Ein Akkord wie #g-#c-e-#a weist nicht voraus auf #c-#e-#g.
Jetzt bleibe du bitte auch genau, wenn du schon so auf Genauigkeit pochst! Das oben Zitierte habe ich nämlich nie geschrieben. Ich schrieb, dass
1) das Gis-Dur, welches im letzten Takt des Mittelteils auf den obigen Akkord
folgt, auf Cis- bzw. Des-Dur vorausweist - dass also der Gis-Akkord des letzten Taktes m.E. sich von den vorherigen unterscheidet, und
2) das #a des obengenannten Akkords möglicherweise auf Cis-Dur vorausweisen könnte, aber in Spannung/Widerspruch mit dem e steht. War aber eher ne Schnapsidee.
Ich kann mir vorstellen, dass Du während der letzten Takte des cis-Moll Teils schon die Rückleitung nach Des-Dur quasi voraushörst, voraus erwartest.
Der Gedanke kam mir eben auch. Ist das denn in der Analyse der Harmonik unzulässig? Zumal dem cis-Moll-Teil ja schon ein Des-Dur-Teil vorausging, und genau diese Spannung noch unaufgelöst ist?
Ich weiß nicht, wie kurz das Gedächtnis von "man als Hörer" ist, aber mein Ohr weiß am Ende des grollenden Mittelteils noch sehr genau, dass ihm ein lyrischer Teil vorausging, und sehnt ihn sich zurück. Ist das nicht sogar Chopins Absicht, diese Spannung?
Ist das quasi-Voraushören, und entsprechende Umdeuten der Harmonik also ein Fehler?
Spiel mal folgende Akkorde oft hintereinander:
es-b-es-ges-c --- b-b-d-f-b
wie wirkt das?
Ich habe kein Klavier zur Hand, spiele es also im Kopf. Das wirkt (auf mich!) unaufgelöst, es will weiter, es nimmt dem B-Dur die Ruhe, die Grundtönigkeit - insbesondere das Zusammenspiel von ges und c im ersten Akkord. Wenn das c ein b wäre, könnte es noch als Plagalschluss s-T stehenbleiben - obwohl die Mollsubdominante selbst hier etwas unruhiges, unaufgelöstes bewirkt. Aber so wie es dort steht, wirkt es weiterdringend, wie ein Halbschluss, der sich auflösen will - hier in es (moll oder Dur, je nachdem) - jedenfalls nicht wie eine Wendung, die in sich ruhen kann.
und nun:
es-b-es-ges-c --- es-b-es-g-b
wie wirkt das?
Nicht besonders. Etwas klauselhaft - ich weiß nicht.
Die Analogie zum Prel. 15 (Mittelteil, letzter Takt, erster Akkord) wäre übrigens b-es-ges-c, ohne das untere es.
Aber worauf willst du hinaus? Etwa dass (es-)b-es-ges-c nicht auf es-b-es-g-b vorausweist? Das tut es auch nicht, schrieb ich ja auch nirgends - womit wir wieder beim Anfang dieses Beitrags wären.
Ciao,
Mark