Skrjabin Aufnahmen

Es gibt einen hervorragenden Interpreten namens Wolfgang Saschowa,
der die Ersteinspielung aller Etüden vorgenommen hat, und einen
deutschen Schallplattenpreis dafür bekommen hat.
Die historische Aufnahme ist wieder als CD erhältlich.
Auch dieser weilt leider nicht mehr unter uns. Im Netz verfügbar ist das visionäre op. 60 in einer hörenswerten Einspielung:
Promethee.wmv - YouTube

Viel Vergnügen beim Anhören
wünscht Rheinkultur
 
Da sind wirklich kongeniale interpretatorische Lösungen dabei, wo man fast nicht wüsste, wie man es besser machen könnte.

daraus entnehme ich, dass es irgendjemand weiss, oder?

Im Zusammenhang mit Sonate III halte ich Sofronitzkys Einspielung für absolut vorbildlich - unglaublich intensiv und von einer Durchhörbarkeit, die selbst jedes Extrem in eine schlüssige Deutung einzubetten vermag.

Also das ist mir entschieden zu hoch. Kann mir mal jemand das erklären?!:confused:

LG

Jazzpiano
 
Auch sehr schön sind die Einspielungen von Valery Katelsky aus dieser Russian Piano School Serie... oder Feinberg. Die bekommt man aber leider kaum noch...

LG
Patrick
 
Auch sehr schön sind die Einspielungen von Valery Katelsky aus dieser Russian Piano School Serie... oder Feinberg. Die bekommt man aber leider kaum noch...

LG
Patrick
Auf YouTube ist von den beiden noch einiges an Skrjabin-Einspielungen verfügbar. Und wenn wir schon mal bei älteren russischen Interpretationen sind, sind auch Aufnahmen von Sofronitzky (Vers la flamme) und Heinrich Neuhaus (frühe Preludes und Etüden) beispielhaft. Aber ich erinnere mich, dass rolf eine Liste aufgestellt hat, deren Beispiele ausnahmslos von höchster künstlerischer Qualität sind. Dazu wäre anzumerken, dass die mitunter nach heutigem Standard unzulängliche Tonqualität bei historischen Aufnahmen durch ihre tontechnisch bedingte Manipulationsfreiheit aufgewogen wird: Eingriffe in musikalische Abläufe durch Schneiden und Überblenden einzelner Takes gab es im Schellack-Zeitalter nicht - und auch nach der Entwicklung des Tonbands ließen sich Analog-Aufzeichnungen nur in begrenztem Umfang schneiden. So gesehen entstanden auch Studio-Aufnahmen unter Live-Bedingungen - optimieren oder gar mogeln ging aus technischen Gründen nicht; misslungene Einspielungen mussten komplett verworfen und wiederholt werden. Solche Rahmenbedingungen muss der Beurteiler von Tondokumenten natürlich berücksichtigen - vielleicht macht der persönliche Druck auf den Interpreten, im Studio auf Abruf perfekt musizieren zu müssen, auch manche Einspielung so intensiv...?

P.S.: Kennt jemand frühere Einspielungen von Alexander Goldenweiser? Vieles hat er im hohen Lebensalter erst in den 1950er-Jahren aufgenommen - ohne damit restlos überzeugen zu können. Möglicherweise eine ähnliche Konstellation wie z.B. bei Godowsky und Siloti: Nur wenige Einspielungen sind erhalten - und live sollen beide weit besser als im Studio gespielt haben... .
 
Dazu wäre anzumerken, dass die mitunter nach heutigem Standard unzulängliche Tonqualität bei historischen Aufnahmen durch ihre tontechnisch bedingte Manipulationsfreiheit aufgewogen wird: Eingriffe in musikalische Abläufe durch Schneiden und Überblenden einzelner Takes gab es im Schellack-Zeitalter nicht
Das ist sicher Geschmackssache. Mich stört eine schlechte Tonqualität ganz gewaltig, weshalb ich an so alten Aufnahmen keine rechte Freude entwickeln kann.

Und was das nachträgliche Manipulieren angeht - man kann Plattenaufnahmen natürlich als Wettkampf betrachten ("Wer kommt am besten durch"). Man kann es aber auch als Versuch sehen, eine Interpretationsidee bestmöglich in die Rille zu pressen. Warum also nicht eine aus Sicht des Interpreten suboptimale Stelle nachträglich ändern? Es geht doch um die Musik, nicht darum, dem Pianisten mangelndes Üben nachzuweisen? Es besteht evtl. die Gefahr, dass es am Ende unstimmig wirkt, das darf natürlich nicht passieren.

Zurück zum Thema: Ich hab mir die Kompletteinspielung von Maria Lettberg geholt, weil ich hier für kleines Geld Skrjabin kennenlernen kann. Ich habe bisher nur in die Préludes reingehört - mir gefällt es rein intuitiv und ohne Vergleich mit den o. g. Einspielungen sehr gut. Und die Tonqualität ist vielleicht nicht überragend, aber doch wenigstens zeitgemäß.

Ciao
- Karsten
 
Das ist sicher Geschmackssache. Mich stört eine schlechte Tonqualität ganz gewaltig, weshalb ich an so alten Aufnahmen keine rechte Freude entwickeln kann.

Und was das nachträgliche Manipulieren angeht - man kann Plattenaufnahmen natürlich als Wettkampf betrachten ("Wer kommt am besten durch"). Man kann es aber auch als Versuch sehen, eine Interpretationsidee bestmöglich in die Rille zu pressen. Warum also nicht eine aus Sicht des Interpreten suboptimale Stelle nachträglich ändern? Es geht doch um die Musik, nicht darum, dem Pianisten mangelndes Üben nachzuweisen? Es besteht evtl. die Gefahr, dass es am Ende unstimmig wirkt, das darf natürlich nicht passieren.
Letzteres ist natürlich die zentrale Herausforderung für den Tonmeister und das technische Personal: Die Eingriffe in musikalische Abläufe durch das Schneiden und Überblenden einzelner Takes dürfen nicht einmal im Unterbewusstsein wahrnehmbar sein. Es geht ja nur darum, sehr gute Interpretationen hervorragender Pianisten zu optimieren. Ein unterdurchschnittlicher Pfuscher wird auch durch das Spiel im Studio nicht zum Weltklassesolisten: Er müsste viel zu viele Takes einspielen, die man rein technisch Ton an Ton schneiden könnte. Das kostet Unmengen an Zeit und letztlich auch Geld - da stellt sich sofort die Frage nach der Verhältnismäßigkeit.

Viele haben an historischen Aufnahmen aufgrund der unzulänglichen Tonqualität keine richtige Freude - die Bemerkung von dilettant kann ich nachvollziehen. Und doch haben diese einige Eigenheiten, die man auf aktuellen Tonträgern vergeblich suchen kann. Vor Jahren hatte ich bei mir zu Hause einen DJ und Produzenten von guter African Black Music zu Besuch und wir haben uns nett über unsere beruflichen Tätigkeiten ausgetauscht. Irgendwann habe ich mal eine Schellackplatte mit Barnabás von Géczy und seinem Tanzorchester von 1941 aufgelegt und der ansonsten der digitalen Tontechnik verpflichtete Gast geriet ins Schwärmen über den herrlich satten und warmen Klang im Tieftonbereich, den die moderne CD einfach nicht rüberbringen könnte. Da experimentiert man schon jahrelang mit alten Röhrenverstärkern und gibt Unsummen im High-End-Bereich aus, ohne an diesen einst selbstverständlichen Sound heranzukommen. Das obligatorische Rauschen und Knistern empfände man als weniger störend als den geradezu flachen und sterilen Klang aktueller Aufnahmen - sagte er jedenfalls. Auch so kann man die Frage des tontechnischen Standards also beurteilen...

Zurück zum Thema: Ich hab mir die Kompletteinspielung von Maria Lettberg geholt, weil ich hier für kleines Geld Skrjabin kennenlernen kann. Ich habe bisher nur in die Préludes reingehört - mir gefällt es rein intuitiv und ohne Vergleich mit den o. g. Einspielungen sehr gut. Und die Tonqualität ist vielleicht nicht überragend, aber doch wenigstens zeitgemäß.
Den durch Unterstreichen hervorgehobenen Zweck erfüllen die Aufnahmen in der Tat sehr gut. Allerdings wage ich die Prognose, dass gerade beim Bedürfnis nach noch intensiverer Beschäftigung mit Skrjabin und beim Blick auf die größer dimensionierten Werke (vor allem die späten Sonaten) die Lettberg'sche Gesamteinspielung an ihre natürlichen Grenzen stößt. Da ist man mit mancher Alternative (Szidon, Berman, Hamelin, Volodos) in akzeptabler Tonqualität besser beraten, ohne dass man die Aufnahmen von Maria Lettberg deswegen schlecht reden muss. Letztere sind sicherlich im Preis-Leistungsverhältnis nicht zu toppen.
 

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