Was stimmt mit diesem Ton nicht?

Oh oh, Michael, es tut sich manchmal Seltsames hier im Forum.
Hast du denn meinen Nachsatz mit der ausdrücklichen Aufforderung zur Bedachtsamkeit überlesen? Falls nein, dann finde ich, gehört er in diesem Falle mitzitiert, um auf den Sinn meiner Aussagen angemessen Bezug zu nehmen.
Hier nochmal das Ganze:
Bei deinem Klavier hört man deutlich, dass die ersten drei Töne rechts der Bassspreize zu viel Power haben. Das lässt sich durch sorgfältige Intonation kompensieren. Unter Umständen wäre auch zu erwägen, bei diesen drei Tönen je eine der drei Saiten (vorzugsweise die mittlere) zu entfernen. Das sollte dann allerdings gründlich vorher überlegt werden, wäre ja immerhin ein Eingriff in die Konstruktion.
Im Übrigen: Bist du denn wirklich der Meinung, dass die Konstruktion des infrage stehenden Klavieres das heiligste aller Heiligtümer ist, und dass deshalb Denkverbote oder Vorverurteilungen ("kastrierte Instrumente") ausgesprochen werden müssen?
Für mich zählt der Respekt vor jedem Instrument, gleich welchen Herstellers und welcher Preislage, sehr viel. Das Angelegte und Gemeinte und Stimmige optimal entfalten, ist daher oberstes Ziel. Und dazu gehört für mich auf der anderen Seite zwingend, immer auch zu sehen, dass alle Klaviere und Flügel keine unberührbaren, endgültig optimalen Ideale sind, sondern Menschenmachwerk. Und dass sie deshalb, unter Wahrung des genannten Respekts, auch hinterfragt werden dürfen. Und dies ebenfalls unabhängig von Herstellername und Preislage.

Gruß
Martin
PianoCandle

... und aus Krach wird Klang ( :idea: :!: )
 
Hallo Martin,

Ein User hat ein Problem mit dem Halbgang und zwei Tage später "denkst du an" Saiten zu entfernen. Das finde ich wirklich seltsam.

Wenn Fehler passieren, was ja menschlich ist, dann bestimmt nicht, dass sich ein Konstrukteur ausgerechnet um eine Saite (also um die Hälfte) irrt. Selbst wenn man eine Neubesaitung durchführt würde ich bei unausgeglichener Belastung IMMER bei den drei Saiten bleiben und eventuell eine andere Mensur berechnen.

Ich finde das weg nehmen von Saiten als groben Unfug. Hab noch nie eine halbwegs vernünftige "Reparatur" gesehen, wo bei derartigen Eingriffen was ordentliches zu Stande kam.

Das kann ich mit blumigen Worten nicht weg argumentieren. Es ist was es ist - nämlich ein extremer Pfusch.

LG
Michael
 
Ein User hat ein Problem mit dem Halbgang

Richtig ist: Der "User" hat Probleme mit zu lauten Tönen. Deren Zuordnung zum Halbgang ist eine der möglichen fachlichen Interpretationen.

Selbst wenn man eine Neubesaitung durchführt würde ich bei unausgeglichener Belastung IMMER bei den drei Saiten bleiben und eventuell eine andere Mensur berechnen.

Der endgültige Sinn davon möge nachgereicht werden. Immerhin: Offenkundig bist auch du bereit, ggf. in vorgegebene Konstruktionen modifizierend einzugreifen. Vorausgesetzt offensichtlich, dass du es bist, der es tut.


Danke für die Brandmarkung, Michael, und deine damit ausgesprochene Bestätigung deines von mir vermuteten Denkverbots.

Das, worüber dennoch hier im Forum, auch von anderen Fachkollegen/innen, nachgedacht werden sollte, wiederhole ich hier noch einmal:

Die drei ersten Töne rechts vom Bassbereich sind bei deinem Klavier mit je drei umsponnenen Saiten bestückt. Das erfordert besondere Intonationsarbeit. Denn grundsätzlich sind umsponnene Saiten schwingungsintensiver als gleichwertige glatte Saiten. Das liegt daran, dass der dünne Seelendraht leichter schwingen kann als der dickere Blanksaitendraht. Und dann wird diesere dünnere Draht mit (im Vergleich zu Stahl) relativ schwerem Kupfer umsponnen. So bekommen diese umsponnen Saiten einiges an Wucht. Üblicherweise (von einigen durchdachten Konstruktionen abgesehen) wird deshalb im Übergangsbereich von den blanken zu den umsponnen Saiten gleichzeitig ein Wechsel von drei zu zwei Saiten pro Ton vollzogen.

Bei deinem Klavier hört man deutlich, dass die ersten drei Töne rechts der Bassspreize zu viel Power haben.

Gruß
Martin
PianoCandle

... freie Gedanken - freier Klang.
 
Ich wäre mehr dafür, eine Nacht lang -bei Erfolglosigkeit auch zwei- Bachblüten ins Klavier zu hängen.... Aus Bach wird Bach....

Oder Mozartkugeln....
 
Hallo Martin,

Ich habe kein Denkverbot ausgesprochen. Ich denke ja auch nur - mehr nicht - und es wäre klug, wenn Du darüber denkst was passiert mit der verrückten Idee.

Nächstens kommt nämlich ein Kunde und baut Saiten aus, weil er hier gelesen hat, dass man so intoniert. Und er denkt, das macht man so, wenn ein Ton zu laut ist, dass man Saiten aus baut. So nach dem Motto: Wer mit Nadeln nicht weiter kommt, der soll Saiten weg montieren. Du glaubst es vielleicht nicht, aber nach dem Film Pianomania dachten einige User, sie bräuchten einfach nur die Mechanik zu verstellen und hinterher ist alles im Lot.

Bitte liebe User - macht das NICHT! Weder die Mechanik "regulieren" noch Saiten weg montieren. Es ist nicht fachmännisch und kann das Klavier zerstören. Ungleichmäßige Saitenbelastung kann abgesehen von klanglichem Verlust zu schweren Schäden führen!

LG
Michael
 
@gubu:
Dein Posting gleich vor dem von Michael, das mit den Bachblüten, fand ich sehr entspannend. Manchmal braucht man so was, auch wenn es scheinbar off-topic ist. Danke.

-m-
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Zitat von klaviermacher:
Nächstens kommt nämlich ein Kunde und baut Saiten aus, weil er hier gelesen hat, dass man so intoniert. Und er denkt, das macht man so, wenn ein Ton zu laut ist, dass man Saiten aus baut. So nach dem Motto: Wer mit Nadeln nicht weiter kommt, der soll Saiten weg montieren.

Lieber Michael,

Was Martin geschrieben hatte, war (mit Hervorhebungen von mir):

Zitat von PianoCandle:
Bei deinem Klavier hört man deutlich, dass die ersten drei Töne rechts der Bassspreize zu viel Power haben. Das lässt sich durch sorgfältige Intonation kompensieren. Unter Umständen wäre auch zu erwägen, bei diesen drei Tönen je eine der drei Saiten (vorzugsweise die mittlere) zu entfernen. Das sollte dann allerdings gründlich vorher überlegt werden, wäre ja immerhin ein Eingriff in die Konstruktion.

Da steht zunächst ein Vorvermerk (sorgfältige Intonation) und dann ein insgesamt vierfaches Proviso. Wenn jemand daherkommt und trotz des Vorvermerks und des vierfachen Provisos Saiten ausbaut, "weil er gelesen hat, dass man so intoniert", dann hat er schlicht und ergreifend nicht gelesen, was Martin dort geschrieben hat.

Sollte man das Martin anlasten? Nach meinem Empfinden: nein.

Liebe Grüße,
Mark
 
Oh nein was habe ich jetzt hier ausgelöst :shock:

Ich würde aber niemals auf die Idee kommen irgendwelche Saiten aus meinem Klavier zu entfernen,
am besten noch mit einer Drahtschere ;)
Die Möglichkeit wurde ja nur "unter umständen in erwägung gezogen" Wer da gleich Hand anlegt,
ist selber Schuld.
Ich bin erst mal für jeden Tipp dankbar. Möge er auch noch so abwegig erscheinen.
 
Hallo Mark,

Ich (schon wieder mit ich) laste niemand etwas an - wozu auch. Wer will kann sich auch Stäbchen statt Saiten einbauen - oder eine vierte Saite dazu, weil ich ja gezeigt habe, dass es viersaitige Instrumente gibt. :p

Vor etwa 20 Jahren habe ich jemand ein wunderschönes Schiedmayer Klavier von etwa 1860 verkauft. Dieser hatte es als Hochzeitsgeschenk jemanden gegeben. Diese Leute hatten dann nach ein paar Jahren einen Stimmer, der aus allen 3-chörigen Tönen eine Saite ausbaute, so dass dieses Klavier ein schlapper Zweichörer wurde und sehr dünn klang - die ganze Charakteristik war weg. Die Begründung für diesen Unfug war, dass man dieses alte Klavier sonst nicht stimmen könne.

Ein Forumsmitglied von hier hat ein schönes altes Klavier der Marke Knacke, bei dem von etwa sechs bis acht 3 chörigen Basssaiten die Mittlere entfernt wurde. Den Grund kenne ich nicht - jedenfalls klingen diese Töne wesentlich dünner, da die Umwicklungen des Kupfers bei diesen Tönen nun mal auf 3-chörigkeit ausgelegt ist.

Es erschließt sich mir niemals irgendein fachlicher Grund, irgend eine Saite auszubauen und diese Stelle ("weil - es - nicht - anders - geht!") leer zu lassen. So vertrackt kann die Situation gar nicht sein. Ich musste im Übergang schon alles mögliche "basteln" bis hin zu Umlenkstifte am Gussrahmen, damit die Saiten zueinander den richtigen Abstand kriegen und behalten können. Es ist eine Unart, und wirklich durch nichts zu begründen, ein Klavier derart zu behandeln dass es hinterher kastriert ist - ich weiß auch nicht wie ich es anders ausdrücken könnte. Keinesfalls erteile ich Rede- oder Denkverbot oder will irgendjemand herab setzen, maßregeln oder brandmarken. Das ist wirklich nicht meine Intention, wenn ich von groben Unfug in diesem Bezug rede. Ich will im Gegenteil beitragen, dass Klaviere gut funktionstüchtig bleiben und mehr nicht.

LG
Michael
 

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