Üben "zu schwieriger" Stücke

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3. Aug. 2014
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Haltet ihr es für sinnvoll, eigentlich zu schwierige Stücke zu üben? Ich bezeichne mich als einen "fortgeschrittenen Anfänger" auf dem Klavier, habe bisher Stücke wie Schubert: Waltz, Clementi-Sonatine und verschiedene Stücke aus "Toll in Moll" gespielt. Ich liebe aber Bach und habe mich in das Cembalo-Konzert f-Moll (BWV 1956) verliebt, an dem ich jetzt übe. Es geht sehr langsam vorwärts, macht mir aber auch nach mehreren Wochen noch viel Spaß und es fließt schon ganz gut! (Bin fast durch, dann mache ich mich nochmal an den Feinschliff...) Jetzt überlege ich, ob es überhaupt notwendig ist, einfachere Stücke (die mich nicht so sehr ans Klavier "ziehen") zu üben, oder eben gleich "tolle Musik". Kann ich dabei etwas kaputtmachen oder verderben? Freue mich auf eure Antworten und Ansichten!
 
Meine Laienantwort; wenn die Stücke zu schwierig sind dann dauert es zu lang, bis man sie kann.
 
Zu schwierig heisst zu schwierig.

Bedeutet, dass man sich momenatan abschminken sollte, das Stück zur Konzert- oder wenigstens zur Vorspielreife zu bringen.

Für den Hausgebrauch muss einem aber nichts zu schade sein. Lernen kann man auch an zu schwierigen und viel zu schwierigen Stücken. Wenn man möchte.
 
...ob es einen Grund gibt, warum man zuallermeist das Klavierspielen nicht mit Beethovens Hammerklaviersonate beginnt, selbst wenn man diese sehr gern hat?...
 
"Kaputt" kannst du nichts machen in dem Sinne. Es gibt ein paar Dinge zu bedenken, die in diese Richtung gehen könnten. Ich kenne dich und deine Situation nicht, aber denke mal über folgendes nach:

- wenn dir motorische (klaviertechnisch - pianistische) Grundlagen fehlen, können körperliche Probleme auftreten, die aus Überlastung resultieren, weil du falsch übst oder falsch spielst, z.B. eine Sehnenscheidenentzündung

- es gibt bei jedem Stück nur ein "erstes Mal", und auch wenn du es später, mit mehr Wissen, anders spielen wirst, steckst du dennoch immer noch ein bisschen in dem Stadium fest, das du beim ersten Üben gehabt hast. So ähnlich wie auch 50 jährige Männer immer noch der Bubi sind, wenn sie zur Mama nach Hause kommen, auch wenn sie zwischendurch schon eine Firma gegründet und ein Haus gebaut haben

- Das Ergebnis wird jetzt vermutlich für Zuhörer unbefriedigend ausfallen und dir fehlt wohl auch noch viel Wissen und Erfahrung, um das gut zu spielen.

Dennoch: Wenn du nur aus Spaß spielst, steht dem nichts im Wege.
 
Die Antwort auf die sehr interessante Frage im Eingangspost: wenn die Ausdauer dafür da ist (setzt m.E. eine große Begeisterung für ein Stück voraus, ein "Verliebtsein" darin) und zweitens die Fähigkeit, alle im Weg stehenden Hürden zu überwinden?

Dann ran an den Speck. Ich bin selbst ein viel zu schweres Stück angegangen (bin vorher verlacht worden... so ein "Konzertpianistenkram" halt) - und hab's hingekriegt, und mir so einen großen Lebenstraum am Instrument erfüllen können, der mich sehr bereichert und erfüllt hat, und das noch tut.

Aber normalerweise backt man kleine Brötchen - bevor man sich mal an eine komplizierte Torte traut.

Wichtig: die im ersten Satz gesagten Voraussetzungen - liegen sicher nicht bei jedem vor (bei mir waren sie gegeben), und in der Regel scheitern Leute wohl einfach an viel zu schweren Stücken.
 
Ich bin selbst ein viel zu schweres Stück angegangen (bin vorher verlacht worden... so ein "Konzertpianistenkram" halt) - und hab's hingekriegt, und mir so einen großen Lebenstraum am Instrument erfüllen können, der mich sehr bereichert und erfüllt hat, und das noch tut.
Wie schön! Deinen Worten entnehme ich, dass du zwischenzeitlich die komplette Campanella anständig spielen kannst: gratuliere, sintemalen dann, wenn die Voraussetzungen für dergleichen nicht vorhanden waren (denn wo die nötigen Voraussetzungen vorhanden sind, da gibt es keine "zu schweren" Stücke...)
 
Jetzt überlege ich, ob es überhaupt notwendig ist, einfachere Stücke (die mich nicht so sehr ans Klavier "ziehen") zu üben, oder eben gleich "tolle Musik".
ich würde niemals ein Stück üben, das mir nicht wirklich gefällt. Das fände ich reine Zeitverschwendung... will ich irgendwann mal Stücke spielen können, die mir nicht wirklich gefallen?

Sicher nicht... ich will diejenigen Stücke irgendwann mal spielen können, die mir gefallen. Und je schneller das geht, desto besser.

Die Motivation des "Gefallens" sollte man kräftig ausnutzen.
 
Wie schön! Deinen Worten entnehme ich, dass du zwischenzeitlich die komplette Campanella anständig spielen kannst
Wenn ich das will, spiele und lerne ich die - so komplett und in der Form, wie gewünscht. Wenn man 95% der Schwierigkeiten überwindet, kriegt man die restlichen 5% auch noch hin, ist bloß eine Zeitfrage.
sintemalen dann, wenn die Voraussetzungen für dergleichen nicht vorhanden waren (denn wo die nötigen Voraussetzungen vorhanden sind, da gibt es keine "zu schweren" Stücke...)
Die einzige Voraussetzung, um schwere Sachen bewältigen zu können, ist: daß man halt einen Weg weiß, wie man irgendwann selbst zum Ziel kommt. Und wenn der Weg funktioniert, was brauche ich da irgendwelche sog. "manuellen Voraussetzungen", die sich Andere über viele Jahre und im Schweiße ihres Angesichtes ("Vor den Erfolg haben die Götter den Scheiß gesetzt" ;)), unter Üben von vielen Sachen, die sie eigentlich gar nicht mögen, erarbeiten...? Ich verzichte...
 

Die einzige Voraussetzung, um schwere Sachen bewältigen zu können, ist: daß man halt einen Weg weiß, wie man irgendwann selbst zum Ziel kommt. Und wenn der Weg funktioniert, was brauche ich da irgendwelche sog. "manuellen Voraussetzungen", die sich Andere über viele Jahre und im Schweiße ihres Angesichtes ("Vor den Erfolg haben die Götter den Scheiß gesetzt" ;)), unter Üben von vielen Sachen, die sie eigentlich gar nicht mögen, erarbeiten...? Ich verzichte...
wieder einer, der das Klavierspielen von Grund auf reformiert und die Lern"wege" geradezu messianisch optimiert - was ich für prima halte: darum meine Empfehlung, dass du mit deinem "Wegewissen" umgehend die relevanten Musikhochschulen enterst und dort gründlich umrührst!

...die % Zahlen... du kannst also tatsächlich 95% der Campanella? ...irgendwie hab ich da andere Größenverhältnisse in Erinnerung... und auch da kann von "können" nicht so ganz die Rede sein ;)
 
wieder einer, der das Klavierspielen von Grund auf reformiert und die Lern"wege" geradezu messianisch optimiert - was ich für prima halte: darum meine Empfehlung, dass du mit deinem "Wegewissen" umgehend die relevanten Musikhochschulen enterst und dort gründlich umrührst!
Früher oder später (?) Vielleicht gibt mein "Wegewissen" ja zumindest ein Thema für eine Diplomarbeit o.ä. ab? ;-)
...die % Zahlen... du kannst also tatsächlich 95% der Campanella? ...irgendwie hab ich da andere Größenverhältnisse in Erinnerung... und auch da kann von "können" nicht so ganz die Rede sein ;)
95% insofern, als daß ich weiß, wie der Rest (v.a. Geschwindigkeit) zu erreichen ist - da ist nichts anderes zu tun, als das, was ich bis hierher tat. Daß diese "5%" trotzdem viel Arbeit sein könn(t)en, sprich: viel Zeit in Anspruch nehmen könn(t)en, das steht auf einem anderen Blatt... :-)
 
bon, wer sich dumm stellt, kann auch direkt gefragt werden:
kannst du 95 % der Campanella im Tempo spielen (d.h., da fehlt nur ca. ne halbe Seite) ??
nein?
...dann wäre nett, höflich und freundlich, wenn du darauf verzichtest, Ratschläge zu "(zu) schwierigen Stücken" zu erteilen...
Hast Du nicht gelesen?
Wenn ich das will, spiele und lerne ich die - so komplett und in der Form, wie gewünscht. Wenn man 95% der Schwierigkeiten überwindet, kriegt man die restlichen 5% auch noch hin, ist bloß eine Zeitfrage.
Das weitere hab ich erläutert. Klavierspiel ist keine Hexerei, wenn man ein paar Dinge weiß, auf die es ankommt. Auch der Anfang der Ondine nicht, Mondscheinsonate dritter Satz, usw. usf.
Aber egal - ich mach' meine Sachen im stillen Kämmerlein, hast schon recht - ist gescheiter ;-)
 
Wenn ich sage "ich hab's hingekriegt", dann meine ich damit natürlich, daß ich ein Ziel erreicht habe, das zum großen Teil meinen eigenen Vorstellungen entspricht und entsprochen hat. Daß mir am Ende eine Aufnahme gelungen ist, die ich auch in Klavierforen einzustellen bereit bin, und die auch Anklang gefunden hat.

Das war aber nicht immer so. In der Jugend habe ich mich, ebenfalls autodidaktisch, mit Beethovens Appassionata, Waldstein-Sonate, Pathetique, und Mondscheinsonate beschäftigt.

Da mir aber eine praktikable Klavierübe-Methodik damals gefehlt hat, war das Ergebnis, selbst jahrelangen Übens, allenfalls "jämmerlich" zu nennen, und keinesfalls etwas, das ich irgendeinem Klavierspiel-Interessierten zumuten würde, oder in ein Forum einstellen würde.

Einfach zu viele Töne waren bei diesen schweren Stücken in der Endgeschwindigkeit nicht an ihrem Platz. Das Spiel klang teils holprig, usw. In so einem Fall möchte ich ein Stück als "technisch nicht bewältigt" bezeichnen.

Eines, da wird mir vermutlich auch rolf zustimmen, braucht man wohl in jedem Fall, wenn man virtuose (bzw. "zu schwierige") Stücke angeht: eine wirksame Übemethodik. Sonst steht das Ergebnis der Arbeit in den Sternen...

Auch wenn meine eigene Methodik in der Fachwelt offenbar noch unbekannt ist, so gibt es umfangreiche Fachliteratur über bewährte Klavierübemethodik. Mit dem Entstehen virtuoser Klavierliteratur bestand ja auch immer die Notwendigkeit, diese auch am Instrument bewältigen zu können, und berühmte Virtuosen und Fachleute haben sich mit dieser Problematik beschäftigt.

Außerdem gilt: bei virtuosen Stücken erfordert es wohl auch die Erfahrung eines guten Lehrers (am besten natürlich jemand, der solche Stücke ebenfalls selber spielt). Einfach wegen vieler Tipps aus der Praxis und der Erfahrung heraus.

Und ein guter Lehrer kann auch helfen, Fallen zu vermeiden, in die man als Autodidakt tappt, Strategien festzulegen, und so weiter und so fort.

Und eines ist sicher, und gilt für jeden: ohne Üben geht nichts. Wenn es einem Spaß macht, und einem leicht fällt, dann natürlich umso besser. Bei Stücken, die einen wirklich begeistern, ist das meiner Erfahrung nach der Fall.

Und dann muß man auch immer darauf achten, in einer richtigen, und keiner falschen, Art und Weise zu üben (mögliche Gefahren sprach z.B. Stilblüte bereits an).

Noch ein letztes : Krisen wird es auch immer geben, die man ab und an durchstehen muß.

Viele Grüße
Dreiklang
 
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Haltet ihr es für sinnvoll, eigentlich zu schwierige Stücke zu üben?

Hast Du eine/n gute/n Lehrer/in an Deiner Seite? Das sollte Voraussetzung sein, wenn Du ein Stück in Angriff nimmst, dass Deine aktuellen Kenntnisse/Fertigkeiten übersteigt.

Welchen "Sinn" siehst Du im Klavierspielen? Daraus leitet sich ab, ob Deine Idee für DICH sinnvoll ist. Wenn Du reiner Hobbyist bist und eine gute Lehrkraft Dich bei der Erarbeitung unterstützt, ergibt sich die Sinnhaftigkeit aus dem Tun selbst.
 
ich habe gelesen, dass du eine beliebte Etüde um die Hälfte gekürzt und dir erleichtert hast, nun aber gedrechselt von 95 % der Etüde redest, welche du zu können vorgibst - das passt irgendwie nicht zusammen. Da du allerdings dich selbst auf diese absonderliche Weise als löbliches Exemepl für den erfolgreichen oder wenigstens zufriedenstellenden Umgang mit virtuosen Sachen darstellst, erspare ich besser allen zu beschreiben, was für einen Eindruck das bewirkt....
...auf eine "Übemethodik", die dazu führt, dass man eine Etüde dann letztlich doch nicht kann, sollte man nicht allzu stolz sein......
 
Wenn ich sage "ich hab's hingekriegt", dann meine ich damit natürlich, daß ich ein Ziel erreicht habe, das zum großen Teil meinen eigenen Vorstellungen entspricht und entsprochen hat.
Wenn ich das Weihnachsoratorium am Continuo aus der bezifferten Generalbass-Stimme spielen würde, dabei aber nur die Bass-Stimme spiele, weil ich des Spielens und Aussetzens ad hoc nicht mächtig bin, habe ich es auch hingekriegt. (Ich glaube das ist genial, weil ich dann mit der anderen Hand noch etwas Sinnvolles tun kann, z.B. eine Zigarre halten) Ob das dann meinen Vorstellungen und denen der anderen Mitspieler entspricht, kann ich mir beim besten Willen noch nicht vorstellen.
Toni
 
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