Sie gingen zu früh...

  • Ersteller des Themas Pianojayjay
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Zigeunerinnen *) sind doch die anerkannten Expertinnen für allerlei Weissagungen:





*) Oder heißt das jetzt "Mitglieder*innen einer devianten ethnischen Minderheit"? :lol:
 
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Um 1850 erlebten nur 50% der männlichen Lebendgeborenen das 30. Lebensjahr.
verblüffend!

warum?
1.
dasselbe haben Untersuchungen der Reihengräber aus der Merowingerzeit (6.-9.Jh.) als Ergebnis erbracht... jede Wette, dass die Lebensbedingungen im Frühmittelalter ungleich härter als im 19.Jh. waren ;-)
2.
wenn das stimmt, dann dürfte man statistisch Mozart, Schubert, Mendelssohn, Chopin u.a. nicht als früh gestorben bezeichnen, denn ihren 30. haben die alle gefeiert ;-)
 
verblüffend!

warum?
1.
dasselbe haben Untersuchungen der Reihengräber aus der Merowingerzeit (6.-9.Jh.) als Ergebnis erbracht... jede Wette, dass die Lebensbedingungen im Frühmittelalter ungleich härter als im 19.Jh. waren ;-)
2.
wenn das stimmt, dann dürfte man statistisch Mozart, Schubert, Mendelssohn, Chopin u.a. nicht als früh gestorben bezeichnen, denn ihren 30. haben die alle gefeiert ;-)
zu 1. da wäre ich mir nicht so sicher, ob die medizinischen und hygienischen Standards so unterschiedlich waren, zumal im 19. Jahrhundert oft die Ärzte die Todbringer waren, siehe nur das Kindbettfieber, noch schnell seziert und 10min später bei Geburt. Außerdem die Lebensbedingung im Proletariat während der imdustriellen Revolution, ob da viele Merowinger mit hätten tauschen wollen ....
zu 2. Es gibt Untersuchungen von Kirchenregistern, die zeigen, dass, wenn man einmal das 18. Lebensjahr erlebt hatte, die Lebenserwartung gar nicht mehr so weit von heute entfernt war. Wenn man also die bis 18jährigen rausrechnet,....
 
Es gibt Untersuchungen von Kirchenregistern, die zeigen, dass, wenn man einmal das 18. Lebensjahr erlebt hatte, die Lebenserwartung gar nicht mehr so weit von heute entfernt war. Wenn man also die bis 18jährigen rausrechnet,....

Ja, das scheint plausibel. Die kritische Lebensphase war in der Frühen Neuzeit für männliche Personen die Zeit zwischen Geburt ;-)und jungem Erwachsenenalter. War dieses erreicht und gelang es den Leuten, keine böse Infektion einzufangen und auch in den permanenten Kriegen nicht ums Leben zu kommen, war die tatsächliche Lebenserwartung so, wie vor ca. einem halben Jahrhundert hierzulande. Signifikant zugenommen hat die durchschnittliche Lebenserwartung (in Mitteleuropa) bei den seit der Nachkriegszeit Geborenen.

Bei weiblichen Personen sah die Prognose bis ins 20. Jh. hinein düsterer aus, weil diese in der Regel von häufigen Schwangerschaften heimgesucht wurden.

Für das frühe Mittelalter kann ich keine valide Aussage treffen, nur soviel: Das Mittelalter war vor Beginn der Kleinen Eiszeit (Hoch- und Spätmittelalter bis einschl. 18. Jh.) weitaus besser als sein Ruf, und das ist zurückzuführen auf die positive Versorgungslage. Die hygienischen Verhältnisse der Durchschnittsbevölkerung sind nicht pessimistischer zu beurteilen als während der Frühen Neuzeit, eher im Gegenteil. Ist aber alles sehr abhängig von den zufälligen Verhältnissen vor Ort und generalisiert sowieso nicht zu beantworten.
 

zu 2. Es gibt Untersuchungen von Kirchenregistern, die zeigen, dass, wenn man einmal das 18. Lebensjahr erlebt hatte, die Lebenserwartung gar nicht mehr so weit von heute entfernt war. Wenn man also die bis 18jährigen rausrechnet,....

Wenn man die unter 80jährigen rausrechnet, war die Chance, das 90. Lebensjahr zu erreichen gar nicht mal so schlecht ;-)

Ich habe die Daten von den Sterbetafeln der Statistik Austria, also nicht aus den Fingern gesogen.
Kann natürlich sein, dass die Verhältnisse in Deutschland wesentlich anders waren.;-)
 
Ja, das scheint plausibel. Die kritische Lebensphase war in der Frühen Neuzeit für männliche Personen die Zeit zwischen Geburt ;-)und jungem Erwachsenenalter. War dieses erreicht und gelang es den Leuten, keine böse Infektion einzufangen und auch in den permanenten Kriegen nicht ums Leben zu kommen, war die tatsächliche Lebenserwartung so, wie vor ca. einem halben Jahrhundert hierzulande.
woraus folgt, dass #47 reichlich irreführend formuliert ist: Chopin, Schubert & Co. haben zwar ihren 30 Geburtstag erlebt, sind aber dennoch für die Verhältnisse des 19. Jhs. früh verstorben.
Für das frühe Mittelalter kann ich keine valide Aussage treffen
das kann geändert werden: im Mannheimer Reiss-Museum gab es eine weit beachtete Ausstellung über die Franken (Spätantike, Merowinger- und Karolingerzeit), der exzellente dreibändige Katalog hat den Rang eines Standardwerks über die Merowingerzeit zurecht erhalten. Unter den zahlreichen Aufsätzen darin befassen sich auch einige mit den Auswertungen merowingerzeitlicher Reihengräber. Die Lebenerwartung im 6.-7. Jh., sofern weder Infektionen noch äussere Gewalt (Kriegsverletzungen etc) von den Parzen und Nornen verabreicht wurden, war bei rund 50-60 Jahren. Allerdings zeigten die Auswertungen, dass ein nicht unerheblicher Anteil der männlichen Bevölkerung die 30 nicht erreichte: die Gebeine wiesen massive Verletzungen (Schwert, Speer, Axt) auf - es waren halt unruhige Zeiten*) bei ohnehin barbarischer Mentalität (vgl. W. Scheibelreiter), die Konfliktbewältigungsstrategien waren sehr rustikal ... ;-):-D:drink: (und niemand moderierte deeskalierend, wenn die eine Sippe Zoff mit der anderen Sippe hatte - die berüchtigte sizilianische Vendetta ist ein Streichelzoo im Vergleich mit dem Alltag (!) von Merowingern/Franken)
@Barratt falls dich freizeithalber ein Blick ins Frühmittelalter interessieren sollte, dann unbedingt den Frankenkatalog, H.Wolfram "das Reich und die Germanen" sowie W.Scheibelreiter "die barbarische Gesellschaft" lesen :drink:und natürlich auch P.Gearys vorzügliches Buch über die Merowinger!

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*) derartige Lebensumstände bewirkten das kompliziert erscheinende merow.-karol. Erbrecht mit Rückerstattung der morgingaba, mit munt usw und mit dem krass erscheinenden wergeld usw, denn nicht wenige Bünde fürs Leben endeten, bevor die Kinder quasi schulreif waren, aber der Sippenbesitz musste ja irgendwie vorm zerstreut werden geschützt sein (nu ja, auch diese Regeln führten dann nicht selten zu rustikalen Diskussionen, deren Folge oft und gerne eine Vergrößerung des Reihengräberfelds war...)
 
Zuletzt bearbeitet:
Dann ist ja gut, daß wir hier im Forum eine ModeratorIn haben...:super:
na @agraffentoni täusch´ dich da mal nicht... in der Merowingerzeit gab es sehr wohl eine Moderatorin unter den barbarischen Franken: die Angelsächsin balt[h]ildis (Balthilde), die es vom Sklavengirl (bei Aida war das das Ende ihrer Karriere) bis zur moderierenden Königin brachte (Hut ab! in diesen rauen Zeiten). In ihrer Tätigkeit als königliche Moderatorin schlichtete sie nachhaltig Besitz- und Machtzwistigkeiten zwischem dem Adel und der Kirche. Eine ihrer moderierenden Maßnahmen zur Deeskalation war, gleich mehrere Bischöfe zu schlachten :lol::lol::lol::drink: vivat Balthilde!! Kurioserweise allerdings sprach die Kirche die Balthilde heilig :-D:-D:-D:-D
da sage mal einer was gegen die Merowingerzeit :lol::lol::lol::lol::drink::drink:
(kannst du alles nachlesen)
 
Chopin, Schubert & Co. haben zwar ihren 30 Geburtstag erlebt, sind aber dennoch für die Verhältnisse des 19. Jhs. früh verstorben.

Ohne jeden Zweifel! Denn sie waren gewissermaßen "aus dem Gröbsten raus".


Aber von den Reihengräbern und Recken abgesehen - dass die durchschnittliche Lebenserwartung im Frühmittelalter NACHWEISLICH geringer war, ist aufgrund exorbitanter Kinder- und Gebärendensterblichkeit sowie der allgemeinen Gewalt/Gesetzlosigkeit nicht überraschend (Kinder, Heranwachsende und Frauen sollte man besser rausrechnen bei der Betrachtung der Lebenserwartung in früheren Jahrhunderten).

Die interessante Frage wäre die nach der Lebenserwartung von Männern, die nicht als Kind oder junger Mann starben und mit des grimmen Feindes Wehr nicht in Kontakt kamen. Das Klima im frühen und mittleren Mittelalter - vor der im Hochmittelalter einsetzenden Kaltzeit, deren Ende ein Teil der heutigentags zu beobachtenden Erderwärmung ist - war mild und fruchtbar, so wie heutzutage in etwa, und die Ernten waren üppig. Plöht, dass diese Epoche so schlecht dokumentiert ist. :-(
 
Tja wenn man in 300 Jahren nur an Janis Joplin, Amy Winehouse etc. denkt so...auch früh verstorben, aber auch Sex, Drugs ...und das war bei vielen Klassikern auch nicht anders.
 

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