Wie Bedeutsamkeit der Gehörbildung im Klavierunterricht klar machen?

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TiNte

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Nabend miteinander,

da ich mir in letzter Zeit einige Gedanken gemacht hatte, wie ich "vorgehen" würde, wenn ich Schüler unterrichten (das ist nicht rein hypothetisch sondern wird nach den Sommerferien Realität werden) würde, habe ich natürlich auch etliche Literatur zur Klavierdidaktik durchaus mit heißem Bemühen studiert, doch konnte eine Frage nicht richtig beantwortet werden:

Wie kann ich meinen Schülern das Bilden ihres Gehörs schmackhaft machen und vorallem die Bedeutsamkeit der Gehörbildung verdammt nochmal klar machen?

Ich hatte - leider - in meinen Anfangsjahren einen Lehrer, der mir total strikt (sic!) Fingersätze einbleute, so dass ich später wenn ich Noten in der Hand hatte zu aller erst und auch nur im Kopf hatte, wie ich dies spielen könnte. Er hat mir eigentlich sehr viel beigebracht - ich konnte immer gut prima vista spielen, so lange es sich nicht um allzu komplexe Strukturen (die ich ja alle einzeln, Note für Note las und dann den Fingersatz auf die Tastatur übertrug; das war für mich Musik machen) - doch im Nachhinein wäre alles einfacher gewesen, wenn er mir strikt Theorie und Gehörbildung beigebracht hätte. So hätte ich dann viel früher erkannt, dass ein C-E-G für einen C-Dur-Akkord steht und nicht für den Fingersatz 1-3-5. Ich war unmusikalisch, hatte meistens keine Musik, keine Töne im Kopf, sondern nur Fingersätze. Natürlich habe ich immer wieder in den Noten mir bekannte Strukturen erhört, jedoch nur, weil ich sie irgendwann mal in anderen Stücken gespielt habe.

Wie kann ich jemandem, der Töne erzeugt, in dem er mit seinen Fingern auf eine Taste kloppt, klar machen, wie wichtig es ist, dass er ein gutes(rela tives) Gehör hat? Das Problem ist ja, dass die Ergebnisse der Gehörbildung meistens nur nach sehr langer Zeit sichtbar werden. Baut ihr Aspekte der Gehörbildung in den Unterricht mit ein oder seid ihr der Meinung, dass dies nebenbei kommen könnte, da der Schüler von Zeit zu Zeit ein größeres Verständnis für Musik bekommt oder beginnt ihr schon bei Anfängern, Intervalle "und den Rest" zu hören?

Bin auf eure Antworten gespannt und sage nun auch Hallo als Schreiber hier im Forum ;)


Max
 
Wie kann ich meinen Schülern das Bilden ihres Gehörs schmackhaft machen und vorallem die Bedeutsamkeit der Gehörbildung verdammt nochmal klar machen?

"schmackhaft machen" brauche ich meinen Schülern nichts, denn ich mache in meinem Unterricht Gehörbildung von Anfang an, die Schüler merken es aber gar nicht.

Leider wird "Gehörbildung" immer noch als lästige "Theorie-Disziplin" für Hochschulstudenten gesehen. "Gehörbildung" bedeutet aber viel mehr, als das Erkennen von Intervallen oder Akkorden.

Beispiel: Ich spiele eine kurze Phrase vor und frage den Schüler : "Was hörst Du, was mache ich anders?" Antwort: "Du wirst am Ende leiser" - auch das ist Gehörbildung.

Die Gehörbildung ist mMn die grundlegende fachübergreifende Disziplin beim Lernen der musikalischen Sprache. Musiktheorie verliert jeden Sinn, wenn das Gehör nicht mit einbezogen wird.

Wenn man Noten in Klang umsetzen möchte, muss man zuerst die Noten verstehen. Da der Anfänger die Noten in aller Regel noch nicht versteht, gehe ich in diesem Fall anders herum vor:

Der Schüler lernt einfache Stücke, meistens Volkslieder, nach Gehör und schreibt anschließend die Noten auf. Auch rege ich den Schüler dazu an, selbstständig zu Hause bekannte Lieder nach Gehör zu lernen und dann aufzuschreiben. Später komponieren wir dann einfache Begleitungen dazu. Natürlich kann man auch Vortragsbezeichnungen in die selbst geschriebenen Noten einfügen.

Auch folgende kleine "Kompositionsübung" ist sehr erfolgreich und macht Spaß:
Ich gebe ein kurzes Rhythmusdiktat, 4 Takte. Anschließend komponiert der Schüler nach dem gegebenen Rhythmus eine Melodie. Am Anfang sollte man das Tonmaterial einschränken. Z.B. 3 -5 Töne einer Tonleiter. Anfangston und Schlußton sind der Grundton, später kann auch mit Terz oder Quinte begonnen werden. Durch diese Einschränkungen des Tonmaterials wird gewährleistet, dass fast immer nette Melodien herauskommen. Ändert man den Schlußton zur Quinte, wird hörbar, dass die Melodie noch nicht zu Ende ist. Durch Wiederholung und zweiten Schluß zum Grundton haben wir die Melodie zum 8-Takter erweitert. So lernt der Schüler spielerisch und selbst erschaffend formale Gesetzmäßigkeiten kennen. Natürlich kann man dann Variationen einbauen und die Melodie weiter ausgestalten. Später erfindet der Schüler auch den Rhythmus selber und komponiert zu Hause weiter. Man kann auch zuerst ein paar Töne als Punktdiktat geben und der Schüler erfindet den Rhythmus.

Die Möglichkeiten dieser kreativen Spiele ist praktisch unbegrenzt. Man kann auf diese Art praktisch die ganze Musiktheorie erarbeiten. Die Arbeitsweise eignet sich also durchaus auch für den Fortgeschrittenen und findet auch in meiner "Gehörbildung für Musikstudenten" Anwendung.

doch im Nachhinein wäre alles einfacher gewesen, wenn er mir strikt Theorie und Gehörbildung beigebracht hätte. So hätte ich dann viel früher erkannt, dass ein C-E-G für einen C-Dur-Akkord steht und nicht für den Fingersatz 1-3-5.

Genau so sehe ich das auch. Im Rahmen der Erarbeitung eines einfachen Kinderliedes, z.B. "A-a-a, der Winter der ist da" kann man doch wunderbar den Dur-Dreiklang etablieren, das Lied gleich transponieren und warum nicht hinterher das bekannte Motiv aus Haydns Paukenschlagsinfonie als kleines Diktat geben.

Musiktheorie und Gehörbildung sind in meinem Unterricht eigentlich eins und fliessen spielerisch beim Erarbeiten der Stücke mit ein. Wenn ich dem Schüler z.B. beibringe, was eine Terz ist, lasse ich ihn Terzen spielen, Terzen singen, Terzen hören und Terzen in den Musikstücken finden. Meistens findet er dann selbst heraus, dass bei den Terzen die Kugeln lückenlos aufeinanderstehen.

Viele unterschiedliche Aufgaben auch Hörübungen machen den Unterricht abwechslungsreich und interessant. In meinem Unterricht war noch nie ein Schüler "genervt" wegen Gehörbildung oder Musiktheorie - im Gegenteil, es ist einfach eine Frage, wie kreativ man die "Sprache Musik" vermittelt.
 
Nabend miteinander,
(....)
Ich hatte - leider - in meinen Anfangsjahren einen Lehrer, der mir total strikt (sic!) Fingersätze einbleute, so dass ich später wenn ich Noten in der Hand hatte zu aller erst und auch nur im Kopf hatte, wie ich dies spielen könnte. Er hat mir eigentlich sehr viel beigebracht - ich konnte immer gut prima vista spielen, so lange es sich nicht um allzu komplexe Strukturen (die ich ja alle einzeln, Note für Note las und dann den Fingersatz auf die Tastatur übertrug; das war für mich Musik machen) - doch im Nachhinein wäre alles einfacher gewesen, wenn er mir strikt Theorie und Gehörbildung beigebracht hätte. So hätte ich dann viel früher erkannt, dass ein C-E-G für einen C-Dur-Akkord steht und nicht für den Fingersatz 1-3-5. Ich war unmusikalisch, hatte meistens keine Musik, keine Töne im Kopf, sondern nur Fingersätze. Natürlich habe ich immer wieder in den Noten mir bekannte Strukturen erhört, jedoch nur, weil ich sie irgendwann mal in anderen Stücken gespielt habe.

Wie kann ich jemandem, der Töne erzeugt, in dem er mit seinen Fingern auf eine Taste kloppt, klar machen, wie wichtig es ist, dass er ein gutes(rela tives) Gehör hat? Das Problem ist ja, dass die Ergebnisse der Gehörbildung meistens nur nach sehr langer Zeit sichtbar werden. Baut ihr Aspekte der Gehörbildung in den Unterricht mit ein oder seid ihr der Meinung, dass dies nebenbei kommen könnte, da der Schüler von Zeit zu Zeit ein größeres Verständnis für Musik bekommt oder beginnt ihr schon bei Anfängern, Intervalle "und den Rest" zu hören?

Bin auf eure Antworten gespannt und sage nun auch Hallo als Schreiber hier im Forum ;)


Max

Hallo max, schön, dass du hier gelandet bist im Forum.:)

Für die technische Umsetzung ist es sicher schlau, "Fingersatzrezepte" zu haben, jedoch reicht das ja bei weitem nicht, um ein Stück wirklich zu "musizieren".
Ich finde, manche Fingersätze ergeben sich auch daraus, was man zum Beispiel im Akkord betont haben möchte/muss.
In sofern finde ich es absolut unabdingbar, auch die gehörmäßige Erfassung von Stücken zu schulen. Denn beides bedingt einander.

Ich spiele selbst noch nicht lange, aber habe mich von Anfang an sehr am gehörmäßigen Erfassen orientiert, ich komme allerdings auch vom Streichinstrument, und da geht es ohne Gehörbildung gar nicht.

LG
violapiano
 
Haydnspaß, woher weißt Du schon, wie Du enden wirst??:confused::D

Dein Humor gefällt mir immer wieder.:p
 
Also ich bin froh, daß mich früher in meiner Klavierstunde niemand mit Gehörbildung genervt hat :D

Allerdings höre ich auch heute noch fast nichts.

Einsicht ist der erste Weg zur Besserung.;)

TiNte, du könntest mit den Schülern die "Musikalischen Haus- und Lebensregeln" von Robert Schumann durchgehen und klarmachen (sie stehen im Anhang des Albums für die Jugend).

Die erste Regel aus einer ganzen Anzahl vorzüglicher Tips lautet dort:
"Die Bildung des Gehörs ist das Wichtigste. Bemühe dich frühzeitig, Tonart und Ton zu erkennen. "

Wenn jemand genervt ist durch Gehörbildungsunterricht, dann stimmt was nicht mit der Didaktik und Unterrichtsmethode. Gehörbildung kann total Spaß machen. Ich erinnere mich noch an meine allererste Klavierstunde (war gerade 5 Jahre alt gewesen): Ich sollte mich mit dem Rücken zum Klavier drehen, und die Klavierlehrerin hat einen Ton angeschlagen. Zuerst sollte ich den nachsingen und ihn danach auf dem Klavier suchen. Sowas macht Spaß, gerade bei Kindern kann man Gehörbildung spielerisch vermitteln.

Ich finde es sehr traurig, dass sich hier ein Klavierlehrer geradezu damit brüstet, nicht durch Gehörbildungsunterricht "genervt" worden zu sein.
Um den Lehrer ist es mir wurscht, aber ich denke mit Grauen an das, was von einem Lehrer mit Gehörbildungsaversionen den Schülern wohl als Ergebnis vermittelt wird bzgl. Gehörbildung. :rolleyes:

Weiterhin finde ich, dass durch Singen eine Menge Gehörbildung vermittelt wird, und empfinde es als optimal, nebem dem Klavierunterricht auch in einem Chor mitzusingen. Nicht nur wegen der Stimmbildung, sondern auch Gehörbildung.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Allerdings höre ich auch heute noch fast nichts.

:) das ist höchst rätselhaft - ich dachte immer, dass man vermittels des Hörens etwas mehr von der Musik hat, als vermittels des Sehens oder Schmeckens :)

"Gehörbildung" ist für mich ein irgendwie bürokratischer und zugleich auch etwas hochtrabender Begriff - es genügt, dass die Wahrnehmung von Klängen im Lauf der Zeit immer präziser wird. Damit kann man schon bei Anfängern beginnen, denn es gibt keinen Grund, denen vorzuenthalten, wie ein gut gespielter Akkord klingt (wahrnehmen) und wie man das macht (fühlen, tun). Beides führt am Klavier im doppelten Sinn zum "Begreifen". Dass es in Sachen Musik machen wohl nicht ohne das bekannte Zusammenwirken von Wollen, Tun, Wahrnehmen und Verstehen geht, muss nicht groß erläutert werden.

Vermutlich meine Haydnspaß, dass man auch ohne extra "Gehörbildungs-Stunden/Unterrichtseinheiten" zu einer differenzierten Wahrnehmung gelangen kann.

singen, Intervalle hören, Zusammenklänge hören kann sich von allein einstellen, wo das nicht der Fall ist, kann man (für Prüfungen) entsprechendes lernen - - ich bin überzeugt: je mehr man hört, umso weniger "Gehörbildung" benötigt man (freilich intensives Interesse an Musik vorausgesetzt).

Gruß, Rolf
 
Hallo zusammen,

Mir gefallen Eure Beiträge eigentlich ganz gut und hilfreich zu dem Thema, will aber noch etwas Grundsätzliches beisteuern. Ich finde nämlich schon den Begriff "verwählt", wenn man von Gehörbildung spricht anstatt von allgemeiner technischer Musiklehre oder ähnlichem.

Wenn man Gehörbildung braucht, impliziert das definitionsgemäß, dass man nichts hört bzw. ein schwach funktionierendes Organ hat.

Warum spricht man nicht von Notenlehre, von Rhytmuslehre von Musikaufbau etc. anstatt von Gehörbildung. In Wirklichkeit geht es doch um Unterscheidbarkeit, Logik und Darstellung. Das Hören und das die Musik gehört wird setze ich voraus.

Du bist in der Hinsicht unterentwickelt oder schwächelst, und daher bringen wir Dir darüber was bei, ist keine gute Ausgangslage um über ein Gebiet mehr zu erfahren. Gibts in der Kunstgattung Malerei eine Schaubildung?

Der Wunsch, darüber mehr zu erfahren ist bei jedem Menschen grundsätzlich gegeben, wenn es noch nicht zunichte gemacht wurde. Mir kann man aber nicht weis machen, dass ich Gehörbildung brauche. Soviel zu meinen philosophischen Thesen:D

LG
Michael
 
Ich finde die differenzierte Sicht von rolf und klaviermacher auch besser als ein Rumhacken auf dem (dogmatischen) Begriff "Gehörbildung". Vermutlich denkt Haydnspaß in ähnliche Richtung . Und er hat es nicht verdient, von Mindenblues dafür so angegriffen zu werden :rolleyes:, denn es ist wohl ersichtlich, dass er -wie oft- etwas provoziert hat...:D
 
Basics der Gehörbildung

Also ich kann nur von mir sagen, dass ich bzgl. Gehörbildung auch keine große Leuchte bin. Das habe ich im Rahmen meiner C-Kurs-Ausbildung erkannt, da waren die Basics von Gehörbildung dabei, die ich unten etwas näher erläutern möchte.

Aber nurmal vorab:
Die Leute bei meinem C-Kurs, die am besten Klavier spielen konnnten, waren beileibe nicht die besten in Gehörbildung - eher im Gegenteil. Die Leute, die sehr gut singen konnten, schon eher. Unser Dozent meinte, dass sei nicht nur bei unserem Kurs so, das ist auch seine langjährige Erfahrung. Fand ich irgendwie interessant.

Und nun dazu, um was es geht bei den Basics der Gehörbildung, so dass jeder mal für sich sehen kann, wie der eigene Stand ist:

a) Intervalle hören:
alle Intervalle von kleiner Sekunde bis so etwa Duodezime in beliebiger Tonart im Mittelbereich der Klaviatur. Es gab einen guten Klavierspieler im Kurs, dem es schwerfiel, eine Quinte vom Tritonus zu unterscheiden (das ist natürlich ein Extrembeispiel). Ich gebe zu, mir fällt es auch schwer, Intervalle sicher zu benennen, insbesondere durch Tonartwechsel während der Tests.

b) Akkorde hören:
Dur/Moll-Akkorde in Grundstellung, Dur/Moll-Akkorde in allen Umkehrungen benennen (bzgl. Umkehrungen habe ich das erst während des Kurses gelernt durch Konzentration auf den Basston, ob er die Terz oder Quinte des Grundtons ist).
Dann wird es schon schwieriger: Septakkorde, ebenfalls in allen Umkehrungen zu erkennen. Und das natürlich munter durch alle Tonarten durch. Schon mal probiert? Spätestens da hört es nämlich bei mir auf.

c) Notendiktat , ein - und zweistimmig. Man bekommt die Taktart genannt, und den Ton, womit man anfängt. Dann wird das ganze langsam vorgespielt, mehrmals. Man war bei uns so gutmütig, bei zweistimmigen Diktaten beim Vorspiel mal die eine, mal die andere Stimme zu betonen. Notendiktate fielen mir sehr viel leichter als die Intervalle / Akkorde korrekt zu benennen.

d) Rhythmusdiktat: Mehrfach wird eine Rhythmussequenz vorgeklopft, und in der Gruppe jeder einzeln mit Bleistift nachgeklopft. Danach muß man den Rhythmus aufschreiben. Das viel mir auch nicht sehr leicht, ging aber noch.

Was ich sagen will, aus den genannten Basics der Gehörbildung kann jeder für sich abtesten, wo man steht. Was Akkordbenennungen und Intervalle angeht, habe ich für mich das Gefühl, obwohl mit sehr gutem Ergebnis die Prüfung verlassen zu haben, noch sehr, sehr viel tun zu können.

Gut Klavierspielen heißt noch lange nicht, gut in Gehörbildung zu sein. Jedenfalls ich für mich sehe da noch großen Nachholebedarf, und zwar partiell in komplexen Akkorden, aber auch sicheren Intervallbestimmungen.

Von daher, wenn ich an Adresse Haydnspaß geschrieben habe, dass beim Selbsterkennen von Defiziten Einsicht der beste Weg zur Besserung ist, gilt dies für mich selbst genauso. Das wollte ich nur mal festgehalten haben.
 

Ich finde die differenzierte Sicht von rolf und klaviermacher auch besser als ein Rumhacken auf dem (dogmatischen) Begriff "Gehörbildung". Vermutlich denkt Haydnspaß in ähnliche Richtung . Und er hat es nicht verdient, von Mindenblues dafür so angegriffen zu werden :rolleyes:, denn es ist wohl ersichtlich, dass er -wie oft- etwas provoziert hat...:D

"Gehörbildung" bedeutet nach Duden ganz einfach: "Ausbildung des musikalischen Gehörs"

Ich weiß nicht, was an dem Begriff "dogmatisch" oder "bürokratisch" sein soll. Es ist einfach der Begriff, der übereinstimmend bezüglich der Ausbildung des musikalischen Gehörs verwendet wird. Der Begriff kann nichts dafür, wenn jemand persönlichen Frust damit verbindet.

Selbst Absoluthörer können ihre angeborenen Fähigkeiten schulen und verbessern. Ein "Absoluthörer" der keinerlei musikalische Ausbildung bekommt wird nicht mal merken, dass er absolut hört.

Ich finde es schade, dass jetzt wieder über Bergiffsdefinitionen diskutiert wird, statt konkrete Ideen zu besprechen, wie diese "Ausbildung des Hörens" für den Schüler möglichst gewinnbringend und ansprechend praktiziert werden kann. Dies war doch das Thema.
 
Natürlich hast Du recht, Franz, es kommt nicht auf den Begriff an, sondern auf die Inhalte an. Eigentlich meinte ich da auch so.
 
Ich finde es schade, dass jetzt wieder über Bergiffsdefinitionen diskutiert wird, statt konkrete Ideen zu besprechen, wie diese "Ausbildung des Hörens" für den Schüler möglichst gewinnbringend und ansprechend praktiziert werden kann. Dies war doch das Thema.

hallo Franz,

genau dazu habe ich geäußert, dass sich bei Interesse und viel Praxis (hören und spielen) sehr viel von allein einstellt - ansonsten habe ich sinngemäß geäußert, dass "Gehörbildung" nicht als extra "Fach" im Klavierunterricht bzw. im Klavierspielen betrachtet werden muss. Das ist eine konkrete Idee, wie Du sie verlangst. Lediglich im Fall von Defiziten oder im Fall von Prüfungen (bzgl. Ausbildung, Studium etc) muss gelegentlich vertieft werden - dazu gibt es ja spezielle Prüfungsvorbereitungen. Für alle, die das Klavierspiel als schönes Hobby mit viel Freude betreiben, ist jeder vermeintliche fachliche Zwang nicht nötig (niemand "muss" Akkorddiktakte etc bewältigen können, wenn das Ziel und die Freude darin besteht, mittlere Klavierstücke schön zu spielen - wer die Kosten seines Einkaufs überschlägt und das auch richtig kann, muss ja auch nicht in Mathematik promoviert haben!).

wer einen einfachen "Trick" zum hören/erkennen und unterscheiden von Intervallen nutzen möchte: man merke sich bestimmte allbekannte Melodien (z.B.: Quarta plus gr. Sekunde hoch, Quinte hoch & runter: Aida Triumphmarsch; oder gr. Sext auf: die "Pizza-Melodie", als das berühmte Trinklied aus La Traviata usw. usw.) -- viel hören, Melodien kennen und gleichsam innerlich mitsingen: Kantabilität wird hier immer hilfreich sein. Das kann so weit gehen, dass keine weitere Gehörbildung nötig sein muss.

Gruß, Rolf

(ach ja: dass peu a peu bei gutem Klavierunterricht das Klänge differenzieren, Intervalle und Harmonien kennen, Rhythmik usw usw implizit dazukommt und stets praktisch betrieben wird, dürfte ebenfalls helfen - seitens der Lernenden ist allerdings Neugier und Interesse vorausgesetzt. Letztere zu fördern sollte ohne Zwänge geschehen: wer vor sich einen Berg aus "dies und das muss man drauf haben" sieht, wird die Freude an der Sache verlieren)
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Prima, dass Du mit Deinem Beitrag zum Thema zurückführst.

Und nun dazu, um was es geht bei den Basics der Gehörbildung, so dass jeder mal für sich sehen kann, wie der eigene Stand ist:

a) Intervalle hören: ...
b) Akkorde hören: ...
c) Notendiktat , ein - und zweistimmig. ...
d) Rhythmusdiktat: ...

Diese Liste der Basics der Gehörbildung, wie sie bei Deinem C-Kurs bearbeitet wurden, klingt in der Tat recht trocken. In den Prüfungsbedingungen vieler Hochschulen kann man ähnliches lesen.

Vielleicht ist es diese Vorgehensweise ohne Bezug zur richtigen Musik, die Rolf als "bürokratisch" bezeichnet.

In meinem Klavierunterricht werden diese Elemente auf dem entsprechenden Niveau des Schülers spielerisch anhand "richtiger" Stücke erarbeitet. Die Ausbildung des Gehörs fällt dem Schüler dabei gar nicht auf. Es versteht sich von selbst, dass nur das gelernt und geübt wird, was das Musizieren auf dem entsprechender Stufe unterstützt. Ich verlange von keinem Hobbyspieler, dass er einen Bachchoral vierstimmig nach dem Gehör in Noten setzen kann.

Wer sich intensiver mit dem Thema beschäftigen will und einen praxisorientierten Lehrgang wünscht, sollte sich mal die "Gehörbildung" von Ulrich Kaiser anschauen.

Der Gehörbildung, wie sie heute an Musikhochschulen und Universitäten unterrichtet wird, spricht man oft zu Recht den Bezug zum konkreten Werk ab. Hier setzt die neue zweibändige Hörbildungsschule von Ulrich Kaiser an, die ausschließlich mit – mehr als 1400 – authentischen Beispielen aus der Musik des 15. bis 20. Jahrhunderts arbeitet. Vom Tonsatz und der Notentextanalyse ausgehend, bietet der Lehrgang historisch-satztechnische und systematische Verständnishilfen, die es den Studierenden ermöglichen, musikalische Einzelphänomene zu immer größeren Einheiten zusammenzufassen. Die jedem Band beigegebene CD erleichtert die Erfassung und Sicherung der einzelnen methodischen Schritte.
 
habe ich natürlich auch etliche Literatur zur Klavierdidaktik durchaus mit heißem Bemühen studiert, doch konnte eine Frage nicht richtig beantwortet werden:

Wie kann ich meinen Schülern das Bilden ihres Gehörs schmackhaft machen und vorallem die Bedeutsamkeit der Gehörbildung verdammt nochmal klar machen?

...


doch im Nachhinein wäre alles einfacher gewesen, wenn er mir strikt Theorie und Gehörbildung beigebracht hätte. So hätte ich dann viel früher erkannt, dass ein C-E-G für einen C-Dur-Akkord steht und nicht für den Fingersatz 1-3-5. Ich war unmusikalisch, hatte meistens keine Musik, keine Töne im Kopf, sondern nur Fingersätze.

...


Wie kann ich jemandem, der Töne erzeugt, in dem er mit seinen Fingern auf eine Taste kloppt, klar machen, wie wichtig es ist, dass er ein gutes(rela tives) Gehör hat?


Das Problem ist ja, dass die Ergebnisse der Gehörbildung meistens nur nach sehr langer Zeit sichtbar werden.


Also sorry für meinen ersten, etwas unseriösen, wenn auch durchaus wahrheitsgemäßen und ernstgemeinten, Beitrag.

Max du schreibst: Ich war unmusikalisch, hatte meistens keine Musik, keine Töne im Kopf, sondern nur Fingersätze.

Das ist doch schonmal ein sehr wichtiger Punkt: Klavierspielen bedeutet Musik machen! Musik ist ein vieldimensionales Geschehen, da wirken visuelle, akustische, motorische, rhythmische, räumliche, emotionale und gedankliche Aspekte mit hinein. Eine Überbetonung eines bestimmten Aspekts führt dann zu einer Verflachung des Spiels.

Der Fingersatz betrifft z.B. die praktische Umsetzung der notierten Musik auf die Tastatur. Das ist sehr wichtig, ohne das geht am Klavier garnichts. Der Fingersatz erklärt aber nicht die Bedeutung dessen, was man spielt.

Ich vermute, es geht dir um diese Bedeutung. Es wäre aber auch zu kurz gedacht, den Tönen c-e-g bzw. dem Akkord c-e-g eine feste Bedeutung zuzuschreiben. Wir nennen es einen Dreiklang, genau gesagt einen Dur-Dreiklang. Das ist ein wichtiger Baustein in der westeuropäischen Musik. Man kann jetzt einfach mal nachschauen, in welcher Form Durdreiklänge in unterschiedlichen Stücken unterschiedlicher Komponisten verwendet werden.

Man kann sich auch genau anschauen, wie die Frequenzverhältnisse des Durdreiklangs sind und "entdecken", daß in den Obertönen eines einzelnen Tons bereits der Durdreiklang enthalten ist.

Man kann die Tonabstände des Dreiklangs auf der Klaviatur "abzählen". Die Griffpositionen dieses Dreiklängs von jedem beliebigen Ton aus suchen.

Es gibt da eine Menge Zugangsweisen.

Und man kann Dreiklänge natürlich auch hören :)

Man kann sie aber erst hören, wenn man grundsätzlich weiß, was Dreiklänge eigentlich sind: Zusammenklänge dreier unterschiedlicher Noten, die ein bestimmtes Tonhöhenverhältnis zueinander haben.

Okay, ich hab jetzt nicht vor, einen Roman über musikalische Phänomene zu schreiben, wollte nur mal ansatzweise aufzeigen, was da alles mit hineinspielt. Einfach nur "Intervalle hören" oder "Akkorde hören" wird der Musik genausowenig gerecht wie einfach nur Fingersätze pauken.
 
dass peu a peu bei gutem Klavierunterricht das Klänge differenzieren, Intervalle und Harmonien kennen, Rhythmik usw usw implizit dazukommt und stets praktisch betrieben wird, dürfte ebenfalls helfen - seitens der Lernenden ist allerdings Neugier und Interesse vorausgesetzt. Letztere zu fördern sollte ohne Zwänge geschehen: wer vor sich einen Berg aus "dies und das muss man drauf haben" sieht, wird die Freude an der Sache verlieren

hallo Franz,

dreist zitiere ich mich selbst: wenn ich es richtig verstehe, sagen wir inhaltlich so ziemlich das gleiche :)

Gruß, Rolf
 
hallo,

da - leider - auch dieses Thema hier in Geplänkel zu versanden beginnt, gönne ich mir, mitzuspielen:

"hochgradig unlogisch", wie Rosenspieß es formuliert, ist schön gesagt - ich wusste noch gar nicht, dass es bzgl "unlogisch" auch Differenzierungen wie etwa "ein wenig" bis "hochgradig" gibt... :) man lernt halt nie aus... der Gegensatz von logisch und unlogisch genügt also heutzutage nicht mehr :)

Gruß, Rolf
 
Zum Geplänkel:

Ach, Rosenspieß, wenn etwas "hochgradig" (danke, rolf :D) unlogisch ist, dann Dein Vergleich, denn was hat eine offensichtlich "augenzwinkernde" Provokation mit einer -fast- herabsetzenden Antwort zu tun?? Das "Maß" war nicht gewahrt, meine ich. Du kannst es ja gerne anders sehen. :smile:
Es ist sehr amüsant, wie man auf manche Reaktion förmlich warten kann, wenn es um bestimmte Personen geht !:D
 
Bitte, Leute, laßt uns zum Thema zurückkehren. Ich weiß es zwar immer zu schätzen, wenn jemand Partei für die Schwachen ergreift (hier: Gubu für mich :) ) aber ich bin wohlauf und hab im Moment keinen Beistand nötig. Trotzdem dankeschön, Gubu! :)

So, aber jetzt:

Argumente für die Wichtigkeit der Gehörbildung im Klavierunterricht, bitte...!
 

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