Wann ist ein Stück im Unterricht fertig?

Hallo rolf,

durchaus verlockend, dieser "Perfektionierungsgedanke"... könnte sich auch als nützlich erweisen, wenn man öffentliche Einspielungen irgendwo einstellen will.

wenigstens einmal im Leben erleben dürfen (!!), wie es ist und was es alles beinhaltet, ein leichtes bis mittelschweres Klavierstück auf ein wirklich akzeptables klangliches und expressives Niveau zu bringen!

Das beinhaltet unter anderem ja auch, abrufbereit entsprechende "Höchstleistung" erbringen zu können (Vorspielsituation)...? Ich denke, ja...

(also wer aktuell irgend ein "Level 10 Dings" übt, der sollte das mit einem "Level 8 Dings" machen (ich hoffe, ich muss das nicht weitschweifig erklären...))

Ich würde dem noch hinzufügen: das reine Gefühl, Höchstleistung erbringen zu können, ließe sich dann auch an der Perfektionierung eines "Level 2 Dingens" erleben und erforschen...

Will man wirklich einmal etwas richtig gut, "quasi-perfekt", zum Beispiel, aufnehmen, wird man u.U. auch bei einem einfachen Stück ganz interessante Dinge erleben (und "umschiffen" bzw. irgendwie bewältigen müssen).
 
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Ich würde dem noch hinzufügen: das reine Gefühl, Höchstleistung erbringen zu können, ließe sich dann auch an der Perfektionierung eines "Level 2 Dingens" erleben und erforschen... .
bitte lies richtig!
ich habe nicht von "Höchstleistungen" geschrieben
ich habe geschrieben, dass es möglich (wenn auch arbeitsaufwendig ist) für Hobbyspieler ist, mittlerschwere Stücke auf cum grano salis professionellem Niveau spielen zu können
(schwierige bis ultraschwere Etüden sind damit nicht gemeint, sei sicherheitshalber angefügt)
 
ich habe nicht von "Höchstleistungen" geschrieben
ich habe geschrieben, dass es möglich (wenn auch arbeitsaufwendig ist) für Hobbyspieler ist, mittlerschwere Stücke auf cum grano salis professionellem Niveau spielen zu können

Hm, für mich ist die Tatsache, sich hinzusetzen, und ein Stück "wie ein Profi" spielen zu können, synonym mit (persönlicher) "Höchstleistung"...

Auf gut Deutsch, ein Profi, der sich hinsetzte, und dieses Stück spielte, würde auch nicht viel besser klingen (können)

Oder was meintest Du...?
 
ich meinte genau das, was ich geschrieben hatte (und was nicht schwer zu verstehen war), nämlich dass Hobbyspieler es schaffen können, mittelschwere Klaviermusik auf hörenswertem Niveau zu spielen -- von irgendwelchen "Höchstleistungen" (das wäre eine hörenswerte Ondine oder vergleichbares) hab ich nichts gesagt

...es bringt nichts, wenn wir hier jetzt Wortklauberei betreiben...
 
dass Hobbyspieler es schaffen können, mittelschwere Klaviermusik auf hörenswertem Niveau zu spielen -- von irgendwelchen "Höchstleistungen" (das wäre eine hörenswerte Ondine oder vergleichbares) hab ich nichts gesagt

Jetzt hab' ich's verstanden ;)

Und ich widerspreche Dir auch nicht. Literatur der genannten Art - - - gehört in entsprechend fähige Hände mit allermeist professionellem Werdegang. Zumindest dann, wenn es wirklich etwas werden soll.
 
Zitat von Rheinkultur:
So richtig gefällt mir das Wort vom "Abhaken" nicht...
Mir auch nicht und deshalb schrieb ich es ja in Anführungszeichen und den Satz dahinter, dass man da nun selbstständig noch Jahre dran arbeiten kann. Wirklich abgehakt ist es nie.
Zitat von Hubschrauber:
Das habe ich schon, aber da lässt er überhaupt nicht mit sich reden. Er macht „keine halben Sachen“ und „Stücke müssen fertig werden“, schließlich geht es darum „Literatur zu erarbeiten“.
Ich bin der Meinung, im Unterricht von Hobbyfreizeitzspieler geht es vor Allem darum, die Musik zu verstehen und klangliche Vorstellungen umsetzen zu können. Wenn beim Erarbeiten eines Stückes der Frust die Lust übersteigt, ist das Ziel eines Unterrichts verfehlt. Du solltest Dich mit Deinem Lehrer über Deine Ziele unterhalten. Wenn die auseinander gehen und er andere Ziele verfolgt, hat es keinen Sinn, da weiter Unterricht zu nehmen.
Zitat von Rolf:
Ja hoffentlich! :) Aber stell Dir mal vor, ich gebe Dir, weil es Deine Hobby und Interesse ist, Unterricht im Dachbau und erwarte von Dir, dass Du einen Nagel perfekt in das Holz haust. Du übst das jeden Tag 1 Stunden. Nach einem Jahr kannst Du es evtl. perfekt (ja, ich behaupte, das dauert genau so lange wie eine Tonleiter/einfaches Stück gut zu spielen), mit der richtigen Hammerauswahl, mit der richtigen Bewegung, alles perfekt...aber wie man ein Dach baut, weißt Du immer noch nicht. Wo soll das hinführen? Ist es wirklich so wichtig, die Erfahrung zu machen, eine Sache wie ein Profi zu können? Ich finde, dabei bleiben viel zu viel andere Sachen auf der Strecke.
 
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Für mich ist die Sache ganz klar: ein Stück wird, vorausgesetzt, es ist generell nicht zu schwer und entspricht den Fähigkeiten und Wünschen des Schülers, immer ein gutes klangliches und musikalisches Niveau haben, wenn es richtig angegangen wird. Wenn also der Weg der Erarbeitung stimmt. Der Schüler kann dann gar nicht anders, als es gut zu spielen. :p Je nach Begabung wird sich die Qualität unterscheiden, aber das Niveau ist generell in Ordnung. Und da man ja an der Erarbeitung und Erforschung nicht herumkommt und genau das auch der Zweck des Ganzen ist, kann man sie auch gleich gut machen. Und schwupps ist das Endergebnis auch gut. Und diese Erforschung ist das, was die Schüler motiviert. Die Tiefe, die ein Stück bietet, der Kosmos, der entdeckt wird, die Vielfalt der Möglichkeiten, das Wesen von Musik, der Kontakt mit der eigenen Persönlichkeit und Gefühlswelt und die Erfahrung, das alles tatsächlich umsetzen zu können auf dem Klavier, ist doch das, weshalb überhaupt Klavierunterricht genommen wird, oder nicht?

Liebe Grüße

chiarina
 
Ich bin der Meinung, im Unterricht von Hobbyfreizeitzspieler geht es vor Allem darum, die Musik zu verstehen und klangliche Vorstellungen umsetzen zu können. Wenn beim Erarbeiten eines Stückes der Frust die Lust übersteigt, ist das Ziel eines Unterrichts verfehlt. Du solltest Dich mit Deinem Lehrer über Deine Ziele unterhalten. Wenn die auseinander gehen und er andere Ziele verfolgt, hat es keinen Sinn, da weiter Unterricht zu nehmen.
Aus Beitrag #10 geht hervor, dass dieser Dialog bereits stattgefunden hat. Mehrere Folgebeiträge (darunter #19 von mir) haben aus der ablehnenden Lehrer-Antwort erste Schlüsse gezogen: Von seiner Seite aus sind die Unterrichtsbedingungen so verbindlich vorgegeben, dass sich mit hoher Wahrscheinlichkeit am "Betriebsklima" nichts ändern wird.

Aber stell Dir mal vor, ich gebe Dir, weil es Deine Hobby und Interesse ist, Unterricht im Dachbau und erwarte von Dir, dass Du einen Nagel perfekt in das Holz haust. Du übst das jeden Tag 1 Stunden. Nach einem Jahr kannst Du es evtl. perfekt (ja, ich behaupte, das dauert genau so lange wie eine Tonleiter/einfaches Stück gut zu spielen), mit der richtigen Hammerauswahl, mit der richtigen Bewegung, alles perfekt...aber wie man ein Dach baut, weißt Du immer noch nicht. Wo soll das hinführen? Ist es wirklich so wichtig, die Erfahrung zu machen, eine Sache wie ein Profi zu können? Ich finde, dabei bleiben viel zu viel andere Sachen auf der Strecke.
Etwas so gut zu können wie die Profis, setzt vergleichbare Rahmenbedingungen voraus. Warum ist die Tätigkeit eines Handwerkers wohl mit einer mehrjährigen Ausbildung/Lehr- und Gesellenzeit verbunden? Wer auf diesem Gebiet Profi ist, beschäftigt sich mit den Inhalten seines Fachs erheblich intensiver als eine Stunde pro Tag - und dann stellt sich die Frage nach der Verhältnismäßigkeit von Aufwand und Ergebnis. Beantworten muss die/der Einzelne sich diese Frage zwar selbst, ob das Interesse an der Materie ein extremes Mißverhältnis zu rechtfertigen vermag. Aber der Vergleich mit Leistungssportlern liegt nahe, die sich mit Mehrkampfsportarten beschäftigen: Manche Disziplinen liegen einem mehr, andere weniger. Wer allzu intensiv an den Schwächen feilt, geht das Risiko ein, seine Stärken zu vernachlässigen. Ausschließliche Beschränkung auf eigene Stärken wiederum qualifiziert zum Typus des "Fachidioten". Da gilt es, ein geeignetes Maß zu finden. Der Blick über den Tellerrand ist nicht verkehrt, aber sich vor lauter Ablenkungen verzetteln schon.

Stücke mittlerer Schwierigkeitsstufen bei guter Begabung und gesunder Interessenlage sind auch für den Nichtprofi durchaus vielfach nicht jenseits des Erreichbaren, da kann ich rolf in seinem Beitrag #23 schon zustimmen. Nur wird der Weg zum künstlerischen Erfolg (im vorliegenden Fall die Stücke in guter Qualität bewältigen können) nicht über verbissenes Pauken und freudloses Einhämmern mit der virtuellen Faust in der Tasche führen können. Und selbst wenn der (angehende) Profi unter dem Druck steht, auftretende Krisen meistern zu müssen, wird die Freude an Musik allgemein und am Musizieren im besonderen aufgrund des nachhaltigen persönlichen Interesses erhalten bleiben. Auch der Nichtprofi kann Geschmack am Fortkommen und Besserwerden finden, wie ich es von ambitionierten Laienchören kenne, die an Leistungssingen teilnehmen: Da schickt dann die Vorsitzende die Datei des abgescannten Zertifikats per Mail an die Chormitglieder und fügt in ihrem Kommentar dazu, wie viel Genugtuung einem die Experten-Meinung nach den kritischen Stimmen aus den eigenen Reihen verschafft. Die Erkenntnis, gut zu sein und anderen durch die Qualität des eigenen Tuns etwas geben zu können, wirkt sich spürbar auf "Betriebsklima" und Motivation in der eigenen Umgebung aus.

Zurück zur Ausgangsfrage: Ein Stück ist im Unterricht dann (aktuell oder vorläufig) fertig, wenn das vorhandene Potenzial zur Erreichung des eigenen Leistungsmaximums bestmöglich genutzt worden ist. Und dann gilt: Zur Seite legen und das Gelernte bei einem geeigneten Folgeprojekt zur Anwendung bringen, bei dem einem idealerweise einiges leichter fallen wird. Aus chiarinas Beitrag #28 herauszulesen ist die Notwendigkeit, dass die Lehrkraft ihr Gegenüber exzellent einschätzen und umgehend eine passende Unterrichtskonzeption ableiten können sollte, damit Szenarien mit wenig Lust und viel Frust möglichst nicht eintreten sollten. Das sollte zwar theoretisch nach absolviertem Studium eine Selbstverständlichkeit sein - praktisch sieht es vielerorts dann leider doch anders aus. Schade drum...!

LG von Rheinkultur
 
...ok, das fällt in den Breich, den Rheinkultur erwähnt hat: das "professionelle Musik machen" -- aber trotzdem halte ich es für richtig, für notwendig sogar, dass auch "nur hobbymäßig engagierte" Klavierliebhaber wenigstens einmal im Leben erleben dürfen (!!), wie es ist und was es alles beinhaltet, ein leichtes bis mittelschweres Klavierstück auf ein wirklich akzeptables klangliches und expressives Niveau zu bringen!
denn das ist jedem, der mit Interesse, Neugier, Herz und Verstand bei der Sache ist, möglich!!! ...man muss nicht horowitzig Tschaikowskikonzerte können als Hobbyspieler, aber man kann es schaffen, mittlere Sachen ebenso schön wie die Profis spielen zu können -- aber dafür muss man eben in Kauf nehmen, dass sehr lange, sehr akribisch und extrem pingelig an der Sache gearbeitet werden muss. Ja und? Was ist denn besser: heulen und sagen "ich bin mit pling-plang-Durchschnitt zufrieden" oder wenigstens einmal zu sagen "diese Mazurka kann ich ebenso gut wie X oder Y"? ...na also...;):)
Im Profibereich ist das Dranbleiben unverzichtbare Voraussetzung - im Amateur- oder Hobbybereich bringt musikalische Kompetenz Lebensqualität ins Dasein, auch wenn man nicht vom Klavierspielen leben muss. Voraussetzung ist nur, dass beide Seiten sich auf diese Einstellung und gemeinsame Interessenlage geeinigt haben. Freilich holen die pianistischen Größen selbst aus dem abgespieltesten Stück jedes Klavierschülers weltweit immer noch Feinheiten und klanglich Exquisites heraus, wozu der Allerweltsklavierspieler niemals annähernd in der Lage wäre. Beispiele:

Beethoven, Für Elise
Schubert, Impromptu op. 90/2
Mozart, Adagio h-moll
Schumann, Kinderszenen

Die Existenz dieser Aufnahmen ist aber beileibe kein Grund, als Amateur die Hände entmutigt in den Schoß zu legen. Eher wissen die Größen ihres Fachs im Sinne der Schopenhauer'schen Aussage, dass diejenigen, die sich für kleine Dinge zu groß fühlen, in Wahrheit für große Dinge zu klein sind. Deshalb sollte sich demnach niemand davon abhalten lassen, größer zu werden.

LG von Rheinkultur
 
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Der Schüler kann dann gar nicht anders, als es gut zu spielen. :p

Das klingt lustig... :D:D:D mag aber zutreffen

unter dem Druck steht, auftretende Krisen meistern zu müssen

Das passiert wohl jedem mal, der Klavierspielen lernt. Krisen verschiedener Härtegrade... bis hin zu "ich schmeiß jetzt alles hin". Kommt vor... aber man überwindet solche Krisen dann auch wieder.

Eher wissen die Größen ihres Fachs im Sinne der Schopenhauer'schen Aussage, dass diejenigen, die sich für kleine Dinge zu groß fühlen, in Wahrheit für große Dinge zu klein sind.

Wer den Pfennig nicht ehrt... das ist eine (sehr) gute Einstellung. Allerdings, findet man eher selten von Profis ganz leichte gespielte Stücke. Ob sie das nicht wollen, oder es sie einfach nicht reizt, weiß ich nicht.
 
Ich zitiere mal aus diesem schon wiederholt empfohlenen und verlinkten Werk
http://art-lived.cwsurf.de/ArtLive%20-%20PHP/Header.php,
und zwar von Seite 28:

So sah DANIEL GOTTLOB TÜRK für den Kla-vierunterricht in der Beschäftigung mit einem Stück über längere Zeit keinen Sinn:
"Ein anderer Fehler wird sehr oft dadurch begangen, daß man den Anfänger die Stücke so lange spielen läßt, bis er sie auswendig kann [...]. Besser ist es daher, wenn man ihn das aufgegebene Tonstück nur so lange üben läßt, bis er es in einer sehr mäßigen Bewegung zusammenhängend spielen kann."(TÜRK 1789/1962, 18)
Die folgende Äußerung CARL CZERNYS in seiner Pianoforte-Schule zielt in eine ähnliche Richtung:
"Manche Lehrer haben den Grundsatz, dem Schüler so lange ein Stück einstu-dieren zu wollen, bis es ganz vollkommen gehe [...]. Die auf die [...] Art unter-richteten Schüler können wohl ein mühsam eingelerntes Stückchen zuletzt vor Zuhörern spielen, und damit einigen Beifall gewinnen; aber außerdem wissen sie fast gar nichts." (CZERNY 1839, Bd.1, zit. nach WEHMEYER 1983, 215)
Erstaunlich aus Sicht der heutigen Klavierpädagogik, in welcher das Ideal der per-fekten Wiedergabe in jedem Stadium der Ausbildung für einen optimalen Lernerfolg als unverzichtbar gilt, ist die Tatsache, dass ein solches Vorgehen nicht als inakkurat und damit als mangelhaft angesehen wurde. Das Gegenteil war der Fall. Die Klä-rung dieses scheinbaren Widerspruchs gelang MARTIN GELLRICH (1992). Er be-schrieb die dieser Praxis zugrunde liegende und von der heutigen Situation grundle-gend verschiedene Vermittlungsform aus dem Geist der Einheit von Erfindung und Ausführung. GELLRICH zeigte, dass ein wesentlicher Teil der Übezeit am Klavier mit dem Erlernen musiksprachlicher Elemente, mit Passagenübungen und, wie er es nennt, "Sätzchen-Spiel" zugebracht wurde. Beide Arten bezeichnet er als integrierte "technisch-musikalische Übungen". Das Erlernen des Instrumentalspiels vollzog sich dabei auf der Grundlage der musikstrukturellen Bestandteile, aus denen die Kompositionen hergestellt waren. Das Beherrschen dieser Bestandteile garantierte auch die Fähigkeit, aus diesen Bestandteilen erstellte Werke auszuführen. Komposi-tion und Spiel waren in der Improvisation miteinander verknüpft.

Die Vorgehensweise des Lehrers von Susanne ist definitiv SCHLECHT, peng, aus.

Es ist unzumutbar und methodisch-didaktisch falsch, ja sogar ein regelrechter Kunstfehler, mit dem Schüler über viele Monate nur an 2 Stücken herumzuschrauben!

Ja, es KANN mal sehr gut und lehrreich sein, ein Stück über sehr lange Zeit zu perfektionieren und dabei immer neue Aspekte innerhalb des Stückes kennen- und umzusetzen zu lernen.

Das darf aber immer nur EIN zeitweiser Bestandteil eines ansonsten abwechlungsreich und vielseitig voranschreitenden Unterrichts sein, in dem man einfachere, recht schnell abzuschließende Stücke sowie verschiedenste Übungen durchnimmt (siehe auch obiges Zitat).

Und muss auch stets AUSNAHME bleiben! Grundsätzlich lässt sich sagen: Wenn der Schüler SO lange braucht, um das Stück zu einem beim Musikschulvorspiel aufführungsfähigen Niveau zu bringen, dann ist das Stück ZU SCHWER, und es wäre Aufgabe des Lehrers, angemessenere (also einfachere oder kürzere) Stücke auszuwählen.

Die Art, wie der Lehrer auf Unzufriedenheit mit der Vorgehensweise reagiert, zeigt vollends, dass es sich um einen schlechten Lehrer handelt.

LG,
Hasenbein
 

Das darf aber immer nur EIN zeitweiser Bestandteil eines ansonsten abwechlungsreich und vielseitig voranschreitenden Unterrichts sein, in dem man einfachere, recht schnell abzuschließende Stücke sowie verschiedenste Übungen durchnimmt (siehe auch obiges Zitat).

Und muss auch stets AUSNAHME bleiben! Grundsätzlich lässt sich sagen: Wenn der Schüler SO lange braucht, um das Stück zu einem beim Musikschulvorspiel aufführungsfähigen Niveau zu bringen, dann ist das Stück ZU SCHWER, und es wäre Aufgabe des Lehrers, angemessenere (also einfachere oder kürzere) Stücke auszuwählen.

Die Art, wie der Lehrer auf Unzufriedenheit mit der Vorgehensweise reagiert, zeigt vollends, dass es sich um einen schlechten Lehrer handelt.
Czernys und Türks Ausführungen haben heute noch nichts von ihrer Relevanz verloren. Ein Parallelbeispiel aus dem Chorwesen: Ein Chor paukt die drei Pflichtstücke für die nächste Runde beim Meisterchorsingen und sonst nichts. Vor Ort ist nicht einmal ein kurzes Ständchen im Altersheim realisierbar, weil alles nur auf das eine überregionale Ereignis ausgerichtet ist. Der Kontakt zur lokalen Basis ist längst verloren gegangen - dummerweise kommt von dort der personelle Nachwuchs für den Chor, bei dessen Ausbleiben die überalternde Stammtruppe schneller als befürchtet ihren Leistungsstandard nicht mehr halten kann.

Auch bei den Tastenspielern gibt es viele Möglichkeiten, betriebsblind zu werden. Fehlende Bereitschaft zu Dialog und (Selbst-)Erkenntnis ist genau das am weitesten verbreitete Symptom für eine solche Fehlentwicklung. Zum Satz mit der podiumstauglichen Qualität wäre noch zu ergänzen: Lieber zwei oder drei Schritte wirklich tun als unter Druck und Verkrampfung eine Mängelliste mit neun, zehn oder noch mehr Punkten durchknüppeln für die fragwürdige Empfindung, so richtig knochenhart geschuftet zu haben, bis man vor lauter Zermürbung keinen Erfolg mehr genießen kann. Es ist besser, ein Stück zu schaffen als dass das Stück einen schafft...!

LG von Rheinkultur
 
Ja, es KANN mal sehr gut und lehrreich sein, ein Stück über sehr lange Zeit zu perfektionieren und dabei immer neue Aspekte innerhalb des Stückes kennen- und umzusetzen zu lernen.
kann es nicht nur, ist es auch - wenn der Lernende den Willen dazu hat und auch geeignet dafür ist

Das darf aber immer nur EIN zeitweiser Bestandteil eines ansonsten abwechlungsreich und vielseitig voranschreitenden Unterrichts sein, in dem man einfachere, recht schnell abzuschließende Stücke sowie verschiedenste Übungen durchnimmt (siehe auch obiges Zitat).
...von ein paar klanglich und musikalisch gut zu spielenden leichteren Stücken wird kein Schüler an Überforderung sterben ;):D sondern eher profitieren - der Tendenz deiner Aussage stimme ich natürlich zu :)

Grundsätzlich lässt sich sagen: Wenn der Schüler SO lange braucht, um das Stück zu einem beim Musikschulvorspiel aufführungsfähigen Niveau zu bringen, dann ist das Stück ZU SCHWER, und es wäre Aufgabe des Lehrers, angemessenere (also einfachere oder kürzere) Stücke auszuwählen.
das halte ich nicht für richtig --- es gibt mehr Leute, die ein an ihrem aktuellen Übeniveau gemessen leichteres Stück nicht prima hinkriegen, und deswegen ist das leichtere Stück aber nicht zu schwierig.

das kann sich ja jeder Hobbyspieler selbst fragen oder austesten: ob er irgendwas leichtes (viel leichter als was er sonst übt) wirklich hörenswert (!) hinkriegt
 
Freilich holen die pianistischen Größen selbst aus dem abgespieltesten Stück jedes Klavierschülers weltweit immer noch Feinheiten und klanglich Exquisites heraus, wozu der Allerweltsklavierspieler niemals annähernd in der Lage wäre. Beispiele:

Beethoven, Für Elise
Nunja, es gibt doch immer wieder Leute, die in solch Rubato-verschwurbeltem Kitsch unbedingt "Kunst" erkennen wollen. Gerade Beethoven hat doch recht genau bezeichnet, was er meinte. Das mit Sicherheit nicht.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Nunja, es gibt doch immer wieder Leute, die in solch Rubato-verschwurbeltem Kitsch unbedingt "Kunst" erkennen wollen. Gerade Beethoven hat doch recht genau bezeichnet, was er meinte. Das mit Sicherheit nicht.

Freut mich zu hören, dass Du besser als Wilhelm Kempff weißt, was Beethoven wirklich wollte! Aber dass Du gerade diesen Großmeister des Klaviers unter Kitschverdacht stellst, macht schon ein wenig fassungslos...

LG, Mick
 
Aber jetzt schreibe ich auch noch was zum eigentlichen Thema dieses Fadens:

In meinem Klavierunterricht gibt es grundsätzlich zwei Arten von Stücken: Solche, die wirklich bis zur Perfektion (was immer das sei!) geübt werden - das sind Stücke, die öffentlich in Konzerten oder auf Wettbewerben vorgetragen werden. Und zum anderen Stücke, die mehr oder weniger absichtslos geübt werden, bei denen also kein konkretes Vorspiel geplant ist. Manchmal wechseln diese Stücke irgendwann in die Kategorie der Vorspielstücke, manchmal auch nicht und werden wieder beiseite gelegt.

Die Stücke der ersten Kategorie können durchaus sehr lange geübt werden (manchmal auch ein ganzes Jahr - je nach Umfang und Schwierigkeit). Dann gibt es aber zwischendrin immer mal Pausen, um eine "Abnutzung" zu verhindern. Da ich aber immer recht viele Sachen gleichzeitig übe (u.a. auch Kammermusik, was sehr zu empfehlen ist!), kommt Überdruss eigentlich nie auf.

Ich würde schon empfehlen - da stimme ich rolf zu - wenigstens hin und wieder ein Stück sehr detailliert auszuarbeiten. Das dauert lange, ja, aber es bringt wirklich viel. Ein Jahr mit Beethovens g-Moll-Sonate zu verbringen, sprengt aber jedes vernünftige Maß. So lange habe ich nicht mal annähernd für op. 109 gebraucht. Da ist es wohl sinnvoller, ein kürzeres und leichteres Stück für die Perfektionsschiene zu suchen - irgendeine hübsche Miniatur halt. Wenn's Beethoven sein soll, vielleicht eine Bagatelle!

Wenn der Lehrer das nicht mitmacht, würde ich wohl auch wechseln.

LG, Mick
 
Vieles hängt, so meine Meinung, davon ab, wie lange man überhaupt "am Klavierspielen dranbleibt". Zumindest als Amateur, oder / und Autodidakt, wie ich.

Da gibts dann schonmal Pausen von mehreren oder gar vielen Jahren, in denen man manche Stücke gar nicht anschaut: Aber das heißt nicht, dass sie verschwinden, und sie können ja nach Bedarf und Wunsch jederzeit wieder hervorgeholt werden.

Wenn man aufhört mit Klavier, hört man auch auf, sich manuell-aktiv mit dem Spielen von Klavier-Stücken zu beschäftigen. Es kann sein, dass man dann aber trotzdem in bekannte oder unbekannte Noten schaut und sie sich im Kopf vorsingt, oder, falls man das Instrument wechselt, natürlich andere Stücke neu erlernt. Hmm.

Wichtig ist aber: Man BESCHÄFTIGT sich. Und selbst dann, wenn man ein Klavierstück pro forma "weggelegt" hat, hört es dennoch NIEMALS auf, sich zwischenzeitlich wieder "in der Erinnerung" einzufinden, so dass man auf jeden Fall an es denkt, ODER AUfnahmen anderer Leute mit diesem Stück hört. Also zumindest für mich gibts eigentlich kein "nichtbeschäftigen" und "weglegen, OHNE häufig an das Stück zu denken". Es GIBT aber, wie gesagt, sehr wohl langjährige Pausen, in denen ich es gar nicht spiele .
Die Zwischenzeit, die zum Teil erfüllt ist mit "Denken an das Stück" oder "Aufnahmen anderer hören" nutze ich persönlich als "Motivations-Tank" , und schiebe auch aus diesem grund das "Erneute - Spielen - nach - Jahren - Pause " aus Spaß einfach auch völlig bewusst sehr lange auf - bis es nicht mehr geht und ich es wieder spielen MUSS ;) - denn sonst läuft das Fass über.

;)

Zum eigentlichen Kernpunkt : Wann ein Stück "fertig" ist, ist schwierig zu sagen, individuell verschieden, ( und das ist gut !! ) , und hängt von Fähigkeiten und Herangehensweisen ab, und kann daher nicht allgemeingültig beantwortet werden.

Sondern auch die von Rheinkultur dargelegten Hinweise " wenn man am Ende der Fähigkeiten angelangt ist" beziehen sich lediglich auf den Moment, denn es kann jederzeit sein, dass man gewillt ist, seine Fähigkeiten ganz nach eigenem Willen zu erweitern - und schon gehts wieder weiter mit den Nuancen, die man rausklaubt, aus einem Stück.

Da ist m.E. kein Ende der Fahnenstange abzusehen, wenn man es will. Anzumerken ist jedoch, dass das, was der eine als "absolut perfekt - und maximal toll" empfindet, wenn es jemand aus einem Stück "herausholt", beim anderen auf taube Ohren stoßen kann.

Bestes Beispiel oben: Elise / Kempff, die Sichtweisen von Barbie und mick. Und das nimmt man besser so hin, dass dies so ist, denn auch Komponisten sind zwar individuell, schufen aber auch individuelle Werke, und z.B. gibt es durchaus Stimmen, die bei Beethoven, blickt man nur mal auf seine Sonaten, mehrere "romantische" Aspekte ausfindig machen ( und zwar m.E. zu Recht ).

LG, Olli !

LG, Olli !
 
Der Lehrer macht es sich vermutlich einfach leicht.

Denn wenn man mit vielen seiner Schüler so verfährt - dass man mit ihnen 1-2 Stücke bis zur Vergasung übt - dann muss man de facto fast gar nicht Unterrichtsvorbereitung betreiben!

Ab und zu mal ein neues Stück raussuchen (= einmal kurz zum Schrank im Unterrichtsraum gehen und aus den darin befindlichen Heften irgendwas halbwegs Geeignetes rauspicken), fertig.

Irgendwie beneide ich diese Art von Klassiklehrern ja, die haben unter der Woche viel weniger zu tun. Einfach Butterbrot und Thermoskanne einpacken, los zur Musikschule, schlau rumlabern (geht immer), nach Hause fahren...

Unsereins ist dauernd am Stücke raushören, Leadsheets schreiben, Umarrangieren usw. ...
 
Aber stell Dir mal vor, ich gebe Dir, weil es Deine Hobby und Interesse ist, Unterricht im Dachbau und erwarte von Dir, dass Du einen Nagel perfekt in das Holz haust. Du übst das jeden Tag 1 Stunden. Nach einem Jahr kannst Du es evtl. perfekt (ja, ich behaupte, das dauert genau so lange wie eine Tonleiter/einfaches Stück gut zu spielen), mit der richtigen Hammerauswahl, mit der richtigen Bewegung, alles perfekt...aber wie man ein Dach baut, weißt Du immer noch nicht. Wo soll das hinführen? Ist es wirklich so wichtig, die Erfahrung zu machen, eine Sache wie ein Profi zu können? Ich finde, dabei bleiben viel zu viel andere Sachen auf der Strecke.

Lieber Peter,

ich möchte hier doch noch einmal einhaken, weil ich das Gefühl habe, unter "Perfektion" oder "so gut wie möglich können" werden hier verschiedene Dinge verstanden.

Wenn du, wie ich bereits geschrieben habe, ein Stück sinnvoll erarbeitest, ist das nicht die Isolierung irgendeiner Fähigkeit, sondern das ganze Paket. Du lernst quasi, das Dach zu bauen, lernst, was du dabei brauchst und wie du die Werkzeuge nutzt. Wenn du ein Stück erlernst, versuchst du zunächst, Strukturen zu erkennen, eine ungefähre Klangvorstellung zu entwickeln. Nach den Strukturen richtet sich, wie du übst. Wenn du z.B. eine Melodie in der rechten Hand hast, wirst du bald die Phrasierung etc. hinzunehmen, überlegen, wie du die Töne leuchtend spielen kannst, welche Bewegungen dafür sinnvoll sind. Du wirst die Harmonisierung der Melodie entdecken, vielleicht spielst du erstmal Akkorde in der linken Hand (je nach Stück), um diese besser zu hören. Etc. etc....... . Üben geht mit der Erforschung des Stückes und Realisierung auf dem Instrument Hand in Hand, die Klangvorstellung entwickelt sich, schon ganz am Anfang kann man bereits musikalisch gestalten. Und das sollte aus meiner Sicht tatsächlich jeder lernen und dann sitzt man auch nicht solch ewige Zeit an den Stücken. Und es bleiben eben nicht zu viel andere Sachen auf der Strecke - abgesehen davon wird das bei gutem Unterricht nicht der alleinige Inhalt sein.

Liebe Grüße

chiarina
 

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