die Eingangsvoraussetzungen erfüllt. Nur sie entscheiden über einen Studienplatz.

Alle weiteren Zulassungskriterien sind, wie man hier ja sieht, von persönlichen Einstellungen und Erfahrungen geprägt und haben eines gemeinsam: Sie versuchen, in wesentliche Lebensentscheidungen des Einzelnen zu intervenieren.

Lernen, Studium, Ausbildung, Bildung und Beruf sind zu wertvoll, um repressiv gehandhabt zu werden. Es geht letztlich um Persönlichkeitsbildung, die vornehmste Aufgabe eines Menschen. Es gibt genug Staaten, die das nicht ermöglichen können. Und es gibt genug Staaten, die das bewusst hintertreiben. In keinem von ihnen möchte ich leben.

CW
 
Hallo Stilblüte,

ich habe hier im Forum einen älteren Beitrag von dir gefunden, wo du sehr schön deine damalige Situation beschrieben hast. Und ich muss sagen: Das hat mir aus dem Herzen gesprochen! Ich kann mich diesem Beitrag von dir anschließen.


(...) ich bin ja in einer ähnlichen Situation wie du.
Ich helfe mir aus dieser "ausichtslosen" Situation folgendermaßen heraus:
Man muss wissen, von selcher Seite man alles betrachtet.
Mal ganz banal:
Ich spiele Klavier, ich bin einigermaßen fleißig, ich bin verhältnismäßig begabt, und vor allem, es macht mir Freude.
Kurz: Ich habe Lust, Musik zu studieren.
Und zwar Klavier; Schulmusik ist für mich auch nichts.
Also studier ich eben Klavier. Die Frage ist nun, warum und wofür.
Und meine Antwort ist: Ich studiere NICHT Klavier, weil jemand anders das will, NICHT Klavier, weil ich mir einbilde, Pianistin werden zu können, NICHT Klavier, weil man damit reich wird, NICHT Klavier, weil ich unbedingt plane, an eine Musikschule zu gehen.
Sondern ich mache das ganz allein nur für mich selbst, weil ich gern Klavier spiele und das besser können möchte.
Nach ein, zwei Semestern, wenn ich mich im System auskenne, werde ich entscheiden, was ich noch dazu studiere (ein anderes musikalisches Fach), um bessere Berufsaussichten zu haben.
Das könnte möglicherweise Schulmusik sein, aber auch Kirchenmusik, Dirigiren oder sonst was.
Und wenn ich irgendwann feststelle, dass ich als Klavierstudent später unter der Brücke lande, studier ich eben noch was anderes hinterher (Medizin, xyz).
Es gibt keine Altersbeschränkung im Studium - außer für Musik :cool:
Und ich würde mir mein Leben lang Vorwürfe machen, wenn ichs nicht versucht hätte.
Und wer hindert mich denn daran? :p

Haben sich deine damaligen Vorstellungen denn gehalten? Oder würdest du jetzt anders denken? Wie siehst du deine Lage jetzt, wie ich anfangs gefragt habe:

Was wollt ihr nach dem Studium machen, was für Stellen habt ihr vielleicht schon in Aussicht oder wie stellt ihr euch eure Zukunft vor?
 
Interessant, an diesen Beitrag erinnere ich mich kaum.
Nun, ich studiere jetzt im 6. Semester. Mein aktueller Plan ist, meine Grenzen zu entdecken. Ich merke, dass ich nach wie vor stetig besser werde und möchte so lange besser werden, bis es nicht mehr besser geht. Nach und nach schaffe ich mir zusätzliche Faktoren, die musikalische Vorhaben begünstigen - ich habe schon zwei Klavierkonzerte mit Orchester gespielt, das dritte ist fest geplant, ein viertes möglicherweise in Aussicht. Ich werde ein Auslandsstudium an einem Konservatorium mit gutem Ruf machen, an dem ich viel lernen kann, ich werde Wettbewerbe spielen, Kontakte knüpfen und anderes; außerdem unterrichte ich bereits (bester Nebenjob ever).
Ich habe natürlich Glück gehabt - ich habe die beste Lehrerin, die ich mir vorstellen kann und kenne einige sehr wertvolle Leute - sowohl persönlich, freundschaftlich, charakterlich als auch in ihrer Funktion für mich als etwas, was mir beruflich weiterhilft.
Andererseits klemme ich mich selbst dahinter und kümmere mich. Von allein passiert überhaupt gar nichts. Der Traum vom "entdeckt werden" und plötzlich ausgesorgt haben ist äußerst, äußerst, äußerst unwahrscheinlich.
 
@Nica

Wenn jemand zu mir käme und mich fragen würde, ob er/sie in der Wissenschaft bleiben soll, mit den Aussagen " 1 mit viel Fleiß könnte ich eine Doktorarbeit schaffen", " 2 in der Wissenschaft ist es ja leichter als in der freien Wirtschaft" und "3 ich möchte eben gerne weiter an dem Thema arbeiten, für das ich jetzt schon so viel Zeit in die Masterarbeit reingesteckt habe", dann würde ich dringend abraten, denn derjenige ist definitiv nicht der richtige für diese Arbeit.

Als jemand, der vielleicht in ähnlichem beruflichen Umfeld wie Du unterwegs ist sehe ich das aber etwas anders: Aussage 1 ist vollkommen richtig, ohne Fleiß schafft nämlich niemand eine Doktorarbeit (vielleicht noch Herr Guttenberg ...), Aussage 2 kann individuell stimmen, und zwar abhängig davon, wie derjenige strukturiert ist und was ihm persönlich leichter oder schwerer fällt (z.B. Termindruck oder vertieftes wissenschaftliches Arbeiten, etc.), Aussage 3 ist ganz sicher einer der Top-3-Gründe für die Aufnahme und den erfolgreichen Abschluß einer Dotorandentätigkeit.

... Und weil sich durch diese Aussagen zeigt, dass derjenige eine falsche Vorstellung vom Beruf hat. Das ist kein Beruf, den man macht wie jeden anderen, sondern erfordert Opferbereitschaft. Jemand mit den von mir genannten Aussagen hätte sowieso keine Chance und wäre in der Wirtschaft besser aufgehoben.

Der Königsweg ist, zuerst die Promotion, und dann in die Wirtschaft :D (und auch das ist moralisch vertretbar ! Die wenigsten "Doktores" verbleiben in der Wissenschaft, entweder sie arbeiten erfolgreich in der Wirtschaft oder sie machen wegen der Misere der ständigen Befristungen der wissenschaftlichen Arbeitsverträge irgendwann eine Taxilizenz ...:()

Fazit: Bei eigenen Bildungs-Interessen nicht so sehr auf die vermeintliche "Moral" schauen - denn diese müßte man für diese Fälle erstmal genau und verbindlich festlegen, und dazu müßte man dann unnötigerweise auch noch ein Philosophiestudium voranstellen ... :cool:

Gruß
Rubato
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
---Das ist jetzt alles extrem OT---

Als jemand, der vielleicht in ähnlichem beruflichen Umfeld wie Du unterwegs ist sehe ich das aber etwas anders: Aussage 1 ist vollkommen richtig, ohne Fleiß schafft nämlich niemand eine Doktorarbeit (vielleicht noch Herr Guttenberg ...)

1) Doch, das geht! Auch ohne wissenschaftliches Fehlverhalten.
2) Die Aussage, so wie sie in meinem Beispiel formuliert ist, zeigt, dass der-/diejenige sich bewusst ist, eigentlich nicht gut genug zu sein. Da besteht ein Unterschied zu jemandem, der es wirklich machen will und aus innerem Antrieb viel Zeit investiert.

Aussage 2 kann individuell stimmen, und zwar abhängig davon, wie derjenige strukturiert ist und was ihm persönlich leichter oder schwerer fällt (z.B. Termindruck oder vertieftes wissenschaftliches Arbeiten, etc.)

Nee, die Aussage stimmt einfach nicht - es gibt vielleicht eine Handvoll Professuren und unzählige Doktoranden und Postdocs. Eine wissenschaftliche Karriere ist einfach nicht leichter als in der Wirtschaft, und das Risiko, am Ende jahrelang arbeitslos zu sein, ist einfach enorm.

Aussage 3 ist ganz sicher einer der Top-3-Gründe für die Aufnahme und den erfolgreichen Abschluß einer Dotorandentätigkeit.

Aber es ist der falsche Grund! Das sehe nicht nur ich so, dazu gibt es immer wieder Artikel in entsprechenden Fachzeitschriften/Webseiten. Das ist nämlich tatsächlich ein Problem, dass so viele eine Doktorarbeit beginnen, weil sie ja jetzt jahrelang an der Uni waren, nichts anderes kennen und es sich anbietet, einfach so weiterzumachen. Da ist aber ein massiver Fehler im System, der auch schon lange angeprangert wird, weil das derzeitige System diese billigen Arbeitskräfte ausnutzt, ohne ihnen langfristige Perspektiven bieten zu können.

Der Königsweg ist, zuerst die Promotion, und dann in die Wirtschaft

Das mag in einigen Fächern gehen, in anderen ist das verschwendete Lebenszeit, weil es keine entsprechende Industrie gibt, so dass man mit Promotion allenfalls älter ist als andere Bewerber und dadurch ggf. sogar Nachteile hat.

Fazit: Bei eigenen Bildungs-Interessen nicht so sehr auf die vermeintliche "Moral" schauen

Was haben denn deine Aussagen (und meine obigen) mit Moral zu tun? Die Frage, ob man jemandem eine Doktorarbeit empfehlen würde, ist ja erstmal keine moralische Frage. Ein Doktorand als ausgebeutetes Arbeitstier tut ja nichts unmoralisches. Moralisch ist es allenfalls, jemandem abzuraten, von dem man weiß, dass er/sie die Sache aus den falschen Motiven und mit den falschen Eigenschaften angeht, weil der-/diejenige damit nicht glücklich werden wird. (Die Frage im Thread wegen des Studienplatzes ist tatsächlich eine moralische Frage, denn man nutzt staatliche Ressourcen und nimmt eben anderen die Chance auf ihren Wunschberuf. Aber bei Doktoranden spielt das keine Rolle, die arbeiten ja.)
 
Lernen, Studium, Ausbildung, Bildung und Beruf sind zu wertvoll, um repressiv gehandhabt zu werden. Es geht letztlich um Persönlichkeitsbildung, die vornehmste Aufgabe eines Menschen. Es gibt genug Staaten, die das nicht ermöglichen können. Und es gibt genug Staaten, die das bewusst hintertreiben. In keinem von ihnen möchte ich leben.

Ich sehe das ganz anders, und mit mir die meisten westlichen Staaten. Ich halte die deutsche Rundum-Sorglos-Mentalität (der Staat wird mich schon wickeln, füttern und mir Spielzeug geben) für ein Problem. Es ist nicht die Aufgabe eines Staates, individuelle Selbstentfaltung zu bezahlen. Interessanterweise ist die individuelle Entwicklung und Entfaltung in Staaten, in denen man für das Studium zahlen muss, eher besser. Da der einzelne nämlich selber verantwortlich ist, macht er sich auch Gedanken, was er wirklich will, und setzt das dann zielstrebig um. Leute, die selbst am Ende des Studiums noch nicht so recht wissen, warum sie das eigentlich studiert haben und was sie mal machen wollen, sind dadurch seltener.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Das ist nämlich tatsächlich ein Problem, dass so viele eine Doktorarbeit beginnen, weil sie ja jetzt jahrelang an der Uni waren, nichts anderes kennen und es sich anbietet, einfach so weiterzumachen.

Nun, wenn sie, was ja der Regelfall ist, nach der Schule direkt an die Uni kommen, können sie ja nicht viel anderes kennen. Und nach meiner langjährigen Erfahrung (Geisteswissenschaften; in anderen Fakultäten mag das anders sein) beginnen viele eher eine Diss., weil sie dazu ermutigt werden. Und diese Ermutigung wiederum speist sich nicht immer, aber allzu oft aus der Eitelkeit von InstitutsdirektorInnen, die einen möglichst großen DoktorantInnenstall haben möchten weil es ihre Reputation steigert, und weil damit die Zuarbeit zu den eigenen Forschungsinteressen gewährleistet ist. Und die Betroffenen sind in der Regel auch "handsam", weil ja Stellen etwa aus Studienbeitragsmitteln nicht selten nur auf ein Jahr vergeben werden und außerdem dem Motto "Du arbeitest voll, ich zahle halb" unterliegen.
 
Geisteswissenschaften; in anderen Fakultäten mag das anders sein
Verlaß Dich nicht darauf. Vor einigen Jahren wurde mir einmal in einem Gespräch gesagt, daß in der Physik in Deutschland eine Promotionsquote von 50% (der Absolventen) üblich sei und an der hiesigen Universität gar 80%. Das führt dann auch zu einem gewissen Unverständnis für Personalfragen etwa bei der Betreuung von Computersystemen oder ähnlicher nicht eigentlich fachlicher Aufgaben ("Wieso? Dafür gibt es doch Doktoranden."). Jemand, der in eine solche Normalität geworfen ist, wird sich dann auch eher veranlaßt sehen, selbst eine Doktorabeit anzustreben, als diese Entscheidung infrage zu stellen. (Ich weiß allerdings nicht, welche Auswirkungen die Umstellung der Studienabschlüsse hat/hatte/haben wird. Möglicherweise sind ja die Masterstudenten die neuen Doktoranden...)

Immerhin, da ich selbst kein Physiker bin, kann ich darauf mit einem durchaus mokanten Außenseiterblick schauen.:D
 

Zitat von Anatol Analogon:
Vor einigen Jahren wurde mir einmal in einem Gespräch gesagt, daß in der Physik in Deutschland eine Promotionsquote von 50% (der Absolventen) üblich sei und an der hiesigen Universität gar 80%.
Ergänzend könnte man erwähnen, dass die Promotionsquote bei Chemikern bei über 90% liegt. Ich habe in meinem engeren Freundeskreis sowohl einen Chemiedoktoranden, als auch einen Chemiestudenten. Beide bestätigen mir zum einen diese hohe Quote, zum anderen, dass man quasi als Diplom-Chemiker ohne Doktortitel quasi mehr oder weniger so gut wie keine Chancen auf einen Job in der Industrie hat - aber auch, dass man in der Regel als Chemiker im Voraus sich sehr wohl bewusst ist, dass man eben diesen Weg einschlägt und schon zu Studienbeginn quasi weiß, dass man promovieren wird und damit wohl auch will (sonst würde man so einen Studiengang, der auch schon vor der Promotion hochgradig zeitaufwändig ist nicht wählen).

Die Chemie mag ein Extrembeispiel sein, aber man kann sich ebenso auch vorstellen, wie "gut" diese Chemie-Doktoranden bezahlt werden. Angestellt auf halben Stellen - verlangt wird aber natürlich volle Arbeit. Der Chemiedoktorand in meinem Freundeskreis kommt quasi selten mit weniger als 50 Stunden die Woche aus der Uni raus. Denn: Jedwede Trödelei bei der Promotion ist nicht drin - denn der Arbeitsvertrag muss all halbes Jahr erneuert werden. Und wenn die Promotion nach 3 Jahren nicht fertig ist, dann bekommt der Lehrstuhl gar kein Geld mehr, um den Doktoranden zu entlohnen... (ich weiß nicht, ob das uni-spezifisch so ist, oder überall).

Aber all das ist eigentlich sehr off-topic. Es sollte aber nur verdeutlichen, dass es auch noch krasserer Quoten gibt als bei den Physikern.

(Ja, ich weiß, warum ich lieber Ingenieur werde, anstatt Chemie zu studieren... und übrigens auch, warum ich lieber Ingenieur werde, anstatt Klavier zu studieren. Und das, obwohl ich das Klavierspielen LIEBE.)
 
Ergänzend könnte man erwähnen, dass die Promotionsquote bei Chemikern bei über 90% liegt.
Und bei Medizinern bei praktisch 100%. Und da strebt auch nur eine kleine Minderheit eine wissenschaftliche Laufbahn an. (Das merkt man den Doktorarbeiten aber in der Regel auch an...)

Off-topic ist das sicherlich in Bezug auf die ursprüngliche Fragestellung, paßt aber doch ganz gut zum späteren Verlauf der Diskussion. (Ich wüßte nur zu gern, auf welchem Gebiet Nica tätig ist, wo so paradiesische Zustände herrschen, daß nur die künftigen Spitzenforscher eine Promotion nötig haben und alles sich in Fürsorge verzehrt um ahnungslose Studis vor folgenschweren Fehlentscheidungen zu bewahren. :D:D:D)
 
Die Promotion von Medizinern ist auch in gewisser Form etwas Besonderes:

Mediziner dürfen schon vor Abschluss des Studiums mit der Promotionsarbeit beginnen. Und diese Promotionsarbeit hat im Vergleich zu anderen Fächern einen sehr geringen Umfang. Soll heißen, ein Dr.med. ist auch in einem halben Jahr machbar... diese Zeitspanne von einem halben Jahr benötige z.B. ich als Ingenieur aber allein schon für meine Diplomarbeit, damit ich meinen Abschluss des Studiums überhaupt habe.

Dann bin ich Dipl.-Ing.
Wenn ich nun aber Dr.-Ing. werden möchte, schließt sich in den Ingenieurswissenschaften eben dann danach die Promotion an. Und die ist im Gegensatz zur Medizin keine Sache von einem halben Jahr, sondern sollte durchaus mit 3 Jahren aufwärts veranschlagt werden. Und eben diese langen Zeitspannen gelten auch für so ziemlich alle anderen Promotionen. Die Medizin mit ihrer besonders kurzen Promotion ist da wirklich die Ausnahme.

(Falls ich da je falsch liege, bitte mich dringend korrigieren - aber das ist mein Stand des Wissens. Kann sein, dass das mit Bachelor und Master nun alles irgendwie ganz anders ist, damit kenne ich mich nicht aus.)
 
(Falls ich da je falsch liege, bitte mich dringend korrigieren - aber das ist mein Stand des Wissens. Kann sein, dass das mit Bachelor und Master nun alles irgendwie ganz anders ist, damit kenne ich mich nicht aus.)
Nö, die Bologna-Reform hat daran nichts wesentliches geändert; man richtet mittlerweile allerdings gerne sog. Graduiertenkollegs ein, um die von Nica schon angesprochene Abhägigkeit von einem einzelnen Institutsleiter zu reduzieren.

@Nica: Da OT, möchte ich das nicht unbedingt ausdiskutieren, wir beide sind da einfach völlig unterschiedlicher Meinung, kann sein, daß wir aufgrund unserer verschiedenen Erfahrungen eben einen jeweils anderen Blick auf diese Sachverhalte haben. Trotzdem: Wenn Du schreibst, der Job in der Wissenschaft "... verlange Opferbereitschaft ..." etc., dann bist Du vielleicht selbst einfach im falschen Job ? Ob man das "Opfer" bringt, in der Wissenschaft auf befristeten Verträgen interessante Dinge zu untersuchen und diese dann im extrem narzisstisch geprägten Publikationszirkus zu vermarkten, oder ob man in der Wirtschaft die Ärmel hochkrempelt und sich in einer 50-Stunden-Woche in Projekten mit hohem Termindruck und oft unsicherem Ausgang verschleißt, und was davon "leichter" ist, das hängt nur vom Individuum ab. Ich kenne viele Leute in der Wirtschaft, die "Wissenschaft" intellektuell und durch herausragende Promotion nachgewiesen sehr wohl könnten, für die aber das akribische wissenschaftliche Arbeiten einfach zum Graus geworden ist. Für die ist es in der Wirtschaft leichter, denn es wäre für sie ein "Opfer", wissenschaftlich arbeiten zu müssen. Ich kenne gleichzeitig viele Leute im Wissenschaftsbetrieb, die sich dort sehr wohl fühlen und keinesfalls von "Opfern" sprechen würden, sondern für die ihr Job eine Art Berufung ist. Mit hartem Termindruck, harten Verhandlungspartnern, häufigen kurzfristig angesetzten Meetings in aller Welt kämen diese aber nach eigener Aussage eher sehr schlecht zurecht. Also ist es für die im Wissenschaftsbetrieb leichter.

Fazit: Wer glaubt, im seinem Job müsse er "Opferbereitschaft" beweisen, während das in anderen Jobs nicht der Fall wäre, der muß auch mal hinterfragen, warum er denn dann nicht diese anderen, leichteren Jobs macht ?

Und um nicht völlig im OT zu versinken: Hier wollte am Anfang jemand wissen, ob es sich für ihn lohnt, Klavier zu studieren. Viele kundige Forumsteilnehmer haben die wesentlichen Aspekte aufgezeigt, damit ist eine bessere Kenntnis der Faktenlage geschaffen. Also, Courante, entscheide Dich dann irgendwann; und wenn es doch nichts für Dich ist, dann wechsele halt zu einem anderen Fach. Aber bitte: Machs nicht trotzdem weiter und spreche dann von Deiner Opferbereitschaft ...

Gruß Rubato
 
Die Universität dient nicht der Berufsausbildung. Es kann dort ein berufsqualifierender Abschluss erworben werden, aber es wird kein Beruf erlernt. Dies ist ein Unterschied.
An der Universität wird Wissenschaft betrieben, in Einklang von Forschung und Lehre. Es darf jeder so viel und so lange studieren, wie er es gerne hat. Die Allgemeinheit ermöglicht es, dass an der Universität Wissen geschaffen wird. Dieses Wissen muss auch wieder im Gegenzug der Allgemeinheit zugänglich gemacht werden. Wissen ist Kapital, und dieses Kapital wird durch das Studium in die Gesellschaft gebracht. Den Zugang zu diesem bereits im Voraus bezahlten Gut zu beschneiden ist kurzsichtig und zeugt von einer einseitigen Betrachtungsweise, die eine zu stark vereinfachte Kausalkette zur Grundlage hat.
Nicht umsonst gibt es zahlreiche Menschen, die nach ihrem aktiven Berufsleben noch einmal zurück an die Universität gehen um zu studieren.
Bildung ist eben kein Luxus sondern eine Investition der Gesellschaft in ihre eigene Entwicklung.
 
Ich sehe das auch nicht so, dass jemand einem anderen einen Studienplatz wegnimmt. Dann muss sich der andere auf die Aufnahmeprüfung halt besser vorbereiten! Und wenn courante das Studium beginnen würde und nicht voll dahintersteht, würde sie es wohl auch nicht bis zum Ende durchziehen und der Studienplatz würde wieder frei. Wenn sie es durchzieht, dann ist sie auch die richtige dafür.

Die Investitionen der Allgemeinheit in die Bildung werden sich später auszahlen.

Außerdem schätze ich das Streben nach Chancengleichheit. Wenn Studiumsmöglichkeiten nur noch für Kinder aus reichen Elternhäusern geboten werden, wäre das unsozial. Das heißt nicht, dass das Studium auch was kosten darf, z. B. in Form von Studiengebühren. Ich habe allerdings nichts dagegen, wenn die vorhandenen Studienplätze nur bei einer fachlichen Mindestqualifikation bzw. bei zu vielen Bewerben an die geeignetesten Bewerber vergeben werden.
 
Oh je, da hab ich ja was angerichtet mit meinem Vergleich zur Wissenschaft. Ich hatte nicht die Absicht, eine derartige OT-Diskussion loszutreten! Ich finde, wir sollten das Thema wieder ruhen lassen, das hat ja in einem Klavierforum überhaupt nichts verloren.

Wenn Du schreibst, der Job in der Wissenschaft "... verlange Opferbereitschaft ..." etc., bist Du vielleicht selbst einfach im falschen Job ?

Ich sehe keinen Grund, diese Diskussion auf eine persönliche Ebene zu bringen. Über meine persönliche Motivation/Freude habe ich nirgendwo etwas gesagt. Ich habe das Gefühl, dass Du mich absichtlich falsch verstehen willst. Wenn man die entsprechenden Voraussetzungen mitbringt (unter anderem Leidenschaft - Stichwort "Arbeit als Berufung"), dann ist ja alles ok. Wenn aber jemand mit den von mir eingangs genannten Begründungen eine wissenschaftliche Laufbahn anfängt, dann fehlen diese Voraussetzungen und derjenige wird nicht glücklich werden. (Ich habe übrigens auch nirgendwo geschrieben, dass es in der Wirtschaft viel leichter wäre als in der Wissenschaft - keine Ahnung, wieso Du das so interpretierst.)

Ich hatte jetzt gerade auch was zu meinem Eindruck von Deiner Person geschrieben, aber ich finde, man muss ja nicht Gleiches mit Gleichem erwidern :)

Mehr will ich jetzt eigentlich nicht zum OT-Thema schreiben - wie gesagt, ich finde, wir sollten das hier nicht weiter in die Länge ziehen.
 
Musikhochschulen sind nicht mit Universitäten vergleichbar.

Musikhochschulen dienen sehr wohl der Berufsausbildung und nicht zum Selbstverwirklichungs-Herumstudieren.

Nicht umsonst wird bei Aufnahmeprüfungen schließlich u.a. geguckt, wie alt der Bewerber ist und ob er (noch) eine realistische Chance hätte, einen berufstauglichen Studienabschluß zu machen.

Außerdem ist, wie schon gesagt wurde, ein Musikstudienplatz EXTREM teuer im Vergleich zu Uni-Studienplätzen (u.a. wegen des vielen Einzelunterrichts), und daher ist es absolut berechtigt, sehr genau hinzuschauen, wen man da aufnimmt.

Courante, Du hast, wenn ich richtig geschaut habe, bislang noch nicht damit herausgerückt, was Du eigentlich momentan so spielst und was Du für Unterricht hast! Oder?
Hol das doch an dieser Stelle mal nach, es wäre sehr wichtig, um überhaupt mal über Dein Level Bescheid zu wissen!

LG,
Hasenbein
 
@Nica

Sorry, dann habe ich Dich offenbar wirklich falsch verstanden !

Aber wenn Du über Deinen Job und Deine Sicht auf die Dir zur Ausbildung anvertrauten Studenten schreibst:

@Stilblüte
Ich bin Dozentin an einer Uni (in einem anderen Fach) ...
...
Es gibt schon genug unmotivierte Vollpfosten (zumindest in unserem Fach), da brauchen wir nicht noch mehr davon.
...

und danach noch von notwendiger "Opferbereitschaft" für Jobs in Deinem Umfeld sprichst, dann hat das bei mir dummerweise einen falschen Eindruck hervorgerufen.

Wie gesagt, ich entschuldige mich ausdrücklich, falls ich Dir zu nahe getreten sein sollte, das war nicht meine Absicht. Außerdem hast Du recht: OT.

Gruß
Rubato
 

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