Bei mir gibt es verschiedene Stadien, und daraus folgend verschiedene Qualitäten von Notizen (nämlich in den Noten oder auf einem Protokoll):
1. Neu Erfassen eines Stückes: Text anschauen, viele Aufnahmen hören, mitlesen, langsam blattspielen, Musik erfassen, bereits Einheiten machen (Üb-Einheiten, musikalisch sinnvolle Abschnitte, zB Phrasen, Exposition, Seitenthema, 4 Takte etc). Wenn es Musik ist, die ich nicht so kenne (zB neuer Komponist, oder eine mir nicht liegende Richtung wie Schönberg etc), auch einlesen in Sekundärliteratur.
Hier mache ich Notizen in den Noten, aber auch für mich selber.
2. Üben, Lernen: Ich eigne mir abschnittweise das Stück an, analytisch, d.h. nach einem Übteil kann ich es auswendig. Bei komplexen Stellen notiere ich mir wieder in den Noten.
WICHTIG: da ich sehr viel analysiere und rein schreibe, mache ich das nicht auf den Noten, die ich übe, sondern ich kopiere das Stück und habe so ein Analyse-Exemplar. Zu viele Notizen in den Noten sind kontraproduktiv. Man weiss, dass das Auge nicht mehr als 7-8 Dinge gleichzeitig erfassen kann. Und Noten sind generell nicht sehr hirn-freundlich. Quasi vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen und so...Ich benutze Farben, die strikt zugewiesen sind: zB grün = Takt/Rhythmus, blau = Harmonien, rot = "Fallen" (zB unerwartete Vorzeichen, ...) , schwarz = Fingersätze usw
So gibt es zB keine Verwechslungen, wenn ich bei einer rhythmisch schwierigen Stelle den Takt notiere (zB "1 + 2 + 3 + 4 + ") und gleichenfalls Fingersätze 1, 2, 3, 4, 5 notiere.
3. Ich habe das Stück relativ gut drin, aber nicht alles ist schon top. Es gibt Problemstellen. Hier mache ich einen Katalog - genannt Kompendium - mit so genannten "mulmigen Stellen", die ich täglich trainiere (natürlich immer im musikalischen Kontekt).
So kann ich ein Stück das ich auch bereits 100% kann (= im Konzert gespielt) immer wieder trainieren, indem ich einfach die 2-3 mulmigen Stellen übe.
Dafür benutze ich Tabellen, für jedes Stück ein Blatt. Nehme ich ein Stück wieder hervor, habe ich auch das betreffende Blatt (das liegt jeweils im Heft beim zugehörigen Stück).
Grundsätzliche Notizen mache ich bisweilen, und zwar v.a. auf die Zukunft bezogen. Wenn ich was geübt habe, was mir noch etwas vage vorkam, notiere ich mir in mein Heft, die nächsten paar Tage gleich wieder daran zu arbeiten. Da ich nie jeden Tag alles übe, vergesse ich so die kniffligen Dinge nicht so leicht.