Wann löst das e-Piano das Klavier ab?

Nein. Ein Simulator ist was anderes. Ein Boing-Simulator transportiert keine Fluggäste und ein Mähdrescher-Simulator ernet kein Korn. Nicht einen einzigen Halm. Mit einem hochwertigen Digitalpiano aber kann man Konzerte geben, auch da, wo normalerweise kein Klavier steht. Altersheim, Schule, Kindergarten. Oder Chorproben oder Ballettproben machen. Auf einem Digitalpiano kann man üben und lehren. Mir schleierhaft, warm es erst eine Existenzberechtigung bekommen soll, wenn es besser als ein Klavier ist. Wieso das denn? Davon abgesehen ... wenn ich die Wahl habe, zwischen einer Gurke von Billigklavier und einem großartigen Digi....
Mit Physical Modelling könnte man ohnehin schon virtuelle Klaviere erschaffen, die es real gar nicht gibt: mit 50 Meter langem Resonanzboden oder fingerdicken Saiten.
Mit vergleichsweise minimalem Aufwand kann man heute eine Kirche mit einer Sample-Orgel ausstatten (das wird auch weitläufig gemacht), die so großartig klingen kann, dass sie für eine Dorfkirche schon zuviel des Guten sein könnte (nur, weil die Klanggewalt einer Kathedralorgel für eine kleine Dorfkirche lächerlich wirken würde).
 
Modus H01 ...

Ist das überhaupt noch auf dem Markt? Meine Schnellrecherche ergab nur einen Treffer auf Ebay ...

Das wundert mich nicht.
Ich denke, Yamaha hat mit diesem Gerät den Markt falsch eingeschätzt.
Deswegen gibt es wohl auch kein ähnliches Nachfolgegerät.
Aber die Eigenschaften sind für einen wie mich optimal. Für die bin ich halt nur nicht repräsentativ.
Es ist einfach ein flügeliges Klavier, wunderbar zu spielen, die Lautsprecher sind - so ist mir inzwischen klar - ausschließlich auf den Pianisten optimiert. Also zum häuslichen Üben. Für nichts anderes.
Es gibt nichts für den Technik-Freak - überhaupt keine Gimmicks.
Kein Display, keine Midi-Anschlüsse.
Für den noch zweifelnden Nachwuchs ist es zu teuer.
Aber wer als Klavier-Besessener sowas mal hat, gibt es nicht mehr her.
Auf den Gebrauchtmarkt gelangt sowas nur über Nachlässe.

@Barratt, des Risikos bei elektronischem Verschleiß bin ich mir sehr wohl bewusst.
Aber ehrlich betrachtet habe ich in meiner Wohn- und Lebenssituation überhaupt keine Alternative!

Grüße
Manfred
 
Wie würdest Du gucken, wenn Du eines Tages als Engel im Himmel ankommst, die Einweisungsprozedur durchläufst und man Dir eine Digitalharfe verpasst?

:lol: Verdutzt würd ich da gucken! :lol:

Spaß beiseite, Meinung heißt "Nichtwissen". Ich gehöre zu den Leuten, die allzeit bereit sind, ihre "Meinung" bei Vorlage entsprechender Belege klaglos zugunsten von "Wissen" zu revidieren. :-)

Aber ehrlich betrachtet habe ich in meiner Wohn- und Lebenssituation überhaupt keine Alternative!

Jöpp – sie sind ja auch ein Segen. :super: Und je besser sie einen Flügel imitieren, desto segensreicher. Niemand würde das bei gesundem Verstand in Abrede stellen. :kuscheln:

An eine "Ablösung" glaube ich trotzdem nicht.


Wann wird denn eine Technik durch eine andere abgelöst bzw. verdrängt? Wenn ein bestimmter Zweck auf anderem Weg besser erreicht werden kann.

Beispiel Automobil, das schönste Beispiel überhaupt:

Zweck: möglichst schnell, möglichst sicher und möglichst kostengünstig auf möglichst unaufwändige Weise von A nach B zu kommen.

Das Ziel war nicht, das Transportmittel "Pferd" zu verbessern, sondern den Faktor Antrieb. Das Ziel war auch nicht, das Pferd besser zu managen, damit es schneller läuft, sicherer funktioniert (= die "Tiergefahr" auf ein Minimum reduziert wird), im Unterhalt weniger kostet, weniger verletzungs- und krankheitsanfällig ist – all dies wurde züchterisch versucht und ausgereizt. Auch nicht, Techniken zu verbessern, die es dem Pferd erleichtern, seine Arbeit zu verrichten (wie die genialen Erfindungen des Hufbeschlags oder des Kummets zum Beispiel). Ziel war, endlich gänzlich auf jegliche tierische Unterstützung (mit all ihren Begleitumständen) verzichten zu können und ein AUTO-Mobil zu kreieren, eine Maschine, die sich selbst zu bewegen imstande ist.​

Der Zweck "Bewegung von A nach B" wird, sobald man irgendwie darauf zugreifen kann, unter normalen Zweckbedingungen durch Automobilität erreicht, nicht mehr durch Unterstützung von Reit- oder Zugtieren. Als Mittel zum Zweck "Mobilität" steht das Pferd heutzutage in keinerlei Konkurrenz zum Automobil (zum Glück für die Pferde und für die Mobilitätswilligen). Die naturgegebenen Leistungsgrenzen des Pferdes als Mittel zum Zweck (Bewegung von A nach B) spielen überhaupt keine Rolle mehr, denn die technischen Mittel zur Erreichung des Zwecks haben sich geändert.

Gleichwohl gibt es noch Reit- und Fahrpferde. Aus Liebhaberei. Und nicht gerade wenig davon. Aber nicht zum Zweck, von A nach B zu kommen, sondern allenfalls mit dem PFERD von A nach B zu kommen. Zweck hierbei: gemeinsames Erlebnis mit dem Tier, Natur, Entschleunigung, whatever.


Der Zweck beim Klavierspiel ist das Klavierspiel selbst. Nicht "Musikmachen" generell, sondern gezielt auf einem Flügel/Klavier zu musizieren. Nicht das Erzeugen von Geräuschen, die wie ein Klavier/Flügel klingen (braucht man nicht im Gegensatz zur Fortbewegung von A nach B) und auf vergleichbare Weise hervorgebracht werden (dann hätte man ein verbessertes Pferd erfunden, keinen Selbstfahrer). Auch nicht, auf einem anderen Instrument zu spielen (wenn einem z. B. die Orgel oder das Cembalo besser gefällt, spielt man auf der Orgel oder auf dem Cembalo – schon das Klavier ist ein anderes Instrument als ein Flügel, obzwar die Gemeinsamkeiten überwiegen).

Hierbei ist schon der Zweck eine reine Liebhaberei!

Unterziele können sein, dass das Piano bei vergleichbarer Klang- und Anschlagsqualität geringere Herstellungs- und Wartungskosten verursacht oder dass durch Ausübung der eigenen Liebhaberei anderen Leuten nicht der unfreiwilligen Genuss derselben aufgezwungen wird. Ein anderes Unterziel könnte sein, mit dem Erwerb eines einzigen Instrument auch beliebige andere Instrumente nachahmen zu können – also nicht nur den einen oder anderen Konzertflügel nachzuahmen, sondern optional auch das Cembalo oder die Orgel. Überspitzt formuliert: Das Digitalpiano könnte durch entsprechende Samples alle denkbaren Instrumente nachahmen, auch wenn es die Grenzen der Absurdität bzw. der reinen Tollerei überschreitet – selbst gesetzt der Fall, das Gerät mit seinen Tasten könne die Töne einer Geige exakt wiedergeben, man spielt trotzdem nicht Geige auf den Tasten. Ziel beim Geigespiel ist nicht das Erzeugen von Geigenlauten, sondern das Instrument "Geige" zu spielen. L´art pour l´art. Aus reiner Liebhaberei klemmt man sich ein Instrument zwischen Kinn und Schulter etc., obwohl es physiologisch noch nicht einmal unheikel ist.

Auf einer Nichtgeige kann man nicht geigespielen, und auf einem Nichtflügel/Nichtklavier kann man nicht klavierspielen. Beides kann man nachahmen, möglichst perfekt nachahmen, der Output kann sogar identisch sein, aber es ist doch nur die "Nachahmung des Pferdes" und keine Weiterentwicklung, die das Pferd (zur Erfüllung des Zwecks "Fortbewegung von A nach B") mangels Leistung überflüssig macht = "ablöst". Die naturgegebene Grenze des Flügels/des Klaviers kann durch den Digitalersatz in vielfacher Hinsicht quantitativ überschritten werden (lauter/leiser, teurer/preisgünstiger platzsparender/raumfüllender etc.), nicht aber qualitativ hinsichtlich des eigentlichen Zwecks.

Sollte ein digitales Instrument X erfunden werden, dass die Eigenschaften des Flügels überwindet/hinter sich lässt, ist es in ontologischer Hinsicht etwas substanziell Anderes (ein ὑποκείμενον im aristotelischen Sinn).


Geduldige Wiederholung des bereits Gesagten: Die Zukunft des Digitalpianos wird groß sein, aber an eine ABLÖSUNG glaube ich aufgrund der Vielzahl der bisher genannten Gründe nicht.
 
abschweb, als Ablösung ist wohl das CLP-665GP gedacht?
 
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Hat sich Deine Autokorrektur auf nette Spitznamen spezialisiert?

We proudly present: Deutsche Schabe! :super:

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Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Schaben
 
Sollte ein digitales Instrument X erfunden werden, dass die Eigenschaften des Flügels überwindet/hinter sich lässt, ist es in ontologischer Hinsicht etwas substanziell Anderes (ein ὑποκείμενον im aristotelischen Sinn).

Du sagst es. Und als Mimesis des Klaviers ist das Digitalpiano ontologisch soweit von der Idee des Klaviers entfernt, dass es in den postplatonischen Apokryphen sogar unter denjenigen Geräuschquellen aufgeführt wird, die zur faex rerum gehören, durch die sich eine ernsthafte musikalische Seele allenfalls in ihrem Purifizierungsstreben behindert sieht. Es wurde aber auch Zeit, dass hier die richtigen Gesichtspunkte diskutiert werden! ;)
 
Wie findet man denn nun ein für das Üben vernünftiges digitales Piano, sagen wir so um 1500 € ?
 

Wenn wir nicht mehr selbstgesteuert denken und agieren können und Maschinen besser Mozart
und Debussy spielen können , brauchen wir auch keine Klaviere mehr !
 
Ich höre mich noch sagen eine Digitalkamera kommt mir nie ins Haus, hab mir sogar als es schon abzusehen war noch eine teure 6x6 Kamera gekauft. Über kurz oder lang musste ich dann einsehen das die Digis die Analogen schon lange überholt haben . So wird es dem Klavier auch ergehen das Digitale wird besser, es werden mehr Digitale e-Pianos gekauft die Herstellung von Klavieren lohnt nicht mehr, was bleibt sind vielleicht Flügel . Das wird vielleicht nicht nächstes Jahr passieren, aber der Tag wird kommen.

Ich hab mir vor 11 Jahren meine erste Kamera gekauft, eine Pentax K10D, digitale Spiegelreflex. vor 8 Jahren meine zweite, eine Nikon FE von ca. 1980. Kurz darauf meine dritte, eine Hasselblad 500CM (6x6).

Diverse Kameras habe ich über die Jahre gekauft und oft auch wieder verkauft, keine der genannten KAmeras ist noch in meinem Besitz. Heute habe ich noch:

Eine digitale Vollformatkamera Sony A7II von 2016, eine Olympus OM-1 SLR von 1973, eine Rolleiflex 3.5E von 1959, eine Hasselblad 501CM von 1997, eine Leica M2 aus den 60ern und zwei Nikon F2 (eine F2AS und eine F2A), die den Seriennummern folgend auf plus-minus 3 Monate genau so alt sind wie ich. Außerdem eine Linhof Technikardan 45, das ist eine 4x5-Zoll Großformat-Kamera.

Unter den genannten Kameras am meisten Verwendung finden Hasselblad und die F2A, aber grundsätzlich sind sie alle noch in regelmäßigem Gebrauch mit einer Ausnahme. Die Sony habe ich im gesamten Jahr 2017 vielleicht 3 mal in Händen gehalten. Zwei der Nutzungen waren lediglich, um analoge Kameras die ich verkaufen wollte für Ebay zu fotografieren.

Von daher: Ja, digitale Kameras haben analoge Kameras in mancherlei Hinsicht abgehängt, aber ich will verdammt sein, wenn ich meine SW-Dunkelkammer aufgebe und mittelfristig wird sich bei mir auch in der Musik der Weg vom digitalen zum analogen wiederholen und das Clavinova wird einem Flügel weichen.

Das hat bei mir nichts mit Ergebnis-Qualität zu tun sondern mit einer Begeisterung für Mechanik und gutes Handwerk. Aus den gleichen Gründen schreibe ich auch prinzipiell nicht mit Kugelschreibern sondern mit Füllfederhaltern und trage prinzipiell keine Quarz- sondern nur mechanische Uhren.

Was soll ich sagen, ich bin Elektrotechnik-Ingenieur, ich hab halt Angst vor Strom. Strom ist böse.

Gruß
Thorsten
 
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Köstlich. Was schenkst Du deinen Kindern? Eine Dampfmaschine und einen Metallbaukasten? :-D
Ich habe eine Canon 5D Mark III und eine 4K Video-Kamera. Das ist perfekt.
 

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