Die Frage, auf welche Kammertonfrequenz mein Instrument gestimmt wird, ist doch keine des "Rechthabens". Sondern viel mehr eine des Ausprobierens. Manche Leute mögen das für sich ausschließen, anderen gefällt es, mit verschiedenen Stimmhöhen zu experimentieren.
Was das Transponieren betrifft, berücksichtigt diese Möglichkeit ja nur eine Frequenzverschiebung um jeweils einen Halbton. Bei einer Herab- oder Heraufstimmung des Instrumentes geht es aber oft um viel weniger, 5-10 Hz. Das ist so gering, dass man es wirklich nur im unmittelbaren Vergleich hört. Ich würde behaupten, dass die Stimmung 440 vs. 437 Hz ein ungeübtes, unbegabtes Ohr nicht absolut hört. Sprich: ein Stück, das auf zwei Instrumenten verschiedener Frequenzlage gespielt wird, wird ohne die Instrumente im Vergleich hören zu können, nicht der entsprechenden Stimmung richtig zugeordnet werden können. Irgendwann/irgendwo vor ein paar Jahren hatte ein Forumsteilnehmer mal so eine Art Hörtest hier verlinkt, da ging es um die Fähigkeit, Klänge unterschiedlicher Frequenz zu unterscheiden. Wer weiß wie viele dabei überhaupt bis zur 1 Hz Marke hinreichen würden. Wobei hier wohlbemerkt das relative Hören angesprochen ist, was die Sache erheblich vereinfacht.
Naja, die Frage ist nun, wenn man es eh nicht hört, warum dann überhaupt Aufhebens über die Stimmlage machen? Die Frage muss wahrscheinlich jeder für sich beantworten. Ob es nun um ein Mitschwingen der Hirnhäute geht (was auch ich sehr vehement ausschließen würde :D) oder um das Wiedererleben embryonaler Schwingungen im Uterus (auch das würde ich ausschließen) ist mir persönlich wurscht. Mir ist wichtig: was höre ich? und gefällt es mir? Das ist nichts anderes als beim Finden des richtigen Klanges durch Intonation. Mein inneres Hören hat hiervon eine sehr konkrete Vorstellung und kann mit sehr hoher Exaktheit sagen, wann der Klang erreicht ist.
Desweiteren: wenn ich die Möglichkeit habe, dann frage ich nach Konzerten immer auf welcher Frequenz der Kammerton lag. Und für die paar Gelegenheiten, die sich mir für eine Nachfrage ergaben, war es doch eine erstaunliche Vielfalt.
Interessant ist auch die historische Entwicklung der Kammertonhöhe. Vor allem die verhältnismäßig späte definitorische Festlegung. Sicher pragmatischen Zwecken geschuldet, nicht unbedingt musikalischen, meiner Meinung nach.
LG, Sesam