Tastatur für schmalere Hände

K

koelnklavier

Dabei seit
26. März 2007
Beiträge
2.609
Reaktionen
1.456
Eher zufällig bin ich auf folgenden Youtube-Link gestoßen:
Und hier noch die weiterführende Homepage
Es geht um Tastaturen mit einer geringeren Tastenbreite. Durchaus ein diskutierenswertes Thema. Schon Clara Schumann beklagte sich während ihrer Wien-Reise, daß die Tasten der Wiener Instrumente breiter seien als sie es gewohnt war und daß Oktavgriffe ihr erhebliche schwierigkeiten machten. (Robert Schumann schickte ihr dann als "Aufmunterung" die "Kreisleriana". :D) Es war - glaube ich - Josef Hofmann, der nur auf seinem eigenen Instrument spielte, das schmalere Tasten hatte. Und auch Shurea Cherkassky überlegte sich, ob er wegen seiner kleinen Hände (er konnte mit Mühe eine Oktav greifen) sich ein Instrument mit schmalerer Tastatur anfertigen lassen sollte.

Für "Wunderkinder" könnte es eine Möglichkeit sein, sich ein umfassenderes Repertoire anzueignen, ohne die Hände überzustrapazieren.
 
Was ich ja an Klavieren gut finde:
Egal wo man ist, egal welches Klavier man spielt: Die Klaviatur ist IMMER gleich.
Wenn man jetzt daherkommt und irgendwelche Extrawünsche von Kleinfingrigen erfüllt, finde ich das nicht gut.
 
Da muss ich Martin2 zustimmen: Gerade das ist ja das praktische bei der klavierspielenden Gemeinschaft - man ist nicht auf sein eigenes Instrument angewiesen, kann quasi jedes Tasteninstrument spielen, ob Klavier, Flügel, E-Piano oder Keyboard (falls letzteres keine kleineren Tasten besitzt).

Selbst als konzertierender Pianist (bin keiner, damit's keine Missverständnisse gibt :D) würde ich eine Sonderanfertigung als hinderlich empfinden, da ich mich zwangsläufig an eine Tastenbreite gewöhnen müsste. Ich stell mir das da im Video übrigens als ziemlich eng vor, die normale Klaviatur halte ich für optimal, um z.B. zwischen den schwarzen Tasten zu greifen.

Das mit den "Wunderkindern"... entweder sie können sich wirklich ein Repertoire anhand der Tasten und nicht unbedingt anhand der Abstände aneignen und später problemlos umlernen... (wobei das Umlernen wohl eher mit einer Menge Arbeit verbunden ist) oder sie hängen ewig an der über Jahre hinweg antrainierten kleinen Tastenbreite fest und haben lange Zeit über Probleme, an einem normalen Instrument zu spielen. Na ich weiß ja nicht...
 
Und selbst "Wunderkinder" die werden ja auch mal groß und solange können sie das spielen, was sie mit ihren Händen fassen können. Und das sollte doch repertoiremäßig voll ausreichen.
 
Wenn es wirklich um "Wunderkinder" geht, die schon in frühen Jahren verhältnismäßig anspruchsvolles Repertoire lernen, möchte diese das vermutlich auch in späteren Jahren noch spielen können. Also heißt es bei all den am kleinen Klavier gelernten Stücken: umlernen.

Aber viel gravierender ist ja, dass sich der Spieler selbst auf diese Abstände einstellt, eventuell eine Oktave blind greifen möchte und auf normal großen Tasten nur eine Septime erreicht. Das umzulernen (vor allem wenn es sich über Jahre hingezogen hat mit den kleineren Tasten) wird eher das Hauptproblem.
 
Ob Wunderkinder oder nicht, zu kleine Hände zum Klavierspielen haben wohl kaum irgendwelche Menschen. Wer große Hände hat, beklagt sich über die engen Stellen bei Mozart, wer kleine Hände hat, ärgert sich über Rachmaninoff & Co. Und Klaviere sind einfach zu groß, um sie mal eben zum Konzert mitzunehmen, mit Spezialklaviaturen ist man also extrem unflexibel.

Orgelklaviaturen sind etwas schmaler, ob sich das aber wirklich bemerkbar macht, ist fraglich.
 
Aber viel gravierender ist ja, dass sich der Spieler selbst auf diese Abstände einstellt... Das umzulernen (vor allem wenn es sich über Jahre hingezogen hat mit den kleineren Tasten) wird eher das Hauptproblem.

Haben nicht die Kinder mit den Achtelgeigen und Viertelcelli das gleiche Problem? Ich kenne jedenfalls keinen Kurzen, der mit einem ausgewachsenen
Instrument angefangen hätte, aber irgendwann sind sie alle bei der normalen Größe angekommen.
 
Es ist wirklich sehr traurig, diese Konversation mitzulesen.
Das Klavier wurde anhand von Männerhänden entworfen. Natürlich passt es damit nicht allen. Und es ist schön, dass alle versuchen sich an diese sexistischen Standards anzupassen, aber dennoch nicht notwendig. Meine Güte, seid doch mal ein bisschen offen. Manche haben kleinere Hände. Ende.
Aber schön, dass jemand den Beitrag erstellt hat! :)
 
Rachmaninoff had big hands...
 
Tja, so ist das eben. Ein paar fallen immer 'runter.

Aus einer Flügeltastatur Sexismus zu konstruieren ist eine reife Leistung.

Und wenn die zu klein sind, klappen dicke Akkorde eben nicht so gut. Ende.

CW
 

Es ist wirklich sehr traurig, diese Konversation mitzulesen.
Das Klavier wurde anhand von Männerhänden entworfen. Natürlich passt es damit nicht allen. Und es ist schön, dass alle versuchen sich an diese sexistischen Standards anzupassen, aber dennoch nicht notwendig. Meine Güte, seid doch mal ein bisschen offen. Manche haben kleinere Hände. Ende.
Aber schön, dass jemand den Beitrag erstellt hat! :)
Nicht alle versuchen sich diesen sexistischen Standards anzupassen. Dieser unbeugsame Mann (!) beispielsweise nicht:

Er schrieb viele Artikel über das richtige Klavierspiel und beschäftigte sich mit der Optimierung der Mechanik von Klavieren, u. a. ließ er sich von Steinway & Sons ein Klavier mit schmaleren Tasten für seine kleinen Hände bauen. Daneben war er interessiert an allgemeinen technischen Dingen und meldete über 70 Patente an, darunter etwa den ersten Scheibenwischer, pneumatische Stoßdämpfer, mit denen er von 1905 bis 1928 auch kommerziell erfolgreich war, einen auf Rohöl basierenden Heizkessel, ein sich gemäß dem Sonnenstand drehendes Haus, eine Gasdruckfeder für Autos und Flugzeuge, diverse Erfindungen zur Schallaufzeichnung (z. B. U.S.-Patentnummer 1614984), sowie Verbesserungen der Mechanik von Klavieren (U.S.-Patentnummer 2263088), die unter anderem von der Steinway Company verwendet wurden.[5]

( Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Józef_Hofmann )
 
Jetzt weiß ich endlich, daß mein KKL ein besonders fieser Sexist ist!:angst:
In seiner Folterkammer steht ein Blüthner6 (C bis h1 49,6 cm) und ein weiteres Instrument (C bis h1 46,5 cm),
also pro Oktave 1 cm Differenz.
Am Blüthner sind die Untertasten natürlich weiß und die Obertasten schwarz, an dem anderen Instrument jedoch die Untertasten schwarz und die Obertasten weiß!:konfus:

Alle Schüler (bis auf mich und einen anderen) und alle w/d-Schülerinnen müssen auf dem Instrument mit den breiten Tasten spielen!:-(:teufel::cry2:
Mich quält er besonders, sogar während einer Unterrichtsstunde muss (darf) ich das Instrument wechseln!:angst::cry2:
Da muss ich im Kopf immer einen Schalter umlegen.:schweigen::-)
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein Digi kann man ja mitbringen, aber ausgerechnet bei denen sitzt die Mechanik üblicherweise unter den Tasten und benötigt Platz, obwohl ja gerade bei elektronischen Instrumenten eigentlich die Tastenform gar nicht vorgegeben wäre und man die auch mit Janko und anderem anbieten könnte.

Der Kompromissvorschlag von Steinbuhler ist übrigens, die Standard-Klaviatur leicht auf 15/16 zu schrumpfen (also 2 Oktaven so breit wie 15 Standardtasten), was kaum Anpassungsschwierigkeiten erzeugt und für Frauen und Kinder 7/8 (eine Oktave so breit wie eine Standard-Septime) als Option anzubieten.

Zum Glück bin ich jetzt auf die Gitarre umgestiegen. Dort kann ich Hals-Länge, -Breite, -Dicke und ebenso den Abstand, Höhe und Spannung (Stärke) der draufgezogenen Saiten frei nach Geschmack auswählen bzw. einstellen. Sehr viel angenehmer als der Klavier-Einheitsbrei.
 
Tja, so ist das eben. Ein paar fallen immer 'runter.


Aus einer Flügeltastatur Sexismus zu konstruieren ist eine reife Leistung.


Und wenn die zu klein sind, klappen dicke Akkorde eben nicht so gut. Ende.

CW

Sagt dir der Begriff "Barrierefreiheit" etwas? Wir leben in einer Gesellschaft, die selbst Behinderten ermöglichen will, an den Aktivitäten der gesunden Menschen teilzunehmen. Dass man dann kleinhändige Menschen (was eine gesunde Variation der menschlichen Anatomie ist) derart diskriminiert ist aus meiner Sicht unvertretbar.

Und ja, eine Klaviatur an Männerhände anzupassen IST blanker Sexismus. Inwiefern handelt es sich dabei nicht um Diskriminierung von Frauen?

Meine Vermutung ist, dass du keine kleinen Hände hast. Dann würdest du verstehen, wie es sich anfühlt zu unrecht diskriminiert zu werden...
 
Wir leben in einer Gesellschaft, die selbst Behinderten ermöglichen will, an den Aktivitäten der gesunden Menschen teilzunehmen.
Ja, ja. Und das ist ja auch gut so. Allerdings wird man da Grenzen akzeptieren müssen.

Und ja, eine Klaviatur an Männerhände anzupassen IST blanker Sexismus
Klaviaturen sind keineswegs an Männerhände angepasst. Welcher böse chauvinistische Klavierbauer sollte denn das verursacht haben? Haben die aktuellen Weltklassepianistinnen demnach für ihr Geschlecht überbreite Hände - Mutationsbreitflossen? Ich muss unbedingt einmal Frau Wang die Hand schütteln. Das will ich sehen - vielleicht hat die Pranken wie Rübezahl.

Zu den hunderttausend Dingen, wegen derer Frauen von uns Männern bis jetzt erfolgreich diskriminiert wurden, kommen jetzt noch die für ein erstklassiges Klavierspiel zu kleinen weiblichen Hände hinzu. Schlimm, schlimm.

Eigentlich kann dieses Problem nur noch die Gleichstellungs- und Genderbeauftragte dieses Forums lösen: @Nora.

CW
 
Klaviaturen sind keineswegs an Männerhände angepasst.
Sie sind selbstverständlich an eine ideale Handform*) und -größe angepaßt. Und die Selektionsmechanismen sieben natürlich automatisch die mit der günstigsten Anatomie heraus. Weshalb auch das Interesse, daran etwas zu ändern, äußerst gering ist - denn wer will sich im harten Wettbewerb noch zusätzliche Konkurrenz schaffen?

*) Es gibt zum Beispiel Menschen mit runderen (die geschlossene auf den Tisch gelegte Hand beschreibt ein V) und eher "eckigeren" Händen (eher der Form eines U angenähert). Letztere Form mit fünf fast gleichlangen Fingern entspricht der Klaviatur einfach besser und führt deshalb auch zu besseren Ergebnissen und damit zu einem Selektionsvorteil.
 
Wir leben in einer Gesellschaft, die selbst Behinderten ermöglichen will, an den Aktivitäten der gesunden Menschen teilzunehmen.
Ich plädiere auch für Barrierefreiheit beim Hürdenlauf und Hochsprung. Des weiteren fühle ich mich diskriminiert, wenn Mathematiker den Bereich der Grundrechenarten verlassen - von deren Formeln verstehe ich dann nichts mehr. Weitere Beispiele gefällig? Daß Yuja Wang Liszt‘s h-moll-Sonate schneller und mit weniger falschen Tönen spielt als ich, ist ebenfalls ein Affront sondersgleichen - und, und, und ...

Man/frau kann auch alles übertreiben

Meint
cb
 

Zurück
Top Bottom