Schadet zu viel üben meinem Klavierspiel?

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Rachmaninov22

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Man sagt ja immer, dass man wenn man ein Stück einmal perfekt gespielt hat, aufhören solle, weil man dann mit einem Erfolgserlebnis das Klavier verlasse. Aber ich will meinen Erfolg ja nicht dem Zufall überlassen und meistens ist es dann so wenn man es dann nochmal spielt, dass man einen Fehler macht und dann in so eine Art Fehlerspirale gerät, wodurch man am Ende wieder schlechter wird. Ist jedenfalls mein Eindruck.
 
Ich halte es für am besten, ein Stück irgendwann als abgeschlossen zu betrachten und es dann nicht mehr zu üben, nur noch zu spielen. Dadurch gewinnt man an Routine mit dem Stück und lernt, mit falschen Tönen besser umzugehen. Wenn man jedesmal, wenn einen Fehler macht, glaubt, daß man die Stelle noch einmal üben muß, bekommt dieser Fehler, der möglicherweise nur ein Flüchtigkeitsfehler war, ein Gewicht, das ihn zu einer ernsten Bedrohung macht - Fehlerspirale winkt schon.

Sollte man allerdings feststellen, daß eine Passage wirklich noch nicht sitzt, sollte man genau diese üben, nicht mehr.

Außerdem halte ich Perfektionismus für falsch, wenn es um einzelne Stücke geht. Das sollte man besser bei den allgemeinen Fähigkeiten anwenden. Ich glaube, wenn man die Noten sicher kann und im richtigen Tempo spielen kann, sollte man den Fehlerteufel zur Hölle schicken und lieber am Ausdruck arbeiten.
 
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Ich glaube, dass das oft nur an der Konzentration liegt, wenn man ein Stück vorher fehlerfrei spielt und dann bei öfterem wiederholen immer mehr Fehler macht.
 
Oder es tritt der klassische Vorführeffekt auf: Zu Hause klappt das Stück prima und fehlerlos, beim Vorspiel plötzlich gar nicht oder auf alle Fälle schlechter.

Meines Erachtens spielt Nervosität eine nicht zu geringe Rolle beim Vorspielen. Mir gehts auch oft so, dass ich in der Vorspielsituation sehr aufgeregt spiele und somit mehr Fehler mache als beim häuslichen Üben. Daran muss ich noch viel arbeiten.
 
Ich würde umgekehrt sagen: wenn's das erstemal "perfekt" (fehlerfrei) geklappt hat, ist das zwar ein riesen Erfolgserlebnis. Es ist aber noch kein Zeichen dafür, daß man es nun auch sicher kann. Man weiß dann wie es sich anfühlt das Stück erfolgreich durchzubringen, aber dann heißts, die Sicherheit zu trainieren.
 
Ich würde umgekehrt sagen: wenn's das erstemal "perfekt" (fehlerfrei) geklappt hat, ist das zwar ein riesen Erfolgserlebnis. Es ist aber noch kein Zeichen dafür, daß man es nun auch sicher kann. Man weiß dann wie es sich anfühlt das Stück erfolgreich durchzubringen, aber dann heißts, die Sicherheit zu trainieren.

Und das geht meiner Meinung am besten, indem man das Stück einfach immer wieder spielt, ohne sich dabei einen Kopf zu machen, wenn man man den falschen Ton trifft.
 
Wichtig ist dabei halt auch, ja keine Routine reinkommen zulassen und das Stück aus Langeweile nur noch runterzuspielen.
 
Wichtig ist dabei halt auch, ja keine Routine reinkommen zulassen und das Stück aus Langeweile nur noch runterzuspielen.

Doch, gerade die Routine hilft enorm. Man muß deswegen nicht umbedingt gelangweilt spielen aber wenn man es absichtlich tut, ist es in ordnung.

Damit keine Langeweile aufkommt, kann man auch experimentieren, z.B. extra langsam spielen, Faxen machen, alles stakkato spielen etc. Natürlich soetwas nicht üben, sonst prägt es sich ein.
 
Doch, gerade die Routine hilft enorm. Man muß deswegen nicht umbedingt gelangweilt spielen aber wenn man es absichtlich tut, ist es in ordnung.

Das Stück für die Finger automatisieren und gelangweilt spielen sind unterschiedliche Dinge! Wer unaufmerksam (gelangweilt) übt, schadet sich früher oder später garantiert!

Beim gelangweilten Üben wandert die Aufmerksamkeit... wenn sich das einprägt und man während eines Vorspiels wie beim Üben nicht mehr ans Spiel denkt und hofft, alles laufe von selbst, kann sich das übel rächen, wenn man sich plötzlich darauf konzentriert, was man gerade spielt. Und hups, ist man draußen. Und findet nicht mehr rein, weil man sich beim Üben nicht auf die Passagen konzentriert, sondern sie einfach runtergespielt hat.

Also vorsicht vor dem gelangweilten Üben! ;)
 
Und das geht meiner Meinung am besten, indem man das Stück einfach immer wieder spielt, ohne sich dabei einen Kopf zu machen, wenn man man den falschen Ton trifft.

Es gibt ja eine Menge, was danebengehen kann. Der berühmte "falsche Ton" ist nur die Spitze des Eisbergs! Falsches Pedal, falsche Akzentuierung, falscher Rhythmus, falscher oder ungeschickter Fingersatz und und und.

Ich würde mich nicht drauf verlassen, daß sich alles ganz von allein regelt. Selbstkontrolle und Selbstkritik sind ganz wichtig. Gedankenloses Spielen hat einen ähnlichen Effekt wie Alkohol am Steuer :cool:
 
Was ich sagen wollte: Wenn man ein Stück nun schon sehr gut kann, dann kann man ja immer wieder versuchen, es ein klein bisschen anders zu interpretieren, d.h. mit der Dynamik variieren, Betonungen anders setzen.

So kann das Stück ständig besser werden ,geht immer besser in die Finger rein, und es wird nicht lengweilig es immer wieder zu spielen.
 

Das wichtigste am Spielen und Vorspielen ist meiner Meinung nach Routine. Nicht Routine im Sinne von "automatisch spielen", sondern daß man sich einfach daran gewöhnt, etwas zu können und nicht immer mit der Furcht spielt, Fehler zu machen. Ein routinierter Musiker kommt nicht so leicht aus dem Konzept, wenn etwas unerwartetes passiert oder er einen Fehler macht.

Das Üben eines Stückes kann aber keine Routine sein, denn man ist ja immer wieder mit Neuem konfrontiert - sei es eine unerwartete Schwachstelle, etwas klappt plötzlich oder was auch immer. Deswegen muß man halt auch mal "nur spielen", woher sollte sonst die Routine kommen.

Die Routine bewirkt auch, daß man weniger Fehler macht. Ich kann nur empfehlen mal folgendes auszuprobieren: Ein Stück spielen, das man sicher kann und sich vorstellen, daß man an einer Stelle besonders aufpassen muß, damit es glatt geht. Dann nochmal spielen, diesmal aber die Vorstellung weglassen. Der Unterschied ist in 99% der Fälle hörbar.
 
Zuviel Üben

Klar kann man zuviel üben, obwohl ich eher mit der gegenteiligen Spezies befasst bin, mich selbst eingeschlossen - heul.

Stücke, die man aufführen will, Klassenvorspiel, Jugend musiziert usw. sollten vorher in abgeschottetem Kreis auch aufgeführt werden - am besten mit Tonaufnahmen verknüpft. Bestehen die stücke diese Feuertaufe, hat man alles richtig gemacht. Geht viel schief, muss man nochmal nachdenken, wo die Ursachen liegen. Der falsch angeschlagene oder gestreifte ton ist kein Problem, das passiert auch den Profis im LIfekonzert, aber das Steckenbleiben oder gar black-outs sind ein Warnsignal. Dann hat man das Stück zu schlecht memoriert.
Ich will es mal so ausdrücken. Es wird viel zu viel Käse geübt - automatisches Abspulen des Stückes mit dem AHA Effekt am Schluss: Was, bin ich schon fertig? oder es wird zuviel das gespielt, was man kann. Man muss aber daran studieren, was man noch nicht sicher kann und das auch sinnvoll in die übrigen Teile einbinden. Wenn ein stück schlechter zu werden scheint, war es vorher noch nicht wirklich gut. Ich kenne keinen Pianisten, der behauptet, ein Stück würde durch fleissiges Üben schlechter. Es gibt aber ein Überüben. Also zuviel gedankenlos spielen oder auch zu lange üben und das noch ohne Pause. Nach ca. 1 Stunde konzentrierten Übens ist dringend eine Pause erforderlich. Die Konzentration lässt echt nach. $ solcher Übeeinheiten würde ich auch bei Hochtalentierten als Grenze ansehen
 
Also meiner Meinung nach kann man gar nicht genug Üben;-)
Ich weiß zwar nicht , wie dieser Kerl das schafft^^ aber ich habe nun schon zum sechsten oder siebten Mal erlebt, wie ein Junge(ca.15), den ich aus dem Klavierunterricht kenne, bei einem Wettbewerb fehlerfrei und auswendig vorgespielt hat....
Ich selber bekomme es nicht hin(ein oder zwei "Streifschüsse" sind immer noch mit drin), aber ich denke schon dass er den ganzen Tag nichts anderes macht als Klavier zu üben.....
 
Der schafft es wahrscheinlich weil er seid seiner Kindheit viel Klavier spielt. Dann ist das sehr gut machbar. Das ist jetzt vielleicht ein schlechter Vergleich, aber Pianisten verspielen sich ja auch nie (zumindest höhrt man es als Laie nicht), und die werden ja auch nicht erst während ihrem Studium angefangen haben, fehlerfrei zu spielen.
 
Der schafft es wahrscheinlich weil er seid seiner Kindheit viel Klavier spielt. Dann ist das sehr gut machbar. Das ist jetzt vielleicht ein schlechter Vergleich, aber Pianisten verspielen sich ja auch nie (zumindest höhrt man es als Laie nicht), und die werden ja auch nicht erst während ihrem Studium angefangen haben, fehlerfrei zu spielen.

Aus meiner Bandroutine an der Gitarre weiß ich, daß es auf die Dauer überhaupt kein Problem ist, kleine Fehler zu kaschieren und vor allem dadurch nicht aus dem Fluß zu kommen. Es gab tatsächlich Gitarrenanfänger, die sich mir zu Füßen geworfen gefragt haben, wie ich das hinbekomme, eine Stunde lang fehlerfrei zu spielen (und das kann ich wirklich nicht, schon garnicht live) :trompete:

Davon abgesehen haben solche Pianisten mit Sicherheit sehr effektive Verfahren, Stücke einzuüben und nebenbei noch die Fähigkeit, sich Tonfolgen im Kopf vorzustellen und die dann zielsicher auf dem Klavier zu spielen. Wenn die Finger erstmal wissen, wie weit ein bestimmtes Intervall entfernt ist, könne sie das auch sicher greifen.
 
Fehlerfrei spielen

Der schafft es wahrscheinlich weil er seid seiner Kindheit viel Klavier spielt. Dann ist das sehr gut machbar. Das ist jetzt vielleicht ein schlechter Vergleich, aber Pianisten verspielen sich ja auch nie (zumindest höhrt man es als Laie nicht), und die werden ja auch nicht erst während ihrem Studium angefangen haben, fehlerfrei zu spielen.

also diesen fehlerfreien Pianisten gibt es eigentlich nur bei studioproduktionen - aber du hast recht, die meisten hören es nicht.

die Anzahl falscher töne, die man in ein Stück packen kann, ohne dass der Normalzuhörer was merkt wächst natürlich noch mit der Unbekanntheit des Stückes.

Spiele Allegro Barbaro von BArtok oder Prokofieff Toaccata in d - und du kannst Fehler haufenweise machen und keiner merkt es, mit ausnahme der Leute, die das Stück selbst einstudiert haben. Falsche töne gehören nur nicht auf eine CD - weil man dann immer wieder denselben falschen Ton hört, deshalb wird er herausgeschnitten, überspielt, editiert usw.

Der Profi bleibt eben immer im Fluss des Stückes, während der Nichtprofi auch gern mal hängen bleibt und diese Hilflosigkeit fällt natürlich sofort auf.
 
Der Profi bleibt eben immer im Fluss des Stückes, während der Nichtprofi auch gern mal hängen bleibt und diese Hilflosigkeit fällt natürlich sofort auf.

Das macht wohl den Unterschied zwichen purem Talent und Studium aus.
(Wobei mit genug Talent eigentlich alles erreicht werden kann...)

Der große Vorteil an diesem ständigen Fluss im Spiel ist wohl, dass er erlernbar ist! Oder nicht?

Gibt es da vielleicht ein paar nützliche Tipps von unseren Pianisten?

Stilblüte
 
Der große Vorteil an diesem ständigen Fluss im Spiel ist wohl, dass er erlernbar ist! Oder nicht?

Im "Chang"-Online-Buch fand ich für mich einen Tip dazu nützlich: wenn man beim Üben einer Stelle ins Stolpern kommt, kann man sich schnell angewöhnen, dort zu stoppen zwecks Üben genau dieser Stelle. Was ja auch nicht schlecht ist. Wenn man dies jedoch immer macht, wird man schnell zum "Stotterer" und kann gar nicht mehr anders.

Wenn man statt gezieltem Üben das Stück in einem durch spielt, sollte man sich stattdessen angewöhnen, auch bei Fehlern nicht aus dem Rhythmus zu kommen, weil das wirklich jedem auffällt, im Gegensatz zu falschen oder fehlenden Tönen.

Ich denke also auch, dass der ständige Fluss erlernbar ist, durch obige Methode.
 

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