Kleines Zweitklavier für Wohnung - Tipps?

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SternimMeer

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24. Mai 2021
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Hallo zusammen,
seit nunmehr 2.5 Jahren spiele ich mit Begeisterung auf meinem Blüthner-Flügel, aber da sich mein Leben auf zwei Wohnsitze verteilt, habe ich nur zeitweise Zugriff auf das große Instrument. Mein zweiter Wohnort ist eine kleinere Wohnung in einem Mehrparteienhaus, in der ich bisher mit einem Clavinova-Digitalpiano musiziere. Das Spielen auf dem Flügel hat die Freude am Digitalpiano etwas verdrängt - Anschlag und Klang sind einfach zu unterschiedlich, um nahtlos zwischen den Instrumenten zu wechseln. Ich spiele deshalb mit dem Gedanken, mir für die Wohnung ein kleines Klavier anzuschaffen, das dem Spiel auf dem Flügel möglichst ähnlich ist. Mein Budget veranschlage ich grob bei 8 TEUR.

Aufgrund der Klang- und Platzverhältnisse habe ich mich bisher auf kleine Gebrauchtklaviere bei Klavierbauern/-geschäften (nördliches Baden-Württemberg) fokussiert, wo viele KAWAI/Yamaha, Sauter, Schimmel und einige Exoten herumstehen. Ich habe den Eindruck, dass ich etwas exotische Vorstellungen von Klang und Anschlag habe, zumindest sind mir die meisten Instrumente zu schrill. Vor allem bei Sauter und Grotrian fällt es mir schwer, mich für den gläsernen, metallischen Klang im Diskant zu begeistern, ich bevorzuge einen warmen, hölzernen Ton. Die Akzeptanz der anderen Bewohner würde ich lieber mit einem Moderator erreichen als mit einem Silent System, da ich lieber einen dumpfen Klang aus dem Instrument höre als einen elektronischen Klang aus Kopfhörern. Ein schönes Pfeiffer 124 hatte ich im Blick, das wurde mir aber weggeschnappt (und ist eigentlich auch zu mächtig).

Bei der Suche ist mir besonders ein Bechstein 12A (114cm) aus den frühen 80er Jahren positiv aufgefallen, welches mit knapp 8 TEUR aber kein Schnäppchen ist. Würden Euch noch Instrumente einfallen, nach denen ich gezielt suchen sollte? Natürlich kommt auch Schimmel in Frage, aber fast immer nervt mich etwas am Klang. Würdet Ihr auch Instrumente >120cm für meinen Bedarf empfehlen?

Danke für Eure Tipps!
SternimMeer
 
In jedem Fall! Und weniger auf Marke als auf Klang und Spielgefühl achten.
Definitiv - ein Rat, den ich selbst oft gebe und auch befolge. Das macht die Auswahl möglicher Instrumente deutlich größer. MIr ist bekannt, dass sich Instrumente nach 20 Jahren eher anhand von Pflege und Alterung entwickeln als nach Markenname. Es könnte aber markenspezifische Schwächen geben, die sich im Alter besonders zeigen.

Hat jemand Erfahrung mit 40 Jahre alten Bechstein 12A Klavieren?
 
Hat jemand Erfahrung mit 40 Jahre alten Bechstein 12A Klavieren?
Kurz vorweg: Das Modell, nach dem du fragst, ist eigentlich ein Bechstein 12. Der Buchstabe bezeichnet nur die Gehäuseausführung, 12A mit Konsole und 12N ohne Konsole.

Ich habe ein 12A, das zufällig genau 40 Jahre alt ist, und bin nach den knapp 1,5 Jahre, die ich es jetzt besitze, weiterhin sehr zufrieden. Es hat noch die originalen Saiten und Hammerköpfe. Als einziges Problem bisher hatte ich anfänglich Schwierigkeiten mit der Auslösung bei sehr festem Anschlag (gibt einen Thread dazu). Das ließ sich am Ende aber durch Regulierung beheben und ich würde es nicht als generelle Schwäche des Modells ansehen. Ansonsten fällt mir noch ein, dass man nicht schon auf sehr leichte Chorunreinheiten empfindlich reagieren sollte. Die stellen sich nach dem Stimmen bei einzelnen Tönen ziemlich schnell ein. Mich stört das nicht, aber ich kann mir vorstellen, dass einem das die Freude am Klang trüben kann.
 
Vielen Dank - das Bechstein 12N war mir auch bereits aufgefallen. Bedeutet das, dass die Instrumente technisch identisch sind und dass ich auf der Suche nach einem kompakten Klavier auch das 12N in Betracht ziehen sollte, weil Mechanik und Klang vergleichbar sein sollten?
Deine Hinweise zu möglichen Schwachpunkten nehme ich gerne auf. Vielleicht sind leichte Chorunreinheiten genau das, was mir bei diesem Instrument gefällt? Es muss ja einen Grund haben, dass mich viele marktgängige Klaviere klanglich nicht vom Hocker reißen.
 
Wenn Dir das Pfeiffer so sehr gefallen hat, ich war beim Kauf von einem 112er Modell dabei - es ist ein Knaller!
Es wird nun als Zweitintrument von einem Profi gespielt und er ist richtig! glücklich damit. Ich finde auch, dass es sehrsehr super ist und das Modell könnte deinen klanglichen Vorlieben entgegenkommen. Gibt auch immer wieder mal welche bei den Kleinanzeigen, ich hatte bislang 3 Pfeifferchen in den Fingern und sie haben mir so gut gefallen, dass es meine erste Wahl bei der Anschaffung eines Kleinklaviers wäre.
 
Wenn Dir das Pfeiffer so sehr gefallen hat, ich war beim Kauf von einem 112er Modell dabei - es ist ein Knaller!
Es wird nun als Zweitintrument von einem Profi gespielt und er ist richtig! glücklich damit. Ich finde auch, dass es sehrsehr super ist und das Modell könnte deinen klanglichen Vorlieben entgegenkommen. Gibt auch immer wieder mal welche bei den Kleinanzeigen, ich hatte bislang 3 Pfeifferchen in den Fingern und sie haben mir so gut gefallen, dass es meine erste Wahl bei der Anschaffung eines Kleinklaviers wäre.
Danke - ich habe mit großer Vorfreude zwei weitere gebrauchte Pfeiffer ausprobiert und war vom Spielverhalten leider enttäuscht - die Mechanik war jeweils viel zu schwergängig für meine Erwartungen. Laut Klavierbauer (der bei Pfeiffer gelernt hat) kann man daran zwar noch etwas machen, aber so leichtgängig wie die des Bechstein 12A wird sie auf keinen Fall. Das bestätigt mir, dass Markennamen bei gebrauchten Instrumenten nicht viel bedeuten und dass man jedes Instrument selbst unvoreingenommen anspielen muss.
 
Vielen Dank - das Bechstein 12N war mir auch bereits aufgefallen. Bedeutet das, dass die Instrumente technisch identisch sind und dass ich auf der Suche nach einem kompakten Klavier auch das 12N in Betracht ziehen sollte, weil Mechanik und Klang vergleichbar sein sollten?
Meines Wissens sind 12A und 12N technisch identisch.
Auf dem Gussrahmen steht immer nur die Zahl, der Buchstabe kennzeichnet die Gehäusebauart:
"N" : ohne Konsole, "A" : mit Konsolen, etc.
In einem "12N" steht auf dem Gussrahmen also nur "12"
Bei meinem steht die 12 nicht im Gussrahmen. Das wurde wohl erst später eingeführt.
 
Wenn die Gehäuseform gefällt und das Klavier nicht schwarz sein muß, warum nicht mal ein Wochenende in Hamburg verbringen?
In Deinem Budget liegt es jedenfalls und ein Moderator ist wohl auch schon eingebaut.
Zum Klang von V's in dieser Gehäuseform kann ich allerdings nichts sagen.


Ansonsten wäre im nördlichen BW Thilo Wünsch auch nicht so weit. https://klavierladen.de/produkt/steingraeber-soehne-116-ca-1983-silent-kopie Dort steht auch noch das genannte Bechstein und ein kleineres, älteres Steingraeber mit Konsole. Beide aber bißchen über Deinem Budget.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dieser Empfehlung möchte ich mich gerne anschließen. Und der höhere Preis rührt daher, dass er auch mehr an den Instrumenten macht als der Durchschnitt seiner Kollegen.
Vielen Dank für die Empfehlung. Wir hatten ein sehr angenehmes und aufschlussreiches Telefonat, das mir bei meiner Entscheidung deutlich weitergeholfen hat. Unter anderem hat Thilo Wünsch mir geraten, beim Kauf gebrauchter Klaviere dieser Altersklasse nicht unbedingt weiter entfernte Instrumente in Betracht zu ziehen, damit später auch eine ortsansässige Betreuung stattfinden kann. Das leuchtet ein! Auch für eine genaue Prüfung der von mir ins Auge gefassten Klaviere habe ich gute Hinweise bekommen. Die bei ihm stehenden Exemplare kommen nun erstmal nicht in die engere Auswahl, aber der Tipp war für mich trotzdem wertvoll.

Heute Nachmittag spiele ich nochmal auf dem 12A, das bei mir in der Nähe angeboten wird. Morgen auf weiteren Instrumenten. Vielleicht habe ich Samstagabend schon einen Entschluss.
 

Vielen Dank für die guten Tipps, hier ein Update für die Runde:

Meiner Frau gefiel der Klang des Bechstein 12A überhaupt nicht, so schön das Instrument sich auch spielen lässt. Wir haben deshalb am Wochenende eine kleine Auswahlreise unternommen und alles angespielt, was greifbar war.

Mehrere Klaviere kamen in die engere Auswahl und nach vielen Vergleichen wird es nun ein Seiler 116 (eigentlich ist es ein 114er auf Rollen) von 1996, das die anderen Instrumente hinsichtlich Klang, Spielweise und Zustand noch um eine Nuance übertroffen hat. Morgen wird es geliefert und ich kann hoffentlich bald eine Aufnahme bereitstellen. Entgegen der Prämissen ist es nicht schwarz, aber Spielweise ist wichtiger als Optik.
 

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Ui, ja bitte unbedingt was einstellen! Ich finde das Holz auch schön! Glückwunsch!😁
 
Vielen Dank für die guten Tipps, hier ein Update für die Runde:

Meiner Frau gefiel der Klang des Bechstein 12A überhaupt nicht, so schön das Instrument sich auch spielen lässt. Wir haben deshalb am Wochenende eine kleine Auswahlreise unternommen und alles angespielt, was greifbar war.

Mehrere Klaviere kamen in die engere Auswahl und nach vielen Vergleichen wird es nun ein Seiler 116 (eigentlich ist es ein 114er auf Rollen) von 1996, das die anderen Instrumente hinsichtlich Klang, Spielweise und Zustand noch um eine Nuance übertroffen hat. Morgen wird es geliefert und ich kann hoffentlich bald eine Aufnahme bereitstellen. Entgegen der Prämissen ist es nicht schwarz, aber Spielweise ist wichtiger als Optik.

Das gleiche hatte ich bis vor Kurzem in Schweizer Birnbaum - ich dachte kurz schon, du hast da gerade meins. Sehr brilliant und präzise und erstaunlich kräftig klingt es. Ein wenig leichtgängiger könnte die Rennermechanik sein und im Pianissimo braucht man viel KOntrolle, ohne Zweifel aber ein gutes Instrument.
 
Das gleiche hatte ich bis vor Kurzem in Schweizer Birnbaum - ich dachte kurz schon, du hast da gerade meins. Sehr brilliant und präzise und erstaunlich kräftig klingt es. Ein wenig leichtgängiger könnte die Rennermechanik sein und im Pianissimo braucht man viel KOntrolle, ohne Zweifel aber ein gutes Instrument.
Mir haben beiweitem nicht alle Schimmel, Sauter und Seiler gefallen, die ich angespielt habe, aber jeweils eines davon war in der engeren Auswahl. Da ich selbst leichtgängige Mechaniken mag, wurden quasi alle Pfeiffer aussortiert. Meine Vorstellungen scheinen sehr individuell zu sein. Bezüglich dem Klang stimme ich Dir ebenfalls zu, der ist wunderbar.
 
@SternimMeer , erstaunlich, ich kenne nur Pfeiffer, die sich absolut flüssig spielen. "Nicht zu schwer und nicht zu leicht!", wie Loriot sagen würde.
Klugscheißermodus: Entweder "Bezüglich Klang" oder besser "bezüglich des Klangs", noch schöner "hinsichtlich des Klanges".
;-)
 
Klugscheißermodus: Entweder "Bezüglich Klang" oder besser "bezüglich des Klangs", noch schöner "hinsichtlich des Klanges".

Hm. Lass mich bitte fragen: (1) Warum nicht "bezüglich Klangs"? Verliert die Präposition bei Wegfalls des definiten Artikels ihre Genitivrektion? Und wenn ja, warum? (2) Wo ist der ästhetische Mehrwert gegenüber "hinsichtlich"? Es hat doch dasselbe Manko wie "bezüglich", nämlich den hohen morphologischen Aufwand für einen Ausdruck, der lediglich eine grammatische Bedeutung (nämlich die Einführung eines weiteren Themas) hat?
Die Fragen sind, bittschön, keineswegs als Bosheit gemeint. Ich bin daran interessiert, wie solche sprachlichen Intuitionen bzw. Urteile über Sprache zustandekommen.
 
(1) Warum nicht "bezüglich Klangs"? Verliert die Präposition bei Wegfalls des definiten Artikels ihre Genitivrektion? Und wenn ja, warum? ... Ich bin daran interessiert, wie solche sprachlichen Intuitionen bzw. Urteile über Sprache zustandekommen.
Antwort zu (1) aus meiner einfältigen Sicht:
"Bezüglich Klangs" klingt komisch, ungwohnt -> falsch. Also: Ja. Warum? Umgangssprache/Sprachentwicklung.
Ich finde ja "bezüglich des Klanges" am richtigsten. :-)

Über (2) könnte ich stundenlang nachdenken.
"Mit Sicht auf*" oder "In Bezug auf" scheint mir mit gleicher Bedeutung immer austauschbar zu sein, obwohl der Ursprung ganz andere Bedeutungen hat?

*) gibt es auch ein "hinblicklich und wie schaffen es Ausländer, Deutsch zu lernen?
 

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