Tonleitern und Gleichmaessigkeit

Wo und wie wurden bzw. werden die ausgebildet?
Überall in China und auf der ganzen Welt und in allen erdenklichen Methoden.
Das Problem heute ist der ungeheure Anpassungs- und Erfolgsdruck durch das Stufensystem (Grades) und die ahnungslosen und erfolgsgeilen Eltern. Diese haben sehe oft keinerlei Interesse daran, dass IHR KIND gut und musikalisch Klavierspielen lernt, sondern daran dass mit der nächsten bestandenen Stufenprüfung renommiert werden kann.
Auch gute Lehrer, die eigentlich technisch, wie musikalisch kompetent unterrichten könnten, müssen einfach nur dafür sorgen, dass die nächste Stufen-Prüfung so schnell als irgendmöglich durchgezogen wird, sonst wird der "unfähige" Lehrer gewechselt.
Der Druck auf die Lehrer ist erheblich, auch wirtschaftlich, da oft nach 'Erfolg' bezahlt wird.
 
Überall in China und auf der ganzen Welt und in allen erdenklichen Methoden.
Das Problem heute ist der ungeheure Anpassungs- und Erfolgsdruck durch das Stufensystem (Grades) und die ahnungslosen und erfolgsgeilen Eltern. Diese haben sehe oft keinerlei Interesse daran, dass IHR KIND gut und musikalisch Klavierspielen lernt, sondern daran dass mit der nächsten bestandenen Stufenprüfung renommiert werden kann.
Auch gute Lehrer, die eigentlich technisch, wie musikalisch kompetent unterrichten könnten, müssen einfach nur dafür sorgen, dass die nächste Stufen-Prüfung so schnell als irgendmöglich durchgezogen wird, sonst wird der "unfähige" Lehrer gewechselt.
Der Druck auf die Lehrer ist erheblich, auch wirtschaftlich, da oft nach 'Erfolg' bezahlt wird.
So hat das eigentlich nur wenig oder gar nichts mit Musik zu tun, es ließen sich viele Tätigkeiten, vor allem sportliche, finden, wo man diese starren Prinzipien genauso bzw. noch besser messbar anwenden kann.
Wann hat man denn die Prüfungen in China bestanden? Bei null Fehlern bei einer vorgegebenen Metronomzahl? Und dem zufälligen Liegenlassen des entsprechenden Geldbetrages?
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie ist denn das mit der Stufen-Prüfung zustande gekommen? Gab es die schon immer?
Ich könnte mir vorsrtellen, dass das kulturell über Jahrtausende gewachsen ist und auch mit der konfuzianischen Grundhaltung (die Ritus und Tradition betont) zu tun hat. Das Stufensystem ist allerdings britischer Herkunft ... das kann nicht viel älter sein als 250 Jahre.

Ich bin mir dabei zwar nicht ganz sicher, aber ich glaube, dasss man in China sehr lange Zeit die "Qualität" eines Künstlers daran bemessen hat, wie exakt er die "alten Meister" kopieren konnte. Natürlich kann man auch Künstler danach ranken, wie nahe sie in ihrer Arbeit an alte Meister herankommen.
Zudem war die chinesische Gesellschaft über Jahrhunderte hinweg streng hierarchisch gegliedert, und die öffentliche Ordnung bestand eben auch in der Einhaltung dieser Hierarchien.
Etwas in ein Ranking einzuordnen, bedeutet, ihm seinen Platz in der Weltordnung zuzuweisen und dadurch Ordnung herzustellen und zu beschützen.
Europäer ticken da spätestens seit der Aufklärung etwas anders.

Dass sich dabei in Asien auch eine Muskkultur entwickelt hat, die sehr viel Wert auf Technik und Rankings legt, ist eigentlich nicht sonderlich seltsam.
Dinge wie den musikalischen Ausdruck kann man eben auch sehr schwer mittels eines Kriterienkatalogs einordnen.
Wenn man etwas objektiv messbares haben will, an dem man ein Ranking orientieren kann, dann bleibt eben nur die mechanische Ausführung, die Sauberkeit (Fehlerfreiheit) des Vortrages, die Körperhaltung am Klavier, die Gleichmäßigkeit in Lautstärke und Tempo.
Kerzengerade Haltung und nur 2 falsche Töne bei gleichmäßiger Ausführung im passenden Tempo geben dann einfach mehr Punkte, als ein wunderschöner Vortrag mit persönlicher Note bei krummem Rücken und 4 falschen Tönen im gleichen Stück.

In China ist es scheinbar eher das Quantifizierbare ... und damit eigentlich das, was Europäer nur ungern mit "Musik" in Verbindung bringen. Aber auch wir haben einen Quantisierungsfetisch ... wir leben das nur auf anderem Gebiet aus.
 
Man kann mit Sicherheit behaupten, dass die Fähigkeiten im Blattspiel, schnellem Erlernen neuer Werke und in der Fähigkeit zu 'Produzieren' in allen diesen Ländern und auch im Deutschland des 19. Jahrhunderts (Berichte über das Niveau der "höheren Töchter") im Vergleich zu heute in Deutschland eher höher waren. Gerade das Niveau der Hausmusik in Deutschland muss mal sehr hoch gewesen sein.
Heute gibt es eben wesentlich zugänglichere Möglichkeiten des Zeitvertreibs als Hausmusik.
 
Meines Wissens sind die „Stufenprüfungen“ (z.B. von ABRSM) eine Erfindung des British Empire, um eine Vergleichbarkeit auch in den entferntesten Winkeln des Kolonialreiches zu haben. (Was durchaus von Interesse war, wenn Kolonialbeamte samt ihren Familien in andere Länder/Landesteile beordert werden.) Ähnliches begegnet den Klavierlehrern durchaus auch heutzutage, daß Expats (also Familien ohne allzu „festen Wohnsitz“) wünschen, daß ihre Kinder nach einem übergreifenden verbindlichen Lehrplan (mit den entsprechenden Prüfungen) unterrichtet werden. Die Individualität wird dadurch eingeschränkt, allerdings kann man sich auf gewisse Mindest-Standards verlassen (was ja auch nicht immer selbstverständlich ist).

Die ABRSM-Anforderungen zielen jedenfalls auf ein umfassenderes Musikverständnis ab, als das Schmalspurschaulaufen von „Jugend musiziert“. Die „Teaching Notes“ von ABRSM oder dem Trinity College, London sind in jedem Falle eine Lektüre wert.

NB: ABRSM hat vor Jahren in Zusammenarbeit mit Peters versucht, auch in Deutschland Fuß zu fassen. Das Projekt ist offensichtlich nach kurzer im Sande verlaufen
 
...vielleicht ist auch gerade die Art Ausbildung in Asien der Grund dafür, dass deren Musik es kaum schaft ihre eigenen Landesgrenzen zu verlassen.
Wenn ich euch also richtig verstanden habe, dann lernen die angehenden Musiker nicht das Musizieren und die zugrundeliegende Kunst, sondern nur das Spielen eines Instruments, wenn auch auf einem unfassbar hohem Niveau.
 
Meine KL meinte am ersten Tag, als ich mit meiner Tonleiter angeben wollte, dass ich viel zu leise spiele, weil meine Finger zu schwach sind, um den Arm zu stuetzen.
Diese Bemerkung hat mich irgendwie getriggert. Ich neige auch dazu, leise zu spielen weil ich Klaviere ganz allgemein eher "zu laut" finde ... aber ich habe mich eben dabei ertappt, dass ich gezielt versucht habe, "laut" zu spielen. Das scheitert zumindest bei mir nicht an den Fingern, sondern an den Ohren ... die Finger haben die nötige Kraft ... meine Ohren finden den Klang aber enfach nicht wirklich schön, wenn ich z.B. das C-Dur Präludium in die Klaviatur hämmere.

Ich bin mir aber darüber im klaren, dass mein "fff" eben nicht die Schmerzgrenze knackt und ich daher für die restlichen Dynamikstufen weniger Platz habe.
Ich werde nun gezielt lauter spielen (durchaus auch mit Kraft), und für diesen Impuls danke ich diesem Forum.
Es geht nicht an, dass ich jedes mal einen Schock kriege (boah, was'n krach), wenn ich mal an einem Flügel sitze und mich schon vor dem ersten Ton der Träumerei oder des ersten Satzes der Mondscheinsonate am liebsten verstecken würde.
Wenn ich dann so leise zu spielen versuche, dass einzelne Töne nicht mehr kommen, dann läuft doch definitiv was falsch ... denke ich jedenfalls.
 
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Das kenne ich auch. Wurde auch schon gefragt, ob ich überhaupt laut spielen kann...
 
Ich neige auch dazu, leise zu spielen weil ich Klaviere ganz allgemein eher "zu laut" finde ... aber ich habe mich eben dabei ertappt, dass ich gezielt versucht habe, "laut" zu spielen.
Es ist sehr schwer im pianissimo aggressiv häßlich zu spielen. Für Anfänger ist es umgekehrt sehr schwer einen schönen großen Klang zu erzielen.
Schwieriges Thema; schriftlich nicht zu vermitteln!
 

Es ist sehr schwer im pianissimo aggressiv häßlich zu spielen.
Um aggressiv hässlich gings mir dabei auch nicht.

Ich habe lediglich gemerkt, das ich "richtig laut" eigentlich nur mit der inneren Haltung "jetzt mach ich's kaputt" hinbekomme ... und das ist mMn der komplett falsche Ansatz.
Das muss doch auch ohne Aggression gehen ... naja ... wieder eine Übeaufgabe für die nächste Zeit.
Die Einsicht ist immerhin schon da.

Ich muss mir zunächst die Angst vor der Lautstärke nehmen, die sich in den letzten Jahren aufgebaut hat, seit ich ein regelbares Übeinstrument habe ... bis vor einigen Jahren (Üben mangels Digi nur auf echten Klavieren) war das noch kein Problem. Das hängt bei mir also definitiv mit der Möglichkeit zusammen, die Lautstärke einfach runter zu drehen.
 
Das Problem mit dem laut Spielen habe ich auch, das ist mir besonders krass beim Mitschnitt des Schülervorspiels aufgefallen, dass ich selbst wenn ich f oder ff zu spielen denke, das in einem größeren Raum eher wie mp rüberkommt. Meine Kinder hauen dagegen völlig unverdrossen und begeistert in die Tasten. :blöd:
 
Du kommst doch ursprünglich von der Konzertgitarre richtig? Das dürfte deine Vorliebe für leisere Klänge erklären.
Ja, irgendwie scheine ich da immer noch nur so an den Tasten herumzuzupfen... :-Dob Czerny und Tonleitern da auch helfen? :denken: zumindest ist da vielleicht die Versuchung geringer, sie unbedingt leise interpretieren zu wollen...
 
Meine KL meinte am ersten Tag, als ich mit meiner Tonleiter angeben wollte, dass ich viel zu leise spiele, weil meine Finger zu schwach sind, um den Arm zu stuetzen.
Ja, wenn ich irgendwelchen 6-jährigen Wunder- bzw. zumindest sehr begabten Kinder und/oder über 90-jährigen Konzertpianisten zuhöre, bin ich doch immer wieder bass erstaunt, welch Hulk-Herkulischen Schraubstock-Kräfte ihren kleinen Patschefingerchen, bzw. arthritischen Klauen innewohnen.
Wie sonst könnten sie derart dynamisch von pp bis ff das Piano bearbeiten...?
:005:

Zur Erlangung einer kräftigen Fingermuskulatur zur Ausübung einer tadellosen Armstütztechnik empfiehlt der internatioanl renommierte Klavierpädagoge Bruce Lee im Übrigen diese kleine Übung, wie er sie im Rahmen einer Meisterklasse in Vollendung demonstriert:

:005::005:
 
Zuletzt bearbeitet:
irgendwelchen 6-jährigen Wunder- bzw. zumindest sehr begabten Kinder und/oder über 90-jährigen Konzertpianisten zuhöre, bin ich doch immer wieder bass erstaunt, welch Hulk-Herkulischen Schraubstock-Kräfte ihren kleinen Patschefingerchen, bzw. arthritischen Klauen innewohnen.
Das ist nur zum kleinsten Teil Kraft das ist eine optimale Durchlässigkeit und ideale Energieübertragung.
 
Wurde nicht hier irgendwo schon einmal vehement betont, dass Finger keine Muskeln haben?
 

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