Wie kann man die Trefferquote bei weiten Sprüngen erhöhen?

  • Ersteller des Themas Rachmaninov22
  • Erstellungsdatum

Interessant, jetzt haben wir anscheinend zwei Schulen hier vertreten.

Da ich ja schon beschrieben habe, was mir gesagt wurde, hier noch was anderes: In vielen Fällen, also nicht nur bei Sprüngen, hat es sehr geholfen, einfach langsam zu spielen und nach einer guten Handhaltung in Verbindung mit dem gewünschten Klang zu suchen. Das dauert vielleicht länger, als direkt die Sprünge zu üben, man erschlägt aber gleich einen ganzen Fliegenschwarm mit einer Klappe und spart insgesamt doch eine Menge Zeit! Bei dieser Prozedur vergißt man die Sprünge ziemlich schnell, weil sie einfach funktionieren. Voraussetzung ist natürlich, daß man einigermaßen klare Vorstellungen davon hat, was man erreichen möchte, sonst dreht man sich im Kreis.

Ich bin zur Zeit bei einem Präludium von Rachmaninoff, das sehr viele Sprünge für beide Hände hat, die Methode ist also erprobt! In diesem Falle ist Pedal beim Üben aber unerläßlich, sonst bräuchte ich nochmal so viel Zeit, um das Pedal nachträglich einzubauen.

PS: Ich glaube aber, daß meine zuvor gepostete Methode für den Anfang nicht schlecht ist, ganz egal, ob man damit zur richtigen Technik kommt oder nicht. Hauptsache, man traut sich Sprünge erstmal überhaupt zu.

PPS: Ein bischen Begeisterung für das zu übende Stück kann natürlich nur von Vorteil sein. Wenn man sich aber konzentriert und musikalisch an die Sache macht, kommt die eigentlich von selbst :)
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Um Sprünge zu üben kann ich folgendes empfehlen:
Tasten berühren (bspw. Oktave) durch Gewichtung des Armes anschlagen -> paralleles Verschieben -> Zieltasten berühren und wieder durch Gewichtung des Armes anschlagen.
Die Tasten dürfen nicht unmittelbar aus der Sprungbewegung angeschlagen werden.

Die Hand und somit die Finger befinden sich vor dem Anschlag bereits auf den Tasten!!!! DAS A und O von Sprüngen!!!

Es ist schwer zu erklären, aber das entspricht dem Idealfall!
Nur so können Sprünge etc. zu 100% Fehlerfrei gespielt werden.
Nur auf diesem Weg kann entspannt gespielt werden.
Nur durch diese Technik kann der Ton maximale Schönheit und Klangfülle erlangen.
(Voraussetzung ist die entsprechende Technik Finger und Hand fixieren zu können bzw Spannung zu erzeugen)

Hallo, erst mal vielen Dank fuer die vielen Ratschlaege. Die Tatsache dass die Hand nach einem Sprung sich zunaechst auf den Tasten orientiert anstatt den Sprung als Schwung fuer den Anschlag zu benutzen klingt einerseits logisch, auf der anderen Seite dauert das doch bei schnellen Stuecken viel zu lange, oder nicht? Chang argumentiert in seinem "Lehrbuch" genauso: Fehlerfreiheit, Entspannung, ... Nutzt man diese Technik lediglich um ein Stueck einzustudieren und somit die richtige Sprungdistanz zu verinnerlichen oder wendet man sie auch bei der tatsaechlichen Auffuehrung an?
 
Nutzt man diese Technik lediglich um ein Stueck einzustudieren und somit die richtige Sprungdistanz zu verinnerlichen oder wendet man sie auch bei der tatsaechlichen Auffuehrung an?

Chang behauptet, daß er das bei professionellen Pianisten während der Aufführung gesehen hat. Meine Lehrerin hat mir diese Variante zum Üben vorgeschlagen. Ich benutze sie, wenn ich unsicher bin und Zeit habe. Wenn ich keine Zeit habe, haue ich daneben oder auch nicht und weiß, daß ich die Stelle noch üben muß. Wenn ich die Zeit habe, werde ich langsam sicherer und lasse es dann.
 
Hallo, erst mal vielen Dank fuer die vielen Ratschlaege. Die Tatsache dass die Hand nach einem Sprung sich zunaechst auf den Tasten orientiert anstatt den Sprung als Schwung fuer den Anschlag zu benutzen klingt einerseits logisch, auf der anderen Seite dauert das doch bei schnellen Stuecken viel zu lange, oder nicht? Chang argumentiert in seinem "Lehrbuch" genauso: Fehlerfreiheit, Entspannung, ... Nutzt man diese Technik lediglich um ein Stueck einzustudieren und somit die richtige Sprungdistanz zu verinnerlichen oder wendet man sie auch bei der tatsaechlichen Auffuehrung an?

Hallo Chris,
anfangs mag es so wirken als wäre es auf höhere Tempi nicht anwendbar, jedoch ist dem nicht so. Durch entsprechende Gewichtung können Töne, vorallem Basstöne, sehr "markant - teilweise nachklingend" angeschlagen werden. Ich versuche das mal näher zu erklären.
Wenn der Anschlag sehr intensiv (durch einen kurzen schweren Impuls) aus dem Oberkörper kommt, kann der Ton nachklingend angeschlagen werden. Diese Technik ist vorallem bei presto Passagen erforderlich, da hier prinzipiell kein Pedal eingesetzt werden kann. Siehe bspw. Wilde Jagd von Franz Listz (Etude d'execution transcendante - Berezovsky spielt sie wohl unübertroffen) Bei dieser Aufnahme ist sehr gut zu sehen dass die Hände bereits vor dem Anschlag ihre Position eingenommen haben. Das Beeinflussen der Klänge lässt sich sehr gut auf einzelne Töne oder leichte Stücke übertragen, jedoch erfordert es ein entsprechend geschultes Gehör um die klanglichen Unterschiede hören zu können. Akkorde der rechten Hand erfordern bspw immer auf dem melodieführenenden Ton (idr der höchste) einen durchgestreckten Finger, welcher im Prinzip die Gewichtung am stärksten auf die Klaviatur überträgt. Teilweise lässt sich dies bei guten Flügeln erspüren.

Eigentlich kann man es nur demonstrieren, denn über Erklärungen oder Beschreibungen ist es einfach nicht zu rüberzubringen. Wie gesagt, das Gehör spielt hierbei ebenfalls eine tragende Rolle.
Ebenfalls ist es sehr schwer, die Hand bereits früher an eine Position zu bewegen als die Noten es vorgeben, dort zu "verweilen" um sie dann im richtigen Zeitpunkt zum Einsatz kommen zu lassen. Das widerlegt unter anderem die Theorie dass Hände zusammen geübt werden können. Um 100% fehlerfrei zu spielen, müssen beide Hände separat perfekt bis zum Endtempo geübt werden. Ab einem gewissen Level ist das nicht mehr unbedingt notwendig, abhängig von der Schwierigkeit des Stückes natürlich...

Grüsse
 
Wenn es um Sprungsicherheit geht, hilft vielleicht folgender Ansatz: Unsicherheiten treten meist auf, wenn beide Hände etwas gänzlich anderes tun müssen und dafür volle Konzentration benötigen (man sich also nicht auf Automatismen verlassen kann). Wir sind nicht ohne weiteres in der Lage, zwei Dinge gleichzeitig mental zu kontrollieren. Also schaltet das Gehirn blitzschnell zwischen beiden Bewegungsabläufen hin und her (was Microsoft dann "Multitasking" nennt). In den Phasen des Umschaltens entsteht jedoch schon ein so großer Kontrollverlust, daß "Programmabstürze" auf falschen Tasten fast schon zwangsläufig sind. Ich versuche dann, die "Umschaltphasen" auf genau ein zu reduzieren, indem ich in einem Zeitlupen-Metrum zunächst den problematischeren Part (in möglichst schneller Bewegung) ausführe, und dann erst den weniger problematischen Part. (Wenn ich den leichteren Part zuerst ausführe, laufe ich Gefahr, daß diese Hand schon weiterstürmt, bevor die problematischere Hand sich überhaupt orientiert hat.)

Vielleicht das noch mal als Gedanke: Ich bin immer bestrebt, auch im langsamen Arbeitstempo die eigentlichen Bewegungsabläufe möglichst "knackig" auf den Punkt zu bringen.
 
indem ich in einem Zeitlupen-Metrum zunächst den problematischeren Part (in möglichst schneller Bewegung) ausführe, und dann erst den weniger problematischen Part.

Ich bin nicht sicher, ob das der richtige Ansatz ist. Da ich durch Orgelspielen und Bachs Inventionen relativ häufig gleichberechtigte Stimmen links und rechts spiele, stelle ich fest, daß gleichzeitiges Kontrollieren von beiden Händen durchaus möglich ist. Es erfordert allerdings, daß man genau weiß, was man spielen will und wie das geht - also 100% festgelegte Fingersätze, gegebenenfalls intensives Üben der einzelnen Hände etc. Ich habe mir oft dadurch geholfen, daß ich entsprechend schwere Stellen genau analysiert habe um herauszufinden, wie die Bewegungsabläufe beider Hände zu koordinieren sind. Inzwischen fällt es mir leichter, zweistimmig zu denken und damit kann ich auch zwei Hände gleichzeitig "kontrollieren". In bezug auf Sprünge wird es erst dann wieder spannend, wenn beide Hände gleichzeitig in die gleiche Richtung springen, aber unterschiedlich weit. Wenn man sich das aber deutlich macht, können sich beide Hände aneinander orientieren und es klappt wieder. Das ganze nennt sich dann nicht mehr Multitasking, denn hier laufen zwei "Programme" parallel, gesteuert vom "User input" - also willentlich bewußt.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Große Sprünge

Für Leute, die bei großen Sprüngen Probleme haben, habe ich folgende Übung:

Ich hoffe, ich kann sie schriftlich richtig erklären, ohne Vorführung am Klavier. :-)
Ich versuche es Mal:

Nehmen wir mal eine tiefe Baßoktave und einen ganz hohen Akkord, die mit der linken Hand zu springen sind. Übung: Baßoktave anschlagen (etwas halten) beim Loslassen springen die Finger, die den Zielakkord spielen sollen sofort zu den richtigen Tastentönen des Akkordes, aber nicht anschlagen, kontrollieren, ob die richtigen Finger auf den richtigen Tasten des Akkordes sind. Dadurch wird die Schnelligkeit und das gezielte Treffen des Akkordes geübt. Jetzt mit dem Anschlag des Akkordes warten und Zeit lassen. Die Finger befinden sich noch auf den Tasten des Akkordes, sind aber noch nicht hinuntergedrück. Jetzt die Finger des Akkordes fixieren (die Vorstellung, die Tasten des Akkordes zu greifen) und schließlich anschlagen.

So wie hier bereits gepostet:
Zieltasten berühren und wieder durch Gewichtung des Armes anschlagen.
Die Tasten dürfen nicht unmittelbar aus der Sprungbewegung angeschlagen werden.

Nur daß ich bei dieser Aussage sehr die Fixierung der Finger vermisse, die den Zielakkord angschlagen sollen.



Für Leute, die mit großen Sprüngen Probleme haben werden bestimmt über den Erfolg der meiner hier aufgeführten Übung sehr erfreut sein.

Beim wieder normalen ausführen der Sprünge dann natürlich vor dem Zielakkord nicht mehr vor dem Anschlag des Zielakkordes warten, sondern direkt die Tasten des Akkordes angschlagen. Hier folgt die Fixierung der Finger des Zielakkordes bereits beim Loslassen des unteren Bastones.

Dann könnt ihr sehr bald alle die ersten Takte des Es Dur Klavierkonzertes von Franz Liszt spielen. :-) :-)

Liebe Grüße, Mario
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Manchmal hilfts auch wenn man zwei Finger, zum Bleistift Zeige- und Mittelfinger übereinander legt, Mozart verlangt das soagr ausdrücklich an manchen Stellen.
 
Du willst die Trefferquote erhöhen? Gibs nen einfachen Trick: mehr üben ! :D
 

also ich habe es bisher so gelernt:

bei größeren Sprüngen auf jeden Fall die Ellenbogen fixiert lassen, sodass sich im prinzip nur die Unterarme hin und her bewegen. Und immer einen leichten Bogen machen um die Tasten möglichst von Oben zu treffen (Genauigkeit!). Und natürlich das Gewicht der Arme ausnutzen, sprich die Hände durch die Schwerkraft auf die Klaviatur fallen zu lassen. Das erfordert aber sehr viel Übung, weil sich das manche Klavierspieler garnicht erst trauen.
Nachdem ein Akkord oder Taste angeschlagen wurde sofort die Hand wieder wegziehen, wie ein Grashüpfer also :D gleich zum nächsten Akkord und immer schön locker bleiben.
Und das mit dem vor den Tasten stehen bleiben und nicht gleich aus dem Schwung die Tasten anschlagen finde ich auch eine gute Übemethode zur Genauigkeit.
Vielleicht einmal an dieser Stelle zwei Links wie es am Ende vielleicht einmal Aussehen könnte :p

Horowitz, Carmen-Fantasie
http://www.youtube.com/watch?v=Qnla_5zrHAE
(hier bei 3.05 min)

Das selbe Stück, nur anderen Kamerawinkel
http://www.youtube.com/watch?v=swPYwSUbr4k
(hier bei 3.20 min)

Als ich diese Videos das erste mal gesehen habe, guckte ich ungefähr so :shock:
Prinzipiell spielt er die Anfangs-Melodie später nur mit Akkorden.
witzig...
 

Zurück
Top Bottom