Schlechte Schüler: woran liegt das eigentlich genau?

Ich denke wenn die Energie, die Ausdauer und der Fleiß nicht ausreichen, sollte man sich doch ernsthaft die Frage stellen, warum man überhaupt Klavier spielt. Sind die Motive die Falschen, wird man wenig Erfolg haben, es wäre wahrscheinlich besser das Ganze zu lassen. Die Zeit und das Geld könnte man dann besser einsetzen. Übrigens machen Sonaten "Spaß", wenn man sie liebt und unbedingt spielen will.
 
Wir sind alle selbst erwachsen, und unsere Motive auf welchen Niveau, auch immer wir uns vergnügen, geht nur uns selbst etwas an. Wer hier glücklich seine Tonleitern klimpert, muss sich überhaupt nichts fragen, und darf einfach weiter mit der Tonleiter glücklich sein.
 
Jeder soll auf seine Art und Weise glücklich werden. Das ist absolut richtig. Ich wollte damit auch nur sagen, dass es durchaus befriedigend sein kann Sonaten zu spielen. Außerdem ging es ja ursprünglich um die Frage, wie sich wenig motivierte Schüler auf ihre Lehrer auswirken. Aus der Lehrerperspektive ist ein motivierter Schüler deutlich erfreulicher.
 
Ich denke, dass aus Sicht des Lehrers ein ehrlicher, motivierter Schüler erfreulich ist. Meine KL weiß, dass ich normalerweise 1 - 1,5 Stunden am Tag übe. Mehr Zeit ist i.d.R. nicht da. In den Wochen, in denen meine eigenen Schüler Prüfungen haben, geht meine Zeit am Klavier gegen 0 und ich bin froh, wenn ich es zum Unterricht schaffe. Natürlich ist es klar, dass ich in dieser Zeit kaum Fortschritte mache. So etwas gehört aber angesprochen. In diesem Zeitraum bin ich ein "schlechter" aber motivierter Schüler.
Ebenso ist mir klar, dass wenn ich länger als 1- 1,5 Stunden üben könnte ich schneller vorwärts kommen würde. Für mich gilt jedoch, lieber langsam als gar nicht. Generell habe ich den Eindruck, dass meine KL mich recht gerne unterrichtet und das wir beide Freude am Unterricht haben. Der Bereich in dem ich unterwegs bin und unterwegs sein möchte ist die klassische Musik. Das bedeutet auf Sonaten und Sonatinen freue ich mich.
 
Ich denke wenn die Energie, die Ausdauer und der Fleiß nicht ausreichen, sollte man sich doch ernsthaft die Frage stellen, warum man überhaupt Klavier spielt. Sind die Motive die Falschen, wird man wenig Erfolg haben, es wäre wahrscheinlich besser das Ganze zu lassen
Ich spiele Klavier, weil ich den Klang mag. Und damit ist meine Motivation hinreichend beschrieben. Ich denke, dass das für den privaten Bereich absolut ausreicht.

Ich mag den Klang, möchte ihn selbst produzieren können, und (eher nebenbei) ein bisschen Musik fürs Piano schreiben.
Ich habe allerdings nicht vor, über die großen Bühnen der Welt zu tingeln, und mal Chopin, mal Beethoven, mal Mozart in Perfektion zum Besten zu geben.

Was der Schüler erreichen kann, das sollte doch eher von seinem Willen und von seiner Bereitschaft zum Üben abhängen, als vom Anspruch des Lehrers.
Ich freue mich jedes mal, wenn ein Schüler meinen Unterricht mit seinen eigenen Inputs sprengt ... das ist mir jedenfalls lieber, als ein Schüler, der vollkommen devot alles tut, was ich ihm auftrage, am Boden zerstört ist, wenn es meiner Menung nach noch nicht funktioniert, mich für den Nabel seiner musikalischen Welt hält und dabei ganz sicher eines nicht finden wird ... seinen eigenen Weg zur Musik.
 
aus meiner Sicht ist ein Unterricht um die 80€ Monatspauschale für 36-38 45minütige Unterrichtsstunden pro Jahr billig. Das geht nur, weil der Unterricht dann subventioniert ist. Es gibt allerdings auch private, nicht subventionierte Musikschulen, bei denen solche Preise genommen werden. Es ist mir ein Rätsel, wie die über die Runden kommen - vermutlich auf dem Rücken der Honorarkräfte.

Als Privatlehrer sind solche Preise m.E. viel zu billig! Wenn man den Stundenpreis ausrechnet, bekommt man als Jahresbetrag 80 x 12 = 960€ heraus. Diese 960€ durch 38 angebotene Stunden geteilt, macht pro 45 minütiger Unterrichtsstunde 25 €. Davon geht noch jede Menge ab, Krankenversicherung, Rentenversicherung, Ausgaben für Unterrichtsmaterial, Instrumente etc., Steuern ..... . Das nenne ich viel zu billig! Es gibt sogar Klavierlehrer ohne Studium - der Begriff ist ja nicht geschützt - , die 60€ nehmen.

Wenn man mehr Geld verlangen will als die Konkurrenz, muss man vor allem auch mehr Leistung für's Geld bieten (können).

Umgelegt auf die Betätigung als KL: die Schüler müssen schneller und besser klavierspielen lernen, als bei der Konkurrenz.

Beispiel:

Bei KL B kommen die Schüler im Schnitt doppelt so schnell voran als bei KL A, weil KL B sich auf das Wesentliche beschränkt, und auch die Methoden kennt, mit denen man Klavierspiel am besten und schnellsten lernt. KL A ist in der Zeit stehengeblieben, lernt nix mehr dazu, lebt in seiner eigenen Welt... dann wird der Unterricht bei KL A für den Schüler richtig teuer, egal wie viel (oder wenig) KL A für seinen Unterricht verlangt.

Und da trennt sich halt die Spreu vom Weizen. Nicht nur, dass manche KLs um Dimensionen besser klavierspielen können als andere, nein, auch gewisse Unterrichtsmethoden sind anderen weit überlegen.

Wer mehr Geld will, muss halt einfach mehr leisten. So einfach ist das.
 
Wer mehr Geld will, muss halt einfach mehr leisten. So einfach ist das.
Im Grunde stimmt der Satz. Und dennoch habe ich ein „Aber“ anzumerken: In allen Arbeitsbedingungen, die eine Zusammenarbeit zwischen Geldempfänger und Geldgeber erfordern, ist der Satz nicht mehr vollkommen richtig, sondern nur noch die Hälfte der Wahrheit. Würdest du einen superkompetenten Klavierlehrer als unfähig darstellen, weil ein oder mehrere Schüler nicht üben und deshalb keine Ergebnisse liefern? Dies lässt sich auf Ärzte, Psychotherapeuten, Lehrer im Allgemeinen, Rechtsanwälte usw. übertragen.
 
Wer mehr Geld will, muss halt einfach mehr leisten
Ich glaube, dass Erwachsene Schüler, die selbst Unterricht bei einem KL haben, Qualität ohne weiteres würdigen, in einen angemessenen Preis umrechnen und abwägen können. Schwierig mit der Preis-Leistungseinschätzung ist das aber für Eltern. Da bekommt man 1. zu wenig vom Unterricht mit und hat 2. oft ja auch gar keinen Vergleich (weder mit anderen KL noch anderen Klavierschülern).
 
Es gibt Lehrer die inspirierend auf Schüler wirken. Die Bedürfnisse in ihnen wecken, wozu sonst kaum jemand fähig ist. Hier kann man analysieren bis man schwarz wird und auf kein Ergebnis kommen. Nicht immer kann man etwas am Geld festmachen. Nicht jeder der einen Beruf ausübt fühlte sich bei dessen Wahl auch dazu berufen.
 

Umgelegt auf die Betätigung als KL: die Schüler müssen schneller und besser klavierspielen lernen, als bei der Konkurrenz.

Also das kann ich so gar nicht bestätigen.

Zum einen... woher soll ich wissen, wie schnell ich bei einem anderen Lehrer lernen würde?

Der andere Punkt ist... das ist für mich gar nicht das Wesentliche.

Solange ich einen Fortschritt sehe, bei Problemen Hilfe bekomme und mich auf den Unterricht freue, ist das für mich ok so. Wichtig ist für mich noch, das mir im Unterricht ein Klavier zur Verfügung steht und dass die Musikschule relativ nah ist, so dass ich mich nach 8 Stunden Arbeit nicht durch den Feierabendverkehr quälten muss. Es ist eben so, dass das bei mir wirklich ein Hobby ist und bleiben soll. Natürlich will ich lernen besser zu spielen, aber der Wohlfühlfaktor und der respektvolle Umgang ist bei mir auch sehr wichtig.

Und ich zahle bei einer privaten Schule mehr als die 60 € / 80 €, ehrlich gesagt hätte ich aufgrund genau der oben aufgeführten Überschlagsrechnung auch kein gutes Gefühl dabei.

Wenn ich keinen Lehrer im Hobby-Bereich suche, dann muss ich auch so viel bezahlen, dass er davon leben kann. Anders kann das ja langfristig nicht funktionieren.
 
Ich denke, dass aus Sicht des Lehrers ein ehrlicher, motivierter Schüler erfreulich ist. Meine KL weiß, dass ich normalerweise 1 - 1,5 Stunden am Tag übe. Mehr Zeit ist i.d.R. nicht da.
Tja, mit so wenig Einsatz kann auch nix rumkommen. :005:

Aber im Ernst, ich finde ja erstaunlich, wieviel Übezeit einige hier pro Woche in ihrem Kalender unterbringen.
 
Warum? Alles eine Frage der Prioritäten. Deswegen sind es bei mir auch maximal 5 Stunden pro Woche. *schäm*.
Durchaus nachvollziehbar, wenn man nur dieses eine Hobby hat. Bei mir laufen mehrere Instrumente, sportliche Aktivitäten und Instrumentenbau parallel. Und die müssen alle mit Frau und Kindern um meine Freizeit konkurrieren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wichtig ist für mich noch, das mir im Unterricht ein Klavier zur Verfügung steht und dass die Musikschule relativ nah ist, so dass ich mich nach 8 Stunden Arbeit nicht durch den Feierabendverkehr quälten muss.

In der Praxis findet man natürlich (seine) gewisse(n) Kompromisse. Aber:

Der andere Punkt ist... das ist für mich gar nicht das Wesentliche. Solange ich einen Fortschritt sehe, bei Problemen Hilfe bekomme und mich auf den Unterricht freue, ist das für mich ok so. Es ist eben so, dass das bei mir wirklich ein Hobby ist und bleiben soll. Natürlich will ich lernen besser zu spielen, aber der Wohlfühlfaktor und der respektvolle Umgang ist bei mir auch sehr wichtig.
Was spricht denn gegen eine Kombination aus alldem? Spaß und Freude haben, einen sympathischen KL (m/w) UND gut vorankommen? Zum Anderen: spätestens nach 15 Jahren Unterricht oder so zeigt sich dann, was ein KL drauf hat (oder drauf hätte haben sollen). Habe gerade erst wieder jemanden kennengelernt, der nach 15 Jahren Unterricht bei einer angeblich richtig guten Lehrerin erst - wie und was? - spielte...?

Als ich meine Campanella dann gespielt habe, sind die Kinnläden heruntergefallen, ich bekam wie immer mein Lob und meine Anerkennung, mit dem Angebot, jederzeit zum spielen auf dem Flegel (Tippfehler: ich meinte Flügel) kommen zu können. Naja, das übliche halt...

Langsam kann ich die Aussage "Ich habe eine(n) sehr gute(n) KL", "Mein(e) KL war Schüler(in) von xyz" usw. nicht mehr hören. Vor allem, wenn ich dann sehe, wie weit deren Schüler in der Praxis dann kommen, und an welchen "Klavier-Problemchen" sie herumknabbern... (dank beneidenswert ausgefeilter und fortschrittlicher Übemethodik und so)

Und mal im Vertrauen: das Klavierspiel macht gleich dreimal so viel Spaß, wenn man ordentliche Fortschritte sieht. Ich selbst bin dahingehend schon sehr erfolgsverwöhnt.

Und ich zahle bei einer privaten Schule mehr als die 60 € / 80 €, ehrlich gesagt hätte ich aufgrund genau der oben aufgeführten Überschlagsrechnung auch kein gutes Gefühl dabei.
Wenn ich keinen Lehrer im Hobby-Bereich suche, dann muss ich auch so viel bezahlen, dass er davon leben kann. Anders kann das ja langfristig nicht funktionieren.
Ich hätte da relativ wenig Gewissensbisse. Zum einen können sich die wenigen richtig Guten auch ein Zubrot verdienen durch Konzertauftritte u.ä., zum anderen kennt jeder, der auf dem Gebiet der Musik sein Brot verdienen will, die entsprechenden Randbedingungen der Sache.

Und jeder sollte wissen, was da heutzutage im Umfeld der Konkurrenz am Markt so verlangt wird, und der Kunde auch verlangen kann. Und wenn nicht, dann liegt da eine gewisse Fahrlässigkeit/Sorglosigkeit vor.

(Meint der herzlose Dreiklang)
 
... was hast Du denn? Ist doch was Schönes... :chr01: :004:
 

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