Tonart und Tonleiter Unterschied

  • Ersteller des Themas aichi337
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Ich versuche es auch einmal mit einfachen Worten:

Vor uns liegt ein ganz einfaches Anfängerstück, komponiert in der Tonart C-Dur. Da es ganz simpel konstruiert ist, kommen hier nur Töne der dazugehörigen Tonart C-Dur vor. Man nennt diese Töne "leitereigen". Dieses Haus enthält tatsächlich nur ein Zimmer, wahrscheinlich auch ohne jeden Schnickschnack. Eventuell befindet sich eine Leiter in diesem Zimmer, deren Stufen man ab und zu Sprosse für Sprosse hinaus- und wieder herunter klettert, unbedingt notwendig ist diese Kletterei allerdings nicht.

Für fortgeschrittenere Musiker kann eine solche Komposition schnell langweilig werden, weshalb gern leiterfremde Töne eingebaut werden. Sehr häufig sind Stücke nach dem Prinzip Tonika, Subdominante, Dominante aufgebaut, wodurch das Haus (nennen wir das Haus "C-Dur) gleich komplizierter wird, mehrere weitere Zimmer erhält sowie ganz oft zusätzliches Zierwerk. Das Stück steht immer noch in der vom Komponisten anfangs gewählten Tonart, in unserem Fall C-Dur, aber im Laufe des Stückes wechselt er vom C-Dur-Zimmer (Salon) ins F-Dur-Zimmer (z.B. ein Kinderzimmer) und wahrscheinlich auch rüber zum G-Dur-Raum (das zweite Kinderzimmer). In aller Regel geht es schließlich wieder zurück in den Salon. Vielleicht schaut er unterwegs auch auf einem kurzen Sprung in der a-moll-Küche vorbei. Auf seinem Rundweg kann es passieren, dass er ein paar Stufen überwinden muss, um von Raum zu Raum zu gelangen. Dabei bietet es sich auch an, ein paar Töne zu nutzen, die nicht mehr zum alten, aber vielleicht zum neuen Zimmer passen oder auch in ein ganz anderes. Das sind dann die leiterfremden Töne. Zusätzliche Abweichungen kommen vor, wenn er kurz vor einer hübsch verzierten Vase verharrt oder sich das Gemälde im Flur betrachtet.
Ach ja, ganz vergessen: im G-Dur-Raum befindet sich dann natürlich eine G-Dur-Leiter, die ebenso wie die F-Dur-Leiter im F-Dur-Zimmer nicht Sprosse für Sprosse benutzt werden muss. In den jeweiligen Zimmern gelten die Merkmale der Tonart, nach der sie benannt werden, und trotzdem steht das Stück selbst immer noch in C-Dur

Mir hat zum Verständnis der Tonarten anfangs der Quintenzirkel geholfen, den du z.B. hier finden kannst:


Vorab das hier:

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Zuletzt bearbeitet:
Also ich muss zugeben: Mir wird beim Lesen der diversen Erklärungsversuche schwindelig, und ich kenne immerhin den Unterschied.
Scheint gar nicht so einfach zu sein, das mit einfachen Worten zu erklären.
Versuche doch mal bitte, Tonart und Tonleiter als zwei unterschiedliche, voneinander unabhängige Konzepte zu betrachten. Das sind sie nämlich. Du versuchst ja auch nicht, einen Bilderrahmen und die Farbe gelb auf einen Nenner zu bringen.
Das ist für mich der bisher beste Hinweis.
 
"...
Die denkbare alternative Definition über die Festlegung von Grundton und Art der verwendeten Tonleiter wäre problematisch, weil den drei verschiedenen Formen der Molltonleiter (natürlich, melodisch, harmonisch) nicht drei, sondern nur eine Molltonart entspricht. Das Tongeschlecht ist also entscheidender als die Struktur der Leiter.
...
Tonarten haben keine scharfen Begrenzungen. Man könnte also nicht exakt sagen, welche Töne zu einer Tonart gehören und welche nicht. Es ist der harmonische und besonders der melodische Zusammenhang, welcher den Ausschlag gibt. Dies gilt besonders dann, wenn keine Festlegung durch eine Notenschrift vorliegt und man nach dem Gehör entscheiden muss.

Obwohl sich Tonarten durch den Gebrauch ihrer Tonleitern deutlich hervorheben, tauchen in jedem anspruchsvolleren Stück auch gehäuft Töne außerhalb der Tonleitern auf, ohne dass man bereits von einem Tonartwechsel sprechen würde.
..."

Umgekehrt finde ich es immer unpassend, bei einem Stück in C-Dur unter einer II-V-I-Verbindung jeweils 'D Dorisch', 'G Mixolydisch' und 'C Dur' als Skalenmaterial unter die Noten zu pinnen.

Grüße
Häretiker
 
Also.

Zunächst mal gibt es das Phänomen des Grundtons.
Der Grundton ist derjenige Ton eines Stücks oder einer Passage eines Stücks, bei dem das Ohr empfindet, dass, dort angekommen, keine Spannung mehr herrscht, kein "Weitermach-Drang". Der Ruhepunkt.

Dies ist wichtig, erstmal lernen wahrzunehmen. Einfache Melodien hören und spielen und dabei klar wahrnehmen: Wohin "gravitiert" diese Melodie, was ist ihr Grundton? Hört sie am Ende auf diesem Grundton auf oder auf einem anderen?

Der Grundton ist aber natürlich nichts ohne andere Töne, die mit ihm zusammen die Tonart bilden. Je nachdem in welchem Intervallverhältnis die anderen Töne zum Grundton stehen, ergeben sich typische oder auch andere Tonarten:

Die Tonart C-Dur ist dadurch definiert, dass wir C als Grundton wahrnehmen und die anderen Töne (wenn wir Grundton C als untersten Ton annehmen, daher auch der Name Grundton) in folgendem Intervallverhältnis zum C stehen:
Große Sekunde (D), große Terz (E), Quarte (F), Quinte (G), große Sexte (A), große Septime (H).
Immer wenn die anderen Töne in genau diesem Verhältnis zum Grundton stehen, handelt es sich um eine Durtonart. Eine Molltonart hingegen beispielsweise ist konstituiert durch die Intervalle große Sekunde, kleine Terz, Quarte, Quinte, kleine Sexte, kleine Septime.

Natürlich kommen in realen Stücken auch andere Töne vor (also in einem Stück in C-Dur auch mal ein Fis, Cis oder B usw.). Aber auch in so einem Fall nimmt das Ohr wahr, welches die "eigentlichen" Töne der Tonart sind und welche nur chromatische Zwischen- oder Ausweichtöne.
Und man muss wissen, dass die Tonart innerhalb eines Stückes wechseln kann - man also streckenweise einen anderen Grundton hört und im Zusammenhang damit meist auch einen anderen damit verknüpften Tonvorrat (Ausnahme von Letzterem wäre z.B., wenn die Tonart von einer Durtonart zu ihrer parallelen Molltonart wechselt, z.B. von C-Dur zu a-moll.)

Wie wichtig der Grundton ist (dass es also nicht reicht, einfach einen Tonvorrat zu definieren), sieht man an den Kirchentonarten - gleicher Tonvorrat, aber je nachdem, welcher Ton davon Grundton ist, völlig verschiedener Sound und Charakter.
 
Was soll die Ergänzung mit Link, die an meinem Post angehängt wurde???
 
Das ist nicht mangelnde Medienkompetenz, sondern der wenig kompetente Versuch, einen Spam-Link unterzubringen. Ein klarer Fall für die Mods.
 
Da kann ich Dir nur halb zustimmen.
Ja, die Tonart kann das Haus sein, vor Allem, wenn im Stück nicht moduliert wird.
Aber die Tonleiter ist kein Zimmer, die Tonleiter sind die Steine , die die Tonart zusammenhalten.
Beispiel:
Habe ich C-dur als Tonart und spiele dazu Tonleitern mit dem Tonvorrat von Cis-dur, wird es nicht klingen, weil Cis-dur der falsche Baustoff von der Tonart C-dur ist.
Die Tonleiter hängt - wie ja schon anderweitig beschrieben wurde - mit der Tonart zusammen.
Deshalb sind die Leitern die Ziegelsteine, oder ein noch schöneres Bild:
Die Tonart ist mit all ihren möglichen Harmonien das Fachwerk des Hauses und die Tonleitern sind der Lehm dazwischen.
 

Ihr solltet allesamt mal ein Jahr auf den Bau, damit diese komischen Verbildlichungen ein Ende finden. ;-)
Schon lustig, wie versucht wird, eine Tonleiter anders zu verbildlichen, als sie es schon ist.
 
Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich. Und nicht alles, was schief ist, ist ein Bild.
 
Schon lustig, wie versucht wird, eine Tonleiter anders zu verbildlichen, als sie es schon ist.
Eine Tonleiter ist in erster Linie ein bestimmtes Tonmaterial. Der bildliche Begriff „Leiter“ verweist auf die Anordnung der Stufen bzw. der Sprossen der vielen verschiedenen Tonleitern, um die Struktur des Tonvorrats darzustellen (Sprossen, die enger zusammenliegen bzw. weiter voneinander entfernt sind). Wäre eine Tonleiter immer nur als Leiter eingesetzt, dann hätten wir nur langweiliges Auf- und Abwärtsklettern auf den Tonleitern. Den Begriff „Leiter“ sollte man deshalb nicht allzu wörtlich nehmen. Er bezeichnet ein theoretisches Konstrukt, das als starre Leiter in der Praxis nicht so oft vorkommt, wie es die zitierte Aussage suggeriert.
 

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