Weißer Esel

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Mikifan

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16. Mai 2009
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Hiiiiiiiiiiiiii ihr alle!

Weiß jemand etwas genaueres über den "Weißen Esel" von Jacques Ibert?
Z.B. warum er "Weißer Esel" heißt oder was so besonders daran ist.
Einfach etwas, das interessant/wissenswert ist.
Wäre echt liiiiieb, wenn ihr euch meldet.

Viele Grüße,

Mikifan
 
ich war mit meinen großéltern mal in indien da heb ich einen burmesischen pianisten getroffen, der spielte dieses stück gerade. er erklärte es heißt weißer esel, da es nach einer kulturdroge aus den falklandinseln benannt ist, bei dessen genuss der britische entdecker james wood einen weißen esel sah und danach die droge benannte. der komponist dieses stückes kam ebenfalls in dessen süßen rausch und komponierte dieses stück. der name war dann klar. dieser junge burmeser spielte es wie ein junger klavieradonis :) eine schöne geschichte nicht?
 
Ich dachte immer, die kurzen Einwürfe zwischendurch wären Bocksprünge oder I-Ahs, aber vielleicht sind das ja Krämpfe, wenn es um Drogen geht?

Die Geschichte ist nett, aber ich glaube, Jaques Ibert meinte doch einen echten Esel, hat das Stück aber vielleicht im Rausch geschrieben.
 
jeh genauer eine geschichte wird , desto weniger sollte man ihr glauben...
 
Yannicks Pulp Fiction ist - was ihren Exotismus betrifft -
gar nicht so weit von der Realität entfernt.
Es ist alles nur ein wenig unspektakulärer.

Anfang der zwanziger Jahre hat Ibert den "Histoires"-Zyklus komponiert,
nach einer Mittelmeer-Kreuzfahrt, die ihn auch nach Tunesien geführt hatte.
Dort wird der Esel, grau oder weiß, vorallem außerhalb der großen Städte
auch heute noch als Lasttier genutzt, und angeblich hat sich Ibert
vom Anblick eines tunesischen weißen Esels zu seinem Stück inspirieren lassen.

Sehen kann man dieses Tier auch ohne den Einsatz
bewußtseinserweiternder Substanzen:


http://www.album.de/bild/317990/weisser-esel.cfm


Gruß,

Christoph
 
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Ausführlich kann das hoffentlich Rolf, unser vereidigter Wagner-Experte, erzählen -
was ich nur ganz allgemein weiß: Der schwarze Schwan ist ein Todessymbol.
Der berühmte Schwan von Tuonela, der Unterweltsregion in der finnischen Mythologie, ist pottschwarz.

Gruß, Christoph
 
Aber auch hier scheint die Erklärung etwas unspektakulärer zu sein.

Ein interessanter Text von Eckart Kröplin zum Thema "Der Schwan im Hause Wagner":

Schwarze und weiße Schwäne

Schon in mythischen Vorzeiten galt der Schwan als besondere Symbolfigur menschlichen Weltbegreifens. Seit über 2000 Jahren ist er beispielsweise in der Vorstellungswelt Chinas, Japans, Persiens und Indiens präsent und hat dort in Literatur und Kunst deutliche Spuren hinterlassen. In der Antike wurde der Schwan als heiliger Vogel des Apollo verehrt. Er sollte die Gabe besitzen, den Tod anzukündigen; und man sprach ihm die Fähigkeit des Wahrsagens zu. Etymologisch hängt die deutsche Bezeichnung Schwan auch mit der Musik zusammen; die althochdeutsche Form »swan« ist verwandt mit dem lateinischen »sonare« (tönen) – und das rührt wohl wieder her von dem sprichwörtlichen »Schwanengesang«, den sterbende Schwäne anstimmen können.

Die germanische und altnordische Sagen- und Märchenwelt kennt die Schwanenjungfrauen, jene halbgöttlichen Frauengestalten im Federkleid, das sie nächtens beim Baden ablegen. Raubt ein Mann das Federkleid, so muss die Betroffene ihm folgen. Im »Völundlied« der »Edda«, im mittelalterlichen »Nibelungenlied« und in der »Gudrun«-Sage begegnet man mehrfach weissagenden Schwanenjungfrauen. Die »Lohengrin«-Sage berichtet von jenem tugendhaften und wundertätien »Schwanritter«, dem Beschützer der Verfolgten und Bedrängten, der von einem Schwan in einem Boot gezogen über das Meer daherkommt. Als Schwäne – schwarze und weiße – verzauberte Mädchen und Knaben trifft man auch in der Märchenwelt des 19. Jahrhunderts, bei den Brüdern Grimm oder bei Ludwig Bechstein und Hans Christian Andersen, häufiger an.

Das strahlende Weiß des Federkleids der Schwäne ist es, das sie im Volksglauben zum Symbolträger von Reinheit, Unschuld und Weisheit werden läßt. Ganz im Gegensatz dazu gilt der schwarze Schwan als dämonisch unheimlich, als Synonym von Wollust und teuflischer Buhlerei.

Siegfried Wagner kennt in seinem Opernwerk beide Schwanenreiche, das weiße und das Schwarze. In Banadietrich (uraufgeführt 1910 in Karlsruhe) heißt die weibliche Hauptfigur Schwanweiß, es ist eine Nixe, eine unglückliche Liebe verbindet sie mit Dietrich von Bern, eine Liebe, die ihre eigentliche Erfüllung erst außerhalb der friedlosen Welt, im Wasserreich der Schwäne finden kann. In der nächsten Oper, Schwarzschwanenreich (entstanden 1910, uraufgeführt 1918 gleichfalls in Karlsruhe) zerbrechen wiederum Krieg und Mißgunst die Liebe zweier Menschen. Ein junges Mädchen, eine Fremde, wird von ihrer Umwelt ob ihrer Andersartigkeit beargwöhnt, schließlich als Kindsmörderin verfolgt, gefoltert und hingerichtet.

In Parenthese: Die »Kindsmörderin« ist in der Kunst seit dem ausgehenden Mittelalter als Motiv geläufig. 1776 veröffentlicht Heinrich Leopold Wagner sein Drama »Die Kindsmörderin«, die Gretchentragödie in Goethes »Faust« führt das Thema in die Weltliteratur – der Dichter war übrigens voller Entsetzen dazu angeregt worden auch durch die Hinrichtung der des Kindesmords für schuldig befundenen Frankfurter Gastwirtstochter Susanna Margaretha Brandt am 14. Januar 1772; mit Louis Spohr, Hector Berlioz, Charles Gounod, Arrigo Boito und, in unserem Jahrhundert, Leos Janácek (»Jenufa«), Ferruccio Busoni oder Hermann Reutter wird die bewegende Geschichte in vielfältiger Variation in die Opernwelt übernommen; und Hebbels »Maria Magdalena« oder Hauptmanns »Rose Bernd« beispielsweise setzen die Linie im Schauspiel fort.

Dem Mädchen Linda (so die Bezeichnung der Partie der Hulda in Siegfried Wagners erstem Textentwurf), umhergeworfen in den Kriegswirren der Zeit, wird vorgehalten, den Verführungen des Schwarzschwanenreichs erlegen zu sein, ein Kind geboren und umgebracht zu haben. Das den Menschen so unheimliche und doch so verlockende Reich der schwarzen Schwäne wird dämonisiert, verteufelt und mit ihm auch Linda.

Siegfried Wagner hat eine tiefe biographische, ja psychologische Beziehung zu Schwanenreichen. Aus den Werken seines Vaters ist er mit ihnen vertraut. Er denkt wohl an »Wieland, den Schmied«, der eine Schwanjungfrau liebt, er weiß um die symbolträchtige Rolle des Schwanenmotivs im »Parsifal«, er kennt die Geschichte des Schwanritters »Lohengrin«, und bekannt sind ihm die romantischen Kunstwelten jener glücklich-unglücklichen Wasserwesen – auch Undine, Melusine oder Russalka genannt –, die Opern- und Ballettszene des 19. Jahrhunderts liefert zahllose Beispiele: »Undine« von E.T.A. Hoffmann oder Albert Lortzing bis hin in unserer Zeit zu Hans Werner Henze, »Melusine« von Konradin Kreutzer und vor wenigen Jahren noch von Aribert Reimann, »Russalka« von Alexander Dargomyshski und Antonin Dvorák, schließlich Peter Tschaikowskis »Schwanensee« mit Prinz Siegfried und dem schwarzen und dem weißen Schwan.

Eine Gelegenheitskomposition Richard Wagners für Klavier vom Juli 1861 trägt den Titel »Ankunft bei den schwarzen Schwänen«, gerne beobachtete der Komponist damals im Pariser Park der Tuilerien, so berichtet er in seiner Autobiographie, »zwei schwarze Schwäne, zu denen ich mich mit träumerischer Neigung hingezogen fühlte«.

Jahre danach haben seine Frau Cosima und er ein merkwürdiges Schwanen-Traumerlebnis, von dem Cosima in ihren Tagebüchem berichtet: »R. (= Richard) träumte, ich sei erbittert, ihm entfremdet, ich träumte von einem Kampf zwischen Schwänen und Hunden, in welchem R. … in das Wasser gezogen, sogleich aber wieder daraus erstand.« Und nur wenige Wochen später notiert Cosima quasi die Fortsetzung: »Er (= Richard) hatte heute … einen traurigen Traum; es sang jemand auf dem Wasser … da näherten wir uns, und es war Fidi (= Sohn Siegfried), der singend versank und uns sagte: Adieu Papa, Adieu Marna!«

Auch Sohn Siegfried hat, als Kind schon, ein ihn offensichtlich nachhaltig beeindruckendes Schwarzschwan-Erlebnis. Sein Freund und künstlerischer Weggefährte, der Maler Franz Stassen, erzählt darüber: »Das war auch solche dunkle Wunderblume, deren Keim dem Knaben im Herzen schlummerte seit den Tagen, als König Ludwig dem Meister die schwarzen Schwäne schenkte, vor denen Siegfried ahnend stand, wenn sie auf dem Weiher im Hofgarten umherschwammen.«

Im Text der Oper heißt es denn auch geheimnisvoll-unheimlich:

Nicht fern von hier,
im Forstbereich,
In dunkler Stille liegt ein Teich …
Des Todes Hauch hat ihn erstarrt.
Nur hier und da, als einz'ges Leben,
Schwarze Schwäne drüber schweben.
Gleiten hin und sinken nieder,
Grabes Stille waltet wieder.
Sahst du je einen schwarzen Schwan?
Anders, als seine weißen Brüder
Regt er zaubrisch seine Glieder.
Was man sagt, es ist kein Wahn,
Es sei dies nicht wirklich ein Tier:
Verführer sei'n es, Satans Begleiter.
Des Abends nahen sie als Reiter
Und holen sich die Maid zur Lust …
Dem nächtlichen Bund, von Gott verflucht,
Entkeimt der Hölle verderbliche Frucht.

Der lang schon legendenumwobene König Ludwig II. von Bayern (1845 – 1886), Freund und Förderer Richard Wagners (er war es, wie oben beschrieben, der Wagner die schwarzen Schwäne schenkte), rätselhaften Tod schließlich in den Wassern des Starnberger Sees findend, lebte ein von der Welt merkwürdig abgehobenes Traumleben, zu dem als signifikante Orte die Schlösser Hohenschwangau (mit dem »Schwanrittersaal«) und Neuschwanstein (hier wurde der König 1886 gefangengenommen und dann unter dem Vorwand der Geistesgestörtheit nach Schloß Berg am Starnberger See verbracht) gehörten; beide Schlösser sind im Bildschmuck reichhaltig mit Darstellungen aus der Welt der Schwanenmythen ausgestaltet – Wagner hat diese Ludwigsche Traumwelt erlebt, sein Sohn Siegfried wußte um sie. Ludwig also – ein unglücklicher Märchenprinz zwischen den Reichen von schwarzen und weißen Schwänen, eine durchaus deutsche, eine tragische Figur; Ludwig – der sich selbst als Schwanritter sah, als Beschützer von Bedrängten und als Bewahrer einer doch längst verlorenen gesellschaftlichen Harmonie; Ludwig – so heißt daher auch in Siegfried Wagners erstem Textentwurf von Schwarzschwanenreich die männliche Hauptfigur.

Schwarzschwanenreich – eine traurige und bitterböse Geschichte. Sie geleitet – unfreiwillig sicher, aber wohl folgerichtig (dem Autor »schwant« großes Unheil) – das deutsche Kaiserreich in den Weltkrieg, in die Katastrophe; die Uraufführung der Oper am 5. November 1918 bedeutet eine letzte höfische Festlichkeit; vier Tage später, am 9. November, bricht die deutsche Revolution aus, stürzt das Kaiserreich. Es stürzt eine Welt zusammen, der Siegfried Wagner zutiefst verhaftet war und der er doch in Schwarzschwanenreich nur eine beklemmende Spiegelung angedeihen lassen konnte. Siegfried Wagners liberal-konservatives Weltbild hatte keine Geltung mehr, und verbittert resümierte er: »Ich schäme mich, ein Deutscher zu sein! … O Beschissenheit! Dein Name ist Deutschland!« *)

Schwarzschwanenreich – ein deutsches Menetekel; Handlung und Musik dieses Werkes waren und sind Deutschland, das kaiserliche und das demokratische, das faschistische und das sozialistische, das heutige auch; umhergestoßen, bedrängt, verfolgt, getötet die Lindas und Ludwigs in ihm; und wieder und wieder der deutsche Siegfried – verwirrt, verführt, verirrt.


Eckart Kröplin
Quelle: Programmheft Festspiele Rudolstadt 1994 (mit freundlicher Genehmigung des Autors)
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*) Liebe Moderatoren: Bitte nicht in den Papierkorb schieben - ist der originale Wortlaut Siegfried Wagners!
 
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im ziemlich großen Gartenteich der Gräfin Pourtales (welcher das Albumblatt gewidmet ist) schwammen schwarze Schwäne herum!

Och, wie unpoetisch und ernüchternd! Laß mich raten: und der musikalische Ankömmling ist der Tierpfleger? Oder singen doch die Biester selber? Denn das müssen sie ja doch, vom Phaidon angefangen bis zum bitteren Ende in der orffschen Bratpfanne ...

Dank und Gruß,

Friedrich
 
Eine kleine Anekdote am Rande:

Von Debussy gibt es einen schönen Cakewalk (Ragtime-Prototyp) für Klavier
mit dem Titel "The little negro" - und von Ibert eben "Le petit ane blanc".
Eines Tages tauchte an meinem Arbeitsplatz ein Junge auf
und bat um die Noten des Klavierstücks: "Der kleine weiße Neger".
 
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bitteren Ende in der orffschen Bratpfanne ...

:D:D:D

es gibt viele Einwände gegen den Menschen/Charakter Wagner und gegen den Komponisten - aber in seinem Albumblatt foltert er weder schwarze noch weiße Schwäne - - - könnte man zu seinen Gunsten auslegen

Das Albumblatt entstand, nachdem schon die Walküre (Walküren - Schwanenfrauen usw.) und Tristan vorlagen - das kleine, aber enorm feine (!), Klavierstück stellt zwei Stile kontrastierend vor: den "normalen" romantischen Stile a la Tannhäuser und Lohengrin, den "komplizierten" romantischen Stil a la Walküre und Tristan. In vernünftiger Bescheidenheit, den Gepflogenheiten und Ansprüchen der Gattung "Albumblatt" angemessen, belässt es Wagner bei leicht spielbaren Andeutungen: der eine Themenkomplex lebt von Tannhäuserreminiszenzen, der andere vom Tristanakkord und der Tristanchromatik.

Sehr schön ist hier allerdings zu sehen, dass Wagner seinen "Tristanakkord" nicht einfach nur zitiert, sondern tatsächlich anders als in der großen Oper einsetzt bzw. verwendet: d-f-as-c wird zu es-f-as-ces - und das verblüffende daran ist, dass dieser Wechsel eine Wirkung hat, wechsele man von Dur nach Moll - tatsächlich aber sind eigentlich beide Akkorde gleichermaßen "unbestimmt". Eine sehr schöne Wirkung, die der Komponist da erzielt.

...gar zu viel an außermusikalischen Andeutungen muss man dem kleinen, aber sehr schönen Klavierstück nicht aufbürden: er hat es als Freundlichkeit der Gastgeberin geschenkt und im Titel diese kenntlich gemacht (nämlich bezogen auf den Teich ihres Parks). Dass dabei ein wunderbares Klavierstück nebenbei zustande kam - freuen wir uns doch darüber! Sonderlich viel hat der Richard dem Klavier ja nicht anvertraut :) ...

herzliche Grüße,
Rolf
 
Eine Gelegenheitskomposition Richard Wagners für Klavier vom Juli 1861 trägt den Titel »Ankunft bei den schwarzen Schwänen«, gerne beobachtete der Komponist damals im Pariser Park der Tuilerien, so berichtet er in seiner Autobiographie, »zwei schwarze Schwäne, zu denen ich mich mit träumerischer Neigung hingezogen fühlte«.

hallo Gomez,

herzlichen Dank für Deine lesenswerte Geschichte des Schwanensymbols!

Was Wagner betrifft, so würde ich unterscheiden:
- - Schwäne nebst immanenter Andeutungen aus mittelalterlicher Literatur (Lohengrin, Parsifal)
- - Schwäne aus dem Bereich, den man (Grimm u.a. folgend) im 19. Jh. für "germanische Mythologie" hielt (Ring des Nibelungen)
- - harmlose Tiere im Teich eines Parks: das Albumblatt

Im 19. Jh. hatte man im deutschsprachigen Raum ein Faible für das Erstellen einer eigenen "germanischen" nichtchristlichen Mythologie. Aus den wenigen vorhandenen heidnischen oder heidnisches bezeugenden althochdeutschen Texten und aus der Edda versuchte man, eine solche zu konstruieren (Grimm, Golther u.a.). Grimm nannte das sogar "deutsche Mythologie".

Wagner verwendete neben antiken Vorlagen auch Edda, Nibelungenlied und eben solche "Forschungen" zur deutschen Mythologie für seinen Ring des Nibelungen. Dort gibt es Walküren und Rheintöchter, und beide wissen eine ganze Menge - aber Wagners Rheintöchter sind weit entfernt von den Schanenfrauen der altnordischen Mythologie (wo diese erstaunlicherweise Walküren sind).

Viel Rätselraten bewirkt das Nibelungenlied (frühes 13. Jh.), sowie man darin nach fernen Erinnerungen an Heidnisches sucht - ist die von Siegfried überwundene Jungfrau Brunhild eine Walküre? Ist Siegfried ein Halbgott, eine Art "germanischer Sonnenjüngling"? Was sind die weissagenden "merewib", Walküren oder Nornen oder Hexen? Ewig bedauerlich, dass gar zu viel verloren ging (so hatte ja der Sohn Karls des Großen die Sammlung der Lieder, die sein Vater in Auftrag gegeben hatte, wohl vernichten lassen - sie sind nicht vorhanden). Wahrscheinlich bewahrt das Nibelungenlied nur ganz entfernte, im wahrsten Sinne "sagenhafte" bzw. märchenhafte Reflexe an die heidnischen Zeiten auf, und es deutet diese negativ (wie ja auch die Gefolgschaftstreue, das Reckentum usw. aus der christlichen Perspektive dieses faszinierenden Epos negativ gedeutet werden: am Ende ist Kriemhild eine "valandin": eine Teuflin!)

In der mittelalterlichen höfischen Literatur (Minnesang, Ritterepik usw.) sind wohl kaum noch Mythologien etc vorhanden - es sind wohl eher märchenhafte Motive (wahrscheinlich auch bedingt durch die Horizonterweiterung während der Kreuzzüge: so finden sich ja genügend eindeutig aus dem Kontakt mit der arabischen Kultur abgeleitete ornamentale Märchenmotive)

Der Schwan im Lohengrin, der den Nachen des gottgesandten Gralsritters zieht: dieser entpuppt sich in der nicht gekürzten Fassung der Gralserzählung ja als Elsas verzauberter Bruder - ein Märchenmotiv.

Im Parsifal sieht es - weitaus symbolgeladener, als im frühen Lohengrin - ganz anders aus: dort schießt der reine Tor Parsifal mit einem Flitzebogen einen Schwan ab. Das hätte er besser lassen sollen, denn das nimmt ihm die Gralsgemeinschaft übel :).

Ob in Wagners Werken die Schwäne bzw. Schwanenmotive einen Symbolwert haben, der auf die beiden unterschiedenen Schwanenreiche (schwarz und weiss) verweist - ich bezweifele das. Mir fehlen schwarze Schwäne als Symbole im Ring des Nibelungen: dort gibt es Lichtalben und Schwarzalben, aber keine schwarzen und weissen Schwäne. Wagner hätte dergleichen nicht ausgelassen, nehme ich an.

Das schöne Albumblatt in As-Dur: gönnen wir Wagner, dass ihm da eine Nettigkeit gelungen ist, die wirklich spielens- und hörenswert ist; nicht mehr, aber auch nicht weniger.

herzliche Grüße,
Rolf
 
Also ich glaube, daß er sich von einem weißen Esel inspirieren ließ, mit dem er tatsächlich eine Begegnung hatte. Esel sind sehr intelligente und treue Tiere und dies hat er in seinem überaus tollem Werk festgehalten- so würde ich es interpretieren.:)
 

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