Stimmen mit Gerät oder den Öhren?

Tia

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Hej!
Mich würde es intressieren ob in Deutschland, Österreich auch die meisten Stimmer auf das Stimmgerät übergegangen sind.
Wohne in Schweden und hier sind´s nur die Ausländer und Blinden die kein Stimmgerät benutzen.
Viele Grüsse von Frau Langstrumpf
 
Also meiner stimmt allemal noch mit seinen "Öhren", wenn auch nicht mit Nadelöhren, falls das die Geheimwaffe schwedischer Klavierstimer sein sollte.
Und, soweit mich meine Öhren nicht im Stich lassen, kann ich sagen, daß die seinen perfekt funktionieren. Wenn er wiederkommt, schau ich mal, wie spitz sie sind - vielleicht hast Du mich gerade einem großen Geheimnis auf die Spur gebracht. ;)
 
Hallo Franke!
Ist ja schön dass Du einen Ohrenstimmer hast :-) Wenn ein Klavier durch ein Nadelöhr passt ist es Zeit für ein Neues oder wie war das nochmal???
 
Bisher hatte ich 2 Stimmer und beide mit den Ohren :)
 
Wenn ein Klavier durch ein Nadelöhr passt ist es Zeit für ein Neues oder wie war das nochmal???

Das kommt drauf an. Solange es beim Durchschieben noch quietscht, ist es besser, das Klavier noch ein wenig fasten zu lassen. ;)

Ist ja schön dass Du einen Ohrenstimmer hast

Meine Ohren hat er bislang noch nicht gestimmt. Ich werd mich bei ihm beschweren. Vielleicht liest er hier mit und schämt sich schon heimlich unter der Bettdecke. ;)
 
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Die guten Stimmer sind grundsätzlich Ohrenstimmer.

Weil Stimmen nicht bedeutet, alle Saiten einfach so zu stimmen, dass das Stimmgerät eine bestimmte Zahl anzeigt. Sondern man muss bestimmte, nur über die Ohren (!) ermittelbare "Verstimmungen" reinbringen, damit die Stimmung gut klingt. Das ist eine richtige Wissenschaft für sich.

Das Stimmgerät kann man natürlich als Ersatz für Stimmgabeln einsetzen, damit die grundlegende Stimmhöhe ("auf 442 Hz" beispielsweise) stimmt.

Zum Thema einfach mal den Film "Pianomania" gucken.

Vor Jahren hatte ich mal einen Stimmgerätestimmer da.
Das Instrument klang anschließend sehr "sauber", das ja.
Leider war aber der Klang völlig tot, keine Entfaltung, keine Resonanz mehr.
Ich musste einen anderen Stimmer kommen lassen, um mein Instrument wieder zum Leben zu erwecken...
 
Bei uns sind´s gerade die Konzertstimmer die Stimmgeräte verwenden.
Bevor ich da mitmache häng ich lieber meinen Stimschlüssel an den Nagel und werde Putzfrau.
Meine Ansicht ist dass die Schweden besonders technikbegeistert sind.
 
Das Stimmen nach Gehör ist immer noch Teil der Gesellenprüfung. Von daher ist das in Deutschland und Österreich nach wie vor weit verbreitet. Vor einigen Jahren war das Stimmen mit Gerät hier sehr verpönt. Mittlerweile hat sich das geändert, immer mehr Kollegen benutzen ein Gerät. Aber gefühlt würde ich sagen, dass die Mehrheit (noch) kein Gerät benutzt.

Vor Jahren hatte ich mal einen Stimmgerätestimmer da.
Das Instrument klang anschließend sehr "sauber", das ja.
Leider war aber der Klang völlig tot, keine Entfaltung, keine Resonanz mehr.

Genau dieses "sehr sauber" finde ich super. Als ich meine erste Stimmung nach Gerät gemacht hatte, war das das erste, was mir auffiel. Ich war völlig überrascht, denn das klang so ganz anders als das, was ich all die Jahre vorher gemacht hatte. Und irgendwie war ich auch erschrocken. Denn das bedeutet ja auch, das ich all die Jahre genau das nicht so hinbekommen hatte. Es hatte sich allerdings auch nie einer beschwert.

Ich möchte das Gerät mittlerweile nicht mehr missen. Und außerdem ist es eine große Arbeitserleichterung und schont die Ohren: meine und die des Kunden, weil man nicht ständig die Intervalle beim Stimmen checken muss. Denn das macht man am besten erst nach dem Stimmen. Also überprüfen, ob das mit dem Gerät geklappt hat.

Wo es immer wieder Probleme gibt, ist der Bass. Da kann man sich nicht auf das Gerät verlassen, da muss man je nach Instrument mehr korrigieren.
 
Sorry, Tastenscherge, dann bist Du für einen gewissen Kundenkreis sicherlich ein OK-er, solider Stimmer, aber mit dieser Einstellung "gerade dieses 'sehr sauber' finde ich super" wirst Du nie den Zugang zu wirklich hochklassigem Stimmen finden. Mag ja sein, dass das für Dich in Ordnung ist.

Wenn man will, dass ein Klavier nicht nur "sauber" klingt, sondern das Gespielte eine resonanzreiche, farbige Ausstrahlung bekommt, dann muss man nun mal "Unsauberkeiten" hineinbringen.
Der zweite Stimmer, den ich kommen ließ, war einigermaßen konsterniert über die Stimmgerätestimmung und wunderte sich darüber, dass dem Stimmer diese grundlegenden Dinge nicht bekannt waren. (Oder sie waren ihm sehr wohl bekannt, aber es war für ihn zweitrangig, weil er auf diese Weise schnell fertig sein und auch billiger als andere Stimmer sein konnte.)

Ich jedenfalls würde (wie manche andere Pianisten, die ich kenne - erschreckend vielen ist so was ja relativ egal...) Dich bei Deinem gegenwärtigen Vorgehen keinesfalls anrufen.

LG,
Hasenbein
 

Ich frage mich jetzt, warum du zugelassen hast, dass der erste Stimmer mit Gerät stimmt. Du hättest das doch auch gleich unterbinden können. Als Profi lässt man doch normalerweise nur bestimmte Leute (die man sehr genau kennt) an sein Instrument

Warum hast du den dann angerufen?

Meine Instrumente stimmt seit über 25 Jahren nur ein Stimmer (der übrigens auch sagt, dass man ohne Gerät ein schöneres und besseres Ergebnis hinbekommt) mit einer einmaligen Ausnahme und das war der Shigeru Kawai MPA beim Hausbesuch
 
Nein, er war sehr gut :-) und vor allem auch sehr schnell: Er kam ins Wohnzimmer, legte sein Sakko ab und fing sofort an, den Tastenboden zu säubern. Dann kam noch die Mechanik, Stimmung und Intonation. Beim Mittag essen erzählte er noch ein paar interessante Geschichten über Pollini und co. Der Mann stimmt und i(s)st :-) ja jede Woche wo anders: Paris, Madrid, Moskau, Warschau, Mailand und z.Z. ist er in Rom.
Ich würde sagen, er kocht auch nur mit Wasser, aber das macht er verdammt gut und ist ein ganz cooler Japaner. :-) Mein Stimmer macht das aber auch super.
 
Ich frage mich jetzt, warum du zugelassen hast, dass der erste Stimmer mit Gerät stimmt. Du hättest das doch auch gleich unterbinden können. Als Profi lässt man doch normalerweise nur bestimmte Leute (die man sehr genau kennt) an sein Instrument

Warum hast du den dann angerufen?

Ganz einfach: Weil andere Profis mir den empfohlen haben - er mache gute Arbeit für einen geringen Preis.
Man sieht, Profi-Sein bedeutet nicht, eine besonders hohe Sensibilität für Klavierklang und -stimmung zu haben...
 
Hmm, jeder hier weiß ja vom wem ich stimmen lasse. Und da steht auch immer ein Stimmgerät. Ich kann also sagen: Ja, mein Stimmer benutzt ein Stimmgerät. Er überprüft aber auch ständig die Intervalle und bestimmt benutzt er auch die Ohren.
Da ich mit ihm über alles rede nur nicht über´s Stimmen, kann ich nicht sagen, in wie weit das Stimmgerät tatsächlich benutzt wird.

Mein erster Stimmer hat nach Gehör gestimmt und lediglich den Diskant nach Stimmgerät. Dies war einer Bodenschleifmaschine in der Nachbarwohnung geschuldet.

Meine laienhafte Meinung zur Sauberkeit der Stimmung:
Ich glaube, die Spreizung sollte schon sehr sauber und passend sein. Der besondere Charakter einer Stimmung kommt durch die (Un)Reinheit der Intervalle und sogar Chöre zustande. Hier höre ich mit meinen laienhaften Ohren je nach Stimmer unterschiedliche Ergebnisse, die aber nicht schlechter oder besser sind. Das ist dann einfach eine Frage des Geschmackes oder auch der Musikrichtung. Ich kann mir vorstellen, dass TEY oder Barock mit weniger Schwebungen und Jazz oder Romantik mit mehr Schwebungen besser klingt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn man will, dass ein Klavier nicht nur "sauber" klingt, sondern das Gespielte eine resonanzreiche, farbige Ausstrahlung bekommt, dann muss man nun mal "Unsauberkeiten" hineinbringen.

Diese Unsauberkeit ist die Streckung/Spreizung. Die hängt von der Inharmonizität ab. Die wiederum wird von guten (!) Stimmgeräten berücksichtigt und gemessen. Dabei werden bei Oktaven bestimmte Teiltonpärchen in Übereinstimmung gebracht. Z.b. wird der 4. Teilton des tieferen Tons mit dem 2. Teilton des oberen Tons (also der Oktave darüber) in Einklang gebracht. Das machen Gehörstimmer im Prinzip genau so wie die Geräte. Und schon hat man eine Streckung. Als Gehörstimmer macht man das automatisch so und das Gerät sowieso. Es sei denn, es kommt ein Stimmer mit einer Gitarrenstimm-App vorbei.



Ich jedenfalls würde (wie manche andere Pianisten, die ich kenne - erschreckend vielen ist so was ja relativ egal...) Dich bei Deinem gegenwärtigen Vorgehen keinesfalls anrufen.

Wenn du keine sauberen Stimmungen magst, würde ich dir das auch nicht empfehlen.
 
Leider ist schon die Fragestellung etwas zu simpel. Es gibt nicht "DAS" Stimmgerät mit dem man "DIE" Stimmung nach Gehör vergleichen kann.
Dass einfache Stimmgeräte oder chromatische Stimmapps keine ordentliche Klavierstimmung liefern sollte klar sein, da sie die Inharmonizität des jeweiligen physischen Instruments nicht berücksichtigen. Ein sturer Vergleich mit vorgebenen theoretischen Frequenzen liefert nur Mist.
Es sollte aber auch klar sein, dass Stimmung nach Gehör nichts mit dem absoluten Gehör zu tun hat und dass hier nicht nach Gusto geniale "Unsauberkeiten" eingestreut werden. Man kann allerdings schon bei der Stimmung des Chors gezielt Abweichungen herstellen (innerhalb des Tons), die zu einer bestimmten Charakteristik führen, das hat allerdings gar nichts damit zu tun, ob ein Stimmgerät verwendet wird oder nicht. Überhaupt hört der normale Klavierspieler viel eher Chorunreinheiten als Abweichungen in der Temperatur.

Moderne Stimmsoftware arbeitet nach genau denselben physikalischen Prinzipien wie die Gehörstimmung, nur viel genauer. Sie kennt alle Teilschwingungen einer Saite und man kann ebenfalls individuell festlegen welche Art von Intervallen man in unterschiedlichen Bereichen haben möchte.
Ich bin mir auch sicher, dass es hervorragende Gehörstimmer gibt die mit viel Erfahrung hervorragende Ergebnisse erzielen, die je nach Geschmack als noch besser empfunden werden.
Aber man sollte sich auch nichts vormachen. Sobald der Stimmer aus der Tür ist fängt die Verstimmung an und die hat wahrscheinlich bereits nach ein paar Tagen ein größeres Ausmaß wie der Unterschied zwischen (guter!) Stimmsoftware und Gehörstimmung. Und die Haltbarkeit einer Stimmung hat viel mehr mit dem Gefühl im Arm zu tun als mit der Referenzhöhe des Tons.
 
Man kann allerdings schon bei der Stimmung des Chors gezielt Abweichungen herstellen (innerhalb des Tons), die zu einer bestimmten Charakteristik führen, das hat allerdings gar nichts damit zu tun, ob ein Stimmgerät verwendet wird oder nicht.

Na ja, es gibt ja so Spezialisten, die die Choire auch mit Gerät stimmen. Also alle 3 Saiten nach Gerät stimmen und sich dann wundern, dass das nicht klingt.


Ich bin mir auch sicher, dass es hervorragende Gehörstimmer gibt die mit viel Erfahrung hervorragende Ergebnisse erzielen, die je nach Geschmack als noch besser empfunden werden.

Genau das ist der Punkt: der persönliche Geschmack. Den hat sowohl der Kunde, als auch der Stimmer. Und der ist halt nicht immer kompatibel. Und selbstverständlich gibt es hervorragende Gehörstimmer. Denn die Geräte gibt es ja erst seit ca. 16 Jahren und vorher wurde nur nach Gehör gestimmt. Manchmal hervorragend, manchmal stümperhaft.

Ich hab mir übrigens abgewöhnt, Kunden von der Qualität von Gerätestimmungen überzeugen zu wollen. Sobald auch nur der Hauch von Skepsis vorhanden ist, wird das Ergebnis (egal wie gut das ist) den skeptischen Kunden nie überzeugen. Allerdings werde ich auch nicht müde, Kollegen zu überreden, es zumindest mal mit Gerät zu probieren. Ich war ja bis vor 8 Jahren auch so ein Skeptiker und hab die Nase über die Geräte gerümpft. Bis mir einige Kollegen, von deren erstklassiger Arbeit ich überzeugt war, mir erzählt haben, dass sie jetzt auch mit Gerät stimmen und dass das super sei. Also habe ich es dann mal selber getestet und bin seitdem auch überzeugt. Mittlerweile frage ich mich, wie ich die 18 Jahre vorher ohne Gerät stimmen konnte.
 
Butter bei die Fische: Welche Konzert-Stimmer (also solche, die für renommierte, internationale Pianisten vor dem Auftritt oder der Aufnahme stimmen) kannst Du konkret nennen, die mit Stimmgerät stimmen nach der Art, die Ihr beschreibt?
 

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