Russische Komponisten

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Wer hat noch Lust in diesen furchtbaren Zeiten Musik russischer Komponisten zu spielen?

  • Ja, ich würde weiterhin russische Musik spielen, da das ja mit dem Diktator Putin nichts zu tun hat.

    Stimmen: 72 98,6%
  • Nein, ich würde momentan aus Protest gegen den Krieg keine russische Musik spielen.

    Stimmen: 1 1,4%

  • Umfrageteilnehmer
    73
* - Fußnote: Natürlich ist die zugrundeliegende Frage dann, was allgemein akzeptierte Grundwerte sind. Diese können sich durchaus in verschiedenen Kulturkreisen stark unterscheiden.

Es gibt einige, die durch die UN eigentlich ja für alle gelten. Es gibt leider faktisch aber auch die Möglichkeit, sich z.B. auf die Kairoer Erklärung der Menschenrechte im Islam, die leider keine Konsequenzen für die Unterzeichner hatte, zu berufen oder wie manche Staaten weltweit geltendes Recht auch oft, aber nicht immer ohne Folgen) einfach zu ignorieren.
 
So weit ich mich erinnere, hat er damals einen Bestseller gelandet. Sein gedrucktes Geschwätz wurde millionenfach verkauft. In wie vielen Talkshows er gesessen ist, habe ich nicht mitverfolgt.
Scheint mir ein eher schlechtes Beispiel für "mundtot" zu sein.

Bei Sarrazin war das alles etwas ambivalent. Ganz am Anfang sind alle auf ihn losgegangen und wollten den ersten Stein werfen, dann haben sich Stimmen gemehrt, die gesagt haben, Moment, da stimmt aber einiges von, da sollte man zumindest mal drüber diskutieren, spätestens ab 2015 war die überwiegende Medienmeinung dann wieder, Sarrazin sei quasi der Teufel.

Meinungsfreiheit und gefühlte Meinungsfreiheit ist in Deutschland auch ein weites Feld. Es gab auch Zeiten, da hat man geglaubt, es wäre gut, wenn Sven Lau, Pierre Vogel, Abu Nagi und Konsorten durch die Talkshows tingeln.
Als eindeutige Extremisten wurden die natürlich nicht als ebenbürtige Gesprächspartner akzeptiert und konnten dann die Opferrolle hervorragend zur Anwerbung von Anhängern nutzen.

2015 war es auch so, dass natürlich niemand bestraft wurde, wenn er auf die Problematik mit der schnellen Masseneinwanderung hingewiesen hat, man durfte schon sagen, was man will, ohne dafür wie in Russland, China oder der Türkei möglicherweise inhaftiert zu werden. Aber der Social-Media und Medienmob hat einen schnell zur Schnecke gemacht, wenn man angezweifelt hat, dass überwiegend Ingenieure und Ärzte, die sich nach unserer demokratisch-freiheitlichen Ordnung sehnen und die Gesellschaft bereichern, herkommen.
Dass die Stimmung dann Silvester 2015/2016 derartig gekippt ist, war abzusehen.

Man darf halt in Deutschland weitgehend alles sagen, kann aber über manches nicht vernünftig reden. Das sorgt für schlechte gefühlte Meinungsfreiheit.
 
eben gar keine sachliche Auseinandersetzung stattfand.

Wie man in den Wald hineinschreit, so schallt es heraus.
Er war nicht der erste und nicht der Letzte, der mit fachlichem Dünnpfiff einen Bestseller erzielt hat. Die Dänikens, Bhakdis usw. werden auch in Zukunft ihr Publikum finden.

Dürftigste fachliche Substanz und exorbitante mediale Aufmerksamkeit gehen oft Hand in Hand.


Man darf halt in Deutschland weitgehend alles sagen, kann aber über manches nicht vernünftig reden.

Es ist halt etwas tückisch, über Bullshit "vernünftig reden" zu wollen.
 
Bei Sarrazin war das alles etwas ambivalent. Ganz am Anfang sind alle auf ihn losgegangen und wollten den ersten Stein werfen, dann haben sich Stimmen gemehrt, die gesagt haben, Moment, da stimmt aber einiges von, da sollte man zumindest mal drüber diskutieren, spätestens ab 2015 war die überwiegende Medienmeinung dann wieder, Sarrazin sei quasi der Teufel.

Meinungsfreiheit und gefühlte Meinungsfreiheit ist in Deutschland auch ein weites Feld. Es gab auch Zeiten, da hat man geglaubt, es wäre gut, wenn Sven Lau, Pierre Vogel, Abu Nagi und Konsorten durch die Talkshows tingeln.
Als eindeutige Extremisten wurden die natürlich nicht als ebenbürtige Gesprächspartner akzeptiert und konnten dann die Opferrolle hervorragend zur Anwerbung von Anhängern nutzen.

2015 war es auch so, dass natürlich niemand bestraft wurde, wenn er auf die Problematik mit der schnellen Masseneinwanderung hingewiesen hat, man durfte schon sagen, was man will, ohne dafür wie in Russland, China oder der Türkei möglicherweise inhaftiert zu werden. Aber der Social-Media und Medienmob hat einen schnell zur Schnecke gemacht, wenn man angezweifelt hat, dass überwiegend Ingenieure und Ärzte, die sich nach unserer demokratisch-freiheitlichen Ordnung sehnen und die Gesellschaft bereichern, herkommen.
Dass die Stimmung dann Silvester 2015/2016 derartig gekippt ist, war abzusehen.

Man darf halt in Deutschland weitgehend alles sagen, kann aber über manches nicht vernünftig reden. Das sorgt für schlechte gefühlte Meinungsfreiheit.
Ich habe gerade zu diesem Thema recherchiert. Die Pisa-Studie von 2018 (also noch von vor Corona) ergab, dass 19% der 16jährigen nicht richtig lesen können. Das ist fast ein Fünftel der Generation, die in die Arbeitswelt einfließt. Nun kann man noch so intelligent sein, man kann nicht einen Facharbeiterjob füllen mit Leuten, die nicht richtig lesen können, nicht einen Claviofaden entziffern. Woran scheitert es, hatte Sarrazin recht, hat die Bildungspolitik versagt, haben wir zu viele inkompetente Lehrer, zu wenige Schulen, zu wenig Lehrer (das ist ja bekannt), zu geringe Investitionen in Bildung, zu viele Kiffer unter den 16jährigen ...Wer hat recht gehabt? Wahrscheinlich von allem etwas und unterm Strich defizitär.
Nun ist es ja so: Traditionell schneiden wir bei PISA schlecht ab. Auch schon früher, aber es verschlechtert sich wohl. Die weitere Entwicklung müsste man wegen Corona dann differenzierter betrachten.
Aber dafür werden wir Fußballweltmeister. Dumm kickt gut.:coolguy:
 
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Abschließend noch eine allgemeine Bemerkung: Wenn man sich als Interpret fachfremd öffentlichkeitswirksam äußert, sollte man immer bedenken, dass man eine Vorbildfunktion haben könnte, dass man eine Verantwortung hat gegenüber seinem Label, Agenten und Veranstaltern. Und vielleicht gegenüber den Aktionären seines Labels. Denn die bleiben hinterher auf den Scheiben sitzen. Die Veranstalter werden dann ihre Karten nicht mehr los und das ist für die durch Corona gebeutelte Branche nicht mehr witzig. Außerdem kann die Branche auch einen Imageschaden erleiden.
 
Heute habe ich mal Clavio zum Thema durchsucht und habe inzwischen so einiges gelesen.

Zuerst:
Die Frage ist ja auch, wo fängt man an, wo hört man auf. Meine türkische Nachbarschaft ist voller glühender Erdoganfans, die christlich-syrische Flüchtlingsfamilie in der Schule meiner Tochter sind Assad-Anhänger, die wegen der muslimischen Mehrheit große Angst vor einer Demokratie in Syrien hätten, ein georgischer Freund ist großer Putinversteher, der amerikanische Onkel Trumpwähler.... dürfen die auch nicht mehr Auftreten?
... bei entsprechenden Äußerungen dieser Leute denke ich mir immer: "Ja gut, sie dürfen hier ihre Meinung äußern und sogar dafür demonstrieren, weil wir auf unsere Demokratie stolz sind. Aber warum gehen diese Leute nicht wieder zurück dorthin, wo es so schön und toll sein soll: zu Erdogan, zu Assad, zu Putin, zu Trump... und bleiben stattdessen immer noch hier bei uns? Wir zwingen doch keinen, hier in diesem Land zu leben???
Und wenn Gergiev, Netrebko, Berezovsky es lieber mit ihrer Regierung und vielleicht mit ihrer Heimat halten, finde ich es traurig, aber ich bin ihnen nicht böse, wenn sie dorthin gehen wollen, wo sie am besten vererdet sind.

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Doch nun zu dem gegebenen Anlass (Problem mit Russischer Musik / Kultur ):
Wenn ich hier - ausgerechnet in Deutschland - eine solche Diskussion erlebe, dann frage ich mich, wie es sein kann, dass wir es gleichzeitig so normal finden, dass im Ausland, ja sogar in Israel überhaupt noch deutsche Komponisten gegeben werden?

Ach soo, richtig: "Irgendwann muss man doch mal vergessen können!".
 
Aber warum gehen diese Leute nicht wieder zurück dorthin, wo es so schön und toll sein soll: zu Erdogan, zu Assad, zu Putin, zu Trump...
zu letzterem @Debösi wäre wohl ungeschickt, der befindet sich nicht mehr im Weißen Haus - die müssten folglich bangen, ob es eine Wiederwahl... und wenn nicht, wären die Reisekosten perdu ;-)
 

Ach @rolf, ich sehe das Problem eher zeitlos… noch knapp drei Jahre…
 
Die richtige Reaktion von unserem ukrainischen Botschafter wäre gewesen: "Vielen Dank Frau Avdeeva, dass Sie meine vom Angriffskrieg gebeutelten Landsleute unterstützen, obwohl Sie dafür möglicherweise auf einer Reise in Ihr Heimatland Repressalien erleiden müssen."
Natürlich ist das ein vollständig von Russland und in keiner Weise von der Ukraine verschuldeter Angriffskrieg mit vielen schrecklichen Mordaktionen durch die russischen Streitkräfte; Melnyks Hetze gegen russische Menschen erweckt aber mittlerweile den Anschein, als wäre er trotzdem genau so ein Kriegstreiber wie Putin.
Mich stört, inwieweit eine Russen allgemein angreifende, verunglimpfende Rhetorik mittlerweile auch oder sogar gerade in eher linken Kreisen hoffähig ist. Würde man Menschen aus einer arabischen oder afrikanischen Diktatur so verallgemeinernd angreifen, gäbe es dafür nicht so eine allgemeine Toleranz.
 
Und noch ein Artikel zum Thema:

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Reaktionen: trm
Bin eigentlich ganz froh, daß wenn ich mich mit Musik beschäftige, ich alle Politik vergessen kann.
 
Für den, der jetzt russische Komponisten lieber hintanstellen möchte, ergibt die Situation die große Chance, einmal ukrainische Komponisten kennenzulernen, von denen man vorher allenfalls den Namen einmal gehört hatte. Es gibt sie in stattlicher Anzahl in der spätromantischen Epoche und auch später. Eine zum Teil vergessene, unterdrückte und in den Hintergrund gedrängte Musik. Von den allermeisten Stücken gibt es allerdings keine Noten legal zu erwerben und keine Aufnahmen, bei ISMLP jedoch einiges. Man findet manche Klavierstücke in Bänden mit russischer Klaviermusik, da die Ukraine zeitweise zu Russland gehörte. Sucht man auf den Versenderseiten einen Band ''ukrainische Klaviermusik'' bekommt man 0 Treffer, ''russische Klaviermusik'' in großer Anzahl. Gibt man Ukraine ein, so erhält man nur Bände mit Nationalhymnen und Francis Thomés ''Legende d'Ukraine''.
 
Es fangen nämlich an, sich äußerst grässliche Bilder aus dem Krisengebiet zu verbreiten.
Es ist für mich unmöglich anhand der Gräueltaten die die Russen tatsächlichen verursachen noch irgendwie Sympathie für irgendeinen russischen Sportler/Musiker/Menschen zu empfinden der sich nicht ausdrücklich von diesen Schweinereien distanziert!

Da der Massenmörder Putin und seine Kumpanen auch tote russische Komponisten als Aushängeschild benutzen, sollte man dabei auch unbedingt dies in dieser schweren Zeit berücksichtigen!!! Das heißt, so lange der Agressionskrieg andauert, keine Darstellung russischer Kultur!


PS
Ich bin der Arsch. Ich fahre als einziges Fahrzeug einen LADA und bin auf ihn angewiesen, da ich in sehr abschüßigem Gelände lebe (es gibt keinen besseren Allrad!).
Bevor sie mir also auf dem Supermarktparkplatz ein "Z" drauf malen werde ich mir jetzt ukrainische Außenspiegelflaggen besorgen!
 
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