Notizen über das Üben

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Siggi

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Macht Ihr Euch einen konkreten Übeplan und haltet die Ergebnisse, Fortschritte die Ihr beim Üben macht, schriftlich fest? Falls ja, legt Ihr Eure Aufzeichnungen nach Tagen oder nach Stücken geordnet fest?
 
Ich habe das anfangs mal versucht, weil ich gern systematisch vorgehe und messbare Fortschritte sehen will. Da ich gleichzeitig auch mit Saxophon angefangen hatte und mein Pensum an Übezeit knapp ist, habe ich mich irgendwann entschlossen, den "Verwaltungsaufwand" zu minimieren und die Zeit lieber auf Musiktheorie zu verwenden.
 
Nein, Aufzeichnungen mache ich keine. Aber ich habe eine relativ feste Reihenfolge beim Üben. Um mich einzuspielen, spiele ich Tonleitern über 3 oder 4 Oktaven, jede Hand einzeln rauf und runter, dann beide Hände parallel und auch in der Gegenbewegung jeweils rauf und runter, weiters kleine Zerlegung über drei, vier Oktaven rauf und runter. Dann mache ich mich an das jeweils aktuelle Stück, das ich aufnehme, wenn ich glaube, dass man es anhören kann. Beim Anhören kann ich dann ganz gut den jeweiligen Fortschritt feststellen. Die Bestätigung hole ich mir dann von meinem Klavierlehrer und auch von meinem Mann, den ich damit allzu gerne nerve :D - ne, er ist da sehr tapfer.

Die Übungseinheiten beende ich zur Wiederholung immer mit Stücken, die ich schon gut kann, das entspannt mich.
 
WuWei, verstehe, Zeit ist nie ausreichend ...

Wiedereinsteigerin: mehr als die Bestätigung, dass ich Fortschritte gemacht habe, geht es mir darum, zum Bespiel nach dem Unterricht oder nach dem Üben festzuhalten, dass es zum Beispiel in Takten 4, 10-19 usw. an einer konkreten Sache hakt, dass ich ab Geschwindigkeit x bei der C-Tonleiter bei Finger 4/1 und 3/1 leichte Unregelmäßigkeiten habe und dergleichen. Mit dem Ziel, beim nächsten Üben konkret da anzusetzen, zu notieren dass und wie ich es geübt habe, oder es auch mit dem Lehrer zu besprechen bezüglich weitere Übeansätze. Und es auch deshalb festzuhalten, damit ich es beim weiteren Üben nicht ignoriere.

Das zeigt natürlich auch automatisch den Fortschritt an, aber den höre ich dann hoffentlich auch!
 
Bei mir gibt es verschiedene Stadien, und daraus folgend verschiedene Qualitäten von Notizen (nämlich in den Noten oder auf einem Protokoll):

1. Neu Erfassen eines Stückes: Text anschauen, viele Aufnahmen hören, mitlesen, langsam blattspielen, Musik erfassen, bereits Einheiten machen (Üb-Einheiten, musikalisch sinnvolle Abschnitte, zB Phrasen, Exposition, Seitenthema, 4 Takte etc). Wenn es Musik ist, die ich nicht so kenne (zB neuer Komponist, oder eine mir nicht liegende Richtung wie Schönberg etc), auch einlesen in Sekundärliteratur.

Hier mache ich Notizen in den Noten, aber auch für mich selber.

2. Üben, Lernen: Ich eigne mir abschnittweise das Stück an, analytisch, d.h. nach einem Übteil kann ich es auswendig. Bei komplexen Stellen notiere ich mir wieder in den Noten.

WICHTIG: da ich sehr viel analysiere und rein schreibe, mache ich das nicht auf den Noten, die ich übe, sondern ich kopiere das Stück und habe so ein Analyse-Exemplar. Zu viele Notizen in den Noten sind kontraproduktiv. Man weiss, dass das Auge nicht mehr als 7-8 Dinge gleichzeitig erfassen kann. Und Noten sind generell nicht sehr hirn-freundlich. Quasi vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen und so...Ich benutze Farben, die strikt zugewiesen sind: zB grün = Takt/Rhythmus, blau = Harmonien, rot = "Fallen" (zB unerwartete Vorzeichen, ...) , schwarz = Fingersätze usw

So gibt es zB keine Verwechslungen, wenn ich bei einer rhythmisch schwierigen Stelle den Takt notiere (zB "1 + 2 + 3 + 4 + ") und gleichenfalls Fingersätze 1, 2, 3, 4, 5 notiere.

3. Ich habe das Stück relativ gut drin, aber nicht alles ist schon top. Es gibt Problemstellen. Hier mache ich einen Katalog - genannt Kompendium - mit so genannten "mulmigen Stellen", die ich täglich trainiere (natürlich immer im musikalischen Kontekt).

So kann ich ein Stück das ich auch bereits 100% kann (= im Konzert gespielt) immer wieder trainieren, indem ich einfach die 2-3 mulmigen Stellen übe.

Dafür benutze ich Tabellen, für jedes Stück ein Blatt. Nehme ich ein Stück wieder hervor, habe ich auch das betreffende Blatt (das liegt jeweils im Heft beim zugehörigen Stück).


Grundsätzliche Notizen mache ich bisweilen, und zwar v.a. auf die Zukunft bezogen. Wenn ich was geübt habe, was mir noch etwas vage vorkam, notiere ich mir in mein Heft, die nächsten paar Tage gleich wieder daran zu arbeiten. Da ich nie jeden Tag alles übe, vergesse ich so die kniffligen Dinge nicht so leicht.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
mulmig

mir gefällt diese Weise, an die Stücke heranzugehen. Ist bei mir ähnlich, allerdings mache ich weniger Notizen und benutze deshalb auch keine Kopien. Ich denke, dass ich mir gut behalte, was ich intensiv einstudiere.

Es wäre vielleicht eine gute Idee, mal einen Faden aufzumachen - kann ja öffentlich hier im Forum sein - in der "mulmige Stellen" aufgelistet werden, die aber echt mulmig sind, also auch für den versierten Klavierspieler. Da kommt sicher viel zusammen und vielleicht auch der eine oder andere Tip, der das Einüben erleichtern kann.

Ich habe bisher aber noch Schwierigkeiten Notentexte zu kopieren, weil ich keinen Scanner habe, den man vielleicht mal kaufen sollte. Multimedial bin ich nicht besonders ausgerüstet. Digicam als eine filmkamera wären auch gut.
 
Es wäre vielleicht eine gute Idee, mal einen Faden aufzumachen - kann ja öffentlich hier im Forum sein - in der "mulmige Stellen" aufgelistet werden, die aber echt mulmig sind, also auch für den versierten Klavierspieler. Da kommt sicher viel zusammen und vielleicht auch der eine oder andere Tip, der das Einüben erleichtern kann.

Könnten wir ja mal eine Datenbank anlegen oder so.
 
Datenbank

Finde ich auch eine gute Idee, erstmal so eine Art Stoffsammlung, wobei wir unnütze Diskussionen vermeiden sollten nach der Art: "Das ist doch garnicht so schwer, denn was dem einen sin Uhl usw..

es liegt ja in der Natur der Sache, dass hier ganz verschiedene Stellen zusammenkommen und wenn einer die leicht bewältigt, Umso besser, dann sollte er eben verraten, wie es geht.

am besten wäre ja, man hätte immer Noten vor augen aber da muss ich mir noch über die Technik Gedanken machen,
 
Ich hab mir nur einmal notiert, was ich alles üben muss, und dazu geschrieben, wie wichtig es ist, wie oft ich es übe und wie lange (beim Saxophon).
Aber generell schreibe ich nichts auf (auch bei Doppelkreuzen schreib ich nix in die Noten - in Solonoten gehört nichts reingeschrieben, außer, es muss was korrigiert werden - meiner Meinung nach), da ich ein Gedächtnis habe, dass sich alles wichtige merken kann.
Außerdem nimmt so viel Bürokratie dem ganzen ziemlich viel Spaß und es wirkt wie Arbeit.
 
The Pianist,
danke, das war sehr ausführlich.

Mein Vorgehen entspricht grundlegend dem Deinen, mit starkem Akzent auf Auswendiglernen gleich zu Beginn, und ich arbeite auch mit bunt markierten und beschrifteten Notenkopien, wobei ich bei den Kopien den Vorteil schätze, dass ich sie ohne jeden Aufwand mit mir herumtragen kann. Die Kopien entsorge ich dann aber irgendwann, wenn das Stück einigermaßen im Kopf ist; nachschlagen kann ich ja jederzeit im Original.

Da ich erst seit September 2005 systematisch lerne, sind meine Stücke grundsätzlich noch relativ einfach, mit einigen für mich schon recht anspruchsvollen "Ausreißern". Für meine erste Chopin-Mazurka und 2stimmigen Bach-Inventionen habe ich mir auch verschiedene Aufnahmen angehört, etliches gelesen usw., bei den einseitigen Stücken aus der Russ. Klavierschule fällt das meist flach.

Habe mit den Notizen – man könnte es auch Übetagebuch in Stichworten nennen - am Wochenende einmal nach Stücken auf losen Blättern/Ringbuch ausprobiert und gleich festgestellt, dass das nicht mein Ding ist. Zwar hat es den Vorteil, dass ich immer bei dem Stück genau sehe, was letzter Stand war, und welche Takte besondere Aufmerksamkeit erfordern. Andererseits war mir die Angelegenheit Ringbuch, Register usw. einfach zu „üppig“, so dass ich doch auf ein gebundenes Arbeitsbuch umgestiegen bin mit Eintragungen zu allen an dem Tag bearbeiteten Stücken, aber immer nur unter dem Datum des aktuellen Tages.

Ich hoffe, dass bei dieser Methode nichts durchrutscht bzw. ich mich zu häufig beim Durchblättern und Suchen erwische, weil ich immer an mehreren Stücken gleichzeitig arbeite.

Damit ich eine Kontrolle über „to do’s“ habe und über die Aufgaben aus dem Unterricht, mache ich mir bei diesbezüglichen Notizen am Rand einen Strich, wo ich später abhaken kann, wenn es sich erledigt hat.
 
Hi,

seit meiner letzten Klavierstunde, in der wir festgestellt haben, dass ich das "Pauken" noch lernen muss, mache ich genaue Aufzeichnungen über Übezeiten und -inhalte. Ob es meinen Fortschritten zuträglich ist, muss die Zeit erst zeigen.

Gruß
Gaby
 

Macht Ihr Euch einen konkreten Übeplan und haltet die Ergebnisse, Fortschritte die Ihr beim Üben macht, schriftlich fest? Falls ja, legt Ihr Eure Aufzeichnungen nach Tagen oder nach Stücken geordnet fest?

Einen (relativ) konkreten Übeplan habe ich schon, allerdings eher im Kopf.
Zum Warmwerden nehme ich die etwas einfacheren Stücke, die keine "großen Griffe" erfordern (um die Sehnen zu schonen). Dann kommen die schwierigen Stücke. Technikübungen spiele ich eigentlich zur Zeit selten.

Ganz am Schluss des abendlichen Übens wiederhole ich meistens eine der "schwierigsten" Passagen meines Übeprogramms und hoffe dabei auf den "Kopfkisseneffekt" (Lernen im Schlaf) :)

Morgens vor der Arbeit übe ich meist noch kurz die "schweren" Stellen, allerlings auch mit dem oben beschriebenen (verkürzten) "Aufwärmprogramm" vorneweg. Die Finger laufen morgens allerdings selten so gut wie abends...
 
Seit einiger Zeit verwende ich kleine Haftnotizen (ca. 38x58mm), um Notizen zu machen, die nicht ewig in den Noten bleiben müssen. Also z.B. eine Liste von Stellen, auf die ich besonders achten will. Diese Notizen sind gleichzeitig sehr praktisch als Lesezeichen zu verwenden :)
 
Ich hatte mal als ich 10 war ein kleines Buch, da habe ich aber nur aufgeschrieben, wie lange ich geübt habe, das hat mir gar nicht s gebracht. Aber neulich wollte ich wieder so ein Buch anfangen, allerdings mit übeinhalten. Da habe ich bisher nur 2 Einträge vom November, danach wurde ich zu faul :D

Ich kann mir vorstellen, das das was helfen würde, wenn man sich konkrete Ziele setzt, aber bei mir entwickeln die sich während des Übens. Schließlich bekomme ich erst da mit, was die Stellen sind, die mir schwer fallen.
 
Ich schreibe mir nichts auf, wann ich wie lange gespielt habe oder spielen möchte. Wozu haben wir denn unseren Kopf ;)

Wenn ich ein stück übe und es dort schwere stellen gibt, habe ich das im kopf. Diese stellen übe ich dann immer wieder. Richtig warmsppielen tue ich mich auch nicht ... anfangs fange ich mit einem etwas leichterem stück an. Wenn man will, könnte man das schon als leichtes warmspielen zählen, das ist aber jedem selbst überlassen für was er das hält.

Kleinere notizen schreibe ich schon in meine noten. Beispielsweise fingersätze oder markiere mir stellen, wo ich vielleicht immer ein vorzeichen vergesse. Das dann nur mit bleistift. Irgendwann wenn ich das spiel ohne probleme spielen kann und lust habe, radier ich die manchmal wieder raus.

lg Jonas
 
Zielgerichtetes Üben

Vielen Dank, lieber thepianist und Siggi für den Einblick in Eure Arbeit. Bei mir hat sich im Lauf der Jahrzehnte (bin schon ein alter Knochen) die folgende Arbeitsweise bewährt:
Ich plane im Voraus ein Konzert mit einem bestimmten Thema, z.b. ein Komponist, oder "skandinavische Musik" o.ä.
Dazu suche ich mir die Sachen aus, die darin vorkommen sollen. Meist kann ich irgendwas davon schon von früher.
Die Stücke, die ich aussuche sollten überwiegend unberührte Stücke sein, also nie darin herumklimpern, weil sich rumgeschlampte Fingersätze festsetzen können.
Dann wird das komplette Stück kopiert und in Klarsichthüllen gesteckt. Die Originalnoten, die ich alle besitze verschwinden dann wieder im Schrank.
Wenn ich dann sehr konsequent bin, fange ich mit den aufwändigsten Passagen an. Z.B. die erste Chopin Ballade mit den letzten zwei Seiten, die Waldsteinsonate mit den Linke-Hand-Passagen aus dem letzten Satz usw. Immer sehr langsam! Davor nehme ich mir relativ viel Zeit, meine eigenen Fingersätze auszuknobeln, rein zu schreiben und festzulegen. Vielleicht ist es angebracht, die Verteilung auf die beiden Hände zu ändern? Dann wird dieser Fingersatz nie mehr geändert, weil sich das Gedächtnis neben dem Notenbild und dem Klang eben auch an den Fingerbewegungen aufhängt und von der Verknüpfung aller drei Gedächtnisarten lebt.
So lerne ich höchstens zwei bis drei meiner Programmstücke gleichzeitig und schaue die anderen gar nicht an.
Gelernt werden diese Stücke in Gruppen, z.B. die 4 Mazurkas Op.33 im Zusammenhang. Es ist immer eine Genugtuung, wenn eine solche Gruppe fertig ist.
Ich habe dazu ein Ringbuch, das auf dem Notenpult steht, in dem nur die für das Konzert gelernten und noch zu lernenden Stücke sind. Am Schluss kann ich dann alle diese Stücke im Ringbuch auswendig.
Natürlich bin ich nicht immer ganz so konsequent wie hier dargestellt. Meist sind noch andere Stücke in diesem Ringbuch, die ich aber meist schon kann oder die als nächstes dran kommen.
Ist das Konzert dann abgehakt, wandern diese Klarsichthüllen in Ordner in den Notenschrank.
Hole ich ein solches Programm mal wieder heraus, nehme ich wieder dieselben Kopien, sie werden wieder genau so im Ringbuch eingeordnet, wie sie das erste Mal drin waren!
Diese Methode ist nicht auf meinem Mist gewachsen, ich habe sie mir von einem süßen alten amerikanischen Büchlein ("Die Freuden des Klavierspiels") abgeguckt.
So ist in den letzten Jahren viel zusammen gekommen!
Vielleicht kann jemand aus dieser Beschreibung was für sich machen!
Viel Spaß und Erfolg!
Walter
 
ich habe sie mir von einem süßen alten amerikanischen Büchlein ("Die Freuden des Klavierspiels") abgeguckt.
Was die Leute nicht alles lesen! :D
Charles Cooke: die Freuden des Klavierspiels (The pleasure of playing the piano). Zürich, Origo-Verlag 1949.
Ein Buch, das - wie ich finde - dringend mal wieder neu aufgelegt werden sollte. Aber ob es heutzutage auf die Bestsellerliste käme?
 
"Die Freuden des Klavierspiels"

Hallo Koelnklavier, freut mich, dass einer das Büchlein kennt. Ich habe es schon 1973 aus der Bücherei geliehen und mit Gewinn gelesen. Die schlauen Zitate, die ich jetzt im Forum verstreue sind überwiegend von dort. - Erst zu meinem 50 sten hat es mein lieber Bruder, der auch Klavier spielt, irgendwo antiquarisch aufgetrieben und mir geschenkt. Hat mich sehr gefreut!
Walter
 
Dieses Forum hat übrigens für jedes Mitglied ein Blog-Bereich, den man hervorragend für Aufzeichnungen nutzen kann. Es motiviert auch, bei der Sache zu bleiben, weil es andere ja auch sehen können. Man muß natürlich ehrlich bleiben, sonst funktioniert das nicht :D

Mit etwas Glück bekommt man sogar den einen oder anderen hilfreichen oder aufmunternden Kommentar.
 

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