Bei den "stärkeren Anschlägen" möchte ich insofern Einspruch erheben, als dass es m.E. verschiedene Methoden gibt, mit denen man einen Spannungsausgleich auf der Saite erreichen kann. Denn nichts anderes ist eine gute Stimmhaltung: wenn die Spannung in allen Saitenabschnitten ausgeglichen ist, sowohl den klingenden als auch den nicht klingenden, kann es später keinen Spannungsausgleich mehr geben, der sich in einer Änderung der Spannung im klingenden Saitenabschnitt äußert = Verstimmung.
Wenn man sehr heftig anschlägt, so bringt man eine nicht ganz ausgeglichene Saite in den ausgeglichenen Zustand, wenn die Tonhöhe dann nicht stimmt, kann man nochmal nachlegen. Es ist also eigentlich mehr ein Test, ob die Spannung ausgeglichen ist.
Man kann viele Instrumente (nicht alle) ganz sanft stimmen, wenn man sich darüber klar wird, was beim Drehen des Wirbels passiert. Torsion ist das eine, bei falscher Hammertechnik kommt noch Verbiegen hinzu. Der Torsion kann man nicht entgegen wirken, dem Verbiegen schon eher. Stimmt man geringfügig höher und nimmt dann die Kraft vom Wirbel, so führt die "Ent-Torsion" schon dazu, dass sich die Spannung ausgleicht und in vielen Fällen ist die Saite dann sehr stabil. Als Test wird am Wirbel leicht "gerüttelt" und wenn die Saite stehen bleibt, dann wird sie auch bei Fortissimo nicht absacken. Wird der Test nicht bestanden, dann dasselbe nochmal von vorn.
Zugegeben, bei Instrumenten mit hoher Reibung an den Auflagepunkten geht das nicht so gut, aber bei vielen Klavieren ist es kein Problem. Bei vielen Instrumenten die ich regelmäßig stimme habe ich oft in der viel gespielten Mittellage kaum was zu tun. Verstimmungen im Tenor und Diskant sind ein anderes Thema, das hat meist was mit jahreszeitlichen Veränderungen zu tun und kein Stimmer der Welt kann dem entgegen wirken, so dass es immer passt.