Von der lat. Wortsemantik her ist das zwar lexikalisch verschieden (Prae-ludium "Vorspiel", Prae-ambulum "Vorweg-gehendes"), aber referentiell dasselbe, sozusagen "Absatz 1". Auch musikgeschichtlich scheint da nicht scharf differenziert zu werden. Ich kopiere Dir einfach mal den entsprechenden Absatz aus der MGG s.v. Präludium:
Entsprechend dem Brauch der Komp., Sammler, aber auch der zeitgenöss. Begriffsbestimmung sind dem Terminus Präludium nicht nur allgemeine Namen wie Praecentio, Prooemium u.ä. zu subsumieren, sondern auch Titel wie Passaggio, Arpeggiata, Tastatura, Tiento, Toccata, Intrada sind weitgehend zu koordinieren. Bei der durchaus nicht immer zu begründenden unterschiedlichen Namengebung wird entweder die Spielform oder der Zweck mehr hervorgehoben; das Sinngebend-Allgemeine aber ist stets der »introitive Charakter« (Schrade). So zählt M. Praetorius (Syntagma musicum, NA III, 21-23) auf: 1. »Praeludia vor sich selbst: Als da sind, Phantasien, Fugen, Symphonien und Sonaten«, 2. »zum Tantze als Intraden«, 3. »zur Motetten oder Madrigalien als die Toccaten«. Noch im 18. Jh. besitzt der Terminus Präludium die gleiche Begriffsbreite, wenn z.B. Brossard (Dict. de Musique 1703) Titel wie »Capriccio, Ricercata, Intrada, Ouverture, Symphonie, Suonata« der Funktion des Präludiums unterordnet. Selbst bei J. S. Bach bleiben die Überschriften noch oft ohne symptomatische Konsequenz, so wenn die Inventionen in Friedemanns Kl.-Büchlein zunächst als Praeambeln bezeichnet werden oder die Orgeltoccata C in vier Hss. vier abweichende Bezeichnungen trägt. [...] Auch im 19./20. Jh. bleibt eine genaue Begriffsfixierung unmöglich, wenn etwa R. Wagner die an sich geschlossene Ouvertüre zu den Meistersingern als »Vorspiel« bezeichnet und wenn andererseits, angeregt durch Chopin, sich für kurze, formal unterschiedliche Kl.-Stücke der Name »Prélude« einbürgert, ohne der ursprünglichen Funktion zu entsprechen.