Schubert Impromptu #1

Stilblüte

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Ich stelle hier das 1. Impromptu von Schubert rein, vor einer Viertelstunde aufgenommen.
Ich erlaube hiermit offiziell jegliche Form von gepflegter Kritik und Diskussion.

Allerdings sage ich gleich im Voraus, dass das noch eine sehr frische Interpretation ist, ich habe die Aufnahme gemacht, um mir mal selbst beim Spielen zuzuhören.
Meine Lehrerin hats auch noch nicht gehört :p
Ich werde also in ein paar Wochen/Monaten vermutilch nochmal eine Aufnahme reinstellen, so wie ich das auch mit dem schon etwas zurückliegenden Ravel-Thread vorhabe.

Link
[mp3="https://www.clavio.de/forum/upload/mp3/1228951166.mp3"]fgh[/mp3]

EDIT:
Achja, auf den einen äußerst Unpassenden Fehler relativ am Anfang braucht mich keiner Aufmerksam zu machen :-)
 
Hallo!

Ich finde es sehr gut - gerade, da es ja noch "frisch" ist.
Außerdem wirkt deine Interpretation nicht so einschläfernd wie die vieler anderer :D
Kompliment!

LG,
Sabri
 
Hallo Stilbluete,

ich finde, Du spielst es sehr schön.:p Das Isntrument klingt gut, und Du bist überhaupt eine gute Spielerin meiner Meinung nach.

Mich irritieren etwas die Punktierten am Anfang, die Betonung.
Insgesamt neigt lauter und dramatischer zum schneller werden.
Kontraste zwischen Ruhe und Dramatik, dynamische Kontraste und artikulatorische Kontraste könnten für meinen Geschmack mehr sein.
Bei 3.53 könnte die Mittelstimme ein bisschen mehr hervortreten, find ich.


Bei 5.18 etwa war es, die Mittelstimme drängt sich etwas auf, vorher auch schon mal in einer Parallelstelle, auch so eine Überleitung. (mein subjektives Empfinden).

Wie immer: Unbekömmliches brauchst Du dir nicht einzuverleiben. Dafür gibts den Mülleimer.;)

LG
violapiano
 
Mir gefällt's auch wunderbar, schön frisch gespielt!

Eine Kleinigkeit bzgl. der Phrasierung des Themas hätte ich noch. Du spielst die 4 Takte des Themas von der Melodie in einem durch (bzgl. Artikulation, im Prinzip Dauerlegato), schon gleich am Anfang und dann konsequent weiter so. In den Noten sind 2 oder sogar 3 Melodiebögen eingezeichnet. Wenn man mit einem neuen Melodiebogen, gleich am Anfang, Takt 3 zwischen c1' und d1', das Legato durch eine ganz kurze Artikulation absetzen würde, so als würde man neu atmen, würde mir das Thema noch besser gefallen (und an allen entsprechenden Stellen). Auch diese Staccato-Zeichen in der Melodie - vielleicht könnte man da noch mehr draus machen? Weiss nicht - ist ja alles nur Geschmacksache.

Ansonsten ist es immer wieder ein Genuß, dich spielen zu hören!
 
Gefällt mir insgesamt sehr gut! :)
Den Schubert'schen "Moderato-Drive" hast Du ganz toll umgesetzt!
Vom Grundtempo her finde ich es genau richtig. Wenn das Hauptthema im forte kommt, rennst Du nach meinem Empfinden allerdings ein bissl weg...;)
Die Repetitionen klingen sehr schön; wenn die 16tel-Stellen kommen, könnten die Figuren noch etwas "hauchzarter" klingen...;)
Und insgesamt könntest Du noch drüber nachdenken, Dir ein paar kleine "Freiheiten" zu nehmen...
Insgesamt tolles Resultat soweit, ich wünschte, ich könnte so schnell lernen...:cool:
 
Hallo Stilblüte,

ich liebe frische Interpretationen, wenn sie noch Aroma haben, ein wenig perlen und noch nicht angelaufen sind. :D Nein, im Ernst: vor ein par Tagen hast Du gesagt, du willst mit dem Impromptu anfangen, und was Du uns nun präsentierst, ist ja bei weitem mehr als ein bloßer Rohguß. Ich verneige mich voller Ehrfurcht!

Nach zweimaligem genußvollem Durchhören werde ich für Details nun einfach mal lustvoll ;) mit der Pausentaste spielen (wohl wissend, daß jede Aufnahme eine Momentaufnahme ist, und mit dem Eingeständnis, daß ich vieles von dem, was ich vielleicht anmerken werde, auch nicht so ohne weiteres realisieren kann):

  • T 1: Wie man den ersten ff-Griff gestalten soll, weiß ich auch nicht so recht. Ideal wäre es, wenn man die Klangintensität über die drei Schläge (und Fermate) hinweg aufrecht erhalten könnte. Peter Feuchtwanger hat einmal demonstriert, wie man einen Klang erzeugt, der nicht direkt wieder abfällt: weniger über kraftvollen An-"schlag" arbeiten, sondern aus einer entspannten Haltung die Energie freisetzen.
  • TT 6-9, 14-16: Ich würde in den Akkordpassagen die Ruhe des "Vorbeter-Gesanges" nicht duchbrechen. Du beschleunigst ein wenig.
  • T 20: Wenn Du trotz der Vollgriffigkeit deutlicher im piano bleibst, ist der folgende forte-Einsatz viel effektvoller.
  • T 25: die punktierte Halbe als Endungen etwas zurücknehmen. Ähnlich in den TT 33/37. Dann ergeben auch die sforzati TT 34/35 einen Sinn.
  • T 40: Man kann sich für das pp sicherlich mehr Ruhe gönnen. Denn dann geht die wilde Jagd ja erst richtig los. (Für mich hat dieser erste Teil bis T 41 einen eher weihevollen denn martialischen Charakter - valso mehr Größ und weniger Härte.)
  • TT 41-60: Man kann sich überlegen, bei Tonwiederholungen der RH in der LH die Baßlinie deutlicher herauszuarbeiten.
  • TT 60-73: Du legst hier sehr viel Wert auf die Melodie. Die harmonischen Verästelungen sind manchmal kaum noch wahrzunehmen.
  • TT 74-82: Keine Hektik. So lyrisch wirst Du es über eine lange Zeit nicht mehr haben. :D
  • Ab T 88 ziehst Du das Tempo an - oder täusche ich mich da? Mit dem crescendo setzt Du verhältnsimäßig früh ein.
  • Die Klapperstellen TT 105/106 hast Du genial gelöst. Ich komme nur nicht dahinter, wie. :D
  • TT 111-119: Dadurch, daß Du das fortissimo sehr hart angehst, hast Du kaum noch Reserven nach oben. Wenn Du die Triolenoktaven im letzten Taktviertel ein wenig leichter abfederst, kommt der darauffolgende Akkord sicherlich besser zur Geltung.
  • T 125-134: Da die Melodie in der RH dem Hörer mittlerweile hinlänglich bekannt ist, würde ich den getupften Baß deutlicher hervortreten lassen.
  • TT 152-159: Die Melodielinie könnte man noch schwärmerischer gestalten ("Meine Töchter sollen Dich warten schön ..."). Die bedrohlich pochenden Akkorde sollten nur zu erahnen sein.
  • TT 169-172: Auch wenn der Pianist (die Pianistin) mittlerweile einen dicken Arm hat - das liebliche Dur-pp solltest Du Dir nicht entgehen lassen. In den TT 176-178 klingt es dann doch ganz bezaubernd.
  • TT 194/195, 198/199: Bei mir stehen über den Halben Akzente ...
Das waren nun ganz viele Detailbeobachtungen. Damit aber keine Mißverständnisse auftreten: Ich habe den Eindruck, daß Du auf dem richtigen Weg bist und für vieles auch schon gute Lösungen gefunden hast. Mir scheint dieses Impromptu wie die Klavierfassung einer Ballade. Deswegen mein Tip: Viele frühromantische Balladen lesen: Hölty, Uhland, Bürger, Chamisso ...
 
Hallo Stilblüte,
Ich kann Dir keine technischen Tipps geben, da ich mich dazu wenig berufen fühle, und außerdem das Werk zu wenig kenne, aber Du sollst wissen, dass mir Dein Klavierspiel sehr gefällt. Wenn Du alles umsetzt, was meine fachlich versierten Vorredner angemerkt haben, dann organisiere ich Dir einen Abend in der Carnegie Hall.:D Hier kannst Du Dir eine der drei Bühnen aussuchen.

Nochmals eine tiefe Verneigung vor der Künstlerin.

LG
Michael
 
Ich nehm dann den mit den 268 Plätzen und wir veranstalten ein Clavio-Konzert :p

Vielen Dank für die Kommentare, besonders an Koelnklavier für die ausführliche Analyse. Ich werde mir alles ausdrucken und genau durchgehen.

liebe Grüße
 
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Hallo Stilblüte,

ich möchte noch hinzufügen, ich bin ebenfalls erstaunt, wie schnell Du Dir das Stück schon erarbeitet hast!:shock:
Du lernst sehr schnell. Toll!!!:p Das wird richtig gut.

LG
violapiano
 
Auch wenn meine Meinung mal wieder garnicht hierher paßt...

Ich verstehe dieses Impromptu ganz anders, viel problembeladener, grüblerischer, in sich gekehrt, brütend, ausweglos. Jedenfalls ganz antivirtuos.

Daß Stilblüte super klavierspielt braucht ja nicht extra betont werden. Bei diesem Stück vermisse ich aber die "kranke" Seite von Schuberts Musik zu sehr.
 
Stimmt, da sagst Du was, Haydnspaß.
Ähnliches wollte ich auch schon schreiben.
Ich finde auch, dass Schubert oft etwas traurig-Düsteres hat, eine gewisse Schwere, manchmal ist die Musik leicht polternd und klagend sogar.

Stilblüte hat in der Tat eine sehr leichte und duftige Art zu spielen. Passt wunderbar zu Mozart!:p
 

Ich verstehe dieses Impromptu ganz anders, viel problembeladener, grüblerischer, in sich gekehrt, brütend, ausweglos. Jedenfalls ganz antivirtuos.
Ich finde, diese Ansicht passt ganz hervorragend, so sehe ich das nämlich auch. Offenbar habe ich das aber nicht gut rübergebracht, ich werde daran arbeiten.
Ich höre diese Stimmung, die du glaube ich zu beschreiben versuchst, sehr oft aus Musik heraus, z.B. bei Mozart und Chopin, ein gutes Schubert-Beispiel ist die Bearbeitung für Streichquartett von "Der Tod und das Mädchen". Es ist immer eine Mischung aus Verzweiflung, Angst, Einsamkeit und aber auch Resignation, sich mit etwas abgefunden haben, einem traurigen, ruhigen Lächeln, Hoffnungslosigkeit, Warten auf Nichts.
Und manchmal gibt es doch noch ein Aufbäumen und ein Versuch, der aber meistens scheitert (wie auch in diesem Impromptu).
Und manchmal schlägt die Stimmung kurz ins Positive um, vielleicht ein kurzes Vergessen. Aber dann kommt schon wieder die schmerzliche Erinnerung zurück.
Und den Schluss stelle ich mir am aller schmerzlichsten, oder besser "emotionalsten" vor, da kommt nämlich das aufgewühlte Innere zur Ruhe, alles legt sich, es breitet sich fast ein Hauch von Zufriedenheit aus - was geschehen ist, ist nicht mehr zu ändern. Und am Ende steht dann der Tod.
Ich glaube, Klavigen war es, der sinngemäß sagte "Chopin war ein Verlierer". Das hört man doch in seiner Musik. Schubert war wohl auch "so einer". Ich habe mich mit seiner Musik bisher kaum beschäftigt.

Wer mag, darf mich jetzt für verrückt halten :cool:

Und virtuos ist das Stück nun wirklich nicht, bis auf die eine Seite vielleicht bis hin zum Höhepunkt.
Interessant, dass Koelnklavier den Erlkönig zitiert hat, den habe ich bei diesem Stück auch ständig im Hinterkopf, nicht nur wegen der Repetitionen. Es gibt auch eine Stelle, die Harmonisch irgendwie daran angelehnt sein muss, die ist so ähnlich.
Das Stück ist doch wie ein Lied ohne Text...

Gut, ich hab das Stück grad nochmal angehört; es ist noch viel zu hektisch, knallig, wenig weich und sanft.
Es muss so klingen wie der süße, schmeichelnde Tod aus dem Erlkönig.
Zimerman auf YouTube bekommt da einen wundervollen Klang hin.
Mit hektisch meine ich nicht, dass das Tempo zu schnell ist, sondern das Stück in sich mehr ruhen muss. Was sicher auch an den punktierten Noten hängt. Die wiederum liegen mir aber besoners am Herzen und sollten auf keinen Fall (so wie in vielen Interpretationen) zu "glattgebügelt" klingen - das finde ich irgendwie ganz furchtbar... :lol:

Also ich werde weiter dran arbeiten.

EDIT:
Wo wir grad bei Akzenten sind - viele spielen die, als wären es punktierte Triolen. Wie kommen die darauf...? Hab ich was übersehen?
 
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Wow, spielst du das wirklich erst seit ein paar Tagen? Ich spiele das seit drei Wochen oder so und kann das noch nicht halb so gut... :rolleyes: Ich hoffe, du bist mir nicht böse, wenn ich trotzdem meinen Senf abgebe. ;)

Also, das Thema würde ich streng im Takt spielen; die wiederholten Viertel sind bei dir etwas schneller als der Rest des Themas, was ein bisschen hektisch klingt. Außerdem spielst du auch ein Crescendo auf den drei ds in Takt 2 - bewusst, nehme ich an, oder? Finde ich etwas ungewöhnlich, denn ich empfinde diese drei Viertel eher abfallend und seufzend. Ich denke, eine Steigerung würde man dort spielen, wenn nach dem dritten d ein Taktstrich und dann ein es käme. Da aber ein c kommt, geht die Spannung ins Leere, wenn man ein Crescendo spielt. Gut, das kann natürlich auch wieder ein Stilmittel sein, aber es ist ja ein langes Stück und man will den Hörer ja nicht schon nach ein paar Sekunden aus der Fassung bringen.

Wirklich gut finde ich, dass du gerade dieses Stück ausgewählt hast, denn die meisten würden sich eher auf 90/2 oder 90/3 stürzen, weil die ja sozusagen "nicht so langweilig" sind. Oder gleich die Wandererfantasie spielen, weil die so "fetzt" oder so. Wenn dich mehr vom "Gleichen" interessiert, würde ich mir an deiner Stelle mal den ersten Satz der a-Moll-Sonate D 845 anhören/anschauen. Wenn du die Noten hast, noch besser, das spielst du sicher fast durchgängig vom Blatt. Ist ein ganz ähnliches Stück, finde ich, geht aber anders aus...

Ich hoffe, das war nicht deine letzte Schubertaufnahme! :)
 
ein gutes Schubert-Beispiel ist die Bearbeitung für Streichquartett von "Der Tod und das Mädchen". Es ist immer eine Mischung aus Verzweiflung, Angst, Einsamkeit und aber auch Resignation, sich mit etwas abgefunden haben, einem traurigen, ruhigen Lächeln, Hoffnungslosigkeit, Warten auf Nichts.
Und manchmal gibt es doch noch ein Aufbäumen und ein Versuch, der aber meistens scheitert (wie auch in diesem Impromptu).
Und manchmal schlägt die Stimmung kurz ins Positive um, vielleicht ein kurzes Vergessen. Aber dann kommt schon wieder die schmerzliche Erinnerung zurück.
Und den Schluss stelle ich mir am aller schmerzlichsten, oder besser "emotionalsten" vor, da kommt nämlich das aufgewühlte Innere zur Ruhe, alles legt sich, es breitet sich fast ein Hauch von Zufriedenheit aus - was geschehen ist, ist nicht mehr zu ändern. Und am Ende steht dann der Tod.
Ich glaube, Klavigen war es, der sinngemäß sagte "Chopin war ein Verlierer". Das hört man doch in seiner Musik. Schubert war wohl auch "so einer". Ich habe mich mit seiner Musik bisher kaum beschäftigt.

Wer mag, darf mich jetzt für verrückt halten
Ganz im Gegenteil: ;)
Ich finde, Dein Beitrag gehört (mit) zum Treffendsten, was ich von Dir gelesen habe...:cool:

Gut, ich hab das Stück grad nochmal angehört; es ist noch viel zu hektisch, knallig, wenig weich und sanft.
Es muss so klingen wie der süße, schmeichelnde Tod aus dem Erlkönig.
Zimerman auf YouTube bekommt da einen wundervollen Klang hin.
Mit hektisch meine ich nicht, dass das Tempo zu schnell ist, sondern das Stück in sich mehr ruhen muss.
Wichtiger Punkt! Genau diesen Charakter versuchen viele Pianisten nämlich mit einer Verlangsamung des Grundtempos zu "erreichen", und dann geht der Schubertsche "Puls" oder "Drive" leider verloren.
Irgendjemand hat mal gesagt "Schubert war ein Wanderer", das trifft diesen "Puls" ziemlich gut, finde ich...
Insofern finde ich Dein Tempo sehr passend...und das jetzt mit dem "Ausdrucksvollen" in Einklang zu bringen, ist eine echte Herausforderung...
Schubert gut zu spielen, halte ich für eine der anspruchsvollsten (und schönsten) Aufgaben... :cool:
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ganz im Gegenteil: ;)
Ich finde, Dein Beitrag gehört (mit) zum Treffendsten, was ich von Dir gelesen habe...:cool:


Wichtiger Punkt! Genau diesen Charakter versuchen viele Pianisten nämlich mit einer Verlangsamung des Grundtempos zu "erreichen", und dann geht der Schubertsche "Puls" oder "Drive" leider verloren.
Irgendjemand hat mal gesagt "Schubert war ein Wanderer", das trifft diesen "Puls" ziemlich gut, finde ich...
Insofern finde ich Dein Tempo sehr passend...und das jetzt mit dem "Ausdrucksvollen" in Einklang zu bringen, ist eine echte Herausforderung...
Schubert gut zu spielen, halte ich für eine der anspruchsvollsten (und schönsten) Aufgaben... :cool:

Ich muss sagen, dass mir die Interpretation von Zimmerman nicht gefällt. Sie ist mir zu romantisch - ich sehe da wenig Dunkelheit und Trockenheit. Ich glaube auch nicht,dass dieses Stück so wirklich an jeder Stelle singen soll wie ich das bei Zimmerman empfinde. Ich würde das so gerne spielen können, leider ist es eindeutig über meinem Niveau. :(
 
Schubert Impromptu

Hallo,

ich melde mich auch einmal wieder, besonders um Stilblüte zu loben für die sehr gute Einspielung.
Vielleicht kam ja das vermißte "Grüblerische" und damit die Gefühle des Komponisten, die er beim Schreiben dieses Impromptus hatte durch die Aufnahmetechnik nicht ganz zum Ausdruck, zumal Stilblüte ja selbst sagt, daß sie wie Haydnspaß es als "ausweglos" beschreibt gern Schubert auch so ausdrücken möchte.
Ich bin ja bekanntlich außer Beethoven und Chopin ein besonderer Schubertliebhaber und habe schon viele Stücke von ihm gespielt (nie mit voller Vollendung der gewünschten Interprätations-Vorstellung).
Ausgerechnet dieses Impromptu habe ich jedoch noch nicht vollständig erarbeitet, werde es aber wohl auch bei genügend Zeit dann endlich angehen.
Zum Leben und der Musik von Schubert möchte ich auch kurz die Worte eines Pianisten, ich glaube es war der Sohn von Friedrich Gulda, der sich mit Schubert sehr beschäftigte (Vorname war wohl Paul), der vor seinem Konzert dem Auditorium bei den Bendesdorfer Klaviertagen mitteilte, daß Schubert sich ständig mit dem Tod (man denke doch nur an die "Winterreise") auseinandersetzte, was er dann auch sehr treffend mit der letzten Sonate von Schubert (DV 960 B-Dur) herüberbrachte.
Insbesondere der 2. Satz, das Andante sostenuto hat es nicht nur mir angetan. Svatoslav Richter hat ihn auch zu seinen Lieblingsätzen bei Schubert erklärt und in der DVD mit Richter (Richter der Unbeugsame, kann ich nur empfehlen) spielt er es auch als Untermalung.

Vielleicht helfen diese Hinweise auch Stilblüte etwas, um Schubert besser einzuschätzen.

Ich persönlich spiele Schubert wie auch Chopin häufig mit deutlichen Tempowechseln, was aber nur meine Spielweise ist ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit.

Nochmals also Glückwunsch an Stilblüte für die Einspielung, die uns auf mehr hungrig macht.

Gruß Hartwig
 
Wunderbar, ich hatte heute Klavierunterricht und weiß jetzt, dass Schubert noch viel anspruchsvoller ist, als ich mir schon zugestanden hatte, nachdem ich erst gedacht hatte es wäre doch nicht so schwer...
Ich hab das echt extrem unterschätzt!
Und mein schnelles Tempo hat mir meine Lehreirn gleich ausgetrieben und mich überredet und sogar ein bisschen überzeugt, deutlich langsamer zu spielen.

Und, Haydnspaß, ich kann sagen, dass du mit deinem Beitrag genau ins Schwarze getroffen hast, was die Interpretation auch von meiner Lehrerin angeht.

Falls ich mich irgendwann noch traue, das Ding nochmal aufzunehmen, werde ichs hier reinstellen :)
 
Bitte nicht langsamer!

Und mein schnelles Tempo hat mir meine Lehreirn gleich ausgetrieben und mich überredet und sogar ein bisschen überzeugt, deutlich langsamer zu spielen.
Schade! :( Sicherlich darf das Schubert-Impromptu nicht hektisch klingen. Aber wenn man es langsamer nimmt, wird es "schnell" larmoyant und sentimental. Das Stück hat etwas Rastloses. Ein zentrales Thema bei Schubert ist das "Wandern" - nicht im Sinne von gemütlich Schlendern und beschaulicher Naturbetrachtung, sondern hier geht es um Heimatlosigkeit, unbehaust und getrieben sein. Das Irrlichternde der Akkord-Repetitionen muß spürbar werden. Das Stück ist ein einziger FIEBERWAHN!

Ich beschäftige mich gerade wieder mit dem ersten Satz der B-Dur-Sonate. Der Beginn mutet elegisch an (und früher habe ich mich in dem elegischen Tempo gesuhlt), aber davon soll man sich nicht täuschen lassen. Die Sonate treibt den Spieler unerbittlich voran ...

Also überleg Dir das nochmal mit dem langsamen Tempo! :D
 
Ich habe ihr erklärt, dass ich in dem Stück vom Anfang bis zum Ende (bis dahin, wo die C-Repetitionen enden) eine sehr starke Unruhe spüre.
Es gibt ja Situationen, in denen man stunden- oder tagelang unter einer Grundspannung steht und so eine innere Unruhe verspürt, z.B. vor wichtigen Prüfungen, wenn man mit jemandem Streit hat, wenn man sonst irgendein Problem hat,... (kann auch vom Kaffee kommen :D ) und diese Unruhe spüre ich in dem Stück. Ich stelle mir den Anfang wie einen entsetzten, panischen Aufschrei vor, und danach hängt jemand seinen Gedanken nach und unterliegt starken Gefühlsschwankungen, und vielleicht geht er währenddessen spazieren?
Meine Lehrerin fand das alles gut, nur das Spazierengehen hat sie mir wieder ausgetrieben... :whistle:
Was sie sagte, konnte ich aber auch alles nachvollziehen und einsehen und habe das z.T. auch selbst so verstanden, nur etwas anders umgesetzt.
Nämlich so, dass der Anfang extreme Einsamkeit und Alleinsein darstellt. Wann fängt schon ein Stück mit einer einstimmigen Melodie an, gefolgt von sehr leisen, getrennten (staccato!) Akkorden.
Sie fand, dazu müsse man sich Zeit nehmen - auch begründet durch die Tempoüberschrift, zwar Allegro, doch molto moderato, also sehr gemäßigt.
Sie meinte außerdem, dieses Stück wäre wie eine Essenz der Traurigkeit, und das macht es gerade so schwierig, weil man sich nirgends ausruhen kann - aber auch so schön.
Naja ich arbeite ja noch nicht so sehr lange an dem Stück, ich muss das erstmal alles ausprobieren.

Und meine Lehrerin sagte auch, ganz später dürfte ich es vielleicht mal anders spielen, aber jetzt soll ich das erstmal so machen, wie sie es mir vorschlägt.
 
Und meine Lehrerin sagte auch, ganz später dürfte ich es vielleicht mal anders spielen, aber jetzt soll ich das erstmal so machen, wie sie es mir vorschlägt.
Das ist auch ganz sinnvoll, weil man nur so dazu gebracht wird, Bereiche und Möglichkeiten auszuloten, auf die man selber gar nicht kommt.

In dem Sinne: Ich bin auf die "Zwischenergebnisse" gespannt! ;)
 

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