Übetipps von Stilblüte

Stilblüte

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Ich habe mir schon länger gedacht, hier einen Faden mit kurzen (!) Übetipps aufzumachen. Die sollen nicht so ausführlich sein wie die Übe-Experimente, sondern etwas, was man schnell und leicht umsetzen kann.

Vielleicht sind dabei auch Ideen, die merkwürdig oder unkonventionell klingen. Ihr dürft sie gerne komisch, unlogisch, hilfreich oder altbekannt finden und mir das mitteilen, oder es lassen :005: Die Ideen kommen mir spontan beim Üben, bzw. sie fallen mir auf.

Übetipp #1:
Sicher übt ihr immer wieder mal einen kurzen Ausschnitt, indem ihr ihm mehrfach aufmerksam wiederholt. Wenn ihr das das nächste Mal macht, steht nach ca. 10 (aufmerksam und richtig gespielten) Wiederholungen auf und lauft eine Minute herum. Dann setzt ihr euch wieder hin und spielt nochmals. Es kann gut sein, dass die Stelle danach besser funktioniert als sie es beim 11. Mal täte, wenn ihr nicht aufgestanden wärt.

Übetipp #2:
Wenn ihr nicht weiterkommt oder es an Motivation mangelt, limitiert die Übezeit. Und zwar möglichst konkret:
Diese Zeile übe ich genau 10 Minuten, und dann möchte ich Folgendes können: ...
Oder: Dieses Stück übe ich jetzt eine Stunde, macht im Mittel 15 Minuten pro Seite. Danach möchte ich es so wiederholt haben, dass ich es sicher spielen kann.

Übetipp #3:
Nehmt euch eine Zeile eines Stückes vor und denkt über den Sinn jeder einzelnen Note (!) nach. Warum steht sie da und was folgt daraus für die musikalische Gestaltung? Achtet auf LH, RH, Mittelstimmen, Synkopen, Auftakte, Vorhalte, Leittöne und Pausen.
 
Zuletzt bearbeitet:
IÜbetipp #1:

Sicher übt ihr immer wieder mal einen kurzen Ausschnitt, indem ihr ihm mehrfach aufmerksam wiederholt. Wenn ihr das das nächste Mal macht, steht nach ca. 10 (aufmerksam und richtig gespielten) Wiederholungen auf und lauft eine Minute herum. Dann setzt ihr euch wieder hin und spielt nochmals. Es kann gut sein, dass die Stelle danach besser funktioniert als sie es beim 11. Mal täte, wenn ihr nicht aufgestanden wärt.
Ein Plädoyer für regelmäßige (!) Pausen also. Gefällt mir!
 
Ergänzend zu Stilblütes Übetipp:

Beim Herumlaufen kann/sollte man an etwas ganz anderes denken als ans Klavierspielen.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Für allgemeine Übetipps gibt es schon einige Fäden, z.b. hier.

Diesen hier wollte ich ein bisschen wie einen Blog nach und nach mit kurzen Anregungen füllen, die mir persönlich als nützlich für mich oder meine Schüler auf- oder eingefallen sind.
 
Der Gag an diesem Trick ist ja wohl dem Gehirn Zeit zu geben den mechanischen Input zu verarbeiten.
Warum regt man durch das Herumgehen wieder den motorischen Bereich des Gehirns an?
Würde nicht auch genügen ruhig dasitzen Augen schließen und an etwas anderes denken?
 
Erstaunlicher Weise macht es einen Unterschied, ob man die Position verändert, oder nicht. Vielleicht reicht es auch, wenn du dich aufs Sofa setzt.
 
Nach meiner eigenen Erfahrung fördern gerade grobmotorische Bewegungen (z.B. aktives Herumgehen) das feinmotorische Abspeichern. Das ist effektiver als keine Bewegung.

Es wäre wirklich interessant, dazu mal z.B. Dr. Eckart Altenmüller dazu zu befragen.

Hat jemand hier vielleicht Kontakt zu ihm?
 

Und eine Pause ist wohl auch allgemein gut für die Auffrischung der Kräfte (Konzentration). Danach geht's dann wieder besser.

Bei mir war das bisher auch immer so: ziemlich kurze Übeeinheiten, dann Pause, Herumlaufen, wieder anfangen, ...
 
@Klein wild Vögelein
@Debösi

Die beiden Faktoren vermute ich auch.
Merkwürdigerweise habe ich aber in meiner ganzen Fachliteratur über's Lernen nichts richtig Konkretes gefunden. Ich werde dem aber noch nachgehen.
 
Die magische Zahl ist bei mir die 7. Wenn ich eine Stelle nach 7 aufmerksam und richtig gespielten Wiederholungen immer noch nicht kann, wird das erfahrungsgemäß an dem Tag nix mehr. Dann übe ich einfach was anderes. Glücklicherweise gibt es immer genug Stellen, die ich noch üben muss. :lol:
 
Unter anderem wird es mit der Sauerstoffzufuhr zu tun haben.
Also das glaube ich nicht. Sauerstoff sollte genug da sein. Und die Minute aufstehen und herum gehen, da steigt mein Ruhepuls von 60 auf 62.
__
Ich vermute die Pause ist gut für die sogenannte Konsolidierung der Information. Also verschieben von Kurzzeitgedächtnis ins Langzeitgedächtnis. Meines Wissens reichen dafür bereits 30 Sekunden.
Stille ist wichtig sonst wird nochmal das auditive Zentrum angeregt (habe ich irgendwo gelesen).
Vielleicht ist es mit dem Herumgehen ähnlich, besser wäre ruhig dasitzen ...
 
Es ist mit Sicherheit nicht förderlich, ein Ergebnis erzwingen zu wollen. Jedes Gehirn hat seinen eigenen Takt des Lernens. Und der Neuigkeitseffekt ist wichtig, um die Aufmerksamkeit maximal zu halten. Also: rechtzeitig zu anderen Stellen / Stücken wechseln.
Das ist der Grund, warum ich mehrere Stücke parallel übe. Das klingt zwar für einen Hobbyisten paradox wegen der begrenzt verfügbaren Zeit, bringt aber unter dem Strich mehr wegen des Neuigkeitseffektes (höhere Aufmerksamkeit - effizienteres Lernen)
 
Allgemein geht man davon aus, dass Bewegung jeglicher Art das Lernen unterstützt.

Dazu ist vielleicht dieser link hilfreich: https://ruecken-zentrum.de/blog/2016/05/17/alle/warum-foerdert-bewegung-die-konzentration/ .

Bewegung unterstützt die Vernetzung der Hirnzellen, Aufmerksamkeit, Konzentration und Gedächtnisspeicherung nehmen zu. Das liegt auch an der vermehrten Durchblutung. Gleichzeitig sitzen wir am Klavier beim Üben längere Zeit und ganzkörperliche Bewegung lockert unsere Muskulatur und verbessert unsere Koordination. Wenn wir eine Stelle oft spielen, machen wir immer wieder die gleichen Bewegungen. Die Einseitigkeit der Bewegungsausführung kann zu Ermüdung führen und/oder zu einer Verkleinerung der Bewegungswahrnehmung. Dann den gesamten Körper zu bewegen, fördert die Wahrnehmung für den gesamten Körper, in den die Ausführung der Stelle integriert wird. Die Ermüdung wird aufgehoben, das Bewusstsein für den gesamten Körper erinnert - Folge: die Stelle klappt besser.

Außerdem ermüdet nicht nur die Muskulatur beim 10maligen Spielen, sondern vor allem auch der Geist. Da hilft Bewegung ebenfalls, die frischen Wind ins rauchende Hirn bringt. :003:

Ich persönlich wiederhole aus diesem Grund so gut wie nie Stellen so häufig. Auch bei Schülern habe ich festgestellt, dass nach 4-5-maliger Wiederholung die Aufmerksamkeit nachlässt. Dann wird es eher schlechter als besser. Ich variiere lieber die Stelle und übe sie aus einer anderen Perspektive (stimmenweise, anderes Tempo, harmonisches Gerüst, transponieren, variieren in Artikulation, Dynamik, Phrasierung....). Oder, wie kürzlich schon mal erwähnt, übe ich die Stelle während einer Übeeinheit mehrmals kurz. Dazwischen mache ich ja dann etwas anderes und das ist ebenfalls sehr effektiv (s. auch @Debösi).

Ich hoffe, ich mische mich hier nicht ungefragt ein! :009:

Liebe Grüße

chiarina

P.S. Interessant auch diese Diplomarbeit: https://www.hfmdk-frankfurt.info/fi...he_Bewegungslehre/DiplomarbeitStephanBerg.pdf, Abschnitt 4.2, auch Seite 63 ff, daraus

"Ganzkörpertechniken sind flexibel in den Übetag integrierbar und können vor dem Üben, in den Übepausen oder zum Abschluss des Übeprogramms ausgeführt werden."

und

"Kurze Bewegungseinheiten für die Verbesserung der Koordination in den Übepausen können zu einer stärkeren neuronalen Vernetzung der Muskeln untereinander führen und helfen, einseitige, die Konzentration ermüdende motorische Lerninhalte zu vermeiden. Auch für das Lernen von Bewegungen gilt die Annahme, dass das Gehirn schneller memoriert, wenn zeitnah unterschiedliche Bewegungsformen gelernt werden, als wenn eine Bewegungsform häufig und ohne Variation wiederholt wird (siehe auch Kapitel 5 Üben und Neurologie oder 3.4.2 Zusammenfassung – oder: Vor- und Nachteile von variablem gegenüber geblocktem Lernen). "
 
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