Tonleiter aufwärts vs abwärts: Intervalle

  • Ersteller des Themas Bernhard Hiller
  • Erstellungsdatum

Bernhard Hiller

Bernhard Hiller

Dabei seit
28. Aug. 2013
Beiträge
1.975
Reaktionen
2.638
Die Frage ist etwas abseits dessen, was man auf einem Klavier spielen kann: denn da muß man die Tonhöhe so hinnehmen, wie sie der Klavierstimmer eingestellt hat, und kann sie nicht beliebig während des Spiels variieren.
Ein Streicher hat die Möglichkeit, beliebige Tonhöhen zu spielen, er kann beliebig greifen. "Daneben greifen" könnte man sagen wollen, aber wenn man sich die Vielzahl der Modelle anschaut, die für die Unterbringung von 12 Halbtönen je Oktave ersonnen wurden, könnte man auch sagen: "stets genau greifen".

Wenn ich die C-Dur-Tonleiter auf dem Cello aufwärts und gleich wieder abwärts spiele, fällt mir auf, daß ich das h aufwärts geringfügig höher spiele als abwärts (wenn ich das c' mit dem Mittelfinger greife, verbleibt der Zeigefinger auf dem h; aber ich schiebe ihn ein klein wenig zur tieferen Note hin, wenn ich hinunterspiele).

Zu dieser Varaition der Tonhöhe in Abhängigkeit der Richtung fehlt mir der theoretische Hintergrund. Gibt es da was? Oder habe ich nur ein etwas ungewöhnliches Empfinden für korrekte Intervalle?

Gewiss, bei Moll-Tonleitern gibt es das Phänomen, daß aufwärts andere Töne verwndet werden als abwärts - in a-moll plötzlich fis und gis statt f und g auftauchen können. Aber das sind andere Töne, nicht die gleichen Töne "etwas daneben" gespielt.

Könnt ihr mir da mal auf die Sprünge helfen?
 
Die Theorie dazu weiß ich nicht aber ich kann mich daran erinnern, dass ich auf der Geige abwärts und aufwärts zum Teil auch unterschiedlich intoniert habe (wenn ich mich richtig erinnere vor Allem die Terzen).
 
Ich könnte vermuten (ich weiß aber absolut nichts dazu), dass das mit der Leittonwirkung zu tun hat. Wenn du in C-Dur das h aufwärts spielst, dann ist es der Leitton, der zwingend zum c drängt. Wenn du abwärts spielst und vom c weg willst, dann versuchst du vielleicht unbewusst die Leittonwirkung des h ein wenig abzumildern, indem du das h ein kleines bisschen erniedrigst und ihm dadurch die Strebekraft nach oben ein wenig nimmst. (Bei den erwähnten kompletten Tonveränderungen in der Molltonleiter ist es ja ganz ähnlich). Aber wie gesagt: Es ist nur eine Vermutung, da drauf lasse ich mich nicht festnageln. :-D
 
Sehr plausible Erklärung, Don Bos, vielleicht könnte Bernhard da mal einen Berufscellisten fragen ?
 
, dass das mit der Leittonwirkung zu tun hat. Wenn du in C-Dur das h aufwärts spielst, dann ist es der Leitton, der zwingend zum c drängt.

Ja, das ist so, obwohl diese Schärfung von der Theorie nicht gefordert wird.
Übrigens auch auf dem Klavier! Man spielt - mehr oder weniger bewusst - nach oben leitende Dissonanzen im Akkordgefüge (vor allem in der Oberstimme) etwas intensiver und bis zu einem gewissen Grad kann höhere Intensität eine minimal höhere Intonation ersetzen!
 

Zurück
Top Bottom