Wie "kann" man bloß ein Stück...?

Dreiklang

Dreiklang

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14. Nov. 2010
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Hallo ihrs,

das ist eine Frage, die mich durchaus beschäftigt. Rolf hatte mal in einem Faden, wo es um Vorspielprobleme ging (genaueres weiß ich nicht mehr), sinngemäß geantwortet:"Klar - es ist halt immer gut, das Stück auch zu können."
Akzeptiert, zu 100 Prozent... nur: was ist das genau, und wie komme ich da hin...?

Ich selbst war noch nie in der Lage, etwas zu "können" (außer "alle meine Entchen" oder "Hänschen klein").

Man muß aber auch dazu sagen: was meine ich, in diesem Zusammenhang, mit "ein Stück können"...?

Ich meine damit, und das wäre der Anspruch: ein Stück vorspielreif bekommen. Ruhig noch mehr: ein Stück soweit bekommen, daß es dermaßen sitzt, daß man z.B. eine wie auch immer geartete Prüfung damit schaffen würde, zu einem Vorspielabend gekonnt, fehlerlos und beifallsicher beitragen könnte, Freunde und Verwandte damit - aus dem Ärmel geschüttelt - beglücken könnte.

Im Urlaub auf einem Klavier einfach zu spielen anfangen, und respektvolle Reaktionen ob seiner Darbietung ernten könnte...

Das Verb "können" verwende ich hier schon oft - nur wie gesagt: was gehört dazu, wie kommt man dort hin, und wie fühlt sich das an...?

Weiß ich, daß ich mich hinsetzen werde, eine bravouröse Leistung hinlegen und Applaus ernten werde...? :D

Schönen Gruß,
Dreiklang
 
Was hat denn "ein Stück können" mit der Reaktion anderer (Un-)Menschen zu tun?

Klavirus
 
Was hat denn "ein Stück können" mit der Reaktion anderer (Un-)Menschen zu tun?

Hallo Klavirus,

aus diesem einem Satz folgen gleich viele interessante Aspekte:

- können Zuhörer ein gutes Spiel, oder eine Interpretation, überhaupt immer einschätzen oder wertschätzen? Hören sie z.B. den feinen Unterschied zwischen einem klasse gespielten, aber unaufdringlichen Stück - und einem heruntergehudelten, ich nenne es einfach einmal, Gassenhauer...?

- wenn ja: zeigen sie es überhaupt...? Wer teilt sich am "lautesten" mit: die, die etwas von Musik verstehen, oder eher die anderen (bitte nicht als Provokation empfinden)?

- kann man es immer selbst einschätzen, daß man wirklich "besonderes" zu leisten imstande ist? Und daß man genau das jetzt gerade geschafft hat, und wie kann ich es schaffen, mir eine objektive Brille zuzulegen?

- damit verbunden: klingt das, was ich selbst (am Instrument sitzend) von meinem Spiel höre, genauso "gut" wie das, das bei jemand etwas weiter entfernt im Saal sitzenden (oder an den Aufnahmemikrophonen) ankommt...? Wie muß das eigene Ohr herangebildet sein, um das eigene Spiel unter diesem Gesichtspunkt treffsicher beurteilen und gestalten zu können? (Keine Angst - das alles ist, auf mich selbst bezogen, reine Spekulation und wird es auch immer bleiben).

Interessant ist z.B., daß ein mit Publikum gefüllter Saal ganz anders klingt, als ein noch leerer (klar - die Menschen wirken in diesem Fall ja wie Dämmaterial :)).
Das hatte ich mal bei einem Schulmusikabend vom Musiklehrer gesagt bekommen, und dann selbst erlebt, -


Schöne Grüße,
Dreiklang
 
Hi, Dreiklang,

gut beobachtet, nur, was ich meinte, waren nicht dergleichen Dinge, sondern, viel einfacher, die erfragte Sicherheit beim Spielen darf doch nicht davon abhängen, was Andere davon halten. Nein! Die Sicherheit muss in Dir selber sein, so dass dann andersrum die Zuhörer Dein Ergebnis ganz selbstverständlich loben, da es nach Deinem Gusto vollkommen ist!

Sobald Du beim Üben an die WIRKUNG denkst, bist Du gehemmt. Also, relax, forget the "...(selber einsetzen)".

Klavirus
 
Hallo Dreiklang,

mich interessiert der Hintergrund deiner Frage. Warum möchtest du respektvolle Reaktionen ob deiner Darbietung erhalten? Warum möchtest du vorher wissen, ob du es definitiv 100% fehlerfrei hinbekommen wirst?

Ich denke, dass man es sich völlig aus dem Kopf schlagen kann schon vorher zu wissen, ob etwas absolut perfekt gelingen wird. Das wird vermutlich nicht mal ein Berufspianist vorher wissen. Sonst hätten die kein Lampenfieber mehr ;)

LG
Pirata
 
Dreiklang, Deine Frage ist gut !

Unter "können" wird jeder etwas anderes verstehen. Ich denke, Du must zwei Dinge unterscheiden. Wenn Du alleine vor Deinem Instrument sitzt (95% der Zeit ?), bist Du selbst Dein allerschärfster Kritiker, und es hängt einfach nur von Deinem eigenen Anspruch ab, wann Du glaubst, etwas zu können. Denn sicher ist: so gut, wie ein Berufspianist, der das gleiche Stück auf der Bühne spielt, wirst Du es i.d.R. nicht können, d.h. es ginge sicherlich immer noch besser, als es gerade ist. Und die letzten 10% kosten eben 90% des Aufwands ...

Wenn Du dann irgendwo vorspielst, gilt es wieder zu unterscheiden: Spielst Du vor einem Publikum, das sich für Musik interessiert und speziell dafür gekommen ist (Konzert o.ä.) oder spielst Du vor zufällig anwesenden Leuten (z.B. wenn irgendwo in einem Hotel ein Klavier rumsteht etc.) ? Im letzteren Fall kannst Du aufgrund der Wahrscheinlichkeitstheorie davon ausgehen, daß mit hoher Wahrscheinlichkeit niemand dabei ist, der sich speziell für Musik interessiert oder gute Kenntnisse oder ein gut ausgebildetes Gehör hat. In diesem Fall gilt: Das einzige, was dieses Publikum sicher als Fehler identifizieren kann, ist ein Bruch im Rhythmus, d.h. ein "Hänger" an der einen oder anderen Stelle, oder (bei allgemein bekannten Stücken) eine starke Abweichung von den Temporelationen innerhalb des Stücks. Vielleicht noch einzelne grob falsche Töne, aber das wars dann. Kannst Du das Stück also durchgängig spielen und greifst Du nicht gar zu oft daneben, wirst Du selbst es vielleicht als unterirdisch empfinden, aber Dein Publikum fragt Dich vielleicht (ernsthaft), ob Du Berufspianist bist ... (was eben mehr über das Publikum als über Dein Spiel aussagt).

Also, "können" ist relativ. Und was das Publikum betrifft, das sachkundig ist: Lies mal die Kritiken der Fachpresse nach Konzerten von Lang Lang und Co. - da gibts immer noch gaaaaaanz viel auszusetzen. Vielleicht können die es auch nicht :) (gut genug ...)?

Gruß
Rubato

Gruß
Rubato
 
Nun, das mit der Fachpresse hat vermutlich nur bedingt mit der Art von Können zu tun, die hier angesprochen wird, nämlich die manuelle, technische Beherrschung und die Sicherheit des Gedächtnisses. Diese Fähigkeiten kann man einem Lang Lang wohl ohne weiteres zuschreiben, und auch den allermeisten anderen Pianisten, die würdig sind, von einer echten Fachpresse zerrissen zu werden... Hier geht es meistens um die Interpretation und das Gesamtpaket des Eindrucks.

Ich verstehe deine Frage sehr gut, Dreiklang, weil ich sie mir auch ständig stelle. Eine wirklich eindeutige, zufriedenstellende Antwort habe ich noch nicht gefunden, aber ich glaube, ich nähere mich der Antwort an, so wie eine Gleichung, die nie bei 1 ankommt, aber sich unendlich nah anschmiegt... oder so ähnlich :D
Ich habe im Lauf der Zeit zwei Dinge festgestellt:

1. Der Eindruck, den andere Leute von einem haben, deckt sich längst nicht mit dem subjektiven eigenen Eindruck.
2. Ein schnelles Fertigrezept für Sicherheit gibt es offenbar nicht.

Dazu: Du schreibst, du möchtest sicher vorspielen können bei Konzerten. Wann ist das nun erfüllt - wenn das Publikum den Eindruck hat, du bist sicher, oder wenn du ihn selbst hast? Ich finde ja, in letzterem Fall. Vorher wird aber möglicherweise erstmal der erste eintreten. Je länger ich vorspiele (über die Jahre), desto geringer ist die objektive Wahrscheinlichkeit, dass ich mich grob verspiele o.ä., und meistens höre ich von Stimmen aus dem Publikum, dass ich souverän wirke. Tatsächlich fühle ich mich aber nicht immer souverän, sondern habe manchmal das Gefühl, gleich flieg ich... ;) Auch wenns dann meistens doch nicht passiert bzw. ich gut drüberspiele.
Das bedeutet für mich: Die objektive, äußere Sicherheit kommt mit der Routine, besserer Übe- und Merktechnik usw., die innere folgt langsamer.
Was kann man tun? Geduld haben, Erfahrungen sammeln, sich ausprobieren, den Horizont erweitern in alle erdenkliche Richtungen. Ein höheres musikalisches Niveau erlangen, eine optimale Übetechnik erreichen.

Gruß
Stilblüte
 
Hallo Dreiklang, mich interessiert der Hintergrund deiner Frage. Warum möchtest du respektvolle Reaktionen ob deiner Darbietung erhalten? Warum möchtest du vorher wissen, ob du es definitiv 100% fehlerfrei hinbekommen wirst?

Nun - man könnte sagen, das Klaviervorspiel ist ein Teilaspekt des Klavierspiels. Das Klavierspiel ist prinzipiell dazu geeignet, nicht nur einen selbst, sondern auch andere damit zu erfreuen. Konzertpianisten präsentieren an einem Abend das Ergebnis lebenslanger Arbeit, verdienen Geld damit und schaffen für Musik-Laien fast magische Assoziationen (so in etwa:"Der kann ja ohne Mühe alles spielen...! Dem wurde das Klavierspiel schon in die Wiege gelegt...!", ...).

(humorige Nebensächlichkeit: ich muß bei dem Wort "Vorspiel" hier im Forum, immer wenn ich es verwende, daran denken, den "Klavier-" davorzusetzen, weil ich Doppeldeutigkeiten vermeiden will - naja, die Männer....:))

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(1) Ich denke, dass man es sich völlig aus dem Kopf schlagen kann schon vorher zu wissen, ob etwas absolut perfekt gelingen wird. Das wird vermutlich nicht mal ein Berufspianist vorher wissen. Sonst hätten die kein (2) Lampenfieber mehr ;)

(1) allerdings wäre es interessant, ob sich eine solche Sicherheit erreichen ließe (?)

(2) Lampenfieber ist wieder etwas anderes... selbst Größen unter den Pianisten hatten dieses. Ein Rätsel, ein verflochtenes, irrationales (?) Phänomen, das sich mir letztlich von der Erklärung her (nicht der eigenen Erfahrung her) entzieht. Wieso gibt es z.B. Lampenfieber gegenüber dem (oder der) KL - welchen ich dafür bezahle, daß er sich mit mir hinsetzt und mir das Klavierspielen beibringt...? Wo ist da z.B. die Logik...? ;)

Viele Grüße,
Dreiklang
 
Also das Thema "Beherrschung" eines Stückes wurde ja schon zig mal hier beschrieben, braucht man darüber ja nicht viel zu wiederholen,ganz allgemein also nach Möglichkeit auswendig,so gut einstudieren,dass -abgesehen von 100% technischer und interpretatorischer Beherrschung,d.h.das Stück muss einem technisch "einfach" vorkommen,bei Angst vor einer kniffligen Passage hat man beste Chancen da bei der Aufführung auszusteigen- man das Notenbild vor Augen hat(Stück muss man im Kopf durchspielen können) .Das dürfte dir aber ja alles bekannt sein.

Kleine Tips:am eigenen Klavier tut man sich immer leichter als auf einem fremden,also ist es nicht immer einfach ,irgendwo hinzukommen,sich an ein völlig unbekanntes Inastrument setzen und darauf perfekt zu spielen,wenn dieses Instrument gewisse Eigenheiten hat,wie anderer Anschlag,andere Tasten/Tastenbelag etc(schlimmstenfalls hängen da ein paar Tasten,ein paar Saiten sind gerissen und das Ding ist verstimmt),macht psychologisch viel Unterschied.Einspielen auf einem fremden Instrument ist also immer empfehlenswert.

Gefährlich ist es immer, ein Stück vorzuspielen,das man neu eingelernt hat,da vieles da oft noch nicht so gefestigt sitzt,außerdem sollte das Stück nach Möglichkeit technisch etwas leichter sein als das persönliche Höchst-Niveau(ich weiß,ist auch keine neue Erkenntnis) .

Spiel nur Werke vor,bei denen du dich ausschließlich auf die Interpretation konzentrieren kannst.Wie gesagt technische Probleme darf es keine mehr geben.

Man sollte an beinahe jeder Stelle einsetzen können,das klingt klar,wird aber auch von Profis mitunter unterschätzt:vor einiger Zeit war ich bei einem Klavierabend eines durchaus prominenten Pianisten(internationale Karriere,zig Preise,zig Platten-Einspielungen usw.),er spielte u.a. Beethovens op 110 und bei der Fuge war's Schluß,fand einfach nicht mehr rein,er entschuldigte sich, holte die Noten(!),und mußte mit der Fuge nochmals anfangen.So ein Fiasko passiert Profis natürlich extrem selten,aber vorkommen kann es eben.

Zum Urlaub:das ist für mich deshalb schwierig,weil man ja da meist total aus der Übung ist,dann auf einem fremden Klavier ein größeres Werk angehen, ist etwas gewagt.ich unterschätze oft,wie schnell ich im Notentext nicht mehr so sattelfest bin,wenn ich ein paar Wochen kein Klavier gesehen habe.Ich hab das vor ein paar Monaten mal gemacht,weil zufällig im Hotel ein russischer 275 Flügel stand und ich neugierig war wie der klingt,im Nu waren in dem erst leeren Saal ,nachdem ich zu spielen begonnen hatte,plötzlich etliche Leute gekommen und schauten mir über die Schulter,was ich absolut HASSE,zu allem Übel hatte ich mit eine Chopin Etude begonnen,die ich nun nolens volens weiter und zu Ende spielen musste,und das nach 3 wochen Strand Urlaub,.Naja,es funktionierte einigermaßen von ein paar Unsauberkeiten abgesehen,aber angenehm war's nicht wirklich.

Zum Publikum:Meist geht alles gut wenn man weiß ,dass niemand zuhört,sobald die Leute sich ums Klavier aufstellen geht es an die Nerven und obige Regeln beginnen zu greifen.
Mir ist es eigentlich gleich ob da jetzt 3 Leute zuhören,die was von Musik verstehen oder 300,die Nervosität ist die gleiche.
Eine auch bereits unzählige Male hier geschriebene Weisheit ist allgemein gültig:je öfter man vorgespielt hat,desto besser ist das gegen Lampenfieber,da gibts ja hier einen eigenen Faden drüber.
 
Hallo Rubato,

Und die letzten 10% kosten eben 90% des Aufwands ...

die 10/90-Regel... interessant, in diesem Zusammenhang...

greifst Du nicht gar zu oft daneben, wirst Du selbst es vielleicht als unterirdisch empfinden, aber Dein Publikum fragt Dich vielleicht (ernsthaft), ob Du Berufspianist bist

Stimmt, die Zusammensetzung des Publikums spielt eine Rolle. Hier im Forum haben wir zwar ein gemischtes, aber eigentlich auch ziemlich hochkarätiges sowie kritisches Publikum - ein Fakt, das oft nicht bedacht wird von z.B. Foren-Neulingen, die einfach Ergebnisse ihrer Heimarbeit hier im Forum einspielen. Und anstelle von Begeisterungsstürmen kommt dann schon mal ein "Schwall kalten Wassers" (kalte Dusche) :)

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Ich habe im Lauf der Zeit zwei Dinge festgestellt:

1. Der Eindruck, den andere Leute von einem haben, deckt sich längst nicht mit dem subjektiven eigenen Eindruck.
2. Ein schnelles Fertigrezept für Sicherheit gibt es offenbar nicht.

Dazu: Du schreibst, du möchtest sicher vorspielen können bei Konzerten. Wann ist das nun erfüllt - wenn das Publikum den Eindruck hat, du bist sicher, oder wenn du ihn selbst hast? Ich finde ja, in letzterem Fall. Vorher wird aber möglicherweise erstmal der erste eintreten.

Vielen Dank für diese Aspekte, "Blüte"...! Sogar von mir selbst kenne ich diesen Effekt, ist aber tief in Erinnerungen vergraben gewesen (als Schuljunge mal beim Schulmusikabend die Mondschein erster Satz vorgespielt - schöön langsam und ruhig, wie ich ihn mag, aber innerlich war ich doch ziemlich aufgeregt ;))

sondern habe manchmal das Gefühl, gleich flieg ich...

Ich wünsche Dir hier einmal allzeit gute Bodenhaftung...! :D

Die objektive, äußere Sicherheit kommt mit der Routine, besserer Übe- und Merktechnik usw., die innere folgt langsamer.
Was kann man tun? Geduld haben, Erfahrungen sammeln, sich ausprobieren, den Horizont erweitern in alle erdenkliche Richtungen. Ein höheres musikalisches Niveau erlangen, eine optimale Übetechnik erreichen.

Finde ich sehr schön ausgedrückt... es scheint vor allem eine Sache der Zeit zu sein. Zeit, Zeit, Zeit... die man in das eigene Klavierspiel investiert, sich mit diesem befaßt, sich mit diesem beschäftigt...

Es gibt einen riesen Unterschied zwischen "Können" und "Können". Die erste Invention hätte ich soweit, daß ich sie durch eine Klavierstunde bringen könnte. Aber souveräne, allumfassende Sicherheit...?

Und dann kommt ja noch etwas anderes hinzu: etwas ganz nett zu spielen, und dabei keine Fehler zu machen, kann ein himmelweiter Unterschied dazu sein, etwas wirklich gut zu spielen. Man hört es oft einfach, ob ein Fortgeschrittener oder ein Meister am Werke ist. Winzige Feinheiten am Anschlag sind bei letzterem eben gezielt plaziert und eingesetzt, beim ersteren Ergebnis von Zufall, naja, und so weiter....

hm...

Ich kann aber aus eigener Erfahrung sagen, alles wird immer besser, wenn man ein Stück eben, auch wenn mans schon "nett und fehlerfrei kann", immer weiter übt...
alles kann immer gefestigter-er werden, sicherer...

Sicher ein wichtiger Baustein in Richtung "Wie kann man bloß ein Stück...?" - ein Stück, welches man fehlerfrei beherrscht, konsequent weiter üben...

Hoff' ich :D

Schönen Gruß
Dreiklang
 
Zitat von Dreiklang;210328 (2) Lampenfieber ist wieder etwas anderes... selbst Größen unter den Pianisten hatten dieses. Ein Rätsel:
bezahle[/I], daß er sich mit mir hinsetzt und mir das Klavierspielen beibringt...? Wo ist da z.B. die Logik...? ;)

Viele Grüße,
Dreiklang

Eigentlich kein Rätsel für mich: Stell dir vor du bist Musiker,hast also den Beruf und die Berufung,Menschen große komplizierte Werke der Musik vorzuführen.Du hast eine einzige Möglichkeit das Werk vollendet zu gestalten,live gibt's kein Schneiden ,kein Wiederholen eines verpatzten Laufes,nichts,keinerlei Korrektur Möglichkeit,alles muss auf Anhieb sitzen.Zu allem Überfluss sitzen da Kollegen im Publikum und Klavierstudenten mit der Partitur in der Hand.Da ist es doch sehr verständlich, dass auch große Pianisten nervös sind,Goulds Entschluss diesem Zirkus zu entkommen ist sehr nachvollziebar.
Freilich gab's auch Glückskinder:Rubinstein spielte umso lockerer,besser und begeisterter(Lampenfieber kannte er natürlich nicht) je mehr berühmte Pianisten und am besten noch der Komponist des Werkes im Publikum saßen...

Bei meinem KL hatte ich übrigens nach einer Eingewöhnungszeit kein Lampenfieber mehr.
 

Freilich gab's auch Glückskinder:Rubinstein spielte umso lockerer,besser und begeisterter(Lampenfieber kannte er natürlich nicht) je mehr berühmte Pianisten und am besten noch der Komponist des Werkes im Publikum saßen...
...so sollte es nach außen aussehen. Joachim Kaiser berichtet, wie der nervöse und von Lampenfieber geplagte Rubinstein bat, man möge die Klaviatur etwas befeuchten, da er wegen seiner extrem trockenen Hände abrutschen fürchtete - und das im Brahms´schen d-Moll Konzert, welches er ja seit seiner Kindheit [sic] beherrschte.
 
...so sollte es nach außen aussehen. Joachim Kaiser berichtet, wie der nervöse und von Lampenfieber geplagte Rubinstein bat, man möge die Klaviatur etwas befeuchten, da er wegen seiner extrem trockenen Hände abrutschen fürchtete - und das im Brahms´schen d-Moll Konzert, welches er ja seit seiner Kindheit [sic] beherrschte.

Wirklich?lustig,wußt ich gar nicht.Naja Rubinstein mag da in seinen Memoiren schon etwas geflunkert haben :-)
(Trotzdem sind seine live-Einspielungen um vieles fesselnder-ich denke da z.B.an den fulminanten Chopin Abend in Moskau- als die für mich oft zu trockenen Studio Aufnahmen)
 
Hallo kreisleriana,

sehr gut gefallen mir die folgenden Aspekte:

...100% technischer und interpretatorischer Beherrschung...
...das Stück muss einem technisch "einfach" vorkommen...
...Spiel nur Werke vor,bei denen du dich ausschließlich auf die Interpretation konzentrieren kannst.Wie gesagt technische Probleme darf es keine mehr geben...

---

er entschuldigte sich, holte die Noten(!),und mußte mit der Fuge nochmals anfangen

Dann mal gut, daß selbige auch in Reichweite waren...

ich unterschätze oft,wie schnell ich im Notentext nicht mehr so sattelfest bin,wenn ich ein paar Wochen kein Klavier gesehen habe

Ein Spruch über das nicht-Üben lautet: "einen Tag merkt man selbst, zwei Tage die Kollegen, drei Tage das Publikum" :D

im Nu waren in dem erst leeren Saal ,nachdem ich zu spielen begonnen hatte,plötzlich etliche Leute gekommen und schauten mir über die Schulter (...) zu allem Übel hatte ich mit eine Chopin Etude begonnen,die ich nun nolens volens weiter und zu Ende spielen musste,und das nach 3 wochen Strand Urlaub (...) aber angenehm war's nicht wirklich.

trotzdem - eine herrliche Anekdote, finde ich :)
Wenn mir Leute uneingeladen beim Spielen zu nahe kommen wollen (über die Schulter sehen etc.) werde ich ebenfalls unleiderlich

je öfter man vorgespielt hat,desto besser ist das gegen Lampenfieber

und je öfter man sein eigenes Spiel mal aufzeichnet, desto mehr Routine gewinnt man wohl damit - hab mir jetzt vorgenommen, wöchentlich Aufzeichnungen zu machen. Eigentlich kann man dadurch nur dazulernen...

Du hast eine einzige Möglichkeit das Werk vollendet zu gestalten,live gibt's kein Schneiden ,kein Wiederholen eines verpatzten Laufes

Genau das, und die dazu offenbar erforderliche "Sicherheit", üben eine gewisse Faszination auf mich aus. Und höchstwahrscheinlich nicht nur auf mich...

Schöne Grüße!
Dreiklang
 
...

mir ist bewußt geworden, daß ich in meinem Faden die Frage nach der absoluten Beherrschung eines Stückes gestellt habe...

eine Beherrschung, die Fehlerfreiheit und Schönheit beim Vortrag (vorausgesetzt, das Instrument legt keine besonderen Steine in den Weg) schlicht und einfach garantieren würde...

Schöne Grüße,
Dreiklang
 
So,

ich bin dem Rätsel in einigen Punkten nähergekommen:

a) das Stück gründlich und sehr intensiv üben
bombastische Erkenntnis, ich weiß :cool:

b) sich etwas vornehmen, das man mit seiner Leistungsfähigkeit auch hinbekommen kann, das also in Reichweite liegt.

Dazu: es darf weder zu lang noch zu schwierig sein. Man hat die Ressourcen Zeit, Technik, Begabung, und Lust an der Sache zur Verfügung. Mit diesen Ressourcen muß sich das Stück auch in absehbarer Zeit erarbeiten und bewältigen lassen.

c) Das Stück oft (täglich) üben und auffrischen!

Ganz besonders, wenn das Stück an den persönlichen Grenzen liegt. Man vergißt sonst zu schnell. Die Finger verlernen, und das Hirn vergißt. Dem also entgegenwirken.

d) Vorspielsituation erzeugen

entweder real, oder imaginär. Man kann sich ja z.B. ein erwartungsvolles Konzertpublikum hinter dem Instrument vorstellen :D:D:D

Dann kommt man der Frage "Wie / wann kann ich ein Stück?" schon etwas näher.

Viele Grüße
Dreiklang
 

Was sicher viele wissen, ist, daß ich gern meine Metronommethode einsetze, um technische Hürden entspannt und effizient in den Griff zu bekommen.

Damit wird ein Stück allerdings nicht automatisch vorspielreif. Ich bin nun auf ein zweites System gekommen, das ich seit einigen Tagen einsetze, und das bereits verblüffende Wirkungen bei mir zeigt: ich nehme jedes Stück, das in Richtung Vorspielreife kommt, sorgfältig beim Üben mit meinem H4N auf (das geht übrigens problemlos - auf eine entsprechende Speicherkarte passen -zig Stunden drauf.)

Am Anfang war das gewöhnungsbedürftig. Jetzt aber "ertappe" ich mich dabei, wie ich gezielt immer besser spiele, die Stücke ernsthaft immer besser zu präsentieren versuche, was auch tatsächlich gelingt. Und Schwachstellen werden mir besonders bewußt.

Das werde ich die nächsten Wochen mal weiter so machen, und bin gespannt auf die Ergebnisse.

Es macht einen gewissen Unterschied, ob man weiß: das, was man spielt, wird unwiderruflich aufgenommen, oder man spielt nur "einfach so". Zumindest bei mir ist das so.

Weitere Vorteile dieser Methode: man hat "automatisch" schon Aufzeichnungen seiner Stücke - und muß die nicht noch extra machen, wenn man die will. Und: man kann sein eigenes Spiel auch "abhören".

Vielleicht ist das eine interessante Anregung für den einen oder anderen.

Schönen Gruß
Dreiklang

______________

p.s. ich weiß natürlich, daß alles auch ohne Metronome oder Aufzeichnungsgeräte geht. Wer solche Dinge nicht mag oder braucht, braucht sie ja auch nicht einsetzen.
 
Aber vorspielreif hast Du doch trotzdem nie (oder so gut wie nie) etwas, oder irre ich da?
 
Aber vorspielreif hast Du doch trotzdem nie (oder so gut wie nie) etwas, oder irre ich da?

Stimmt nicht - einfache Dinge sehr wohl. Die Schweren sind aber ein anderes Ding, da stoße ich an Grenzen. "Vorspielreif" bedeutet hier im Faden: eigentlich schon richtig gut und sehr sicher spielen...! (beachte dazu das Einleitungspost, falls nicht geschehen).
 

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