es sei denn, die Veranstaltungsreihe ist selbst ein gesellschaftliches Event
...und das angesprochene Publikum kommt nicht unbedingt wegen der dargebotenen Musik: "Sehen und gesehen werden". Wenn die größte am Ort befindliche Firma als Veranstalter fungiert, wäre dieses Szenario denkbar.
oder Veranstalter und Künstler können auf einen verläßlichen Freundes- und Bekanntenkreis zurückgreifen.
Wenn eine lokale Kulturvereinigung für die Veranstaltung verantwortlich zeichnet, stehen oftmals Publikum und die Akteure auf dem Podium miteinander in persönlicher Beziehung. Sonst wäre vermutlich der Saal komplett leer.
Auch wir haben schon die Erfahrung machen müssen, daß bestimmte Programme (wie z.B. Wagners Wesendonck-Lieder) einfach nicht greifen wollen, selbst wenn sie auf hohem Niveau dargeboten werden. Da helfen dann auch keine Plakate, nicht einmal der Kontakt zum örtlichen Richard-Wagner-Verband.
So ist es leider, dass das angesprochene Fachpublikum zahlenmäßig zu klein ist und durch die Vielzahl entsprechender Angebote schlicht und ergreifend übersättigt. Und es kommt noch schlimmer - vielfach glänzen die Verbandsfunktionäre selbst durch Abwesenheit, solange zu den Interpreten kein persönlicher Kontakt besteht. Was solche Erkenntnisse für den zu erwartenden Publikumszuspruch bedeuten, kann sich leider jeder selbst ausrechnen.
Mit Mondschein-Sonate, Pathétique und Appassionata bekommt man indes jeden Raum voll.
Jein. Wenn der Solist eher unbekannt ist, eventuell als Nachwuchskandidat frisch von der Hochschule kommt, müsste er zunächst auch auf einen großen Freundes- und Bekanntenkreis zurückgreifen können, um die Sitzreihen voll zu bekommen. Selbst wenn er Lang Lang pianistisch überlegen wäre, würde ihm das nicht weiterhelfen.
Oder ist anders herum das Publikum einfach nicht offen für was anderes?
"Das Publikum" gibt es leider nicht. Allenfalls gibt es eine Art "Mainstream", der mit bekannten Namen eher zu interessieren ist als mit unbekannten. Und "offen" sein setzt Interesse voraus, Interesse macht Mühe, weil man sich mit Sachen beschäftigen muss, um diese verstehen zu können. Große Teile der Bevölkerung haben dieses Interesse nicht, leiden aber auch nicht besonders unter diesem Defizit. Deshalb erfolgt die von
@koelnklavier sachlich festgestellte Abstimmung mit den Füßen: Die meisten gehen eben nicht hin.
LG von Rheinkultur