Musik als Beruf - Lohnt es sich?

Wer einen Musikberuf ergreift und es läuft nicht so wie gewünscht, muss sich verdammt nochmal aufraffen und sehen wo er seine Nische findet - zur Not muss er sich komplett neu orientieren.

Ich sag mal so, die Zeiten ändern sich und man muß sich natürlich auch entsprechend umorientieren. Vor 25 Jahren war es für mich einfach unvorstellbar zu unterrichten - war einfach nicht mein Ding. Gut, bis zur Wende hab ich ja auch musikmäßig sehr gut zu tun gehabt, mein monatliches Gehalt lag in etwa zwischen 1800 und 3000 DDR Mark (war bei einem Durchschnittseinkommen von 600 DDR Mark monatlich schon nicht soo übel.) Nach der Wende arbeitete ich dann in meinem Beruf als Klavierbauer und bekam dadurch auch noch den einen oder anderen Auftritt, was aber im Grunde genommen nur noch ein schönes Taschengeld war.
Nun ist allerdings sowohl Musiker als auch Klavierbauer ein "Luxusberuf", werden die Gelder knapp, wird als erstes dort gespart. Klar, es kommen mal dann und wann Angebote; Kaufhauspianist für 5 € die Stunde und ähnliche Scherze - gut, man macht es, zum einen bringt es Schüler, zum anderen ist es besser als nichts - nur dann kommt jemand der anbietet für 3,50 die Stunde zu spielen...ja was solls; für Hartz lV Satz kann ich auch zu Hause üben :D

Viele Grüße

Styx
 
Musik ist ein Luxus, wie Kunst im Allgemeinen. Dessen muss man sich bewusst sein, allerdings ist das Pflegen von Klunst in einer Gesellschaft für mich auch ein Indikator dafür, wie fein die Gesellschaft ist, oder, wie wenig verroht. Kunst kann sich selten selbst tragen. Das ist auch immer ein Thema an Theatern, Konzerthäusern und Opernbühnen, die nicht die allerhervorragendesten sind im Lande. Die meisten Arbeitsplätze befinden sich "hinter der Bühne".
Klassische Musiker sind heute viel verdrängt worden von der Popmusik. Die Gemeinde der "Klassikhörer" ist sicher nicht halb so groß wie die der Popmusikhörer.
Die Ausbildung des klassischen Musikers ist eine der langwierigsten Ausbildungen überhaupt- und kostspielig ausßerdem. Schon die Anschaffung eines angemessenen Insturments schlägt schwer zu Buche- ganz zu schweigen von Unterrichtsstunden und Studium über viele Jahre hinweg.

Joe, sicher hast Du recht, wenn Du auf das Arbeiten am Fließband in der Fabrik hinweist. Die Frage ist aber auch, was will die Gesellschaft sich leisten. Oder welchen Stellenwert hat Kunst.
Was den täglichen Unterhalt angeht, ist das sicher häufig eine schwierige Sache. Musiker sein bedeutet sehr oft nicht, ein gutes Auskommen zu haben- dessen muss man sich bewusst sein- es ist ein Risiko.
 
Ich glaube Instrumentallehrer habens heute so gut wie niemals zuvor. Auch Eltern, die keinen Bezug zur Musik haben lassen ihre Kinder Unterricht nehmen, und sei es weil sie mal irgendwo gelesen haben, dass das die Entwicklung günstig beeinflusst. Private Musikschulen gibts wie Sand am Meer (zumindest in München). Und wenn man dort nicht unterrichten will, kann man sich mit etwas Geschick auch gut selbstständig machen. Ich gebe aber auch meinen Vorrednern Recht, dass, wenn man ausschließlich mit seiner eigenen Musik (seis als Komponist oder Performer) Geld verdienen will, es sehr schwierig werden kann. Das liegt aber weniger an der kulturverachtenden Politik (das ist natürlich auch ein Faktor), als am Mangel an eigenen Talent.
 
[moderiert]

LG,
Hasenbein
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Wenns den Leuten schlecht geht, wird zuerst am Luxus gespart - richtig. Siehe Fächerstreichung in der Schule. Was fällt weg? Kunst, Musik, Sport, Religion, vermutlich in der Reihenfolge, evtl. sogar Musik vor Kunst.

Umkehrschluss: Damit es den Leuten gut geht, brauchen sie Musik. Oder anders formuliert: Zu einer wirklich gesunden Gesellschaft gehört auch der Luxus.
Man könnte natürlich sagen, lasst dieses Überflüssige Zeug weg und spendet alles, was dann übrig bleibt, lieber nach Ostafrika /Sonstwohin.
Es gab mal einen Werbespruch "Entschuldigung, Sie haben sich gerade mit Schulbüchern eingecremt" (also, lieber Geld spenden statt sich Creme kaufen).

Ich denke aber, dass das zu kurzfristig gedacht ist. Man könnte natürlich alles, was die Gesellschaft irgendwie entbehren kann, Ärmeren zu Gute kommen lassen, doch was bleibt dann Übrig? Unzufriedene Leute, Arbeitslosigkeit und eine Gesellschaft, die nichts mehr Produziert, was sie abgeben kann. Das passiert nämlich nur, wenn man im Überfluss lebt, wenn es einem also wirklich gut geht, man sich Dinge kaufen kann, die man eigentlich nicht braucht - Kinokarten, teuren High-Tech-Schnickschnack, Schuhe für 200 Euro, Joghurt mit Sonderkultur UND Klavierunterricht bzw. Konzertkarten. Dann ist auch noch Geld für Spenden übrig.

Somit kann man es vielleicht wagen, zu behaupten, dass auch so scheinbar überflüssige Dinge wie Klavierabende und Instrumentalunterricht in einer Gesellschaft notwendig sind, um sie gesund zu erhalten.

Oder sehe ich das zu naiv? War nur so ein Gedanke.

EDIT: Was nicht heißt, dass ich nicht denke, dass man auch mal zwischendurch eine Wohltat tun könnte, die einem ja nie wehtut...!
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Musik IST KEIN "Luxus" oder "überflüssiges Extra".

Musik ist essenzieller Teil des menschlichen Daseins, peng, aus. Ohne Musik und Kunst geht der Mensch vor die Hunde.

Die wirklich Armen in Afrika machen mehr Musik als wir - und echtere, authentischere noch dazu.

Was allerdings tatsächlich überflüssiger Schnickschnack ist, sind z.B. sündteure Mega-Events oder vollkommen ineffektiver, unkreativer Musikschulunterricht. Oder auch viele Lehrveranstaltungen an Musikhochschulen.

LG,
Hasenbein
 
Ich widerspreche dir nicht. Aber seinen inneren Drang, mit Musik in Berührung zu kommen, kann man auch weitaus billiger ausleben als durch Konzerte und Unterricht, was auch viele Menschen tun. z.B. durch den Kauf von CDs, Radio, Tanzen, Chöre...
In Afrika kostet das Musizieren vermutlich auch kaum etwas bis nichts. Wenn man im Monat einen (doch irgendwie hohen) Festpreis für Klavierunterricht ausgibt, ausgeben kann, würde ich das schon als Luxus bezeichnen. Ich bin mir jedenfalls bewusst, dass der Großteil der Weltbevölkerung nicht das Privileg hat, Klavier zu studieren, weil nie ein Klavier da war oder kein Geld für Unterricht oder keine Zeit zum üben.
 
[editiert]
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Wenn man im Monat einen (doch irgendwie hohen) Festpreis für Klavierunterricht ausgibt, ausgeben kann, würde ich das schon als Luxus bezeichnen.

Seh ich etwas anders. Die Menschen geben in aller Regel ja für alle möglichen überflüssigen Luxus-Dinge jeden Monat viel Geld aus: teure Autos, Smartphones, Fernsehen, Restaurantbesuche etc. pp. Die sind vieeel überflüssiger als ein guter Klavierunterricht, der ja, wenn's gut läuft, für die gesamte Menschenbildung positive Auswirkungen hat! Trotzdem wird idiotischerweise auf den Klavierunterricht zuerst verzichtet.

LG,
Hasenbein
 
Also sagst du, dass Klavierunterricht Luxus ist, aber die anderen Dinge sind noch-mehr-Luxus? Das kann ich nachvollziehen.
Aber nicht unbedingt so unterschreiben. Natürlich ist unsere Ansicht, dass Musik viel wichtiger ist als die teuersten Markenklamotten, Schmuck, ein großes Auto, ein 3D-Fernseher.

Ich bin mir auch einerseits bewusst, dass Klavierspielen dürfen an sich überhaupt nicht selbstverständlich ist - und somit eine Art von Luxus darstellt. Für mich und viele hier ist es aber mehr als Luxus, es ist Lebensinhalt, Geldquelle und einiges mehr. Ohne Musik wäre mein Leben ein völlig anderes (was ich von einer 3000-Euro-Uhr nicht behaupten kann. Ich hab zwar noch nie eine besessen, aber meine Vorstellungskraft wird in dem Fall wohl ausreichen...).

Ich würde mich aber nicht trauen, zu behaupten, dass nicht für andere Leute andere "Luxusgüter" von ähnlich bedeutendem Wert sind, die mir unwichtig wären. Über den moralischen, gesellschaftlichen Wert kann man hier streiten. Aber wer kann mit Sicherheit sagen, dass es für einen Menschen nicht die gleichen positiven Ergebnisse bringt, mit 150 auf dem Motorrad über die Autobahn zu brettern, wie die 1. Chopinballade zu spielen? Ich könnte mir vorstellen, dass das Glücksgefühl ähnlich ist.
Auch wenn ich letzteres eindeutig vorziehe. Schon allein, weil es deutlich weniger gefährlich ist, vom Klavierstuhl zu fallen :D
 
Aber wer kann mit Sicherheit sagen, dass es für einen Menschen nicht die gleichen positiven Ergebnisse bringt, mit 150 auf dem Motorrad über die Autobahn zu brettern, wie die 1. Chopinballade zu spielen?

Mit 150 über die Autobahn brettern ist ein primitives, hormonelles Erlebnis.

Chopin spielen ist ein feinsinniges, multidimensionales Erlebnis.

Kann man also nicht vergleichen.

Außerdem: Musik ist ein Urbedürfnis; Motorradfahren jedoch nicht. Die Menschen sind Hunderttausende von Jahren glänzend ohne Schnellfahren ausgekommen.

LG,
Hasenbein
 

Musik IST KEIN "Luxus" oder "überflüssiges Extra".

Musik ist essenzieller Teil des menschlichen Daseins, peng, aus. Ohne Musik und Kunst geht der Mensch vor die Hunde.

das gilt freilich nicht nur für Musik allein, sondern insgesamt für Kunst.

wer das ausführlicher nachlesen will, dem sei Dostojewski empfohlen: die Festrede des alten Werchowenski über die Frage, was für die Menschen wichtiger sei, Petroleum oder Dresdner Madonna.
 
Man könnte natürlich sagen, lasst dieses Überflüssige Zeug weg und spendet alles, was dann übrig bleibt, lieber nach Ostafrika /Sonstwohin.

Wenn das passieren würde, wären Ostafrika und "Sonstwohin" die reichsten Regionen. Nur um mal etwas Realität hier reinzubringen: Der Beitrag zur Entwicklungshilfe (ODA) Deutschlands ist 0,35 %, der Österreichs 0,43 % des Bruttosozialprodukts. Legt man das mal um auf ein Gehalt von sagen wir 1.300 Euro eines Einzelnen um, sind das 4,55 bzw. 5,59 Euro pro Monat. Nur 3 % dieser Gelder kommen humanitären Zwecken zu gute, der Rest sind Investitionen, die oft dem "Geberland" mehr Vorteile bringen als dem "Empfängerland". Also, da sind wir noch weit weg von einem gänzlichen Verzicht auf Luxus.

Daß man Kultur aufgeben muß, um alle Menschen satt zu bekommen, ist großer Humbug!

Kultur gehört zu den sozialen Bedürfnissen und diese zählen zu den Grundbedürfnissen des Menschen.

LG, PP
 
Statt bei der Kultur zu kürzen, sollte erstmal bei den WIRKLICH überflüssigen Dingen gespart werden:

Dicke Autos, Bankpaläste, riesige Verwaltungskomplexe, überflüssige Bahnhofsgroßprojekte etc.

Dann käme schon genug für Spenden zusammen UND wir würden uns zusätzlich selber noch wohler fühlen, weil nicht dauernd bestimmte Leute auf Kosten der "Kleinen" rumprotzen würden.

LG,
Hasenbein
 
Mit 150 über die Autobahn brettern ist ein primitives, hormonelles Erlebnis

ja und was mich immer wieder erstaunt es sind unter den Musikern, vorallem Pianisten die mit weit mehr alls 150 Km auf den Deutschen Autobahnen herum brettern 240 Km da toent es erst gut, es ist kein Witz aber wahr. Auf die Frage warum macht ihr so was verruecktes, hochgefaehliches , bekommt man immer die gleiche Anwort, es ist der Song des Motores, ob die denken sie spielen danach wie Arturo Benedetti Michelangeli , dieser besass die schnellsten Autos und fuhr auch rennen
 
...völlig off-topic...

überflüssige Bahnhofsgroßprojekte etc.
...falls du die Eseleien im Stutengarten am Neckarstrome meinst: da sollten die, wenn der Bahnhof schon verbuddelt wird, den Hafen auf stelzen hochbocken und ein protziges Schiffshebewerk installieren - in der Mitte zwischen Bahnhof und Hafen könnten dann die Flugzeuge landen...
:D:D:D:D
 
auch sehr off-topic!!!

Es ist aber ein völliger Irrtum aus meiner Sicht, anzunehmen, Spenden würden eine Lösung zur Behebung der wirtschaftlichen Problemen Afrikas u.a. sein! Die resultieren unter anderem aus den Verflechtungen, Entwicklungen und Folgen hiesiger Unternehmen. Sehr schwierig und sehr verflochten.

Liebe tornado13, du wirst deinen Weg gehen - lass dich nicht entmutigen, sieh aber auch ganz klar/genau hin. Wer sich keine Illusionen macht und für den trotzdem nur Musik machen etc. in Frage kommt mit allen Konsequenzen, die das hat, für den ist es das Richtige.

Liebe Grüße

chiarina
 
auch sehr off-topic!!!

Es ist aber ein völliger Irrtum aus meiner Sicht, anzunehmen, Spenden würden eine Lösung zur Behebung der wirtschaftlichen Problemen Afrikas u.a. sein! Die resultieren unter anderem aus den Verflechtungen, Entwicklungen und Folgen hiesiger Unternehmen. Sehr schwierig und sehr verflochten.

Liebe Chiarina,

Du hast natürlich recht, aber solange die Probleme nicht nachhaltig gelöst werden, sind die Menschen in diesen Gebieten eben auf direkte Unterstützung in Form von Spenden angewiesen und leider ist eine Lösung der Probleme weder kurz- noch langfristig absehbar, also wird das auch noch länger so bleiben.

LG, PP
 
Mit 150 über die Autobahn brettern ist ein primitives, hormonelles Erlebnis.
Chopin spielen ist ein feinsinniges, multidimensionales Erlebnis.
Da hast du natürlich Recht, und zum Motorradfahren braucht es auch keine besonderen Fähigkeiten. Aber mir geht es hier nicht darum, irgendetwas als wertvoll und weniger wertvoll oder besser und schlechter zu benennen. Was besser und was schlechter ist, bestimmt nur der Betrachter, ein wirklich objektives "Besser" rein in Bezug auf ein Erlebnis gibt es nicht.
Nur ein "es gefällt mir besser" - und da dürfte es sogar mehr Motorradfahrer als Pianisten geben...

Und ich wiederhole es nochmal: Ich wollte nicht sagen, dass das Ausüben oder betrachten von Kunst und Musik nicht ein Grundbedürfnis ist. Sondern ich habe die Überlegung angestellt, dass dieses Ausüben ab einem gewissen (Finanziellen Aus-)Maß so wenigen Menschen möglich ist, dass ich es als Luxus bezeichnen würde.
Essen ist auch ein Grundbedürfnis - Schokolade haben trotzdem nicht alle...

EDIT:
Achja, und dass man das Weltproblem nicht allein durch Spenden usw. lösen kann, ist mir schon bewusst. Ich habe das absichtlich etwas schwarz-weiß dargestellt - und ich war ja auch nicht für diese Lösung.
 

Zurück
Top Bottom