Tipps nicht Nichtlehrer

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Das wäre so, als wenn man das Motorradfahren erlernen wollte und das mit einem Dreirad probiert, weil da ja auch unten Räder dran sind.

:-D :lol:

Treffender kann man nicht verdeutlichen, dass man die Finger von dieser Plastikdose (und ähnlichen) lassen sollte, wenn man Klavier spielen lernen möchte. Das Ding ist allenfalls dafür geeignet, mal einen Fingersatz zu überprüfen.
 
@keinlehrer Da hast du dir eine Herausforderung gesucht... Einfach so die Elise klimpern wird nicht weit führen, andererseits hast du damit den ersten Anknüpfungspunkt. Mach da weiter, aber schau, daß du irgendwie ordentliche Unterrichtsmaterialien einfließen lassen kannst - als "Vorbereitung auf die schwierigeren Teile der Elise", oder als Übung, um sie dann "noch schöner" zu spielen. Such am besten aus der Fülle der Klavierschulen verschiedenerlei heraus, spiel ihm die kleinen Übungen vor, und laß ihn aussuchen, was ihm am besten paßt. Und immer wieder an der Elise rummachen. Dann wirst du so allmählich sehen, ob du ihn in eine "professionelle" Richtung bewegen kannst oder nicht.
 
Vielen Dank, Rheinkultur, für Deine ausführlichen Kommentare.

"Das Fehlen einer Anschlagsdynamik"... das wäre mir neu. Es ist schon eine Weile her, dass ich auf dem Instrument spielte... ich habe es gekauft, weil es leicht ist und ich es unterm Arm in den Hörsaal tragen kann, wenn ich Musikpsychologie unterrichte. Da kann ich schnell mal was vorführen. Aber ich glaube schon, dass das Teil Anschlagsdynamik hat. Also zart gespielt = leise, feste drauf gehauen = laut.

Hasenbein hatte hier nicht gepostet, aber ein Thread war zitiert worden, in dem er ausführlich zu Wort kam.

Ja, klar, das Keyboard als Übergangslösung, so hatte ich mir das gedacht. Aber ich will ja nicht dem Jungen etwas überstülpen, was nicht zu ihm passt. Alles, was ich bisher weiß, ist, dass er einmal in der Woche, nach der Kirche, wenn er in die Nähe eines Klaviers kommt, wild darauf ist, darauf herumzuklimpern. Wenn ich da nun gleich mit Leihinstrumenten komme etc., die ja auch ihren Platz in der vermutlich viel zu kleinen Wohnung dieser nicht besonders reichen Familie finden müssten, kann er erst mal ein paar Monate auf diesem Instrument spielen, das man nach Gebrauch hinter den Kleiderschrank stellen kann. Wenn er dann dran bleibt, fällt es leichter, den Eltern nahezulegen, zumindest mal den Platz für ein richtiges Instrument zur Verfügung zu stellen.

Ich glaube, ich fange erst mal an mit

Spiel mit fünf Noten, Lieder und Stücke für den Ersten Anfang, Edition Schott 5285

weil ich hatte und auch so angefangen habe. Trotzdem muss man natürlich schauen, ob man noch Sachen findet, die er kennt und daher gerne spielen will. ... Und eine Sache leuchtet mir ein: audiomotorische Koordination (hab ich aus dem anderen Thread, von Hasenbein). Ich sing ihm vor, er spielt das nach.

Heute habe ich das Instrument zur Familie gebracht... und jetzt bin ich erst mal eine Woche weg. Nächste Woche kommt es dann vielleicht zu Unterricht.

Vielen Dank Euch allen für Eure Kommentare.
Liebe Grüße an alle
Christian
 
Treffender kann man nicht verdeutlichen, dass man die Finger von dieser Plastikdose (und ähnlichen) lassen sollte, wenn man Klavier spielen lernen möchte. Das Ding ist allenfalls dafür geeignet, mal einen Fingersatz zu überprüfen.
Meinem satirisch angehauchtem Vergleich zum Trotz bin ich trotzdem der Auffassung, dass selbst ein billiges Keyboard mit Plastiksounds ausnahmsweise besser sein kann als überhaupt nichts anzubieten:
  • Es ist überzeugend ausgeführt worden, dass ein ernsthaftes Erlernen des klassischen Klavierspiels relativ kurzfristig angegangen werden soll, nämlich binnen weniger Wochen
  • Einfaches Ausprobieren von Tonfolgen und Zusammenklängen, um die Faszination am Experimentieren mit Tönen und Klängen zu erhalten - das funktioniert über kurze Zeiträume durchaus
  • Selbst spätere Berufsmusiker sind mit einfachen "Musikspielzeugen" in Berührung gekommen, ohne sich damit jegliche Perspektive für ein ernsthaftes Musizieren dauerhaft zu verbauen. Aus eigener Erfahrung in der Vor-Keyboard-Ära erinnere ich mich an erste Gehversuche auf irgendwelchen einmanualigen Kofferorgeln und einfachen Heimorgelmodellen mit simplen Begleitautomatiken - nein, mein Leben und das anderer wurde dadurch NICHT zerstört...
  • Beim Fadenersteller sind die vielen Denkanstösse, wie man auch mit wenig Geld durchaus einen Einstieg ins Musizieren realisieren kann, ja offensichtlich angekommen
  • Der Ersteller des Fadens kann zum derzeitigen Zeitpunkt lediglich das erwachte Interesse des "Schülers" erhalten und behutsam kanalisieren - das scheint ihm offensichtlich gelungen zu sein
Da kann @keinlehrer ohne große Gewissensbisse eine Woche in den wohlverdienten Urlaub aufbrechen und seinen Schützling mal ein wenig an den Tasten herumprobieren lassen, ohne dass dieser bereits Tage später zwangsläufig wieder komplett die Lust verliert. Die Wahrscheinlichkeit für ein solches Szenario wäre höher gewesen, wenn man ihm klar gemacht hätte, dass Keyboards absolut nichts taugen und er lieber gar kein Instrument anrühren möge. Denn für den richtigen Zweck taugen Keyboards sehr wohl etwas und haben selbstverständlich in dieser Eigenschaft ihre Daseinsberechtigung. Alle beteiligten Personen wissen ja jetzt, dass es ja nicht um den dauerhaften Status als Klavierersatz geht.

In diesem Sinne schönen Urlaub und später ein frohes Schaffen!

LG von Rheinkultur
 
:-D :lol:

Treffender kann man nicht verdeutlichen, dass man die Finger von dieser Plastikdose (und ähnlichen) lassen sollte, wenn man Klavier spielen lernen möchte.
Der zitierte Vergleich, man könne Motorradfahren nicht auf einem Dreirad erlernen, stammt allerdings aus meinem Beitrag #20 und nicht von @Troubadix. Vielleicht fällt ihm auch ein anderer bildhafter Vergleich ein - vielleicht Windsurfen lernen, indem man Mutterns Bügelbrett auf den Wohnzimmerteppich legt und drauf steigt. Dazu die passende Mucke auflegen und gut ist:



LG von Rheinkultur
 
Besten Dank, Rheinkultur, für Deine netten Worte. Nur das Wort "Urlaub" musste ich nachschlagen... ich dachte zuerst an das Laub der Goetheschen Urpflanze... aber dann passte das Genus nicht: *der* Urlaub
 
So, nun war also gestern die erste Stunde. Seit einer Woche hat er das elektrische Klavier und hat wohl auch schon darauf geübt: die Oberstimme von Für Elise im Zweifingersuchsystem. Es kam jedenfalls sicherer als das letzte Mal. Irgendwie hat es ihm das Stück angetan.

Ich bin beeindruckt. Was alles NICHT funktioniert bei einem Anfänger. Ich singe ihm eine einfache Melodie vor, c d e d c, und er braucht zwei Minuten, bis er sie auf dem Klavier hat. Dann singe ich c e g e c, und es vergehen wieder zwei Minuten, mit vielen abstrusen Fehlversuchen, wie c H A G, die so rein gar nichts mit dem Melodieverlauf zu tun haben. Ich wusste nicht (mehr?), wie wenig ein Anfänger kann und weiß. Aber es hat trotzdem Spaß gemacht. Und jetzt hat er ein Notenheft "Spiel mit fünf Tönen" von Emonts und darf bis nächste Woche die erste Hälfte des ersten Stücks üben... es war schon witzig, zuzuhören, was er unter Mitsingen verstand. Wow... war mein eigener Anfang auch so schwer? Ich war 8... ich erinnere mich an nichts mehr.

Euch allen jedenfalls vielen Dank für Eure Ratschläge. Aus purem Egoismus (weil es mir so einen Spaß macht) werde ich mal ein halbes Jahr so weitermachen, dann schaue ich mich mal nach einer Möglichkeit um, ihm "richtigen" Klavierunterricht zukommen zu lassen.

Liebe Grüße
Christian
 
PS: Leider kannte er "And when the Saints" nicht... schade. Das ist ja eine nette und bekannte "Fünffingermelodie". Nun fehlt mir die Idee, welche andere simple Fünffingermelodie bei heutigen Teenagern absolut bekannt sein könnten...
 
Ich bin beeindruckt. Was alles NICHT funktioniert bei einem Anfänger. Ich singe ihm eine einfache Melodie vor, c d e d c, und er braucht zwei Minuten, bis er sie auf dem Klavier hat. Dann singe ich c e g e c, und es vergehen wieder zwei Minuten, mit vielen abstrusen Fehlversuchen, ... es war schon witzig, zuzuhören, was er unter Mitsingen verstand.
...manchmal kann auch da der Hase im Pfeffer liegen, denn wahrlich nicht jeder ist ein Pavarotti ;-):-D
falls du andere Instrumente parat hast (Flöte, Gitarre, irgendwas - nur nicht am Klavier hören lassen) dann mach doch diese kleinen Hör-Tests nicht nur mit vor- und nachsingen
 
Lieber Rolf, nett dass Du auch an diese Möglichkeit denkst, aber bei aller Bescheidenheit, nein, da liegt der Hase nicht im Pfeffer... (wobei Hase im Pfeffer... ich krieg Appetit). Ich habe auch eine Oktave tiefer vorgespielt... dann kann er doch zusehen, was ich mache... aber selbst dann kam es zu abstrusen "Kopierversuchen", der Art [aus C E G E C wird c H A G]. Aber ich sehe seine Begeisterung... irgend etwas wird er auf Dauer schon lernen :-)
 

Ihr seid hier alle viel zu nett, sorry.

Dass Ihr ihm auch noch Tipps gebt...

"keinlehrer", bitte lass den Scheiß und schicke den Jungen zu einem fähigen Klavierlehrer.
Dadurch, dass Du keine Ahnung hast, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass er sich ganz ungünstige Sachen angewöhnt und ganz ungünstige Sichtweisen entwickelt, die ihn dann später in seinem musikalischen und spieltechnischen Fortschritt behindern.

Anfängerunterricht erteilen ist eine hoch anspruchsvolle Aufgabe, eben weil hier ganz entscheidende Fundamente gelegt werden (oder eben leider oft nicht gelegt werden). Als Akademiker solltest Du das ja wohl verstehen können.

LG,
Hasenbein
 
Nichts für ungut, aber auf derart destruktive Mails hör ich nicht. Klar kann ich den Jungen zu einem "fähigen" Klavierlehrer schicken... nur: er wird nicht hingehen. Die Familie hat kein Geld. Und bevor ich irgendwelche Sponsoren organisiere, will ich schon sehen, ob da eine immense Begeisterung auf Null Begabung trifft oder nicht. Wenn Du da jetzt die Katastrophe an die Wand malst, nur weil ein "Nicht-Lehrer" dem Jungen ein paar erste Stunden gibt, dann schlage ich vor: such Dir ein anderes Terrain für Deinen bornierten Protektionismus. (Auch ich kann "nicht nett".)

Nur als Background: Ich bin kein Klavierlehrer. Ich bin Hochschullehrer und habe zumindest einen gewissen didaktischen Background. Ich forsche und lehre unter anderem zur Musikpsychologie und gebe auch gerade in Musiktheorie Anfängerkurse bis zu Seminaren für Fortgeschrittenen. Ein paar Fundamente in Musiktheorie kann ich schon legen, denke ich, und dabei dem Jungen zumindest Notenlesen und eine gewisse erste audiomotorische Kopplung beibringen. Wenn jetzt für diesen Jungen aus einer mittellosen Familie, die ihm keinen Klavierunterricht bezahlen kann, die Welt untergeht, weil der, der ihm kostenlos die ersten Klavierstunden gibt, kein Studium in Musikpädagogik vorweisen kann... na dann warte ich mal ab, bis Gott eine neuere, bessere Welt erschafft, in der jeder, der auch nur die geringsten Ambitionen in Richtung auf ein Klavier zeigt, den allerbesten Klavierunterricht von ausgebildeten Musikpädagogen und das für umsonst bekommt... Oscar Peterson erhielt seinen Klavierunterricht von seiner Schwester Daisy, die damals 11 Jahre alt war... sie hatte damals noch nicht Musikpädagogik studiert.

Liebe Grüße
Christian
 
(...:-D thumbs up und keine Hemmungen!! das würzt die Disputation :-D...)
Nur als Background: Ich bin kein Klavierlehrer. Ich bin Hochschullehrer und habe zumindest einen gewissen didaktischen Background. Ich forsche und lehre unter anderem zur Musikpsychologie und gebe auch gerade in Musiktheorie Anfängerkurse bis zu Seminaren für Fortgeschrittenen. Ein paar Fundamente in Musiktheorie kann ich schon legen, denke ich,
(der Knabe wird so bald weder in Psychologie noch in Musiktheorie promovieren, sodass hier ein Anfängerlein bei einem Überqualifizierten aufschlägt...) wie dem auch sei, was sagt denn der Psychologe*) zu dem verblüffenden Phänomen, dass der 12-13jährige Knabe nach nun gut zwei Wochen nicht fähig ist bzw. selber nicht auf die Idee kommt, irgendwie mit paar Fingern eine gehörte Melodie mit mehr als fünf Tonhöhen (blabla Fünftonraum) auf irgendeiner Klimperkiste sich zurecht zu stochern/fingern? ?

aber egal, forschende Hochschullehrer nagen gottlob noch nicht am Hungertuch, sodass die Investition in Kratzerts Handbuch kein unüberwindliches finanzielles Hindernis darstellen wird (ggf verfügt die Biblio der Hochschule über ein Exemplar, dann würde die Investition in ein paar kopierte Blätter genügen) und da hätte man dann Anregungen zuhauf, wie man sinnvollerweise das wenig erbauliche Getue mit "Fünftonräumen" sinnvoll umgeht (zumal ja forschende Kenntnisse in audiomotorisch-usw vorhanden sind) ;-)
Wenn jetzt für diesen Jungen aus einer mittellosen Familie, die ihm keinen Klavierunterricht bezahlen kann, die Welt untergeht, weil der, der ihm kostenlos die ersten Klavierstunden gibt, kein Studium in Musikpädagogik vorweisen kann... na dann warte ich mal ab, bis Gott eine neuere, bessere Welt erschafft, in der jeder, der auch nur die geringsten Ambitionen in Richtung auf ein Klavier zeigt, den allerbesten Klavierunterricht von ausgebildeten Musikpädagogen und das für umsonst bekommt...
...ist das insistieren auf Sozialpathos und umsonst/kostenlos-Heroismus ein neuer spezieller (musik)psychologischer Trick? ;-);-) Spaß beiseite: dieser Aspekt kommt in deinen Beiträgen doch sehr auffallend oft vor...

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*) speziell der kennt sich aus mit kognitiver Entwicklung etc pp
 
Ergänzen möchte ich, dass ein "gewisser didaktischer Background" und Kenntnisse in Musiktheorie und Musikpsychologie noch lange nicht (!) bedeuten, dass man dadurch Kompetenz besitzt in der speziellen Didaktik und Methodik des Klavierspiels!

Ich male nicht eine "Katastrophe an die Wand", aber ich sehe hier die Gefahr einer Selbstüberschätzung.

Und so ein "seht her, was für ein Gutmensch ich bin, dass ich dem mittellosen Jungen helfe" hat für mich auch, sorry, ein gewisses Geschmäckle.
 
der Verweis auf die Mittellosigkeit der Familie kommt mehrfach vor, weil er anscheinend bei ein paar Forumsteilnehmern nicht angekommen ist. Wenn dort stets geraten wird, an "fähige" Klavierlehrer zu verweisen, dann hätte das Lesen des Eingangsposts eigentlich schon verraten, dass der Tipp an der Sache vorbeigeht. Wer Lesen kann, ist klar im Vorteil.

Habt Ihr was gegen Gutmenschen? Ich hab was gegen Leute, die andere, die Gutes tun, mit einem despektierlichen "so ein Gutmensch" abqualifizieren. Ich bin Gutmensch, und das ist gut so.
 
prima - aber das ist noch keine Antwort auf die Fragen, die ich dir gestellt habe, und es ist auch keine Reaktion auf den Tipp (Kratzert), den ich dir kostenlos*) aber hoffentlich nicht umsonst**) gegeben habe ;-)
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*) ohne dass ich mich darob gleich mehrmals als Gutmensch outen müsste :-D:-D
**) im Sinne von vergebens
 
Meinst Du mit Kratzert wirklich "Technik des Klavierspiels" odr hat der noch mehr geschrieben?
Für einen 12-jährigen Anfänger? Echt jetzt?
 
Meinst Du mit Kratzert wirklich "Technik des Klavierspiels" odr hat der noch mehr geschrieben?
Für einen 12-jährigen Anfänger? Echt jetzt?
guck dort 3.1.3 und danach erst weiter - ähnliches findet sich auch bei P.P. Werner zum Anfangsunterricht
(und bedenke dabei: @keinlehrer ist Akademiker, Hochschullehrer, der weiß, wie man von einer Literatur/Quellenangabe zu weiteren findet)
 

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