Üben mit getrennten Händen?

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Emma

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Hallo ihr Lieben,

meine KL übt mit mir generell alle Stücke getrennt, erst die rechte dann die linke Hand, meist habe ich dann vorher schon längst mit beiden Händen geübt. Zwar muss ich schwierige Stellen zwangsläufig getrennt spielen, das geht dann ja nicht anders, aber generell fange ich immer mit beiden Händen gleichzeitig an, ich finde dieses Üben der getrennten Hände einfach nervig. Ich empfinde es oft als Zeitverschwendung, ich muss ein Stück immer sofort als "Ganzes" erleben, geht euch das auch so? Oder wie übt ihr so? Gerade z.B. bei der "Elise" muss ich mit beiden Händen üben, da ich die Einsätze der rechten mit der linken Hand zusammen koordinieren muss, also da bringt das getrennte Spiel gar nichts!
Wie handhabt ihr das so?

LG von Emma
 
Ich übe bei meinen Stücken alle generell zusammen. Halte getrenntes Üben der Hände für Zeitverschwendung weil ich dann hinterher noch extra das Zusammmenspiel Üben muss.

Aber mich würde interessieren was die Klavierlehrer hier im Forum sagen, oder was dein Lehrer dir sagt wieso er es für sinnvoller hält, frag ihn doch einfach mal.
 
Hallo Emma!

[...]ich finde dieses Üben der getrennten Hände einfach nervig. Ich empfinde es oft als Zeitverschwendung, ich muss ein Stück immer sofort als "Ganzes" erleben, [...]
Wie handhabt ihr das so?

Mal so, mal so. Wirklich hilfreich finde ich das getrennte Üben auf alle Fälle dann, wenn ich merke, dass ich zu viel in diesen blöden Bewegungsautomatismus (der ja sehr verlockend ist) reinkomme. Manchmal spielen meine beiden Hände wie siamesische Zwillinge, rechts kann nichts ohne links und umgekehrt. Damit meine ich nun nicht, dass die Bewegungen aneinandergekoppelt wären, wie in der ersten Klavierstunde, sondern eher komplexe Bewegungsmuster, in denen jede Bewegung unbewusst, dominosteinartig einfach von der benachbarten Bewegung losgetreten wird. Das ist nicht gut. Sobald ich nur ein paar Takte mit einer Hand spielen will, bevorzugt links, dann stell` ich mich an, als sähe ich die Noten zum ersten Mal. So wirklich bewusst bin ich mir also scheinbar nicht, was die linke Hand da im Zusammenspiel treibt (gilt natürlich vor allem für polyphone bzw. kontrapunktische Werke). Und genauso klingt es dann meistens auch :D Sobald ich aber jetzt eine Phase des Getrenntübens einschalte, wird binnen kürzester Zeit das Stück in Klang und Gestaltung viel besser.

Eigentlich ist es gar nicht so sinnig von rechter und linker Hand zu sprechen. Vielmehr geht es ja um Stimmen, die eben auf die Hände irgendwie im Verlauf des Stückes aufgeteilt sind. Und deshalb macht es schon sehr viel Sinn, die Stimmen einzeln drauf zu haben. Und wenn es "nur" um Harmonisierungen in Akkordform geht, so von einem Akkord zum nächsten, dann ist es auch fein, wenn man sich die Finger nicht erst einzeln zusammensuchen muss, sondern ganz unabhängig von der Melodie sicher greift. Da spielt es sich gleich viel sanglicher.

LG, Sesam
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ich habe auch erst mit dem Getrennt-Üben angefangen, seit ich mal einseitig Armprobleme hatte. Seitdem schätze ich es sehr, als Entspannung/Motivation vor dem echten Spiel. Ich vermute, man braucht für eine Hand nicht 50, sondern nur 20% der Aufmerksamkeit. Das fördert entspanntes Spiel. Natürlich macht das nur Spass, wenn die linke Hand wirklich eigenständige Melodien/Pattern spielt (z.B. Barock oder Walking Bass beim Boogie).

Generell: Daumen hoch für Getrennt-Üben!
 
Also ich finde, dass es schon Sinn machen kann Hände getrennt zu üben. Allerdings merke ich auch an mir selbst, dass getrennt üben teilweise sehr nevernzehrend sein kann und mit beiden Händen üben meistens mehr Spaß macht.

Ich persönlich übe in den meisten Fällen Stücke erstmal mit beiden Händen und einzelne Stellen, die technisch schwierig für eine Hand sind oder kompliziertere Rhythmik haben auch getrennt. Das mach ich z.B. auch bei Läufen, wenn mir auffällt, dass Unregelmäßigkeiten drin sind.

Generell sind Unsauberkeiten/Unregelmäßigkeiten in einer Hand für mich ein guter Grund getrennt zu üben. Man kann sich eben besser auf die eine Hand konzentrieren, wenn die andere nichts macht. Dann fällt es leichter Handstellung und Gewichtsverteilung bei Akkorden zu überprüfen um Unsauberkeiten beim Anschlagen von Akkorden zu vermeiden oder Betonungen einzelner Akkordtöne auszuprobieren. Auch Unregelmäßigkeiten in der Betonung (Dauer/Lautstärke) einzelner Töne einer Melodie oder eines Laufes lassen sich so leichter kontrollieren.
 
Ich halte nicht viel von der althergebrachten Methode, erst einmal wochenlang die Hände getrennt zu üben, um sie anschließend zusammenzubauen. Die Organisation der Bewegungsabläufe (auch die Frage, auf welche Hand muß ich mich mehr konzentrieren) funktioniert wie das Ineinandergreifen von Zahnrädern.

Ich persönlich fahre von Anfang an "zweigleisig": Das Synchonisieren beider Händen und die Detailanalyse der Bewegungsabläufe in jeder Hand separat nehmen von Anfang an in etwa gleich viel Raum ein. Ich kann das Arbeiten mit jeder Hand effizienter gestalten, wenn ich weiß, welche Tücken sich im Zusammenspiel auftun. Und umgekehrt klappt das Zusammenspiel um so besser, je souveräner die Hände ihren Part beherrschen. D.h. das separate Spiel ist ein immerwährender Arbeitsaspekt.

Ob es wirklich so gewinnbringend ist, tagelang mit der linken Hand Alberti-Bässe zu "üben", bis die rechte Hand soweit ist?

Was ich schade finde: daß ich meinen Schülern diese "zweigleisige" Verfahrenweise nur schwer vermitteln kann. Häufig mündet dies in eine nachlässige Haltung nach dem Motto: Wozu jede Hand getrennt durcharbeiten, wenn ich auch mit beiden Händen zusammen spielen darf? In solchen Fällen bin ich dann doch restriktiver und "altmodischer".

Bei polyphonen Stücken lohnt es, einzelne Stimmen (vor allem Mittelstimmen, die sich auf beide Hände verteilen) miteinander zu kombinieren. (Bei solchen Stücken halte ich natürlich das Arbeiten an jeder einzelnen Stimme für sehr wichtig, um die melodischen Verläufe und Wendungen zu verinnerlichen.

Eine nette Spielerei: Wie stellt sich eigentlich die andere Hand an, wenn sie vor denselben technischen Herausforderungen steht. D.h. aparte bzw. gemeine Spielfiguren spiegelbildlich in der anderen Hand nachbilden. Man wird ich wundern, wie "schmalspurig" die Stärken einer jeden Hand ausgeprägt sind.
 
Eine nette Spielerei: Wie stellt sich eigentlich die andere Hand an, wenn sie vor denselben technischen Herausforderungen steht. D.h. aparte bzw. gemeine Spielfiguren spiegelbildlich in der anderen Hand nachbilden. Man wird ich wundern, wie "schmalspurig" die Stärken einer jeden Hand ausgeprägt sind.

exakt!!!
und das muss nicht sein...

nehmen wir an, ein Kind lernt sinnvoll "Le petite Negroe" von Debussy zu spielen: dann wird es dank sinnvoller Anweisung mit den chromatischen Terzen der linken Hand beginnen (ja, so mache ich das mit den kids, und die können das nach ein paar Tagen) - es gibt keinen Grund, darauf zu verzichten, spiegelverkehrt die rechte Hand das selbe machen zu lassen (unjd dabei lernt und internalisiert man eine Menge) ---- die "Altvorderen" hätten dazu gezwungen, beide Mittelfinger auf as zu legen und dann von dort aus chromatische terzten auseinander zu spielen: tja, der Effekt ist derselbe... man lernt sie für beide Hände, was ja keinen Unterschied macht.

eine weiter Stufe wäre, ein langsames Stück das man gut zu kennen wähnt, mal mit überkreuzten Händen zu spielen... das kann man: z.B. das eigentlich einfache Regentropfenprelude (wenigstens die ersten 16 Takte)... auch diese Erfahrung ist lehrreich!

sitze ich rechts vom Schüler oder Studi, spiele ich mit der linken Hand, was er rechts spielt - sitze ich links, dann umgekehrt (das überrascht immer, aber es ist kein Hexenwerk: es ist egal, welche Hand spielt - jedenfalls in dem Sinn, dass die Hauptstimme (Melodie) ja überall auftauchen kann und folglich überall wiedererkennbar klingen sollte!!). Inventio I mal überkreuz - wer das kann, hat was gelernt (als Vorstufe einzeln: mit rechts die linke spielen, mit links umgekehrt) ----- ok, bevor es hagelt: das muss man nicht machen, das muss man auch nicht können - aber es lässt manche Erkenntnisse zu, wenn man es mal als Experiment probiert

Gruß, Rolf
 
Es kommt m.E. auch darauf an, WIE man getrennt übt. Ich finde das getrennt-üben sehr sinnvoll, eigentlich sogar unumgänglich. Aber nicht als Selbstzweck, nicht ein ganzes Stück, sondern nur jeweils kurze (sinnvolle) Abschnitte, um diese dann möglichst bald zusammenzuführen. Ich persönlich finde es so einfacher und angenehmer, etwas zu üben.
 
Na, es beruhigt mich ja total, dass ich nicht die Einzige bin die das Einzelüben nicht so toll findet und es anscheinend bei manchen Stücken gar nichts bringt! Aber natürlich übe ich verzwickte Stellen, bei denen es um Fingerfertigkeit geht, getrennt, meist nur spezielle Abschnitte. Auch ich finde es angenehmer, sofort mit beiden Händen zu spielen. Aber meine KL hat das wohl so gelernt, und ich finde es auch gar nicht so schlecht, nach "altem Stil" zu lernen, immerhin kann meine KL mit der Methode die "Schmetterlingsetüde" von Chopin spielen, und vieles mehr, und da hab ich echt Respekt vor. Also weiterhin spiele ich ihr beim Unterricht eine Hand vor, und üben tue ich halt mit beiden Händen. Sie meint halt immer, ich wäre zu voreilig.
Danke für eure Meinungen!
LG
 
Ich übe auch immer zusammen, auch aus dem Grund, dass ich mich dabei gleichzeitig fürs Vom-Blatt-Spielen trainiere. Das ist bei mir nämlich seitdem viel besser geworden, vorher habe ich auch immer Einzeln geübt. Das Problem ist aber bei mir, dass durch das Zusammenüben die linke Hand immer etwas unterbelichtet ist und zu leise..
 
hallo,

hier im Forum erfreut sich das "Fantasie-Impromptu" von Chopin einer relativen Beliebtheit (nebenbei: Chopin selbst sah das anders: "zu sehr im Stile der Kontzki und anderer Tiere" [sic] und wollte, dass man es nebst anderer Sachen nach seinem Tod vernichtet - sein Jugendfreund Julius Fontana hat sich freilich nicht daran gehalten) ------- was nun das "vom Blatt" und "immer zusammen spielen" betrifft:
ich frage mich gerade, wie jemand, der noch nie simultan Achteltriolen mit Sechzehnteln gespielt hat, auf seine Umwelt wirkt, wenn er das sogleich mit beiden Händen "übt"... :) :)
- es dürfte selbstverständlich sein, dass zum angewöhnen noch ungewohnter Bewegungsabläufe das einzeln trainieren der Hände sinnvoll ist (klar: in Mozarts "Sonata facile" muss das in den ersten paar Takten nicht gemacht werden)

Gruß, Rolf
 

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