- arpeggieren Akkorde, die kein arpp.-Zeichen haben
Das ist mir nichts Neues. Bei Chopin's Nocturne op. 48 Nr. 1 muss man ja bei einigen Akkorden arpeggieren, obwohl kein Arpeggio-Zeichen dort steht!
Schlimm finde ich es aber wenn es einige Pianisten gibt, die bei Sergei Rachmaninoff arpeggieren, wo es wirklich stört. Da arpeggiert zum Beispiel Valentina Lisitsa im g-moll Prélude op.23 Nr.5 im Mittelteil plötzlich einen Akkord in der rechten Hand, das Video ist auf youtube zu finden, was mir bei dieser Stelle überhaupt nicht gefällt.
Oder andere Pianisten, die im zweiten Klavierkonzert von Rachmaninoff die Akkorde zu Beginn arpeggieren, finde ich furchtbar.
spielen gleichzeitig notierte Töne ungleichzeitig
Auch nichts Neues.
Das mache ich beim dritten Liebestraum von Franz Liszt zu Beginn auch, den c-Melodieton zum As- Basston etwas verspätet spielen, oder bei der Skrjabin Etüde, op. 8 Nr. 12, beim "großen Dis" und "kleinem gis" in der linken Hand, weil ich es nicht greifen kann.
Trotzdem kann man bei einigen Sachen auch ganz genau sein, wie Terzen und Akkorde vollkommen gleichzeitig anzuschlagen usw. und auch bei Verzierungen genau zu spielen. Und wenn man zum Beispiel Shura Cherkassky hört, der spielt auch oft die Verzierungen bei Frédéric Chopin vor dem Schlag und haargenau sauber den Hauptton auf dem Schlag.
Alfred Cortot wird sich natürlich über deinen Post sehr freuen. Der spielt den Es- Basston bei der Stelle in diesem Es Dur Nocturne, irgendwo in der Mitte, und kommt ungefähr mit dem Ton "es2" zusammen.
Zu Deiner Frage:
Wie ist es denn beim echten

Chopin mit der Notation: eher einheitlich oder uneinheitlich? War er da lax oder akribisch? (das mit den arpp. Akkorden ist ein sehr relevanter Tipp für speziell die Stelle im Es-Dur Nocturne)
Vieleicht weißt Du da mehr als ich, und kennst Dich besser aus!
Es wurde ja bei den Noten Chopin's oft einiges verbessert. Vor allem die Ausgaben unterscheiden sich! Zum Beispiel das Scherzo h-moll ist ja im Peters- Verlag zum Teil völlig anders notiert, wie im Henle Verlag. In der Etüde op. 25 Nr. 1 wurde zum Beispiel der tiefe Basston As erst später hinzugefügt usw. Andererseits war er schon sehr genau im Notieren, wenn man zum Beispiel sein handschriftliches Manuscript der Polonaise op. 26 Nr. 1 sieht. Hier wollte er übrigens die Vorschläge zu Beginn ganz bewusst auf dem Schlag und hat es in seinem Manuscript als 32-tel ausgeschrieben und nicht als Vorschlag notiert.