Tschaikowsky Klavierkonzert b-moll

Mick, vielen Dank für deine aufbauenden Worte :-)
In der Tat würde ich wirklich gerne wissen, wie gut ich unter "perfekten" Bedingungen spielen könnte oder würde, also mit einem sehr guten Dirigenten (vor allem) einem sehr guten Orchester, sehr guten Flügel und ansprechender "Umgebung" (Akustik, Temperatur, Sicht...). Ich finde, dass man sich schon sehr stark gegenseitig beflügelt bzw. runterzieht, vor allem die ersten drei Komponenten können da erhebliche Qualitätsschwankungen verursachen. An deiner Meinung per PN bin ich natürlich interessiert!

Ich schätze, der Dirigent hat manchmal in Vierteln geschlagen, weil er selbst eher unsicher war und das Orchester "im Griff" behalten wollte bzw. stärkere Orientierung bieten wollte. Ist aber nur eine Vermutung.
Irritiert - sagen wir, es war eher eine Wohltat verglichen mit dem Orchester, mit dem ich zuvor gespielt hatte (ich hab mir die Aufnahme noch nicht angehört und weiß noch nicht, ob ich die wirklich öffentlich machen kann...). Da waren nämlich alle Bedingungen (mit Ausnahme der Umgebungstemperatur) 1-2 Qualitätsstufen bzw. Professionalitätsstufen niedriger, Details lasse ich lieber weg um hier niemanden zu beleidigen. Das Ergebnis war auch dort unter den gegebenen Umständen sehr gut, für mich aber war es extrem stressig (ich habe sozusagen den ganzen Wackeligen Haufen zusammengehalten und immer etwas gezittert, wenn ich nicht spielen durfte um selbiges zu tun, weil grad ein Orchestertutti war).

Dass Schumann und Chopin (nur bzw. hauptsächlich das 2.) anspruchsvoll zu dirigieren sind, weiß ich, aber der Tschaikowski hat andere Schwierigkeiten, auch für das Orchester. Im 1. Satz sind es die "plötzlichen" Temposchwankungen, im zweiten Satz ein paar komplizierte Einsätze und Synkopenstellen, im 3. Satz das generelle Zusammenspiel und natürlich die "Einsatz-Dialoge" vor dem Thema.
Wirklich einschätzen kann ich es aber nicht, ich bin ja kein Dirigent. Aber das 2. Chopin habe ich ja auch mit Orchester gespielt, ich denke das ist noch deutlich schwieriger zu dirigieren. Wenn der Dirigent nicht jede Note auswendig im Kopf hat, endet es im völligen Chaos bzw. der Pianist fühlt sich, als würde er mit einem Orchester voller tauber Musiker spielen...
 
Vor Allem die Bläser haben mir irgend wie nicht gefallen, keine Ahnung warum.
Weil sie teilweise unsauber spielen, nicht gut als Gruppe spielen, die Einsätze sind schlecht.

Der Dirigent dirigiert seltsam (s. Mick).

@Stilblüte - ich habe auch den Eindruck, dass Du Dich gewaltig bremsen musst, und dem Orchester sehr stark anpassen. Schade, da dieses Stück ja sehr dynamisch ist, aber das Orchester bzw. der Dirigent nimmt diesem Stück die Dynamik.
Ich beneide Dich trotzdem um das Gefühl, als Pianistin mit Orchester zu performen. Ich hätte sehr gerne mal den ersten Satz von Mozarts Konzert in d-Moll (KV466) mit Orchester gespielt...
 
der Dirigent - er schlägt beispielsweise weite Teile des Allegro con spirito in Vierteln, was den Fluss der Musik leider gewaltig hemmt. Keine Ahnung, warum er das tut. Das Hauptthema ist dafür eigentlich zu schnell - man gewinnt hier durch Viertel keine Kontrolle, sondern stört eher das Orchester. Das Seitenthema ist zwar etwas ruhiger, hat dafür aber eindeutig Allabreve-Charakter. Die Phrasen fließen und atmen einfach nicht, wenn man das so kleingliedrig dirigiert. Im Orchester fühlt sich das dann an, als würde man mit Metronom spielen.
Mick, Du sprichst mir (der zahlreiche Jahre in ähnlichen Orchestern musiziert hat) aus der Seele!
Jetzt hoffe ich nur, dass Dirigenten Deinen Beitrag gut lesen :)
 
Es ist sehr wahrscheinlich, dass wir mal wieder zusammen spielen, eventuell sogar auch mal das ganze Tschaikowsky Konzert. Eure Beiträge bestärken mich darin, auch "Profis" kritisieren zu dürfen bzw. eigene Ideen und Eindrücke zu äußern. Je nach Anlass kann ich ja dann mehr bzw. detailiertere Probenarbeit vorschlagen, und ich hoffe auch, dass meine bisher sehr bescheidenen Dirigierkenntnisse und -Fähigkeiten sich noch etwas verbessern.

Ich sag aber nochmal, der Dirigent dirigiert nicht hauptberuflich oder hauptsächlich Sinfonieorchester und die Bläser bestehen teilweise aus Berufsfachschülern. Das Fagott ist toll, das war ein Profi ;-)
 
Wobei ich finde, dass man als Solist in einem Orchester eine nicht einfache Position innehat. Es gibt eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Meckern oder den Mund halten. Natürlich spricht man auch Anerkennung aus etc., aber man ruft ja nicht die ganze Zeit "das war schön", "weiter so" :D
Ich habe mich immer sehr bemüht, respektvoll zu sein und mir zu überlegen, wann ich etwas sage und wann nicht, um mein Kritik-Budget nicht überzustrapazieren. Wie machen das andere @rolf z.B.?
Wobei natürlich bei einem richtig guten Dirigenten / Orchester weniger Gründe gegeben sind, sich zu beschweren...
 
Weil sie teilweise unsauber spielen, nicht gut als Gruppe spielen, die Einsätze sind schlecht.
Sehr oft bei Ad-Hoc-Formationen zu beobachten, die sonst in dieser Zusammenstellung nicht miteinander musizieren. Da sind aufeinander in täglicher Praxis eingespielte Berufsorchester selbst bei knapp bemessener Probezeit gewaltig im Vorteil, da in einem solchen Apparat Mechanismen greifen, die frei zusammengestellten Ensembles gar nicht zur Verfügung stehen können. Die Forderung nach einer längeren Einstudierungszeit mit mehr (auch "geteilten") Proben liegt nahe - aber woher das erforderliche höhere Budget nehmen, wenn ein solches nicht zur Verfügung steht? Letztlich muss man sich unter solchen wenig günstigen Bedingungen damit zufrieden geben, die teilweise fast vom Blatt spielenden Akteure einigermaßen zusammen zu halten. Seien wir fair: Unter diesen Bedingungen macht das Orchester seine Sache durchaus ganz ordentlich - da habe ich schon weitaus schlechtere Darbietungen miterlebt. Vergleiche mit einem professionellen Konzert- und Theaterorchester müssen immer zu Ungunsten von Projektformationen ausgehen - selbst wenn man nur erstklassige Solisten zur Verfügung hätte.

Ich schätze, der Dirigent hat manchmal in Vierteln geschlagen, weil er selbst eher unsicher war und das Orchester "im Griff" behalten wollte bzw. stärkere Orientierung bieten wollte. Ist aber nur eine Vermutung.
Mit dieser Vermutung liegst Du durchaus richtig. Allerdings würde unter derartigen Bedingungen selbst ein bestens vorbereiteter Dirigent im Zweifelsfall in Vierteln schlagen, um den ansonsten "schwimmenden" Haufen wenigstens rhythmisch stabil zu halten. Leider gehen straff gesetzte Schlagimpulse zwangsläufig auf Kosten der Geschmeidigkeit - der musikalische Fluss wirkt getaktet, aber dennoch nicht stabil. Das spürt ein Solist auch dann sehr schnell, wenn er selbst kein Dirigent ist. Im Zweifelsfall bleibt dann gewissermaßen immer die Hand in Reichweite der Handbremse und man verzichtet doch lieber darauf, in den vierten Gang hochzuschalten.

Schade, da dieses Stück ja sehr dynamisch ist, aber das Orchester bzw. der Dirigent nimmt diesem Stück die Dynamik.
Ich beneide Dich trotzdem um das Gefühl, als Pianistin mit Orchester zu performen.
Eben - ansonsten hätte es nur die alternative Entscheidungsmöglichkeit gegeben, angesichts der begrenzten Vorbereitungsmöglichkeiten ganz auf das Projekt zu verzichten. Und das wäre wirklich SEHR, SEHR, SEHR schade gewesen, denn gute Solisten wachsen gerade angesichts solcher Praxiserfahrungen, zu denen auch die Bewährung auf schwierigem, mitunter unwegsamem Terrain gehört. Unter diesen Bedingungen haben Solistin, Orchester und Dirigent ihre anspruchsvolle Aufgabe gut bewältigt und das Publikum dürfte sehr zufrieden gewesen sein.

LG von Rheinkultur
 
Liebe Stilblüte,

Glückwunsch zu diesem Konzert :) ich freue mich sehr für dich!

Dass es beim ersten Mal noch steigerungsfähig ist, ist ganz normal. Dass tolle ist ja, du hast das Potential und wirst es ganz sicher, einmal unter günstigeren Umständen voll entfalten können :)

Mir ist bei der Diskussion hier auch eine Stelle aus einem Interview mit Friedrich Gulda eingefallen, wo er sagt, dass er das erste Mal Brahms 2. Klavierkonzert in einer "nicht so wichtigen Provinzstadt zum Ausprobieren" gespielt hat und nicht gleich in München oder Berlin :)
lg marcus

(, ca 7:20)
 
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Dennoch bin ich mit dem Ergebnis zufrieden, denn ich finde, es ist auf jeden Fall schöne Musik herausgekommen. Mir hat das Spielen jedenfalls viel Spaß gemacht ;-)

Liebe Stilblüte,

nachdem ich jetzt endlich die Aufnahme hören konnte kann ich verstehen, dass Du zufrieden bist und schöne Musik ist es wahrlich. Bzgl des Orchesters wurde ja schon einiges geschrieben, so schlecht wie teilweise dargestellt fand ich es nicht. Dein Spiel finde ich toll und ich gratuliere Dir zu diesem gelungenen Auftritt.

Viele Grüße
Christian

P.S.: Deine americANNEws sind sehr lesenswert:super:!
 
Wie machen das andere @rolf z.B.?
Wobei natürlich bei einem richtig guten Dirigenten / Orchester weniger Gründe gegeben sind, sich zu beschweren...
erstmal was anderes:
ich gratuliere dir herzlich zu den wunderschön ausgespielten lyrischen Stellen, die dir (sogar auf dem Gurkenflügel!) ausgezeichnet gelungen sind, ganz besonders die erste Hälfte (in Ges-Dur einsetzend) der Kadenz!! (dass im zweiten Teil der Kadenz noch weiter geübt werden kann und soll, weißt du sicher selber)

zur Frage:
das lässt sich nicht pauschal oder einheitlich beantworten...
Du hättest im Gegensatz zum schleppenden Tempo die Soloabschnitte drängender (acc.-rit.) gestalten können, z.B. hätte das bei der Es-Dur Oktavstelle gut gepasst - und darüber hätte sich kein Dirigent beschwert. Solche solistischen "Ausbrüche" gehören bei spätromantischen "Brechern" durchaus zu Sache, sind also kein Zirkusgetue (!) - ärger wäre das Problem von einem schleppenden Puls in einem Konzert, das weniger Freiräume bietet und quasi strenger ist (z.B. Beethoven Es-Dur)
Normalerweise werden Tempi etc. vom Solisten mit dem Dirigenten vorher abgesprochen, man nähert sich dann einem Kompromiss an, mit dem beide zufrieden sind (nur selten kommt es vor, dass Dirigent und Solist völlig unterschiedlich a la hi moderato da presto volando drauf sind)
Wie Rheinkultur schon angedeutet hat: solche Erfahrungen muss man machen - ich ergänze noch, dass man es besser erwischt hat in spätromant. Brechern, wenn der Dirigent zu ruhigen Tempi neigt ;-):-D

aber nochmals: eine dicke fette herzliche Gratulation!!!
 
ansonsten hätte es nur die alternative Entscheidungsmöglichkeit gegeben, angesichts der begrenzten Vorbereitungsmöglichkeiten ganz auf das Projekt zu verzichten. Und das wäre wirklich SEHR, SEHR, SEHR schade gewesen, denn gute Solisten wachsen gerade angesichts solcher Praxiserfahrungen, zu denen auch die Bewährung auf schwierigem, mitunter unwegsamem Terrain gehört. Unter diesen Bedingungen haben Solistin, Orchester und Dirigent ihre anspruchsvolle Aufgabe gut bewältigt und das Publikum dürfte sehr zufrieden gewesen sein.

Klar, nur durch Aufführungspraxis "wächst" man an den Stücken. Auch das Orchester, das sind ja sehr junge Leute, die enthusiastisch dabei sind. Es ist etwas anderes, als Orchester mit Solo-Instrument aufzuführen.
Ich wollte das nicht schlechtreden, um Himmels Willen!
LG Antje
 
Hi Stilblüte,

wirklich super gespielt! Gefällt mir sehr gut ;-).

Liebe Grüße
Stephan
 

Dennoch bin ich mit dem Ergebnis zufrieden, denn ich finde, es ist auf jeden Fall schöne Musik herausgekommen.
Nein, Stilblüte... damals habe ich das nicht kommentiert, tue es aber jetzt.
"Schöne Musik" ist ein extrem hoher Qualitätsanspruch. Und diese Aufnahme ist es ganz sicher nicht...

'Völlig verhunzt' würde es eher treffen - und zwar vor allem wegen des grottig schlechten Orchesters.
Verlangt bitte nicht von mir, dass ich mir diese Aufnahme länger als ein paar Sekunden anhöre.

In Sachen b-Moll Konzert wird es sowieso sehr schwierig... denn da gibt es bereits die beste Aufnahme der Welt (van Cliburn/Kondrashin), die es zu übertreffen gilt, wollte man denn etwas mit diesem Konzert (einem der größten Meisterwerke der Klassik) machen...

- My two cents -
 
Ich will ganz sicher nicht "eines der größten Meisterwerke der Klassik machen". Das Orchester ist nunmal wie es ist und auch der Dirigent, da kann ich wenig ändern. Ich bin glücklich um jede halbwegs anständige Möglichkeit mit Orchester zu spielen, die meisten haben nämlich gar keine ;-)

Am 1. Advent spiele ich das Konzert wieder unter anderen (ich denke besseren) Bedingungen, vielleicht entsteht ja dann eine etwas schönere Aufnahme.
 
Ich will ganz sicher nicht "eines der größten Meisterwerke der Klassik machen". Das Orchester ist nunmal wie es ist und auch der Dirigent, da kann ich wenig ändern. Ich bin glücklich um jede halbwegs anständige Möglichkeit mit Orchester zu spielen, die meisten haben nämlich gar keine ;-)
Das ist mir schon alles klar.
Am 1. Advent spiele ich das Konzert wieder unter anderen (ich denke besseren) Bedingungen, vielleicht entsteht ja dann eine etwas schönere Aufnahme.
Das wünsche ich Dir. Nur: achte ein kleinwenig auf Deine verbale Ausdrucksweise ("schöne Musik") ;-)
 
Versteh ich jetzt nüsch...isch achte nie auf meine ausdruxweise
 

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