Vorspiel-Heikle Stücke

Dabei seit
10. Okt. 2007
Beiträge
2.128
Reaktionen
183
Hallo zusammen,
nach den frischen Eindrücken vom Zuhören bei JuMu, möchte ich mal eine Sammlung starten zu dem Thema:
Welche Stücke findet Ihr besonders heikel zum Vorspielen?
Mir fallen spontan ein:
- Mozart Alla Turca
(hat mein früherer Chef -ehemaliger Landessieger bei JugendMusiziert- mal bei einem Kongress vorgespielt, war eigentlich ganz gut, aber ein falscher Ton an sehr exponierter Stelle - das hat dann auch der Unmusikalischte im Publikum gemerkt...:floet: )
- "Die Wut über den verlorenen Groschen" (Beethoven)
hat am Samstag ein Teilnehmer von JuMu gespielt, war nicht schlecht. Nur war die Wut angesichts der technischen Schwierigkeiten manchmal etwas verhalten... (Er ist mit 21/25 Punkten bewertet worden)

Vielleicht können wir umgekehrt auch die Stücke sammeln, die eher wenig heikel und daher gut geeignet zum Vorspielen sind.
Ich finde, da gehört z.B. Clair de Lune dazu, auch wenn es da sicher noch geeignetere Beispiele gibt...

Bin gespannt auf Eure Erfahrungen / Vorschläge!
Viele Grüße, Dimo
 
Ein interessantes Thema.

Ich denke, Stücke mit großen Sprüngen sind gnerell etwas heikler. Denn wenn man sich da nicht konzentrieren kann, greift man schnell 1,2 Töne zu hoch/ zu tief. Als super Beispiel fällt mir gerade La Campanella ein (auch wenn ich es wohl erst in 1 Jahr annähernd fertig habe).
Oder auch das b-moll Scherzo von Chopin :rolleyes:

Nicht so heikel sind dann wohl eher die Stücke, die einfach gut in der Hand liegen. Beispiel evtl. Rachmanninov op.16 no.4: Ist zwar schnell, liegt aber (relativ) gut.
 
Hallo Dimo,

ein sehr interessantes Thema.
Also was sehr heikel zum Vorspielen ist,
sind die Werke von Mozart.

Warum?

Wenn man sich einmal verspielt, hört das gleich jeder, auch der, der das Stück nicht kennt und auch der, der nicht viel vom Klavierspiel versteht.

Bei anderen Komponisten ist das nicht so extrem, da kann ein Fehler schon mal vertuscht werden, so daß nicht gleich jeder merkt: "Ah, er hat sich verspielt".
Aber bei Mozart ist die Musik so klar, daß jeder Fehler extrem auffällt.

Liebe Grüße, Mario
 
Die Werke Mozarts gehören bestimmt zu den heikelsten, wie Mario ja schon dargelegt hat.
Bach-Fugen sind auch nicht einfach, man braucht einfach immer Stellen, an denen man wieder einsteigen kann, falls man mal rausfällt...

Hingegen finde ich Stücke aus der Romantik + Impressionismus eher einfach vorzutragen, da Fehler vom unwissenden Hörer überhört werden :)
 
Mir ist gerade noch ein Stück eingefallen, das ich besonders heikel finde:
Das "berühmteste" Moment Musical in f-moll (opus 94/3) von Schubert.

Das sieht so einfach aus, aber man hört jeden falschen Ton, weil es so durchsichtig gesetzt ist.
Außerdem gibt es links viele kleine Sprünge und ein paar "gemeine" Terzpassagen rechts.
Ich habe das einmal vorgespielt, habe echt wie ein Wilder geübt, trotzdem nicht fehlerfrei hinbekommen... :oops:
Naja...war aber trotzdem ganz okay...
 
Schlimm ist auch die Etüde 25/9 von Chopin. Wenn man nur ein klein wenig verkrampft ist, geht da gar nix mehr.
 
Ich finde alle Stücke heikel, die man nachlässig einstudiert hat, weil dann die Gefahr besteht, daß einen jeder Fehler aus dem Konzept bringt. Solange man aber fließend weiterspielen kann, wenn mal ein kleiner Fehler passiert, ist das doch nicht tragisch. Viele namhafte Pianisten machen Fehler, sie lassen es sich nur nicht anmerken.

Sehr heikel finde ich aber viele kurze Tänze von Schubert. Die sind so kurz, daß ein kleiner Fehler im falschen Moment die ganze Spannung zusammenbrechen läßt und das führt - jedenfalls bei mir - zu einem Dominoeffekt mit Folgefehlern.

Unter "heikel" würde ich also verstehen, daß man leicht stecken bleiben kann oder ähnliches. Fehlerträchtige Stücke an sich würde ich noch nicht als heikel bezeichnen.
 
Nicht so heikel sind dann wohl eher die Stücke, die einfach gut in der Hand liegen. Beispiel evtl. Rachmanninov op.16 no.4: Ist zwar schnell, liegt aber (relativ) gut.

Ich glaube, da würden mir schon die Hände schlottern, was für dich einfach ist :D^^.

Ich finde alles grausam zum Vorspielen, da ich das einfach nicht kann.

Besonders grausam zum Vorspielen ist für mich einzig und allein BACH. Wenn ich einmal Nachdenke, ist es sofort vorbei.
 
Ich würde auch sagen, dass Bach, Mozart, Haydn u.ä. am schwersten zum vorspielen sind, weil sie mit hoher Genauigkeit gespielt werden müssen und man falsche Töne sofort hört. Besonders bei Mozart. Dagegen sind Stücke der Romantik "leichter" vorzuspielen, weil sie zwar technisch oft sehr anspruchsvoll sind, aber es nicht immer auf jeden einzelnen Ton ankommt. Auch Stücke, die sich gut für Pedal-intensives Spiel eigenen - Dimo nannte "Clair de Lune" von Debussy - sind gut zum vorspielen. Pedal gibt Sicherheit. ;)

@Sabri
Rachmaninoff op. 16,4 liegt zwar schon gut in der Hand, aber es sind gegen Ende auch ein paar fiese Sprünge drin.

Grüße von
Fips
 
Hingegen finde ich Stücke aus der Romantik + Impressionismus eher einfach vorzutragen, da Fehler vom unwissenden Hörer überhört werden :)

Die Hoffnung auf die dummen Zuhörer, die die Fehler eh nicht hören, sollte man sich aber gründlich abschminken, wenn man ernsthaft Musik machen will.

Man hört die Fehler immer.

Es kann nur sein, daß es so viele Fehler sind, daß es auf einen mehr oder weniger auch nicht mehr ankommt. :cool:
 
Die Hoffnung auf die dummen Zuhörer, die die Fehler eh nicht hören, sollte man sich aber gründlich abschminken, wenn man ernsthaft Musik machen will.

Man hört die Fehler immer.

Es kann nur sein, daß es so viele Fehler sind, daß es auf einen mehr oder weniger auch nicht mehr ankommt. :cool:

Ich glaube, das war eine der ersten sinnvollen Antworten hier :D
 

Das Problem beim Mozart-Vorspielen (wie bei Mozart generell) ist, finde ich, dass die Musik ihre Natürlichkeit verliert sobald man sich oder irgendwem was beweisen möchte...und von diesem Vorsatz kann sich kaum einer frei sprechen.

Bei Bachfugen ist es meist das Problem der mangelhaften Vorbereitung. Bei einer Bachfuge haben wir sagen wir 3-4 Stimmen, diese sollte man alle auch alleine spielen können von Anfang bis Ende, möglichst auswendig, und mal eine Stimme weglassen und diese dafür mitsingen. Dann fliegt man nicht mehr raus und wenn findet man flugs wieder rein. Aber viel Arbeit, das.

Beim konzertieren muss man sowieso 400% vorbereitet sein: 100% fürs Können, 100% für das Lampenfieber, 100% fürs eventuelle rausfliegen und 100% für das meist ungewohnte fremde Instrument.

Interessant ist, es gibt Pianisten, die können galaktisch spielen, aber nicht vorspielen, sie versagen in der Konzertsituation und bekommen das lebenslang nicht in den Griff.

Gruß, Stephan
 
viele stücke von chopin finde ich heikel zB fantaisie impromptu.kennt jeder(, der sich ne anständige klassikcd angehört hat) deshalb ist es besonders schwer, das stück gut rüberzubringen, denn am ende des stücks fangen die leute an, deine interpretation mit der anderer Konzertpianisten zu vergleichen.
 
Mir ist auch noch ein (zum Vorspielen) besonders heikles Stück eingefallen, nämlich der 3. Satz aus der "Sturm-Sonate" von Beethoven.
Wegen der rhythmischen Gleichartigkeit fallen dem Zuhörer eventuelle Patzer besonders auf. :rolleyes:
Außerdem kann der Satz leicht eintönig werden, wenn man die Spannungsbögen nicht gut 'rüberbringt' ...
 
Mir ist auch noch ein (zum Vorspielen) besonders heikles Stück eingefallen, nämlich der 3. Satz aus der "Sturm-Sonate" von Beethoven.
Wegen der rhythmischen Gleichartigkeit fallen dem Zuhörer eventuelle Patzer besonders auf. :rolleyes:
Außerdem kann der Satz leicht eintönig werden, wenn man die Spannungsbögen nicht gut 'rüberbringt' ...

Dieses Stück muss in der Tat heikel sein. Ich habe es neulich in einem Konzert in Wien gehört und es war alles andere als eintönig. Das lag vor allem daran, dass der Pianist wie ein Löwe kämpfte, um es auswendig hinzukriegen. Abzweigungen verpasst, Straßen verwechselt und Wege querfeldein abgekürzt... - nach ca. zweeinhalb Minuten irgendwo eine Tonika gefunden und die Sache aufgegeben. Eine Art Konzert-GAU, - der Arme hat mir echt leid getan! :? Danach gab's trotzdem ordentlich Tapferkeitsapplaus.

Und: Der Rest des Konzerts gelang souverän! :cool:

Grüße von
Fips
 
Ich habe meine Meinung geändert, denn im Konzert geht es nicht um den Pianisten sondern darum, das Publikum zu überzeugen.

Eigentlich kann man Stücke, die man nicht wirklich beherrscht, nicht heikel nennen, die sind einfach noch nicht Konzertreif.

Was ich heikel finde, sind z.b. besondere Stücke, vor allem die, die nicht in die Kategorie "easy listening" gehören, also vor allem moderne Kompositionen. Die kommen zwangsläufig nicht so gut an, wie ältere Stücke, was z.B. auf fremden Hochzeiten ein Problem sein kann. Und natürlich sind auch alle sehr bekannten Stücke heikel, weil der Vortrag logischerweise immer an den vielen anderen bekannten Aufnahmen und Konzerten gemessen wird.

Auf heikle Stücke dieser Art verzichten sollte man natürlich nicht aber es ist besser, sich im klaren zu sein, auf was man sich da einläßt. Wenn man z.B. monatelang an Beethovens Pathetique gearbeitet hat und dann nur mäßigen Zuspruch bekommt, ist das halt ziemlich frustrierend und man hätte vielleicht doch noch ein halbes Jahr damit warten sollen.

Ich überlege zur Zeit, wie ich Rachmaninoff, Schubert, Chopin, Schostakowitsch und Philipp Glass unter einen Hut bekommen kann. Schostakowitsch und Glass fallen ja ein bischen aus der Reihe und ich überlege, Glass an den Anfang und Schostakowitsch ans Ende zu setzen. Von Schostakowitsch werde ich das Präludium Nr. 22 aus "24 Präludien" spielen, das ist also nicht so schrecklich für "klassische" Ohren und eigentlich ein wirklich schöner ruhiger Abschluß. Glass wirkt für manche eher langweilig aber ich glaube daß ein waches Publikum eher aufnahmebereit dafür ist - also zu Anfang.
 
hallo,

wenn sich die Frage hier tatsächlich auf Konzertniveau bezieht:
heikel sind alle monumentalen "überlangen" Klavierwerke!
1. könnte sich der Zuhörer langweilen, weil er von 15-45min schlichtweg überfordert wird;
2. monumentale Stücke (Trois Mouvements de Petrouchka, Rudepoema, h-Moll Sonate, Paganini-Variationen, Tannhäuser Ouvertüre usw usw) sind kraftraubend, sodass die Gefahr der Verspannung bzw. Überlastung nicht zu unterschätzen ist - hier muss man die eigene Ausdauer gut einschätzen können

Gruß, Rolf
 
hallo,

wenn sich die Frage hier tatsächlich auf Konzertniveau bezieht:
heikel sind alle monumentalen "überlangen" Klavierwerke!
1. könnte sich der Zuhörer langweilen, weil er von 15-45min schlichtweg überfordert wird;
2. monumentale Stücke (Trois Mouvements de Petrouchka, Rudepoema, h-Moll Sonate, Paganini-Variationen, Tannhäuser Ouvertüre usw usw) sind kraftraubend, sodass die Gefahr der Verspannung bzw. Überlastung nicht zu unterschätzen ist - hier muss man die eigene Ausdauer gut einschätzen können

Gruß, Rolf
Gerade auf die letzten drei deiner genannten Stücke trifft Punkt1 schonmal nicht zu. Von denen kann ich gar nicht genug bekommen - schade, wenns vorbei ist:rolleyes:
 
hallo Hacon,

das macht nichts :)
...denn Punkt 2 trifft mehr als zur Genüge zu :)

liebe Grüße, Rolf
 
:) Bei "Vorspiel-heikles Stück" fällt mir zuerst Asturias von Albeniz ein.

http://www.youtube.com/watch?v=ZRiNT2klTEY&feature=related

Jeder Pianist, der dieses Stück in einem Konzert vorspielt, hat meinen Respekt. Die Sprünge ziemlich am Anfang des Stückes, an der Stelle, wo das Thema mit Oktaven in der Oberstimme wiederholt wird, sind unglaublich! Ich war in einem Konzert von Fumiko Shiraga, sie spielt unglaublich, hatte aber bei diesem Stück große Schwierigkeiten mit den Sprüngen und die Töne oft nicht getroffen. Bei dieser Stelle kann man total danebenhauen, weil man nur eine Hand überlicken kann. Ich habe unglaubliche Angst vor dieser Stelle und würde das Stück daher nie vorspielen, obwohl es doch ein sehr schönes Stück ist!
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

Zurück
Top Bottom