Probleme mit Schüler

Nö, ich schmolle nicht.

Ich finde es nur doof, wenn Rolf hier so tut, als wäre es total lächerlich und indiskutabel, Ansichten über den freien Willen zu äußern.

Und freien Willen anzuzweifeln hat nichts mit "Determinismus" zu tun, da sind hier offenbar einige auf dem falschen Gleis bzw. falsch informiert.

Es geht lediglich darum, daß ein bestimmtes Objekt (ein Mensch, Tier...) nicht einen Willen haben kann, der unabhängig von allem anderen ist, sondern daß der Wille stets aus Vorgängen heraus entsteht, die der Geist dieses Objekts nicht erkennt (bzw. nicht erkennen kann, weil sie zu kompliziert oder nicht wahrnehmbar sind), so daß das Objekt sich einbildet, den Willensakt "frei aus sich heraus" gebildet zu haben.

Vielfach weiß man ja auch, daß eine Willensentscheidung nicht frei war, z.B. weil man manipuliert wurde. Ich sage lediglich, daß dies nicht nur für die Willensentscheidungen, bei denen es offensichtlich ist, gilt, sondern für alle Willensakte.

LG,
Hasenbein
 
Ich finde es nur doof, wenn Rolf hier so tut, als wäre es total lächerlich und indiskutabel, Ansichten über den freien Willen zu äußern.

Hasenbein,
wenn Du schon gleich zu Beginn des neuen Jahres schimpfen willst, dann sei gerecht und schimpfe alle, die in diesem Faden hier bei Deiner Einlassung über den vermeintlich nicht so wirklich vorhandenen freien Willen nicht in Begeisterungsstürme ausgebrochen sind - kurzum richte Deinen Zorn nicht allein gegen mich.
des weiteren haben mich nicht grundsätzlich Überlegungen zum freien Willen erheitert, denn weißt Du: darüber verhandelt man auf höherem Niveau, als es ein parlierendes Internetforum bieten kann, schon seit Jahrhunderten in verschiedenen Disziplinen - also: verdrehe Du mal lieber nichts: mich hat amüsiert - und offenbar nicht nur mich - dass hier plötzlich abseits des Themas von Dir recht starke Worte über den angeblich [sic!] nicht existierenden freien Willen gefallen sind.
 
Ich habe schon vor langer Zeit festgestellt, daß Diskussionen über freien Willen, und schon gar im Internet, überhaupt nichts bringen. Deshalb will ich mich da gar nicht weiter reinhängen.


Lieber hasenbein,

Verantwortung zu übernehmen, ist mir sowohl in meinem Privatleben wie auch in meinem Klavierunterricht sehr wichtig! Ich bemühe mich sehr, auch meinen Schülern dies beizubringen (Üben, Interesse, Einbringung in den Unterricht, etc.)! Da Verantwortung mit eigenem Handeln unmittelbar zusammenhängt, frage ich mich schon, wie das mit der These zusammenpasst, es gäbe keinen freien Willen.

Das interessiert mich wirklich! Ich wäre sehr froh, wenn du dich dazu äußerst!!!

Meiner Meinung nach habe ich und nur ich die Verantwortung für mein Handeln! Dass mein Handeln natürlich auch aus meiner Historie, aus meinen Erfahrungen und meiner Umwelt resultiert, ist ja klar. Aber ich habe die Möglichkeit, so oder so mit einer Situation umzugehen und kann dementsprechend auch auf eine Situation Einfluss nehmen. Wobei wir auch wieder beim Thema des Fadens wären.

Liebe Grüße

chiarina
 
Uff. Vielleicht könntet ihr für eure philosophischen Diskussionen über die (Nicht)Existenz des freien Willens einen neuen Strang aufmachen?
Ich wollte hier eigentlich nur über Klavierunterricht diskutieren.

Danke.
 
Uff. Vielleicht könntet ihr für eure philosophischen Diskussionen über die (Nicht)Existenz des freien Willens einen neuen Strang aufmachen?
Ich wollte hier eigentlich nur über Klavierunterricht diskutieren.

...sowas ähnliches hab ich auch schon zweimal anzuregen versucht...
Zitat von rolf:
ja, mich hat sehr verwundert, dass philosophische Exkurse über Schuld und freien Willen, den es plötzlich nicht mehr geben soll, von der beschriebenen und sich offenbar sacht bessernden Situation abgelenkt haben - - aber ich gebe zu, dass mich diese Exkurse sehr erheitert haben
...allerdings habe ich das mit etwas Humor versucht - nun ja, das scheint auch in diesem Jahr verpönt zu sein...
 
Hasenbein,
wenn Du schon gleich zu Beginn des neuen Jahres schimpfen willst, dann sei gerecht und schimpfe alle, die in diesem Faden hier bei Deiner Einlassung über den vermeintlich nicht so wirklich vorhandenen freien Willen nicht in Begeisterungsstürme ausgebrochen sind - kurzum richte Deinen Zorn nicht allein gegen mich.
des weiteren haben mich nicht grundsätzlich Überlegungen zum freien Willen erheitert, denn weißt Du: darüber verhandelt man auf höherem Niveau, als es ein parlierendes Internetforum bieten kann, schon seit Jahrhunderten in verschiedenen Disziplinen - also: verdrehe Du mal lieber nichts: mich hat amüsiert - und offenbar nicht nur mich - dass hier plötzlich abseits des Themas von Dir recht starke Worte über den angeblich [sic!] nicht existierenden freien Willen gefallen sind.

Hallo Rolf,

ich gehe konform mit Hasenbein, empfinde nicht, dass er schimpft, Zorn oder Groll ausdrückt, auch keinesweg dir gegenüber, und empfinde zudem das Thema des Willens nicht einem besonderen Niveau, was für eines auch immer, vorbehalten, sondern ist das vielmehr stetig präsent.

Liebe Grüße
Pomurla
 
und empfinde zudem das Thema des Willens nicht einem besonderen Niveau, was für eines auch immer, vorbehalten, sondern ist das vielmehr stetig präsent.

am thematisch angemessenen Platz bin ich jederzeit an einer Diskussion über Pelagius interessiert (um das Thema des freien Willens aus der Zeit der christlichen Spätantike zu erwähnen) - beim Thema dieses Fadens allerdings wird die vor ein paar Jahren aus der Reihe von einigen Neurobiologen aufgeworfene Spezialfrage, ob der freie Wille womöglich nicht existiere, wenig bringen. Es ist hilfreicher, wie auch Ella - die hier Fragen gebracht hat - angedeutet hat, beim Thema zu bleiben.
 
Danke rolf. ;)

Von meiner Seite gibts hier erstmal nichts mehr zu sagen und ich danke euch für euren Input!

Ich halte euch gern auf dem Laufenden, wie es sich mit dem Jungen entwickelt, wenn ihr wollt.
 
Liebe Ella,

ich hab in den vergangenen 11 Seiten leider etwas den Überblick verloren, was das Thema hier angeht, da ich den Großteil der Beiträge überflogen habe ;)

Ich hab mich in deinem Eingangspost ein wenig wiedererkannt, da ich aktuell ein ähnliches Problem mit einem meiner Schüler habe. Im Prinzip die selbe Problematik, nur 4 Jahre älter. Er hat sich selbst einiges an Klavierspiel beigebracht, obwohl er erst ein Jahr unterrichtet wurde. Sogar die Mondscheinsonate kann er spielen. (wenn auch mehr recht als schlecht ;))

Daher würde es mich sehr interessieren, wie es mit dem Jungen weitergegangen ist.
Wie hat er letztlich sein Gehörtes mit den Noten "zusammebekommen"?

lg camina
 
Uff. Vielleicht könntet ihr für eure philosophischen Diskussionen über die (Nicht)Existenz des freien Willens einen neuen Strang aufmachen?
Ich wollte hier eigentlich nur über Klavierunterricht diskutieren.

Danke.


Liebe Ella,

sorry, dass ich das mit der "SCHULD" angestoßen habe, aber ich gebe Hasenbein in seinen Ausführungen dazu zu 100% recht. Manchmal weiß ich nicht, als Klavierlehrerin (!), was wer wann warum in so einer Situation lernen soll...

Du hast da eben eine Dreiecksbeziehung mit Mutter und Sohn, wo alle DREI (!) etwas lernen müssen. Und es kann wohl wirklich um Dinge gehen, die uns bewusst gar nicht "wirklich" zugängig sind. Niemand kann letztendlich sagen, worum es dabei geht. Vordergründig sollst Du dem Jungen das Klavierspielen beibringen, dafür hast Du einen Auftrag, dafür wirst Du bezahlt. Bei der Umsetzung dieses Auftrages geräts Du allerdings unter die Räder verschiedener Ideen davon, was Du leisten sollst.

Das Kind hat eine eigene Idee, was Du tun sollst, die Mutter hat wiederum eine andere Idee, was Du tun sollst und Du hast - selbstverständlich - auch wieder Deine eigene Idee. Woher kommen diese vielen verschiedenen Ideen? Wie könnte man sie synchronisieren? DAS ist doch das spannende.

Und das wird in jedem Moment wieder neu verhandelt zwischen allen Beteiligten.

Im Gespräch hast Du Deinen Standpunkt der Mutter gegenüber dargestellt: zB: sie soll sich raus halten. Letztendlich ist das eine/Deine Forderung. Die Mutter hat akzeptiert und war "einsichtig". Ich wünsche euch dreien, dass das so bleibt. Aber ich nehme an, dass es wieder und wieder knirschen wird - daran ist nichts Schlimmes.

Und Kompliment an Hasenbein, er bringt den Sachverhalt wunderbar in einer völlig anderen Beleuchtung zum Ausdruck, es ist auf keinen Fall off-topic. Man kann sich wirklich schwer vorstellen, dass wir alles was wir tun zwar aus einer Art "freien Willen" machen aber dass das nur eine Illusion ist, wenn auch eine durchaus nötige Illusion, denn sonst funktioniert gar nichts mehr.
Die Suche nach Ursachen für bestimmte Umstände ist allerdings das Abschieben der Verantwortung auf ANDERE. Die Verantwortung zu übernehmen heißt am Ende des Tages, dass es nicht der Junge ist, der da schreit und weint, sondern ich. Es ist nicht die Mutter, die ein Problem mit dem Jungen hat, sondern ich habe ein Problem mit mir. Der Junge hat auch kein Problem mit seiner Mutter sondern ich habe dieses Problem.
Und jetzt kommt der Hammer: im Grunde genommen gibt es kein Problem! Die Dinge SIND einfach.


Wir KL haben immer wieder mit sehr kleinen Kindern zu tun. Da müsste man doch wirklich immer wieder erkennen können, dass ein Mensch in die Gesellschaft hinein wächst indem er das Denken der Gesellschaft übernimmt. Ich sah "gute" Mütter, die sich mit Blick auf die Uhr über Kinderwägen beugten und behaupteten, dass der kleine Jean-Pierre gleich Hunger haben würde und aufwachen würde. Dann wolle er natürlich SOFORT sein Fläschchen haben - sprachs und fing an das Fläschchen warm zu machen. Ich dagegen sah nur ein schlafendes Kind, was vielleicht wirklich irgendwann einmal aufwachen würde. Ob es dann sofort sein Fläschchen haben müssen würde kann doch niemand wissen... also ich kann nach dem Schlafen nicht sofort etwas zu mir nehmen..

Da wird also von den Müttern schon angenommen, dass die Säuglinge irgend etwas konkret "wollen"! Da muss ich mich einfach nur wundern, aber das ist eben in unserer Gesellschaft so Konsens: Säuglinge wissen konkret was sie wollen!

Tja, und dann werden die Kinder ein Jahr alt und lernen immer besser, dass zu erfüllen, was die Gesellschaft meint, was sie wöllten.

Nennt man das nicht eine "sich selbst erfüllende Prophezeihung"?

Daher empfinde ich diese Ratschläge hier durchaus zweischneidig (was mich nicht davon abhält meinerseits zu ratschlagen zB, dass man keine Ratschläge geben sollte...). "Ratschläge" sind günstigstenfalls neue und ungewohnte Denkmuster - wie zB die völlig andersartige Denke von Hasenbein und mir. Daran ist nichts off-topic. Doch genau DAS suchen die wenigsten Ratsuchenden: die meisten suchen eine Bestätigung ihres eigenen Denkens, zB: die Mutter ist übergriffig, der Junge ist traumatisiert und man sollte deshalb... bla bla bla.
Darüber wurde ja hier einiges gemunkelt. Und: vielleicht stimmt das ja auch - wer weiß. Vielleicht aber auch nicht.

Das schreibt leider den Status quo mehr und mehr fest. Beispiel: je mehr Du jemandem etwas unterstellst, desto mehr wird er es auch erfüllen!


Glaubst Du also von einem Schüler/in, dass er/sie sich für Musik interessiert, dann wird er/sie das tatsächlich tun! Schreibst Du den AZUBI aber Faulheit und Desinteresse zu, so wird er genau DAS auch erfüllen. Solche Mechanismen kann man täglich an Schulen studieren. Hat eine Lehrkraft ein positives Vorurteil einem Kind gegenüber, so wird es engagierter in diesem Fach mitarbeiten. Hat die Lehrkraft dagegen eine schlechte Meinung einem Kind gegenüber so verliert das Kind meist das Interesse an dem Fach!



Vielleicht ist alles, was man zu dieser Deiner Dreiecks-Situation denken kann, gleichzeitig auch wahr!!

Alle Gedanken sind am Ende des Tages immer auch: Glaubenssätze! Glaubenssätze müssen keinen Wahrheitsgehalt haben.

Und falls durch diese Geschichte irgend jemand hier beginnt, darüber nachzudenken, dass es oftmals gar keine Wahrheit gibt, dann finde ich, hat dieser Faden viel bewirkt!

Alles Liebe

Viola
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
(...)
Und Kompliment an Hasenbein, er bringt den Sachverhalt wunderbar in einer völlig anderen Beleuchtung zum Ausdruck, es ist auf keinen Fall off-topic. Man kann sich wirklich schwer vorstellen, dass wir alles was wir tun zwar aus einer Art "freien Willen" machen aber dass das nur eine Illusion ist, wenn auch eine durchaus nötige Illusion, denn sonst funktioniert gar nichts mehr.
Die Suche nach Ursachen für bestimmte Umstände ist allerdings das Abschieben der Verantwortung auf ANDERE. Die Verantwortung zu übernehmen heißt am Ende des Tages, dass es nicht der Junge ist, der da schreit und weint, sondern ich. Es ist nicht die Mutter, die ein Problem mit dem Jungen hat, sondern ich habe ein Problem mit mir. Der Junge hat auch kein Problem mit seiner Mutter sondern ich habe dieses Problem.Und jetzt kommt der Hammer: im Grunde genommen gibt es kein Problem! Die Dinge SIND einfach.
(...)

Liebe Viola,
sind diese Überlegungen nun Deinem freien Willen entsprungen oder sind sie Dir gleichsam unfreiwillig passiert? Und sofern wir diese Frage offen lassen, stellt sich eine weitere: wenn weder der Knabe noch die Frau Mama miteinander Probleme haben, dann wäre Ella quasi der Problemfall, weil sie Probleme sieht, wo keine sind - müsste man da nicht Mutter und Kind dringend raten, eine andere Lehrkraft zu engagieren? Und wenn das geboten wäre, frage ich mich, warum von Geplärr und falschen Noten die Rede war - plärrte das Knäblein, weil Ella Probleme hat??
Gruß, Rolf
 

Grundsätzlich versuche ich, Menschen vor allem nicht negativ zu bewerten - mir ist klar, dass das manchmal sehr schwierig ist, da wohl jeder Mensch Vorurteile hat - sondern lieber verschiedene Sichtweisen und Bedürfnisse dieser Menschen zu erkennen. Einschließlich meiner eigenen. So kann man ein Problem gemeinsam konstruktiv lösen. Damit ist viel gewonnen.

Ein vorgefasstes Urteil über andere drückt sich auch immer in der Körpersprache aus - da kann man so schön reden, wie man will. Man kann Handlungen verurteilen - bei Menschen sehe ich für mich keine Berechtigung, dies zu tun.

Liebe Grüße

chiarina
 
Liebe Viola, liebe Ella,
ich melde mich jetzt doch auch nochmal zu Wort, weil es hier meiner Meinung nach nicht darum geht, wer das größte Problem hat, sondern daß die Mutter des Klavierschülers sich nicht an allgemeingültige Verhaltensregeln hält, die natürlich nirgendwo genau schriftlich fixiert sind, aber an die sich jeder hält, mit kleinen Nuancen. Und es ist doch wichtig, daß einem die Arbeit als Klavierlehrer Freude macht und man nicht zu sehr von seinem eigentlichen Vorhaben, dem Unterrichten abgelenkt wird.
Die Ratschläge die gegeben werden, sind aus dem eigenen Kontext heraus, aber das ist ja andererseits das Spannende, die vielen verschiedenen Sichtweisen. Wenn ich an die Arbeit gehe, möchte ich nicht jedesmal einen psychologischen Selbsterfahrungskurs damit verbinden, sondern mich auch auf Sachen verlassen können, die normalerweise so sind, wie sie sind, damit ich das mit Routine ausführen kann, wozu ich gekommen bin, in dem Fall durch Unterrichten mein Wissen und Können weiterzugeben.

Liebe Grüße
Leonie


Liebe Ella,
Vordergründig sollst Du dem Jungen das Klavierspielen beibringen, dafür hast Du einen Auftrag, dafür wirst Du bezahlt. Bei der Umsetzung dieses Auftrages geräts Du allerdings unter die Räder verschiedener Ideen davon, was Du leisten sollst.

Im Gespräch hast Du Deinen Standpunkt der Mutter gegenüber dargestellt: zB: sie soll sich raus halten. Letztendlich ist das eine/Deine Forderung. Die Mutter hat akzeptiert und war "einsichtig". Ich wünsche euch dreien, dass das so bleibt. Aber ich nehme an, dass es wieder und wieder knirschen wird - daran ist nichts Schlimmes.

Es ist nicht die Mutter, die ein Problem mit dem Jungen hat, sondern ich habe ein Problem mit mir. Der Junge hat auch kein Problem mit seiner Mutter sondern ich habe dieses Problem.
Und jetzt kommt der Hammer: im Grunde genommen gibt es kein Problem! Die Dinge SIND einfach.

...
Daher empfinde ich diese Ratschläge hier durchaus zweischneidig (was mich nicht davon abhält meinerseits zu ratschlagen zB, dass man keine Ratschläge geben sollte...). "Ratschläge" sind günstigstenfalls neue und ungewohnte Denkmuster - wie zB die völlig andersartige Denke von Hasenbein und mir. Daran ist nichts off-topic. Doch genau DAS suchen die wenigsten Ratsuchenden: die meisten suchen eine Bestätigung ihres eigenen Denkens, zB: die Mutter ist übergriffig, der Junge ist traumatisiert und man sollte deshalb... bla bla bla.


Alles Liebe

Viola
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Liebe Viola, liebe Ella,
ich melde mich jetzt doch auch nochmal zu Wort, weil es hier meiner Meinung nach nicht darum geht, wer das größte Problem hat, sondern daß die Mutter des Klavierschülers sich nicht an allgemeingültige Verhaltensregeln hält, die natürlich nirgendwo genau schriftlich fixiert sind, aber an die sich jeder hält, mit kleinen Nuancen. Und es ist doch wichtig, daß einem die Arbeit als Klavierlehrer Freude macht und man nicht zu sehr von seinem eigentlichen Vorhaben, dem Unterrichten abgelenkt wird.

Leonie


Liebe Ella,
Vordergründig sollst Du dem Jungen das Klavierspielen beibringen, dafür hast Du einen Auftrag, dafür wirst Du bezahlt. Bei der Umsetzung dieses Auftrages geräts Du allerdings unter die Räder verschiedener Ideen davon, was Du leisten sollst.

Im Gespräch hast Du Deinen Standpunkt der Mutter gegenüber dargestellt: zB: sie soll sich raus halten. Letztendlich ist das eine/Deine Forderung. Die Mutter hat akzeptiert und war "einsichtig". Ich wünsche euch dreien, dass das so bleibt. Aber ich nehme an, dass es wieder und wieder knirschen wird - daran ist nichts Schlimmes.

Es ist nicht die Mutter, die ein Problem mit dem Jungen hat, sondern ich habe ein Problem mit mir. Der Junge hat auch kein Problem mit seiner Mutter sondern ich habe dieses Problem.
Und jetzt kommt der Hammer: im Grunde genommen gibt es kein Problem! Die Dinge SIND einfach.

...
Daher empfinde ich diese Ratschläge hier durchaus zweischneidig (was mich nicht davon abhält meinerseits zu ratschlagen zB, dass man keine Ratschläge geben sollte...). "Ratschläge" sind günstigstenfalls neue und ungewohnte Denkmuster - wie zB die völlig andersartige Denke von Hasenbein und mir. Daran ist nichts off-topic. Doch genau DAS suchen die wenigsten Ratsuchenden: die meisten suchen eine Bestätigung ihres eigenen Denkens, zB: die Mutter ist übergriffig, der Junge ist traumatisiert und man sollte deshalb... bla bla bla.


Alles Liebe

Viola
 
Liebe Viola, liebe Ella,
ich melde mich jetzt doch auch nochmal zu Wort, (1) weil es hier meiner Meinung nach nicht darum geht, wer das größte Problem hat, sondern daß die Mutter des Klavierschülers sich nicht (2) an allgemeingültige Verhaltensregeln hält, die natürlich nirgendwo genau schriftlich fixiert sind, (3) aber an die sich jeder hält, mit kleinen Nuancen. Und es ist doch wichtig (4), daß einem die Arbeit als Klavierlehrer Freude macht (5) und man nicht zu sehr von seinem eigentlichen Vorhaben (6), dem Unterrichten abgelenkt wird.
Die Ratschläge die gegeben werden, sind aus dem eigenen Kontext heraus, aber das ist ja andererseits das Spannende, die vielen verschiedenen Sichtweisen. Wenn ich an die Arbeit gehe, möchte ich nicht jedesmal einen psychologischen Selbsterfahrungskurs (7) damit verbinden, sondern mich auch auf Sachen verlassen können, die normalerweise so sind (8), wie sie sind, damit ich das mit Routine (9) ausführen kann, wozu ich gekommen bin, in dem Fall durch Unterrichten mein Wissen und Können weiterzugeben.

Liebe Grüße
Leonie


Liebe Leonie!
1. Du weißt also worum es hier NICHT geht! Das ist toll, woher weißt Du das?!?

2. Ich kenne keine "allgemeingültigen Verhaltensregeln", toll, dass ich endlich erfahre, dass es das gibt! Woher kennst Du diese Regeln?

3. Ich kenne leider niemanden, die sich daran hält, ich halte mich auch nicht dran, weil ich sie ja nicht kenne (s.o.)

4. Ich habe keine Ahnung, was wirklich "wichtig" ist...

5. Sollte mir die Arbeit als KL Freude machen? Und wer liefert mir diese Freude? Die Auszubildenden? Also, ich tue alles, was ich tue natürlich am Ende des Tages mit Freude, auch die Dinge, die ich NICHT aus Freude tue, zB mit einem Kind Hänschen klein lernen. Weiß der Geier, wie oft ich das schon hinter mir habe und wie oft noch vor mir, DAS macht mir bestimmt KEINE Freude, aber ich tue es natürlich trotzdem mit Freude, aber: das kann nur ich entscheiden. Auch in den hier beschriebenen Situationen kann ich nicht erkennen, was einem denn KEINE Freude bereiten sollte... ich lasse mir meine Freude von KEINEM tobendem Kind oder nörgelnden Mutter vermiesen! Also ist es egal

6. Super, dass Du weißt, was Dein eigentliches Vorhaben ist!! Ich weiß es oft nicht... manchmal lernen die Kinder bei mir die richtige Aussprache (Sprecherziehung), manchmal lernen wir tanzen, dirigieren, singen, lachen... manche schicke ich zum Arzt (das haben die Eltern immer besonders "gerne"... ), zwei mal habe ich das Jugendamt eingeschaltet, eine Jugendliche habe ich nachts von zu Hause abgeholt und dann haben wir uns am nächsten Tag entschieden, das sie in eine psychatrische Klinik geht weil sie ritzte und magersüchtig war, nun ja, das sind eben auch Aufgaben, die ich vorhabe zu erfüllen, wenn sie dran kommen.
Ich mache mir heute ein wenig den Vorwurf, einen 12 jährigen krebskranken Jungen vor 20 Jahren NICHT genommen zu haben, weil es klar war, dass er nur noch ein halbes Jahr zu leben hatte. Sein größter Wunsch: Klavier spielen lernen... Nun ja, das wäre wohl letztendlich in eine Sterbebegleitung ausgeartet und ich war erst 21 Jahre alt, mitten im Studium mit eigenen Problemen... aber heute würde ich das natürlich machen. Ich habe nie eine Ahnung, was das Leben und die Schüler mit mir vorhaben...

7. Mir ist jede Begegnung mit der Welt, mit Menschen ein Anlass, mich selbst wieder von einer neuen Seite kennen zu lernen. Das bleibt nicht aus, denke ich. Wenn Du das nicht so erlebst frage ich Dich: wie machst Du das?! Wie schließt Du aus, dass Du - wenn Du zB beim Bäcker Brötchen kaufen gehts - keinerlei psychologische Selbsterfahrung machst, weil irgend eine Oma sich vordrängelt, die Verkäuferin Dich anmotzt und Dir zu wenig Geld rausgibts, Du daraufhin eine Kriese kriegst und beim Rückwärtsausparken ein anderes Auto schrammst... also, ich meine, man ist IMMER dabei, psychologische Selbsterfahrung zu machen... verrate mir mal Deinen Trick!

8. Wohw, ich bin begeistert, dass Du weißt, wie die Dinge "normaler Weise" sind!!! Ich müsste eine standby Telefonleitung zu Dir haben, weil ich das nie weiß!!

9. Chapeau! Das schaffe ich nie! Ich habe zwar immer einen Plan, was ich vorhabe, aber darüber hinaus habe ich immer auch einen Plan B... das hat mich gerettet als ich in meiner Examenslehrprobe mit einem Schüler konfrontiert war, der seine Noten vergessen hatte.... die Prüfer fanden meinen Plan B sehr überzeugend... also ich bin dafür, immer frisch und ohne Routine den Unterricht zu gestalten. Nennt sich glaube ich: lebendiger Klavierunterricht!
 
"Ich kann aber so nicht mehr arbeiten, weil ich das Gefühl habe, gegen Windmühlen anzukämpfen.
Will den Schüler aber auch nicht aufgeben, weil ich ihn wirklich mag und er begabt ist.

Was soll ich tun? Habt ihr eine Idee?"


Das war die Fragestellung


Liebe Viola,
ich denke, Du kannst Dir Deine Fragen alle selbst beantworten.Allgemeingültige Regeln gibt es viele, auch Du wendest sie an. Sie aufzuzählen ist mir einfach zu dumm.
Hast du ein inneres Bild, wie in etwa ein Klavierstunde ablaufen soll, damit es für Dich befriedigend ist? Sonst machst du Dich ja zum Spielball von unvorhergesehenen Ereignissen oder nicht? Das hätte ich gerne mal gewußt.

Leonie
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Liebe Viola,

ich bewundere deine offene Haltung, deine Großherzigkeit, deine positive Einstellung gegenüber den Menschen.

Dennoch muss doch jeder auch für sich sorgen.

Ich denke, wie Leoniesophie auch, dass ich schon dem trauen kann, was ich wahrnehme im Umgang mit Anderen. Wie ich mich fühle in einer Situation, ob ich mich wohlfühle. Und auch, woran es liegt, dass ich mich eben nicht wohlfühle in einer Situation.

Wer kann schon behaupten, die Wahheit und Weisheit für sich gepachtet zu haben?

Ich meine auch, dass man schon sagen kann, dass in einer Gesellschaft immer Verhaltungsregeln vorliegen.
Vielleicht sind die nirgends explizit definiert. Dennoch werden sie vorausgesetzt, wenn man sich in Gesellschaft aufhält.

Man begrüßt Menschen, wenn sie hereinkommen. In Deutschland gibt man die Hand, in Japan nicht. Hier isst man mit Messer und Gabel, dort mit Stäbchen.
Das klingt nach Allgemeinplätzen? Jawohl, das sind auch welche.

Und sie sind notwendig, um das Miteinander zu regeln und Sicherheit zu geben. Wer bestimmte Grundregeln beherrscht, wird sich in unserer Gesellschaft frei bewegen können, ohne überall anzuecken.

Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Kinder klare Regeln brauchen und ohne diese völlig überfordert sind.
Die Aufgabe der Eltern besteht auch darin, ihrem Kind beizubringen, wie man sich integriert, also mit Verhaltensregeln, auch ungeschriebenen, umzugehen und sich daran zu halten.

LG
violapiano
 
@ hi vp!

Nun ja, es gibt vielleicht diese allgemeingültigen Regeln... doch warum hält sich die Mutter nicht daran? Und warum hält sich dieses Kinde anscheinend auch nicht daran?!?!
Für dieses Klientel gibt es also diese allgemeingültigen Verhaltensregeln nicht, oder?

Und wenn sie sich nun mal nicht daran halten... warum auch immer... was sollte man "dagegen" tun? Viele scheinen das ja zu wissen, was in diesem Falle "richtig" und "falsch" ist. Ich habe nur mal in den Raum geworfen, dass es vielleicht sein könnte, dass es diese allgemeingültigen Regeln gar nicht gibt...

@LS
tut mir leid, wenn Dir das zu dumm ist, Fragen zu beantworten, die, wie jeder verstehen konnte, nur rhetorisch waren.

zu der Frage bzgl der Windräder...
Ich verstehe überhaupt nicht, was so schlimm daran ist, gegen Windmühlen zu kämpfen, das tue ich jeden Tag wieder aufs Neue! Mit Freude!
 
Liebe Viola,
sind diese Überlegungen nun Deinem freien Willen entsprungen oder sind sie Dir gleichsam unfreiwillig passiert? Und sofern wir diese Frage offen lassen, stellt sich eine weitere: wenn weder der Knabe noch die Frau Mama miteinander Probleme haben, dann wäre Ella quasi der Problemfall, weil sie Probleme sieht, wo keine sind - müsste man da nicht Mutter und Kind dringend raten, eine andere Lehrkraft zu engagieren? Und wenn das geboten wäre, frage ich mich, warum von Geplärr und falschen Noten die Rede war - plärrte das Knäblein, weil Ella Probleme hat??
Gruß, Rolf


Ist das wichtig woher meine Überlegungen kommen? Ich mag einfach die Dinge mathematisch auf zu bröseln und unvoreingenommen von allen Seiten zu betrachten. Dann erzeuge ich Hypothesen und versuche, daraus keine Schlüsse zu ziehen...

Du hast völlig richtig erkannt: stelle Dir vor, für Ella gäbe es gar kein "Problem"! Also, sie würde einfach keins draus erkennen oder machen, dann wäre da ein Junge, der manchmal mitarbeitet und manchmal nicht. Dann gäbe es eine Mutter, die mal was sagt und mal nichts sagt. Das wäre einfach immer: egal. Ella würde in der Situation einfach sein, sie aushalten, sie ggf mitgestalten, sich verhalten (tut sie ja in jedem Falle). Ihr Verhalten kann so oder anders sein, sie kann reagieren wie sie will und wie sie Lust hat. JEDES Tun hat immer Konsequenzen und sie würde natürlich immer die Verantwortung übernehmen. Es gilt, dieses Tun einfach zu akzeptieren, egal ob es "richtig" ist oder vielleicht nicht. Sie hätte nicht das Gefühl gegen Windräder anzukämpfen, auf verlorenem Posten zu stehen (keine Ahnung ob sie das so sieht) oder machtlos zu sein, wo sie gerne machtvoll erscheinen würde. Sie würde sich einfach keinen Kopf machen und sich selbst keine Vorwürfe machen, dass sie die Sachen vielleicht "nicht im Griff" hat und und und.

Es gäbe faktisch kein Problem.
 
Ich verstehe überhaupt nicht, was so schlimm daran ist, gegen Windmühlen zu kämpfen, das tue ich jeden Tag wieder aufs Neue! Mit Freude!

das ist auch nicht schlimm, sondern lehrreich und unterhaltsam - ein schon recht altes, aber immergrünes spanisches Buch erzählt davon ;) :)
und wer sind dabei Deine Rosinante und Dein Sancho Pansa?
 

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