Türkische Justiz ermittelt gegen Fazil Say

Clavio

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News aus dem Clavio-Blog:

Türkische Justiz ermittelt gegen Fazil Say

Der Pianist Fazil Say ist einer der renommiertesten Pianisten und Komponisten der Türkei. Nun hat die türkische Justiz ein Ermittlungsverfahren gegen Say wegen des Verdachts auf Volksverhetzung durch beleidigende Äußerungen über den Islam eingeleitet. Wie die Online-Ausgabe der Zeitung “Milliyet” berichtet, folgten die Behörden einer Anzeige eines Bürgers. Laut “Milliyet” hatte sich Fazil Say unter [...]

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Hier noch ein bißchen Ausführlicheres dazu:

Witz über einen Muezzin: Türkische Behörden ermitteln gegen Pianist Faz

Es ist gut, daß es bekannte Menschen gibt, die gegen den Religions-Irrsinn eintreten! Fazil Say gebührt in dieser Sache jegliche Unterstützung!

Es müssen aber, auch hierzulande, noch viel mehr werden, die sagen: Nein zu Aberglauben und Nein zu jeglicher Machtausübung oder Einmischung in staatliche Angelegenheiten durch Aberglaubensvereine (aka "Religionen")!

LG,
Hasenbein
 
... denn alle Religion ist von Übel, denn sie – und nur sie – ist in Besitz der Wahrheit!
 
... denn alle Religion ist von Übel, denn sie – und nur sie – ist in Besitz der Wahrheit!

Hm, es scheint mir, daß es viele Religionen gibt, die über viele Lebensbereiche keinerlei Aussage machen, bei denen wahr/unwahr bzw. gut/schlecht eine Rolle spielt. Ich wüßte nicht, daß je ein Patriarch von Konstantinopel, ein Papst oder der Oberkirchenrat von Detmold-Lippe sich zur Frage geäußert hätte, ob Vögel rückwärts fliegen können oder wie man korrekt ein Klavier stimmt. Was die anderen Wahrheiten betrifft, die sie verkünden, kannst Du ganz entspannt sein, denn die gelten nur für ihre Anhänger und sie brauchen Dich nicht im geringsten zu kümmern. Wäre ich z.B. Neupythagoräer, hätte ich eine Heidenangst um Dich, nämlich davor, daß Du wegen Produktion unüberlegter theologischer Theoreme in Deinem nächsten Leben als Hund wiedergeboren würdest und einstimmige Bachinventionen bellen müßtest. Aber ich bin es nicht, und so haben wir beide Glück gehabt. ;) Also reg Dich nicht auf, denn es gibt offenkundig nichts, was hier für euch beide "von Übel" sein sollte.
 
Hexenverbrennungen, Terroranschläge, Folter und Kriege im Namen der Religion treffen aber auch die, die nicht damit einverstanden sind....
 
Hexenverbrennungen, Terroranschläge, Folter und Kriege im Namen der Religion treffen aber auch die, die nicht damit einverstanden sind....


Gewiß, das gilt aber für die Gesamtheit solcher Handlungen, gleichgültig in wessen "Namen" sie begangen werden. Oder macht es mehr als einen ästhetischen Unterschied, ob man mit einer Gutenberg-Bibel oder einem Stimmschlüssel erschlagen wird?

Im übrigen, erinnere Dich bitte, hast Du über "Wahrheit" gesprochen.
 
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Der Unterschied des gemeinen Verbrechens zum Verbrechen im Namen der Religion besteht aber darin, dass das Verbrechen im Namen der Religion gerade im Namen des Guten, der Moral oder Gottes begangen wird, das andere aber aus gewöhnlichen Motiven wie Habgier etc.
So erhebt der Dschihadist oder der Kreuzritter seine Taten zum moralischen Gebot, das also auch für andere (seiner Religion) zu gelten habe.
 
Der Unterschied des gemeinen Verbrechens zum Verbrechen im Namen der Religion besteht aber darin, dass das Verbrechen im Namen der Religion gerade im Namen des Guten, der Moral oder Gottes begangen wird, das andere aber aus gewöhnlichen Motiven wie Habgier etc.

Ich glaube ich verstehe Dich jetzt: Dir ging es weniger um den Wahrheitsbegriff als um "Wahrheitbesitz" als Basis und Legitimation ethischen Handelns. Und Gewalthandlungen, die sich auf eine solche Basis berufen, findest Du verwerflicher als solche, die es nicht tun. Ohne Begründung übrigens und anscheinend selbst unter Rückgriff auf einen unreflektierten Wahrheitsbegriff.

Nun, nehmen wir Deinen "Dschihadisten", der ja etwas weniger angerostet ist als der Kreuzritter: Du hast sicher recht mit der Befürchtung, daß er das alles ganz anders sieht als Du. Genauer, er sieht den gewaltsamen Kampf für die Ausbreitung seiner Religion nicht als etwas verwerfliches an, sondern er sieht sich durch die Tradition der islamischen Rechtsprechung sogar verpflichtet: offenkundig hat er eine andere Wahrheit als Du. Du und Hasenbein, ihr bekämpft ihn, weil ihr Kinder der europäischen Aufklärung seid, und er bekämpft euch aus eben demselben Grund, denn er ist anders "aufgeklärt". Es ist natürlich dein gutes Recht, Dir seine Wahrheit nicht aufzwingen lassen zu wollen. Aber inwiefern steht Deine Wahrheit höher als seine? Ist es nicht viel erfolgversprechender, ihm unmißverständlich klar zu machen, daß er gut daran tut, seinem Heiligen Krieg im weiten Abstand von Deinem Klavier zu führen, statt seine "Wahrheit" durch Deine ersetzen zu wollen?
 
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Aber inwiefern steht Deine Wahrheit höher als seine? Ist es nicht viel erfolgversprechender, ihm unmißverständlich klar zu machen, daß er gut daran tut, seinem Heiligen Krieg im weiten Abstand von Deinem Klavier zu führen, statt seine "Wahrheit" durch Deine ersetzen zu wollen?
Friedrich, es geht doch gar nicht um "höher" oder "niedriger" - sondern darum, dass es Religionen (auch Staaten und anderen Gruppen) gelingt, Menschen zu Gewalt gegenüber anderen Menschen aufzustacheln. Ob als Dankeschön dafür Jungfrauen locken oder eine niedrige Steuer, ist doch wurscht. Allerdings scheinen die Versprechen vom "ewigen Heil" schwerer zu wiegen als die Steuer - daher erachte auch ich Religionen (und andere "Glaubensvereinigungen") für gefährlicher als Staaten. Ganz schlimm aber wird es - und da hat Hasi recht - wenn sich Religionen staatlicher Instrumente bemächtigen....
 

offenkundig hat er eine andere Wahrheit als Du. Du und Hasenbein, ihr bekämpft ihn, weil ihr Kinder der europäischen Aufklärung seid, und er bekämpft euch aus ebendem selben Grund, denn er ist anders "aufgeklärt". Es ist natürlich dein gutes Recht, Dir seine Wahrheit nicht aufzwingen lassen zu wollen. Aber inwiefern steht Deine Wahrheit höher als seine? Ist es nicht viel erfolgversprechender, ihm unmißverständlich klar zu machen, daß er gut daran tut, seinem Heiligen Krieg im weiten Abstand von Deinem Klavier zu führen, statt seine "Wahrheit" durch Deine ersetzen zu wollen?
das erinnert mich an ein Interview mit einem malerisch gewandeten sehr mächtigen Schah aus Saudiarabien: auf den Hinweis, dass Demokratie und Menschenrechte überall von Nöten seien, antwortete er (sinngemäß) man habe hier andere Vorstellungen von diesen Angelegenheiten und sehe keinen zwingenden Grund, das zu ändern... ...da kann man eurozentristisch, abendländisch und postkolonialistisch aus hehrsten moralischen und ethischen Gründen Buhu machen, aber logisch wird man dem Schah nicht zu Leibe rücken können ;)
 
Der Unterschied des gemeinen Verbrechens zum Verbrechen im Namen der Religion
besteht aber darin, dass das Verbrechen im Namen der Religion gerade im Namen
des Guten, der Moral oder Gottes begangen wird, das andere aber aus gewöhnlichen Motiven
wie Habgier etc. So erhebt der Dschihadist oder der Kreuzritter seine Taten zum moralischen Gebot,
das also auch für andere (seiner Religion) zu gelten habe.

Du solltest nur - aus Gründen der simplen Gerechtigkeit - auch die Verbrechen erwähnen,
die im Namen säkularer Heilsversprechen begangen wurden oder noch werden und die sich
in Nationalismus, Eugenik, Rassismus und Staatsterrorismus bemerkbar gemacht haben.
Was Deutschland betrifft, müßtest Du gerade mal siebzig Jahre zurückdenken...
 
Rolf, wo bleibt Deine Bildung? Schahs in Saudiarabien? Scheichs im Iran? Ayatollas auf der Kanzel? Das wird lustig ;-)
 
@ sla: Ja, du fängst an, mich zu verstehen. Folge meiner Wahrheit, und ewiges Heil ist Dir gewiss! :D

@ gomez: Du hast völlig recht, auch diese Heilsversprechen haben ja etwas Religöses, und der Gröfaz war ein Messias...

Um es noch einmal deutlicher zu sagen: Ich halte die von Übel, die meinen, in Besitz der Wahrheit zu sein und diese GEGEN andere durchsetzen zu müssen.

Ich hoffe, ich habe keine Wahrheit – in diesem Sinne. Es gibt nämlich gar keine - das ist ja der Trick! Es gibt vielleicht so eine Ahnung davon, aber hier würde ich in die Bereiche der Kunst hinübergleiten.

Und wir müssen versuchen zu begreifen, dass es Menschen wie dem von rolf zitierten Scheich mit seiner Sicht genauso ernst ist wie uns mit unserer, dass er genauso überzeugt von seinen Ansichten ist wie wir. Egal, was wir davon erst einmal halten mögen.
 
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daß er gut daran tut, seinem Heiligen Krieg im weiten Abstand von Deinem Klavier zu führen,

Sowas muss man noch lange nicht tolerieren, nur weil ein Abstand besteht, wie weit auch immer.

aber logisch wird man dem Schah nicht zu Leibe rücken können

Müsste man wohl bei Kant nachlesen, weiß ich nicht so genau. Die Religion ist ja wohl von der Logik am Allerweitesten entfernt (Dogmatik lol), das fängt ja schon bei "Adam und Eva" an.
 
Aber inwiefern steht Deine Wahrheit höher als seine?

Wie sieht es denn mit der Wahrheit folgender Ethik aus: daß einen anderen Menschen zu verletzen niemals eine gute Lösung für irgendwas sein kann - denn Schmerz und Leid fühlt der Araber genauso wie der Mitteleuropäer. (wenn sich beide z.B. beim Hämmern kräftig auf den Daumen hauen tun :D).

Folgerichtig wäre alles, was mutwillige Verletzung von Menschen betrifft, verdammenswert. Und aus der Welt zu tilgen. Egal ob das die aggressiven Ausläufer einer Religion (nicht diese selbst) oder einer Ideologie sind.

Religion an sich finde ich (aus gewissen Gründen) nun nichts, das zwingend aus der Welt geschafft gehörte. Zumindest nicht aus meiner gegenwärtigen Sicht.

Was sicher nicht bedeutet, daß jeder unbedingt einen Glauben braucht.

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So was doofes, .... jetzt fiel mir wieder eine Szene aus einem Otto-Film ein...

Otto in einer Runde feiner Gesellschaft, zum Pfarrer am Tisch:
"Pater, können Sie mir in einer Glaubensfrage helfen?"
"So es mir denn möglich ist, mein Sohn..."
"Ich glaub' ich krieg hier nichts mehr zu trinken" spricht's und leert des Pfarrers Schampus-Glas... ;)
 
Du solltest nur - aus Gründen der simplen Gerechtigkeit - auch die Verbrechen erwähnen,
die im Namen säkularer Heilsversprechen begangen wurden oder noch werden und die sich
in Nationalismus, Eugenik, Rassismus und Staatsterrorismus bemerkbar gemacht haben.

Ich denke, daß kulturgeschichtlich auch Kriege nicht vorrangig religiös motiviert sind. Im sog. Abendland ist, wie ein Blick in den Homer lehrt, die älteste Erscheinungsform der simple Raubkrieg, dem bestenfalls ein religiöses Mäntelchen umgehängt wird. Und auch der erste Weltkrieg wurde zwar offiziell von "Gott mit uns" geführt, aber eigentlich doch, weil die Militärs, allen voran der preußische Generalstab, ihr halbstarkes Raufbedürfnis nicht zügeln wollten. Und derlei soll also weniger schlimm sein als der (para-)religiös motivierte Krieg? Nun, sei es. Aber wer so redet, gibt zu erkennen, daß er die christliche Ethik mit ihrem Gebot der unbedingten Menschenliebe mehr internalisiert hat, als seine Distanzierungsrhetorik glauben machen möchte. In vielen anderen Kulturen gilt immer noch die archaische ethische Maxime: "Gut ist, was dem Freunde nützt, gut ist was dem Feinde schadet".
 

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