"Bleiben als Kadenzen nur die folgenden Funktionsfolgen (F-Lydisch):
Imaj7 II Imaj7
.FΔ7..G..FΔ7
Imaj7 VII-7 Imaj7
.FΔ7...E-7...FΔ7
Was man ebenfalls häufig hört ist ein stehender Grundton, über dem sich die
Funktionen in Lydisch verschieben: z.B. F und G/F im Wechsel." (S.170)
"Es muss also euer Ziel sein, einen Modus nicht nur melodisch, sondern auch
harmonisch als eigenständige Farbe wahrzunehmen. Die Gefahr dabei ist, dass
unser Ohr - den Weg des geringsten Widerstands gehend - schnell dazu neigt,
in die jeweilige parallele ionische oder äolische Tonart umzuschalten. Wir spüren
ein tonales Zentrum grundsätzlich zuerst da, wo unsere Hörgewohnheiten liegen -
und die kommen nun mal aus dem traditionellen Dur/Moll-System.
[...]
Vergleichen wir beispielsweise die Tonika- und Kadenzfunktionen in C-Dorisch
und B♭-Ionisch. [...] Was in B♭-Ionisch Tonikafunktion war, hat in C-Dorsch
Kadenzwirkung - und umgekehrt. Das beweist, wie wichtig es ist, eingefahrene
Hörgewohnheiten aufzubrechen." (S.171)
Beim Arbeiten mit Modalitäten ist die Etablierung eines tonalen Zentrums wichtig.
G-Ionisch und C-Lydisch haben etwa dasselbe Tonmaterial, ihre Anordnung
verursacht aber ein anderes tonales Zentrum (im ersten Fall G, im zweiten C),
welches das Ohr als Bezugspunkt wahrnimmt.