Klavierstimmung - woran liegt es?

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jauchzerle

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27. Okt. 2013
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Ich grüble darüber nach, seit ich von Micha's Tod gelesen habe.
Wie kommt es, dass einige Klaviere stimmen und die Klaviere diese Stimmung halten, und andere das gleiche Klavier stimmen und die Klaviere quasi machen was sie wollen?
Wieso hält ein Klavier die Stimmung nicht immer gleich?
Ist das wirklich so?
Ist das Einbildung?
Kann das jemand erklären?
 
Die Wirbel müssen gedreht und nicht gebogen werden. Bei falscher Stimm-Technik hält dann die Stimmung nicht.
 
Gibt da verschiedene Ursachen neben Tastenscherges angesprochenen Wirbelverbiegern :-D

Wir setzen jetzt einfach mal voraus daß die Kollegen das setzen des Tones beherschen - hier gibt es allerlei Kriterien zu bedenken, sind die Wirbel noch fest genug? Wenn nicht, ist auch keine Stimmhaltung gewährleistet (in dem Fall sollten die Kollegen so fair sein, dies dem Kunden mit zuteilen). Nächste Problem; Temperatur und Luftfeuchtigkeisschwankungen, wenn ich in einem Saal vormittags ein Instrument bei 12 ° stimme, und beim Konzert wird dann auf 24° hochgeheizt, war es das mit der Stimmung.
LG
Alb
 
Gibt da verschiedene Ursachen neben Tastenscherges angesprochenen Wirbelverbiegern :-D

Wir setzen jetzt einfach mal voraus daß die Kollegen das setzen des Tones beherschen - hier gibt es allerlei Kriterien zu bedenken, sind die Wirbel noch fest genug? Wenn nicht, ist auch keine Stimmhaltung gewährleistet (in dem Fall sollten die Kollegen so fair sein, dies dem Kunden mit zuteilen). Nächste Problem; Temperatur und Luftfeuchtigkeisschwankungen, wenn ich in einem Saal vormittags ein Instrument bei 12 ° stimme, und beim Konzert wird dann auf 24° hochgeheizt, war es das mit der Stimmung.
LG
Alb

Die Antwort paßt nicht so ganz. Es war ja vom gleichen - ich nehme mal an: vom selben - Klavier die Rede.

Man kann auch Pauken und Gitarren (andere Instrumente bestimmt auch) so stimmen, daß sie die Stimmung halten oder nicht.

Der Anteil der Menschen die das anständig können ist nach meiner Erfahrung nicht sehr hoch.
 
Man kann auch Pauken und Gitarren (andere Instrumente bestimmt auch) so stimmen, daß sie die Stimmung halten oder nicht.

Der Anteil der Menschen die das anständig können ist nach meiner Erfahrung nicht sehr hoch.

Ich sträube mich dagegen mangelnde Stimmhaltung grundsätzlich Kollegen anzulasten. Mal ein Beispiel; ich war zu einer Stimmung eines Flügels weil die Kundschaft mit einem uns nicht ganz unbekannten und sehr sehr fähigem Klavierbauer nicht so ganz zufrieden war, da die Stimmung nicht sehr lange hielt. Nur konnte der Kollege rein gar nichts dafür, die liebe Kundschaft hatte eine ziemlich wirkungsvolle Fußbodenheizung, welche wenige Wochen nach der Stimmung aktiv wurde - hier hätte mittels DC und Isomatte vorgebeugt werden müssen - hat ihr der Kollege aber gesagt....:dizzy:
LG
Alb
 
und wie ich vermute, weiß man erst dann dass der Stimmer etwas getaugt hat, wenn das Klavier unter seinen Fingern war.
Im Raum Augsburg ist da ja viel geboten, aber Rezensionen sind wenig aussagefähig, wenn überhaupt vorhanden. Es gibt Klavierbauer mit Steinway-Academy-Dings und solche die gerade mal ne Kontaktadresse haben. Was ja alles nichts heißen muss.
Mir wurde eine Klavierstimmerin empfohlen von einer Freundin, welche aber vom Klavier selber so viel Ahnung hat wie ich von eine Bratsche ( =0 ) Was nicht heißt, das die Stimmerin nicht schlecht wäre. Ich kenne das Klavier der Freundin und das scheint nicht mehr gut stimmbar zu sein .... jedenfalls klingt es echt wie im Westernsaloon. Da kann vermutlich auch die Stimmerin nicht mehr Wunder vollbringen.
Es gibt die namhaften Händler und Notdienste.
Wie zum Geier trenne ich die Spreu vom Weizen? Hat mir wer nen Tipp?
 
Versuch macht kluch?
 
Profimusiker aus der Gegend (Pianisten, Klavierlehrer, Musikschulen) ansprechen: Können Sie mir eine Empfehlung geben?
 
Ich grüble darüber nach, seit ich von Micha's Tod gelesen habe.
Wie kommt es, dass einige Klaviere stimmen und die Klaviere diese Stimmung halten, und andere das gleiche Klavier stimmen und die Klaviere quasi machen was sie wollen?
Wieso hält ein Klavier die Stimmung nicht immer gleich?
Ist das wirklich so?
Ist das Einbildung?
Kann das jemand erklären?

Ich zitiere mal einen Fachmann: "Stimmen kann fast jeder Depp - aber so stimmen, dass die Stimmung auch hält, das kann eben nicht jeder!"
 
Ich finde die Frage auch interessant- ich hatte das Phänomen, als ich von meinem vorigen Klavierstimmer (uralt, fast blind, nicht grade zimperlich- genialer Typ!!), mit dem ich super zufrieden war, wegen Rente auf seinen Nachfolger umgestiegen bin. Ich hatte nach der Stimmung irgendwie das Gefühl, das sei nicht 100% sauber (hab aber nichts gesagt, weil ich keine Ahnung hab) und die Stimmung hat auch nicht so lange gehalten wie bei seinem Vorgänger. Ich dachte das liegt an meinem alten Klavier, aber er hat am gleichen Tag noch das Klavier eines Freundes und das in unserem Probenraum gestimmt und die hielten auch beide nicht lange. Der Mann ist ja auch Klavierbauer und arbeitet bei einem großen Musikhaus hier in der Nähe- kann das auch einfach an der Erfahrung liegen?

Wobei- kostet ja das gleiche, mittlerweile sogar mehr als bei seinem Vorgänger, sauber sollte es dann ja schon sein...?
 

Das gleiche Phänomen gibt es auch bei Schuhmachern und anderen (wahrscheinlich allen) Handwerkern. Nur weil man etwas (formal) gelernt hat, heißt es noch lange nicht, daß man es wirklich kann.
Und schon gar nicht, daß man es zu einer gewissen Meisterschaft bringt.
Selbst wenn eine Urkunde in der Werkstatt hängt, die einem dies bescheinigt.
Mit der Meisterprüfung (oder dem schwarzen Gurt) geht das Lernen erst los!
 
Wenn ich jetzt mal Schäden am Instrument wie leichtgängige Wirbel und ungünstige klimatische Bedingen ausschließe, es gibt wohl tatsächlich Kollegen (durchaus ausgebildete) welche den Ton einfach nicht setzen - wohl aus der Hoffnung heraus, man bräuchte den Stimmer alsbaldigst wieder. Allerdings geht des häufig nach hinten los, und der Kunde bestellt sich einen anderen.
Als Kunde kann man ja mitverfolgen wie der Kollege stimmt, schlägt er den zu stimmenden Ton zart an, wird die Stimmung nicht lange halten. Sinnvoll als Kunde ist es auch, das Instrument nach der Stimmung im Beisein des Klavierstimmers noch einmal mittels fff Stücken anzuspielen.
Die schönste Ausrede welche ich mal von Klavierstimmern vernahm "es darf jetzt eine Stunde lang nicht gespielt werden" - freilich, bis dahin ist er über alle Berge :-D
LG
Alb
 
Bei den "stärkeren Anschlägen" möchte ich insofern Einspruch erheben, als dass es m.E. verschiedene Methoden gibt, mit denen man einen Spannungsausgleich auf der Saite erreichen kann. Denn nichts anderes ist eine gute Stimmhaltung: wenn die Spannung in allen Saitenabschnitten ausgeglichen ist, sowohl den klingenden als auch den nicht klingenden, kann es später keinen Spannungsausgleich mehr geben, der sich in einer Änderung der Spannung im klingenden Saitenabschnitt äußert = Verstimmung.

Wenn man sehr heftig anschlägt, so bringt man eine nicht ganz ausgeglichene Saite in den ausgeglichenen Zustand, wenn die Tonhöhe dann nicht stimmt, kann man nochmal nachlegen. Es ist also eigentlich mehr ein Test, ob die Spannung ausgeglichen ist.

Man kann viele Instrumente (nicht alle) ganz sanft stimmen, wenn man sich darüber klar wird, was beim Drehen des Wirbels passiert. Torsion ist das eine, bei falscher Hammertechnik kommt noch Verbiegen hinzu. Der Torsion kann man nicht entgegen wirken, dem Verbiegen schon eher. Stimmt man geringfügig höher und nimmt dann die Kraft vom Wirbel, so führt die "Ent-Torsion" schon dazu, dass sich die Spannung ausgleicht und in vielen Fällen ist die Saite dann sehr stabil. Als Test wird am Wirbel leicht "gerüttelt" und wenn die Saite stehen bleibt, dann wird sie auch bei Fortissimo nicht absacken. Wird der Test nicht bestanden, dann dasselbe nochmal von vorn.

Zugegeben, bei Instrumenten mit hoher Reibung an den Auflagepunkten geht das nicht so gut, aber bei vielen Klavieren ist es kein Problem. Bei vielen Instrumenten die ich regelmäßig stimme habe ich oft in der viel gespielten Mittellage kaum was zu tun. Verstimmungen im Tenor und Diskant sind ein anderes Thema, das hat meist was mit jahreszeitlichen Veränderungen zu tun und kein Stimmer der Welt kann dem entgegen wirken, so dass es immer passt.
 
Moin jensen1,

du sprichst mir aus der Seele !
Leider denkt so mancher das viel auch immer viel hilft. Irgendwann kommt man aber zu der Erkenntnis das nicht die Mörderaktion den Erfolg bringt sondern das Können.
Witzig ist dann immer wenn die Leute hinterher sagen: Sie haben aber leise gestimmt....
Und richtig ist natürlich auch das es Instrumente gibt ( so wie Menschen auch ) die eben nur ne rauhe Sprache verstehen. Aber das macht ja den Profi aus das er merkt wann was angesagt ist.

Gruß
Martin
 
Wirbel zu verbiegen ist eine schreckliche Unart, welche einige Kollegen gerne anwenden. Klar, der Ton mag dann erst einmal stehen, aber schlußendlich zerstört man damit auch den Stimmstock.
Nur ein arg zarter Anschlag beim Stimmen, führt (egal bei welchem Instrument) nie zu einem haltbaren Ergebnis,
LG
Alb
 
Verbiegen denn die Stimmer die Wirbel absichtlich, damit es besser hält? :angst:
 
Man wagt es kaum zu sagen, aber ich hatte mal einen Klavierbauer bei mir, der inmitten der Arbeit (er war das erste Mal da und saß an meinem alten Klavier) mich rief und mir einen Wirbel zeigte, auf dem gerade der Stimmhammer saß, und der bei kräftigem Anschlag den Ton nicht hielt, was ich in Augenschein nehmen sollte, ganz offenbar, um so den Zuschlag für eine größere Reparatur zu erhalten ("sehen Sie, der hält nicht mehr, und das ist nicht nur ein Stimmnagel, das sind alle, außerdem müssen Saiten und Hämmer getauscht werden"). Needless to say, ich habe ihm die Reparatur nicht in Auftrag gegeben und einen anderen Klavierbauer geholt, dessen Stimmung anstandslos hielt, nachdem ingesamt vielleicht drei Stimmnägel gegen etwas dickere getauscht waren. (Dieser brauchte übrigens auch keine (Schein-)Demonstration lockerer (gelockerter?) Nägel zu geben, sondern zeigte schlicht auf die Nägel, die sich nicht mehr weiter einschlagen ließen, weil die aufgewickelte Saite bereits den Stimmstock berührte...). Und Saiten und Hämmer sind übrigens immer noch die alten...
 
Ich würde hier zwischen "verbiegen" im Sinn von: nach der Verbiegung in einer anderen Form, und "federn" unterscheiden wollen, wobei der Wirbel danach noch genauso aussieht, wie vorher.

Federn hilft, die Spannung auszugleichen, echtes Verbiegen des Wirbels ist natürlich nicht gemeint. Durch Federn kann man einen Stimmstock nicht beschädigen, die Saitenzugkräfte sind viel höher.

Gute Stimmhaltung erzielt man nicht mit einer Methode allein, sondern es ist von Instrument zu Instrument leicht unterschiedlich, womit man auskommt. Wenn man das Instrument nicht kennt, weiß man erst nach ein paar Tönen, wohin die Reise geht.
 

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