Übetipps Ravel Une barque sur l'Ocean

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St. Francois de Paola

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Mein Größenwahn und die Herrlichkeit dieses Meisterwerks haben mich dazu gebracht, mich an die Arbeit an diesem Stück zu machen. Bisher läuft es weit besser, als gedacht. Trotzdem weiß ich an zwei Stellen nicht so recht, was ich da tun soll:

1. Ab Takt 38 und analoge Stellen:
Wie macht ihr das rhythmisch? Versucht ihr da a) eine Polyrhythmik streng, wie sie da steht, durchzuziehen, spielt b) ihr rechts einfach das Tremolo und rhythmisch etwas frei links dazu oder c) auf jeden Ton der Arpeggien links einen Tremoloton rechts?
b) scheint mir aktuell am sinnvollsten, weil die Takte mit Zählzeiten im Prinzip ja aufgelöst sind.

2. Takt 94:
Diese Sprünge in der rechten Hand kann ich eigentlich mittlerweile relativ sicher und schaffe die ganze Passage meist fehlerfrei - außer ganz am Ende kurz vor dem zweiten großen Crescendo.
Grund ist, ich will da riterdando und decresendo machen, um aus dieser Terz in diese komische Harmonie, die dann folgt zu gehen. Da will ich auch nicht direkt in vollem Tempo rein gehen sondern etwas accelerieren.
Dieser Übergang kann eine grandiose Wirkung haben, allerdings nicht, wenn man am Ende dieser Sprünge welche in den Sand setzt. Aber kein riterdando ist auch keine Lösung dann wirkt der Anfang von diesem Crescendoteil nicht.

Aber mit riterdando komme ich bei bei diesen Sprüngen aus dem Flow und haue welche daneben. Gibt es dafür einen Übetipp?
 
Hierzu wollte ich doch noch etwas schreiben, weil das Stück auch zu meinen absoluten Lieblingswerken gehört (wie auch der ganze Zyklus übrigens genial ist!).
1. Ab Takt 38 und analoge Stellen:
Wie macht ihr das rhythmisch? Versucht ihr da a) eine Polyrhythmik streng, wie sie da steht, durchzuziehen, spielt b) ihr rechts einfach das Tremolo und rhythmisch etwas frei links dazu oder c) auf jeden Ton der Arpeggien links einen Tremoloton rechts?
b) scheint mir aktuell am sinnvollsten, weil die Takte mit Zählzeiten im Prinzip ja aufgelöst sind.
Ich wähle d) und löse das folgendermaßen:

In diesen Takten 38-44 hast du, wie übrigens im gesamten Stück, eine absolut klare rhythmische und metrische Struktur, die auch (zunächst) genau eingehalten werden soll. Das heißt: Takt 38 ist ein 3/4 Takt (drei "Schleifen" links nach oben, jede dauert genau ein Viertel lang), Takt 39 ein 4/4 Takt (vier "Schleifen" im Weg nach unten), Takt 40 wieder 3/4 im Aufgang und 41 wieder 4/4 im Abgang. Dann wird die Struktur länger: Takt 42 hat vier Schleifen im Aufgang und Takt 43 fünf im Abgang! Dadurch wird eine Art "Höhepunkt" markiert und die Figur endet damit. Also: Die linke Hand ist rhythmisch absolut präzise zu spielen, und diese metrische Entwicklung sollte hörbar sein.

Die rechte Hand sollte - tut mir leid - davon rhythmisch absolut unabhängig klingen. Es mag zwar sein, dass sich ein festes Verhältnis der Bewegungen zwischen den Händen ergibt, aber deutlich erkennbar sollte da nicht sein. Wie man das erreicht, ist die nächste Frage. Ich würde beide Hände u.a. einzeln sehr gut üben, so dass du da keine Einzelbewegungen mehr denkst, sondern nur noch eine große Entwicklung pro Takt, die du anstößt und die dann von selbst weiterläuft. Dann mit viel Mut und viel Geduld und nahe am Originaltempo (!) beide Hände zusammensetzen. Starten, einmal anstoßen - und laufen lassen. Dies oft wiederholen und dabei sehr, sehr genau hören und spüren und Feinheiten verändern (z.B. die Tremolo-Geschwindigkeit erhöhen bzw. während des Taktes variieren, z.B. beschleunigen).
Es kann vielleicht auch funktionieren, sich ein genau ausgeklügeltes System an zusammenklingenden Tönen zu überlegen, was man sehr gut übt und anschließend rhythmisch leicht aufweicht (!), so dass nicht mehr zufällig gehörende Töne exakt zusammenkommen. So kann man auch komplizierte Polyrhythmiken bei Chopin bewältigen (op. 9,1 etc.), wenn es mit der Unabhängigkeit noch nicht gleich gelingen will.

Schließlich und endlich, wenn das gelingt, darf man sich wieder das "D'un rythme souple" zu Herzen nehmen, und die ganze Szene wieder agogisch etwas freier gestalten. Allerdings nicht aus der Not heraus, sondern aus der Souveränität heraus.

(Das könnte auch @Debösi interessieren)

2. Takt 94:
Diese Sprünge in der rechten Hand ..... aus dieser Terz in diese komische Harmonie, ....
Kannst du hier noch präzisere Taktangaben liefern? Ich weiß weder, welche Sprünge du meinst (in T. 94 kann ich keine entdecken), noch welche der vielen "komischen" Harmonien du meinst :005:
 
Danke erstmal für die Antwort. Ich mag außer Une barque sur l'Océan insbesondere Oiseax tristes und Alborada del gracioso sehr gerne. Ersteres habe ich hier auch mal präsentiert, zweiteres sollte ich denke ich wirklich nicht spielen. Ich verstehe gar nicht, dass ich den ganzen Zyklus früher nicht leiden konnte.
Mit der Tremolostelle werde ich schon einiges an Arbeit haben.

Kannst du hier noch präzisere Taktangaben liefern? Ich weiß weder, welche Sprünge du meinst (in T. 94 kann ich keine entdecken), noch welche der vielen "komischen" Harmonien du meinst

"Komisch" war vielleicht ein etwas falsches Wort, eigentlich ist das ziemlich genial, was da passiert, aber eben auch sonderbar.
ich meine im Besonderen den gelb markierten Takt, manchmal auch den davor (wenn ich das jetzt durchzähle, verzähle ich mich bestimmt).
1632405848863.png

Diese Figur spielt man rechts ja längere Zeit und wenn ich mich konzentriere, treffe ich eigentlich auch alles, mittlerweile (obwohl ich jüngst nicht so viel zum Üben gekommen bin) ist das besser, aber insbesondere im letzten Takt vor dem Doppelstrich ist immer noch das Risiko recht groß, dass ich da etwas daneben setze.
 
@St. Francois de Paola Ich kann da, um ehrlich zu sein, noch immer keinen "Sprung" erkennen. Ein Sprung ist doch etwas, wo man erst an Position a) ist und sich dann zu Position b) begibt, wobei a) und b) musikalisch und physisch so weit auseinander liegen, dass man zwischendrin loslässt, einen kurzen Schwebemoment hat und dann irgendwo ankommt.

Hier aber hast du trotz der etwas ungewöhnlichen Figur keinen Sprung ((das 8va beginnt übrigens beim ersten Ton und nicht beim zweiten)), sondern eine Bewegungseinheit, die linear verläuft. Ich würde hier auf zweierlei Arten üben:
1. In Positionen und Griffen (das kommt der Idee vom "Sprung" schon etwas näher, tatsächlich geht es aber nur um die Orientierung der Hand- und Fingerposition und das Gefühl für die Abstände)
2. In einer linearen Bewegung mit bestmöglichem Legato. Es ist unerheblich, ob das Legato ein tatsächlich klangliches ist (d.h. dass keine Klanglücke entsteht, wenn du kein Pedal nimmst), oder nur ein bewegungstechnisches, d.h. dass du eine ununterbrochene, erogonomische und sinnvolle Hand- und Armbewegung ausführst, die zu einer ununterbrochenen Klangbewegung führt. Tatsächlich ist ein "dichtes" Legato hier sogar zu viel, denn es ist weder leise noch schnell genug und auch im Klangergebnis nicht besser, da man sowieso viel Pedal nimmt.

Es gibt hier für mich zwei Fragen zu klären, darum nochmal erstens und zweitens.

1. Welchen Fingersatz nimmst du? Dass 1 und 5 drin vorkommen ist klar, weiterhin ist der 4. oder 3. Finger möglich, sowohl beim Terzgriff als auch bei der Bewegung nach unten. Es kann auch oben 3 und unten 4 sein, probier Verschiedenes aus in Kombination mit kluger Armführung.
2. Wie können feinste strukturelle Änderungen im Kopf das Spielen erleichtern? Denkst du die Figur so, wie die Balkung gedruckt ist, also volltaktig? Vermutlich, habe ich auch zuerst. Man kann sie aber auch auf verschiedene Weise auftaktig denken und damit sofort (!) ein anderes Spielgefühl erlangen. Für das Endergebnis spielt es kaum eine unmittelbare Rolle; nur eine mittelbare, weil man mit der besten denkstruktur auch das feinste, leiseste, zuverlässigste, gleichmäßigste Ergebnis erzielen wird.
 

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